Improvisation kann und braucht man nicht lernen...

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ZumThema fällt mir gerade ein Zitat von Vernon Reid (EX-Living Color) ein: "Man muss die Regeln kennen, um sie brechen zu können!"
Ich denke, da ist schon etwas dran. Schließlich kann ich mich nur in einer anderen Sprache unterhalten, wenn ich nicht nur die Worte, sondern auch die Grammatik kenne. Sonst klinge ich wie unsere Jugend! ("Ey weissu alder,vollkrassey! Nee,standaaad!" neulich gehört im Bus,allein der Sinn blieb mir verborgen! ;-)
 
Das Wissen über harmonische Zusammenhänge gepaart mit technischem Können ist eine Ausdrucksform unter vielen, aber kein Garant für gute Musik. Sie kann dazu führen großartige Musik zu machen, sie kann aber auch, und das passiert meiner Meinung nach viel öfter, nur belangloses Plätschern verursachen und aufgrund festgefahrener Schemen bei der Entwicklung eigener Ideen im Weg stehen (große Bereiche der Pop und Rockmusik).
Wenn ich bestimmte Techniken (wie z.B. Fingerübungen, Stimmbildung, PC-Kenntnisse, das Gebrauchen irgenwelcher Effekte o.ä.) zur Realisierung einer Idee nutze, laufe ich Gefahr nur im Bereich der technischen Möglichkeit hängen zu bleiben und so zu klingen wie halt viele klingen. Aber wenn ich daran interessiert bin etwas besonderes (eigenes) zu machen, darf ich alle Hilfsmittel nur als Medium benutzen und ungewöhnliche Mittel wie z.B. BaronCids mit seinem Küchen-Drums, nicht auser Acht lassen. Vielleicht wird der eine oder andere von Euch sagen, das echte Drums an der Stelle geiler klingen würden, aber warum so ängstlich? Es gibt genug Beispiele in denen Top-Musiker ihre Instrumente fast schon missbrauchen und dabei einen eigenen unverkenbaren Sound entwickelten (Arve Hendriksen, Björk, Jon Hassel, Bassist von E.S.T., Pat Metheny, Jimi Hendrix, Eivind Aarsedt (entschuldigt die verhunzten Namen))
Warum muß ich erst 20 Jahre lang ein Instrument lernen, um dann festzustellen das ich wie die meisten Musiker klinge? Wer behauptet das "Laien" nicht in der Lage wären außerordentlich spannende Musik zu machen, der ignoriert die zum Teil großartigen Ergebnisse der DJ-Szene. Es ist doch völlig egal welche Sprache ich benutze, Hauptsache das Ergebnis stimmt.
Da diese Bewertung subjektiv ist, werde ich Euch jetzt mit weiterem Laber verschonen. Wer sich mit mir weiter über das Thema auslassen möchte ist herzlichst eingeladen mich privat zu kontaktieren. Aber ich warne Euch, ich hab sowieso immer recht ;-):lol:

Grüße, Uwe
 
Hi,

ich finde das Thema sehr interessant und nicht zuletzt durch die
genannten Musiker (habe 2 Namen mal vorsichtig korrigiert)
ist mir noch ein Stückchen klarer, worum es Dir geht. Ich habe dazu
eine nicht so unähnliche Sicht der Dinge. Ausbildung ist gut, reproduzierbare
Musik (und ausgebildete Musiker, die sie spielen) ist wichtig, darin
sind wir uns sicherlich im Grunde nicht uneins.

Ein vollkommen anderes Ding, und da sind wir uns vermutlich
auch nicht uneins, ist die vollkommen freie Herangehensweise
durch Klänge zB. motiviert. So habe ich für eine Ausstellung
im Kunstkaufhaus im letzten Jahr folgende improvisierte Musik
aufgenommen. Die Herangehensweise ist intuitiv, spontan, ich hatte
bis zum Zeitpunkt der Aufnahme keinerlei Vorstellung, die Dinge sind
einfach so passiert.

[mp3]http://www.guitarworld.de/andersartic/ueber/soundscapes/andersartic25min16bit.mp3[/mp3]
Soundscape zur andersARTic!-Ausstellung im
Kunstkaufhaus Siegburg vom 24.11. - 27.11.2005

Es kommt außer der Gitarre an Amplitube in Cubase noch ein
GR20 GuitarsynthzB. Die Reverse Guitar ist eine Fretless Strat.
Die durch das Umdrehen der Spur entstandene Musik finde ich
spannend. Man weiß letztlich nie 100%-ig, was dabei
rauskommt, nicht unähnlich der Arbeitsweise eines intuitiven Malers.

Ich finde es auch interessant, wenn ich mit Künstlerfreunden Musik
mache, eigentlich der Einzige bin, der spielen kann ;-) Da sitzt
ein Maler hinter dem Schlagzeug, fühlt sich für den Moment wie
Captain Beefheart, ein anderer spielt nur zwei Töne auf dem Bass auf der E-Saite,
erst zaghaft, dann mit mehr Traute ... es bekommt eine eigene
Dynamik, es macht Spaß und es passiert etwas. Es wird Energie
freigesetzt. Sicherlich hätte ein echter Bassist und ein guter Drummer
das sauber und richtiger gespielt. Aber wäre es dann so schön
gewesen?! Um mit dem Herzen zu spielen, muß man kein Instrument
beherrschen, das ist absolut richtig.
 
Uwe":3pyka912 schrieb:
Warum muß ich erst 20 Jahre lang ein Instrument lernen, um dann festzustellen das ich wie die meisten Musiker klinge? Wer behauptet das "Laien" nicht in der Lage wären außerordentlich spannende Musik zu machen, der ignoriert die zum Teil großartigen Ergebnisse der DJ-Szene. Es ist doch völlig egal welche Sprache ich benutze, Hauptsache das Ergebnis stimmt.

Warum klingt man denn automatisch wie alle anderen, wenn man sein Instrument lernt? Ist das nicht ein Vorurteil gegenüber dem Lernprozess als solchem? Du unterstellst hier, dass man dann nicht mehr den Schritt zurück machen kann, dabei heißt es doch immer sich klug stellen sei leichter als andersrum... ;-)
Und die mir bekannten Namen aus deiner Aufzählung, sind in meinen Augen doch eher große Könner, die über das gelernte hinaus gehen, als professionelle Diletanten.

Die Sprachmetapher wird ja immer mal wieder gern bemüht (zu recht): Tja, wenn man davon ausgeht, dass verschiedene Musikrichtungen verschiedene Sprachen sind, muss man sich zumindest nicht mehr wundern, wenn einige Leute bestimmte Musik nicht verstehen. ;-)

Trotzdem muss man eben doch zumindest sprechen lernen. Ob man sich dann noch Schreiben und lesen antut, hat mit dem Sprechen nicht mehr unbedingt zu tun, aber es erleichtert doch die Kommunikation mit anderen.
Soll heißen: Es ist schon schön, wenn ich den Mitmusikern erklären kann, was ich da gerade mache. Oder andersrum.
 
Hi Sven,

da muß ich mich ja doch noch mal melden. Deine 25 minütige andersARTickeit zeigt sehr schön wovon ich spreche. Plötzlich hast Du eine emotional bedrohliche Grundstimmung mit vielschichtigen Interpretationsmöglichkeiten. Derallei Experimente sind immer wieder aufs Neue spannend und je deutlicher menschliches dahinter "sichtbar" wird, desto direkter ereichen solche Klang-Landschaften den Zuhörer (mal abgesehen vom gemeinen GW-ler :lol:)

Hi Tümmüh,

Ich habe auch noch Unmengen von schrägen Zeugs, was natürlich mein praktisches Improvisieren dokomentiert, posten ist im Moment wegen technischem Aufwand noch nicht möglich (da hab ich auch nicht so die Ahnung). Dieses Instrument beherrsche ich kaum, aber ich werds schon noch lernen ;-) Vielleicht am 16. Live in Sischbursch im Zevaujottemm? Ungeschönt , mit seltsamen Klängen und "nacktem Arsch". :fart:
 
So - ich bin der Meinung hier gehts mehr um EXPERIMENTIERN mit Klängen als um IMPROVISATION mit einem Instrument !

Der experimentelle Audruck mit Klängen erlaubt, siehe Beispiele oben,ALLE Freiheiten sich und seinem Zuhöhrer zuzumuten, als Form künstlerische Darstellung. Das hat, mit meinem Verständnis, mit der Improvisation im herkömmlichen Sinn nichts gemein.

Beides fällt wohl unter den Begriff - KÜNSTLERISCHES SCHAFFEN/FREIHEIT - und deshalb ist es subjektiv und nicht messbar.

lg,RockMe
 
Hi RockMe

Wenn ich alle Freiheit in der Wahl der Klangerzeugung habe und nur das tue was ich tuen möchte, dann wird der Zuhörer dankbar dafür sein, das ich ihm einen Einblick in mein Innerstes ermöglicht habe, ohne Nabelschau und andere Peinlichkeiten.

Natürlich hab ich auch eine individuelle Form und spezielles Equipment um mir diesen besonderen Frei-Raum in fast jeder Live-Situation zu schaffen, aber am wichtigsten ist meine Neugier an dem Klang der Dinge die mir ständig begegnen und den Wunsch das alles in einen musikalischen Kontext zu bringen.

Nenn es wie Du willst, ob Improvisation oder Klangexperiment, messbar ist keines von Beiden. Hier geht es nicht um Kartoffeln oder um Kunst als Provokation, sondern um eine höchst sensible Ausdrucksform menschlichen Daseins. Man kann es auch einen spirituellen Akt nennen.

sei herzlich gegrüßt, Uwe
 
Johnny_Thul:
Richtig. Von jedem anderen wäre es "nichts", John Cage hat durch das bewusste einsetzen von "nichts" ein Stück gemacht!

Uwe:
Erstmal, die Aufnahmen die Doc hier reingestellt hat beeindrucken mich schwer! Wenn ich Vergleiche nenne sieh es nicht als muikalische Referenzen sondern als Gleichgesinnte in der Herangehensweiße: Björk und Thom Yorke fallen mir spontan ein.
Wie gesagt, ich bin beeindruckt!

Um meine Aussagen zu erweitern:
Ein japanisches Sprichtwort lautet "Erlerne erst die Welt Deines Meisters um daraus Deine eigene zu schaffen." Muss man nicht befolgen, halte ich aber durchaus für legitim, wenn man z.B. nicht so einen forcierten kreativen Output hat wie Du. Ich glaube dass viele Leute im Grunde ähnlich kreativ sind aber es einfach nicht bündeln und/oder ausdrücken können, Du hast anscheinend genau diese Fähigkeiten. Mein Respekt und Neid sind Dir also sicher ;-)

Und letzten Endes sollte man nie vergessen: Zuerst war die Musik da und DANN die Analyse. Musiktheorie ist nicht dazu da um Dinge zu schaffen oder zu regeln sondern um sie zu erklären und einfacher begreifbar zu machen! Zuerst gab es die Skala, dann ihren Namen, zuerst die Sonate, dann ihre -hauptsatzform ;-)

Ich glaube damit haben wir es mehr oder weniger geschafft auf einen Nenner zu kommen, oder?

Tante Edith sagt: Wo genau trittst Du denn auf? Stadt/...? Wenns nicht zu weit weg ist würde es mich tatsächlich interessieren!
 
Uwe":48tu1ycv schrieb:
Z.B. hat Harmonielehre für mich keine wichtige Bedeutung, da ich sie 1. nicht beherrsche und ich 2. nicht glaube, sie beherrschen zu müßen um mich ausdrücken zu können.
Hallo Uwe,

Interessant wäre wo Du Dich harmonietechnisch während einer Improvisation bewegst. Ich vermute mal Du spielst einen Bass mit temperierter Stimmung ? = 12 gleichberechtigte Töne = 24 abgeleitete Tonarten.

Ist man dadurch begrenzt ? Dazu fällt mir ein, Modulation, keine Grundtonart, dissonierende, uneigentliche, anomalische, chromatische, zufällige und leiterfremde Akkorde. Begrenzung ?

Da sämtliches musikalisches Material und deren Bewegung in der Harmonielehre abgebildet ist, man es nur manchmal nicht erkennen kann,
bewegst Du Dich auch in dieser Struktur.

Für mich ist die Harmonielehre Ideengeber und Experimentallabor. Manchmal greif ich einfach irgendetwas auf, probiere es spielerisch aus und mache etwas eigenes draus. Denn mein Ideenreichtum kommt ab und zu an seine Grenzen und immer das gleiche dudeln langweilt auch mich.

Noch ein Wort zur Beherrschung des Instruments um seine Gefühle spontan auszudrücken zu können. Das wär schon von Vorteil :lol:
Vor einiger Zeit gab es hier in Hannover einen Tag in der Woche Open Stage. Je länger die Veranstaltungen dauerten, umso mehr Leute ließen ihren Gefühlen auf div. Instrumenten freien Lauf. Ich glaube sogar Stockhausen wäre tot umgefallen. Das endete dann leider mit der Einstellung dieser Veranstaltung.

Greeze
 
Tümmüh":2vm9figu schrieb:
Ein japanisches Sprichtwort lautet "Erlerne erst die Welt Deines Meisters um daraus Deine eigene zu schaffen."

Das find ich hat "Hand und Fuß" - so verstehe ich musikalische Freiheit !

lg,RockMe
 
Tümmüh":11uovy3c schrieb:
Johnny_Thul:
Richtig. Von jedem anderen wäre es "nichts", John Cage hat durch das bewusste einsetzen von "nichts" ein Stück gemacht!

Hi Tümmüh!

Vorab: entschuldige was jetzt kommt, aber das ist ein kleiner wunder Punkt bei mir.

John Cage hat aus Nichts kein Stück gemacht, er hat eher eine Definition der heutigen Musik ad absurdum geführt.
Schauen wir uns die Welt nach der Weimarer Schule an und der neuen deutschen Schule: da war man doch frustriert imho, denn kopieren lag den Herren nicht im Blut, also mußte auf Teufel komm raus was Neues her und bums: Neue Wiener Klassik, Aleatorik und Serealismus und wasweißichnichtalles, aus dem Grund entstanden alles zu machen, hauptsache neu. Das war ja erstmal harmlos, Abläufe zu würfeln, Reihen aufstellen, aber was wird daraus? Kunst um der Kunst Willen pur. Man rotzt irgendetwas hin und die Aufgabe des Komponisten ist nur noch, sich die geeignete Defintion auszudenken, warum das jetzt neu und anders ist. Um Schönheit geht es dabei nicht, nur um scheinbare Innovation, weil man alles sein will, nur nicht Kopist und Nachahmer, und außerdem ist ja schon alles in der "alten Schule" gemacht worden.
Was mich ärgert ist: Die Komponisten früher hatten z.T. nichts und haben alles daraus gemacht, heute haben Komponisten alles und amchen daraus nichts, einfach, weil sie keinen Antrieb haben. Sie haben ja schon alles und wissen alles.

Naja, ist meine laienhafte Meinung dazu, aber ich bekomme schon pickel wenn ich nur den Namen von so einem "Komponisten" höre (da nehme ich mal Nevada ein bischen raus).

Puh

Mach's gut!
 
Hi,

also ich verstehe die Sache so:

Es geht darum auch mal andere Instrumente in seine eigenen Kompositionen einfliessen zu lassen, ohne das man diese unbedingt beherrschen muss. Es geht darum Akkzente zu setzen ein Pling hier und ein Pong da. Und diese Improvisationen sind auch reproduzierbar. Ich denke das einfache Tonfolgen und oder ein einfaches Grundthema dadurch ereicht werden kann. Wenn man irgendwie einen Ton aus einen Instrument bekommt und man weiß wie, kann man es zumindest beschränkt auch einsetzen. Es geht nicht darum es virtuos zu beherrschen. Das verstehe ich dann unter kreativer Unabhängigkeit.

Und ich denke, dass dadurch durchaus interessante und gute Musik entstehen kann.
 
Uwe":3t6bvkt5 schrieb:
Sven schrieb:
Um mit dem Herzen zu spielen, muß man kein Instrument
beherrschen...

Darum gehts!

Hallo Uwe,
dann verstehe ich Dich besser.
Ich darf vielleicht gerade noch einmal etwas ausholen um meine - zugegeben heftige - Reaktion zu begünden.
Der obige Satz begegnet mir zu oft andersherum, nämlich:
Wenn man mit dem Herzen spielen will, darf man kein Instrument beherrschen.
Das wird oft auch "belegt", mit Spielern wie Wes Montgomerry, der ja "von Theorie keine Ahnung hatte", der ja "nie eine Musikausbildung hatte".
Was Blödsinn ist. Wes Montgomery hatte Lehrer (natürlich nicht in dem heutigen Sinne, mit Unterricht im stillen Kämmerlein), die ihm gesagt haben, spiel mal soundso oder dasunddas, versuch mal Jenes. Seine Ausbildung hat er auf Sessions und auf dem Bandstand genossen.
Der Mann hat nicht einfach gefuddelt, er hat gespielt, was er gehört hat.

In meinen Augen braucht man nicht studiert haben, um Musik zu machen.
Studierte "Musiker" sind leider zu oft dressierte Affen.
Hochleistungssportler, die mich nicht berühren.
Aber man muß sich mit den Dingen auseinandersetzen.
Spaß daran haben.
Wissen, was man will, was für einen funktioniert.
Dann kann Musik draus werden.

Aber wenn ich zugebe, zu üben, Kenntnisse in Harmonielehre zu haben, dann habe ich in den Augen mancher das Recht verwirkt, mir die Möglichkeit verbaut, mit meiner Stimme zu sprechen. Authentisch Musik zu machen.

Und da bin ich mittlerweile etwas allergisch gegen.

Ich schau mal, ob ich es zu Deinem Konzert schaffe,
Viele Grüße,
Woody
 
Johnny_Thul:
Ich bin mir nicht ganz sicher was Du damit im Bezug zu meinem Beitrag sagen willst, aber ich fühle mich genötigt mich zu rechtfertigen ;-)
Im Ernst: Ich kenne die Inspirations-Geschichte von Cage zu 4'33 so, dass er in einem speziellen Studioraum war der ABSOLUT schalldicht ist und sämtlich Reflektionen von Schall abtötet. Da drinnen ist es MUXmäuschenstill (toller Film, übrigens ;-)). Cage war da drin und hat einen tiefen und einen hohen Ton gehört und fragte den Ingenieur was es damit auf sich häbe/hätte/hatten tüte.
Der erklärte ihm: Der hohe Ton kommt vom Nervensystem selber, der tiefe ist das Rauschen des Blutes.

Wieviel davon wahr ist/... (man denke nur an Andy Warhol und seine Dosen mit der erfundenen Geschichte dazu ...) weiß ich nicht, aber das ist was ich zu Cage's Inspiration zu dem Stück weiß.

Das ist dann aber weniger Musik als generell Kunst. Egal.

Ansonsten muss ich Dir, leider, zustimmen. Heute wird aus viel oft wenig/nichts gemacht. Naja, dadurch fallen die Besonderen aber auch wieder auf. Ist doch auch schön :)


Woody:
Was mich so stört ist, dass oft gerade studierte Musiker so niedergemacht werden. "Dressierte Affen" ist da noch harmlos!
Wo liegt das Problem wenn jemand sich die Musik bzw. "sein" Instrument zum Beruf macht und dabei dann auch sicherlich auf seinen Lebensunterhalt achten muss und damit nicht nur "wahre Kunst" machen kann?
Sicherlich gibt's bei den Studierten Fachidioten, gefühllose Technik-Spezialisten etc., die gibt's aber (nur meist nichtmal technisch SO gut) in der Hobby-Musikwelt und ich würde behaupten mit einem an der Gesamtmenge betrachteten höheren Anteil!
 
Hallo Timm,

das freut mich sehr, das Dir meine Musik gefällt. Was ist mit Deiner Musik?

Thümmü":2htccjvp schrieb:
Ich glaube dass viele Leute im Grunde ähnlich kreativ sind aber es einfach nicht bündeln und/oder ausdrücken können...

mich würde interessieren, wie das klingt was Du spielst.

Hallo EZE,

frag mich nicht was ich da mache, ich hab keine Ahnung. Ich arbeite auf der Basis von Grundtönen mit Loops, die ich live einspiele und versuche, das Ganze immer irgendwie einfach zu halten. Gelingt mir das, dann ist viel Platz für neue Loops und/oder für weitere Klangtüfteleien.
Häufig wenn ich mir meinen Bass schnappe, wurschtel ich irgendwo im Altbekannten rum und krieg fast die Krise weil mir nichts einfällt. Dann steht mir meine Erfahrung definitiv im Weg. Also, Bass in die Ecke, Kalimba her und siehe da, es fluppt wieder, ist ganz einfach...

Open scenes würden nur dann für alle Beteiligten gut laufen, wenn jeder einzelne gehört wird. Das scheitert aber meistens an der Lautstärke und an der irrigen Annahme permanent durchschrammeln zu müssen. Das aufmerksame Hinhören und das Ertragen von Stille ist eine große Kunst und wie ich finde, der Schlüssel für spannende Musik und ein gelingendes Zusammenspiel, egal mit welcherm musikalischen Hintergrund.

Grüße, Uwe
 
Hi Woody!

Dressierte Affen. Ja, empfinde ich sehr oft genauso gerade bei (ich ducke mich jetzt) deutschen Musikern.
Mit den Musikerkollegen mit denen ich so in Kontakt komme habe ich immer wieder ein Problem: alles, was sie machen hinterfragen sie. Bevor sie ein Stück schreiben bzw. währenddessen machen sie sich nur Sorgen darum, wie das wohl der Musikkenner aufnehmen wird. Man will zwanghaft etwas "Neues" oder "Anderes" machen und eher sterben, als eine Akkordverbindung zu benutzen, oder ein Riff zu spielen, was an etwas bekanntes erinnern könnte...
Da könnte ich mich manchmal wirklich aufregen, denn was nützt es, so anders und neu zu sein, wenn es keiner hören will, und ich mir den Spaß schon zwanghaft einrede (solche Leute sehe ich beim Spielen selten lächeln). ich sehe WIRKLICH lieber Leute spielen, wo etwas von dem Spaß rüberkommt, den sie haben, und das sehe ich in den letzten Jahren sehr sehr selten.

Ich denke auch, das der Großteil der deutschen Musiker (ja, pauschalisieren kann man es nicht, ich weiß..) zu technisch an die Sache rangeht, oder zu schnell in die Feinheiten will, ohne sich um das Ganze zu kümmern. Da geht es um eine kleine Verzierung da, ein kleines Schrammeln hier und dann wird die Sache interessant. Oft habe ich aber das Gefühl, dass es entweder nur um Ego geht (nudelnudelnudel) oder man schlicht kein Ohr für Musik hat und speziell nicht für die Mitmusiker.

Abgesehen davon: Theoriekenntnisse verteufle ich nie und nimmer, ebenso wenig Technikkenntnisse, aber ich finde es trotzdem sympathischer einen Musiker vor mir zu haben, der genau weiß wo er steht, mit dem was er kann glücklich ist und damit auch noch umzugehen weiß, egal ob Lagerfeuer, Punk, Prog, Jazz etc. .

Ich denke mir häufig, dass das auch an unserer Kulturlandschaft liegt. In Ländern wie England (ich weiß, schreibt man immer wieder) ist es normal für die leute zu singen und zu musizieren, da ruft man eben den Tellerwäscher aus der Küche, wenn das Piano besetzt werden muß, und da geht es nicht um besser oder schlechter, sondern um zuhören und miteinander musizieren, und daraus erwächst Musikalität und Können.

IMHO

Zum Zerrupgen freigegeben.

Macht's gut!
 
Tümmüh":97cahqjt schrieb:
Erstmal, die Aufnahmen die Doc hier reingestellt hat beeindrucken mich schwer! Wenn ich Vergleiche nenne sieh es nicht als muikalische Referenzen sondern als Gleichgesinnte in der Herangehensweiße: Björk und Thom Yorke fallen mir spontan ein.
Wie gesagt, ich bin beeindruckt!

Mercis vielmals, das freut mich aufrichtig. Es ist an einem Nachmittag
entstanden und selbst zwei Bluescreens haben mich nicht geschafft ;-)
Die genannten Künstler sind mir übrigens sehr wichtig. Grade vor
Björk habe ich einen grossen Respekt. Tolle Frau, aufregende Musik.

Tante Edith sagt: Wo genau trittst Du denn auf? Stadt/...? Wenns nicht zu weit weg ist würde es mich tatsächlich interessieren!

Hi, ich bin auch da, würde zu Uwe´s Impro mit Euch lauschen
wollen und vielleicht auch ein Weinchen oder Bier trinken.

www.kulturcafe.de in 53721 Siegburg - 16.01.2007

Ich finde diesen Thread sehr interessant, gute Standpunkte,
ihr habt Euch allesamt doch schon viel Gedanken gemacht. Es kristallisiert
sich vielleicht noch ein Konsenz heraus, was denn nun Improvisation
ist ... und was Kunst ist in der Musik. Oder ist Musik Kunst? Oder
manchmal wenigstens? Ist der Kunstgedanke in neuer Musik noch
ausreichend vertreten (zB. wie bei Björk)?

@Uwe: Ich mag die Kalimba auch sehr gerne, habe kürzlich für
einen Film eine Aufnahme mit einer etwas frei gestimmten Kalimba
gemacht ...
 
Timm,
habe ich was anderes geschrieben?
Es gibt viele Studierte, die tolle Musik machen.
Leider lernt man im Studium aber nicht immer gute Musik machen...

Gruß,
Woody
 
Hallo Uwe,

ich weiß nicht wie es klingen wird, ob es klingen wird, ob es Spaß macht zuzuhören oder ob ich nicht nach 10 min wieder gehe. Ich mag die Idee einfach mal Geräusche zu machen und darauf zu vertrauen, daß die eigene Musikalität mit der des Zuhörers schwingt. Das kann gut gehen muss es aber nicht und das ist doch schon ein großer Teil des ganzen Spaß.

"Uwe spielt" ist schon so eine wunderbarer Titel, daß ich mich freue dir bei deinem vielleicht kindlichen Versuch Musik zu machen zuzusehen. Das du auch "richtig" spielen kannst hast du ja laut deiner Bio schon bewiesen.

Also werde ich kommen hören, zusehen und mich danach fragen ob ich Spaß hatte. Auf jeden Fall freue ich mich auf einen schönen Abend.

Gruß Tilmann
 
doc guitarworld":25h6uy1m schrieb:
und was Kunst ist in der Musik. Oder ist Musik Kunst? Oder
manchmal wenigstens? Ist der Kunstgedanke in neuer Musik noch
ausreichend vertreten (zB. wie bei Björk)?

Erstmal auch hier ein Lob für diesen interessanten Thread, auch wenn eine eindeutige Antwort per Definition ausgeschlossen sind.

Hab einiges hierzu gelesen und mir auch vieles überlegt, wie ihr wohl auch.

Ist jemand, der mit 3 Bällen jongliert ein Künstler? Dann ist jeder, der etwas Sweepen kann auf der Gitarre auch einer. Kann also nicht sein!

Was wird im allgemeinen als Kunst aufgefasst? Meistens ist hier nicht das Kunstwerk selbst im Mittelpunkt, sondern der Name und die Geschichte der Person.... 99% akzeptieren z.B. Bach, Mozart oder Da-Vinci, .... als Künstler ohne je ein Werk gekannt zu haben. Werden hier bedeutende von Künstlern getrennt? Im Grunde leider ja.

Bei zeitgenössischer Musik sind die Namen schon nicht mehr so geläufig (Stockhausen, Alban Berg, ..), die 12-Ton Musik wird nicht mehr so akzeptiert. Da die Namen nicht so bekannt sind, einem Unbedarften kann da schon mal: mach den Krach aus über die Lippen kommen. Man muss sich schon damit ausseinandersetzen, um einen Zugang dazu zu bekommen. Mein Lieblingsstück ist das Violinenkonzert von Alban Berg. Das war für mich das beeindruckenste Konzert, das ich jemals in der Kölner Philharmonie gesehen habe. Für mich z.B. ist Alban Berg mehr Künstler als Strauss oder Wagner. Er hat mir mit seiner Musik etwas gegeben, was mich sehr bewegt hat, ich aber nicht begreifen kann warum. Aus meiner Emotion und meinem Unverständnis heraus musste ich sagen. Das ist für mich Kunst. Ich hatte hier erstmals im Leben das Gefühl zu begreifen, was Kunst sein könnte.

Damit war für mich klar - wenn ich meine unvollkommene Definiton von Kunst zugrunde lege: man kann in sich selbst nie einen Künstler sehen.

Wie kann überhaupt etwas entstehen, womit der Zuhörer nicht rechnet:

A) Durch völliger Hingabe und Logik bzgl. Musiktheorie, so dass man über den Weg des Verstandes etwas produziert, dass andere nicht verstehen. Das kostet viel Zeit und meist fehlt auch der Intellekt dies zu tun.

B) Durch ausprobieren, also Improvisation. Wer hat sich nicht schonmal darüber gewundert, was einem für schöne Licks einfallen. Aber an Manchen Tagen geht eben nix. Tagesform oder Zufall?

Ob das dann Kunst ist, müssen andere beurteilen. Wenn ich ein 2436 seitiges Buch drüber schreibe und das Buch von allen führenden Musikkritikern hoch gelobt wird, ich bei Christiansen und Beckmann war, ja dann sagt auch mein Nachbar: Quaktia ist ein Künstler

Aber Gitarristen habens eh schwer: Die beschäftigen sich so sehr mit Sounds, Spieltechnik, Gitarreneinstellungen, Foren, Youtube, ... dass für die Musik kaum noch Platz ist. Macht aber trotzdem Spass, Gitarrist zu sein.
 
quaktia":qr7d16s9 schrieb:
Mein Lieblingsstück ist das Violinenkonzert von ... Das war für mich das beeindruckenste Konzert, das ich jemals in der ... gesehen habe.

Schön. Ob man sagen kann, der eine ist ein größerer Künstler als ein anderer...., na ja. Geschmackssache.

Aber: nach Deiner Definition sind die Ausführenden im Orchestergraben keine Künstler. Sie sweepen ja bloß, oder wie das halt bei denen heißt.

Ein herausragender Vortrag oder eine Interpretation eines Musikstückes gilt landläufig auch als Kunst. Hervorragende Sänger oder Instrumentalisten nur als Handwerker zu sehen greift doch auch ein wenig zu kurz, obwohl ihr kreativer Beitrag bescheiden ist.

Egal.
Spätestens bei Deiner Bemerkung über Gitarristen sind wir uns wieder einig. ;-) Und ich bin Handwerker, jawoll!
 
Uwe:
Abgeshen davon dass ich bisher fast nur als, laut quaktia, Sweeper am Werk war (ich hab Konzertgitarre gelernt, ist auch nach wie vor mein Hauptinstrument. Eben "klassisch" ... Bach, Brouwer, de Visée und Konsorten) habe ich bisher auch noch keine Möglichkeit Sachen festzuhalten. Bin aber gerade dran das zu ändern um mich ernsthaft mit "meiner" Musik zu beschäftigen. Ich stehe allerdings erst ganz am Anfang!

Sven:
Siegburg?! Ohje, das ist ein Ganzes Stück von Stuttgart entfernt ... ich glaube nicht dass ich das schaffe. Schade :(

Woody:
Verzeih, bei mir kam Deine Aussage so an als ob "die meisten" dressierte Affen sein. Beim nochmaligen durchlesen hab ich gemerkt dass dem gar nicht so ist.
Trotzdem wollte ich das, unabhängig von Deinem Beitrag, mal klarstellen.


Übrigens finde ich es faszinierend wie sich alles nach den anfänglichen absolut gegenüberstehenden Ansichten zusammenfügt. Das freut :)
 
Sven ":2rlc4rou schrieb:
Es kristallisiert sich vielleicht noch ein Konsenz heraus, was denn nun Improvisation
ist ...

Es kann nur ein Versuch sein diesem Phänomen auf die Spur zu kommen, denn jeder verbindet mit dem Begriff Improvisation etwas anderes. Ich möchte bei meiner Musik, für ein besseres Verständnis von intuitiver Improvisation sprechen und damit alle Aspekte erlernter, gelebter und ungewollter Musik mit einbeziehen. Weniger im Sinne einer beabsichtigten neuen Kunstform, als vielmehr durch eine unterbewußt geprägte Interpretation all meiner Erfahrungen. Alles klar? :idea: ;-)
...aber is auch egal, mir macht's großen Spaß.

quaktia":2rlc4rou schrieb:
Ist jemand, der mit 3 Bällen jongliert ein Künstler? Dann ist jeder, der etwas Sweepen kann auf der Gitarre auch einer. Kann also nicht sein!

Es ist unwichtig ob das Kunst ist oder nicht, sondern es geht darum ob ich einen Zugang zu meiner wahren Persönlichkeit finde, etwas mache was mein Leben ausfüllt und dieses dann so akzeptiere wie es ist. Wir alle haben Angst davor, weil wir nicht glauben, das es ausreichen wird, was wir dort vorfinden werden. Entweder verkaufe ich die Klampfe, weil es ja sowieso keinen Zweck hat, oder ich üben mir einen Wolf um wie Santana zu klingen, kaufe mir für einen Haufen Geld das ultimative Instrument oder mach sonst was, nur um mir und anderen damit zeigen zu können, das ich es auch drauf haben.
Die Einzigartigkeit jedes einzelnen von uns bleibt somit im Verborgenen, ob als Schreiner, Koch oder Musiker.
Santana hat es nur drauf, weil er seine Musik lebt.

mad cruiser":2rlc4rou schrieb:
Und ich bin Handwerker, jawoll!

Das reicht. ;-)



Fühlt sich gut an, bei Euch. Wirklich.
herzliche Grüße, Uwe ^^
 

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