Hi groby,
groby schrieb:
Interessant finde ich das "Schön doof wenn sie sich den Beruf doch auch noch augesucht haben"-Argument. Das ist frech und dumm.
Das sehe ich wirklich anders.
Wer eine Ausbildung und/oder Studium anstrebt, erkundigt sich bestenfalls, was dabei wirklich passiert und vielleicht noch ĂŒber die Job- und Verdienstchancen.
ErfahrungsgemÀà verĂ€ndern sich aber Situationen und Strukturen. Berufe sterben aus, Stellen werden nicht mehr gebraucht und abgebaut - dafĂŒr entstehen neue Dinge auf dem Arbeitsmarkt.
Mein GroĂvater war Stellmacher. Das bedeutet, dass er HolzfĂ€sser und RĂ€der fĂŒr Kutschen herstellte. Kurz vor Ende seines Berufslebens musste er seine Werkstatt schlieĂen. Die Nachfrage nach KutschenrĂ€dern war zusammengebrochen und FĂ€sser waren auch nicht mehr immer aus Holz.
Der gröĂte Baufinanzierer Deutschlands ist das BHW gewesen. Das BHW war der gröĂte Arbeitgeber in dem kleinen Ort Hameln. Es arbeiteten dort rund 3.000 Menschen, die ĂŒberdurchschnittlich gut verdienten und extrem hohe soziale VergĂŒnstigungen genossen. Jahrzehntelang haben Menschen dort ihren Berufsweg angefangen und auch beendet - das war ein sicherer Arbeitgeber. Bedingt durch die Kaufkraft dieser Menschen florierte in Hameln ĂŒbrigens auch der Einzelhandel, die Gastronomie etc.
Die Postbank hat das BHW gekauft - diejenigen, die die ĂŒberdurchschnittliche VergĂŒtung und die vielen "Goodies" genossen hatten und vorher davon ausgingen, dass das bis zur (sehr frĂŒhen und ĂŒppigen) Rente so weitergehen wĂŒrden, waren sehr verwundert.
In Hameln war die Schadenfreude nicht gering, die BHW-isten waren nicht allzu beliebt (derartige HĂ€me gegen Banker wird sich hier im Forum gleich spiegeln). Als sie allerdings weniger konsumierten, dann ihre HĂ€user verkauften (wodurch die Preise fĂŒr Immobilien im Landkreis einbrachen) und schlieĂlich wegzogen, gab es in der Region echte Probleme.
Es gab ĂŒbrigens frĂŒher tatsĂ€chlich noch PlattenlĂ€den, die AUSGEBILDET haben. FĂŒr die JĂŒngeren hier: Ich rede von den groĂen schwarzen Scheiben...
Ein paar Beispiele von ganz vielen.
"Schön doof" zu sagen, ist dumm und frech, da stimme ich zu. Aber Garantien fĂŒr Sicherheit und Verdienst gibt dir keiner.
NatĂŒrlich muss Kultur gefördert werden - fraglich ist, auf welche Weise. Das wĂ€re eine weitere Diskussion wert.
Wenn aber ĂŒberhaupt noch öffentlich Musikunterricht gefördert wird, werden sich die entsprechenden TrĂ€ger am Arbeitsmarkt bedienen - und da ist die Konkurrenz so groĂ, dass die Preise, sprich die Löhne im Keller sind.
So sehe ich die Welt. Das bedeutet im ĂŒbrigen nicht, dass ich das so gut finde.
GruĂ
erniecaster