Sehr provokante These in Sachen Hören!

diet

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Hi,

ich glaube, es gibt drei Hörerkategorien:

Den "Ottonormalo" Musikhörer, den Tonmann (ausgebildet) und den Musiker(ausgebildet, oder auch nicht).

Prügelt mich :trollface: :panik: :confetti: :hoernsemasoabanich:

Gruß Diet

(ich hab Angst vor dem, was kommt!)
 

diet schrieb:
Hi,

ich glaube, es gibt drei Hörerkategorien:

Den "Ottonormalo" Musikhörer, den Tonmann (ausgebildet) und den Musiker(ausgebildet, oder auch nicht).
Interessanter Ansatz. Wenn das stimmt und Du es so meinst wie ich glaube, bin ich kein Musiker (Tonmann bin ich eh nicht, zumindest nicht ausgebildet).

Wenn ein Song gut ist und mich die Interpretation berührt, ist es mir egal ob er sauber gespielt ist und ob er gut gemischt ist. Ein guter Song, mit Gefühl vorgetragen, ist ein guter Song! Scheiss auf die (Spiel- und Ton-) Technik.

Ralf
 
hi Diet,
ich glaube du könntest recht haben. Zumindest solange man Schnittmengen-Bereiche mitdenkt.
Mir fällt zum Beispiel immer schon auf, daß ich einen Song völlig anders höre als meine Frau oder meine Kinder (scheiße, klingt so "Rock'n Roll"? Frau? Kinder??). Ich höre die Bestandteile. Sie hören das Gesamte und können die Bestandteile gar nicht richtig trennen. Nicht daß das jetzt so toll von mir wäre - im Gegenteil, mir geht ja auch was verloren.
Und nem ausgebildeten Tonmann wird es vermutlich auch so gehen im Vergleich zu mir. Ich höre vielleicht musikalische Details, er hört "Oh, die 421 Hz bei der Snare klingen aber orange" oder so...

Also: ja, ich glaube es ist so.
 

diet schrieb:
Hi,

ich glaube, es gibt drei Hörerkategorien:

Den "Ottonormalo" Musikhörer, den Tonmann (ausgebildet) und den Musiker(ausgebildet, oder auch nicht).
...vielleicht sollte man noch Tonmann (eingebildet) und Musiker (eingebildet, oder auch nicht) noch hinzufügen...soll ja sowas geben ;-)

Gruß,
 
Ich muss mich beim zuhören oft zusammenreißen, damit ich mich nicht nur auf bestimmte Details konzentriere ... Ne Zeit lang fand ich es spannend, in bekannten Stücken noch nicht gehörte Sachen zu entdecken.

Mikrofoncharacteristiken erkenne ich nicht, also ein Sm57 oder Md421 blind erkennen - no way - ich höre mir beim Recording oft A/B vergleiche an und entscheide dann ad hoc aus dem Bauch raus, welches Mikro mir gefällt ...

Jetzt konzentriere ich mich oft darauf, eine schlimm klingende Komponente ausblenden zu können, damit ich am gesamten Stück noch Spass habe. Manchmal beneide ich Leute die einfach das gesamte hören ... Ohne die orangenen 421'er Snares ...
 
diet schrieb:
Hi,

ich glaube, es gibt drei Hörerkategorien:

Den "Ottonormalo" Musikhörer, den Tonmann (ausgebildet) und den Musiker(ausgebildet, oder auch nicht).

Prügelt mich :trollface: :panik: :confetti: :hoernsemasoabanich:

Gruß Diet

(ich hab Angst vor dem, was kommt!)

Also das mit Musikhörer und Musiker (un- oder augebildet lass ich mal beiseite, sagen wir mal Leute, die ein Instrument aktiv verstehen können).

Hatte ich gerade am Sonntag: ich sitz Wohnzimmer, schau mir die Steven Wilson-Live DVD an (Musik jenseits von C-Dur und 4/4), kommt meine Freundin: "Was schaust Du denn da anstrengendes?"
Für mich ein Hochgenuss mit den starken Rhythmuswechseln von Marco Minenmann und der tierischen Dynamik, die die Band auf die Bühne bringt, für meine Freundin eben "anstrengend" zu hören.
 
Moin.
Ich glaube Dein Ansatz geht in eine richtige Richtung. Pfälzer erwähnte mal eine Problematik von Gitarristenansatz und Produzentenansatz beim Aufnehmen und Mischen von Musik. Auch da sind Unterschiede. Und ich habe das bei mir auch schon bemerkt. Ich höre heute Musik ganz anders als früher, als der RockNRoll noch entdeckt werden wollte. Was manchmal schade ist, denn ich gehe nicht mehr unbewußt an neue Sachen. Heute kann ich aber Musik auch "gut" finden, die eigentlich nicht meinen Geschmack trifft, wenn sie denn gut gemacht ist. Lady Gaga ist so ein Beispiel: Nicht "meine Musik", aber einfach sehr gut gemacht und produziert.
So wird es allerdings auch schwieriger Musik zu finden, die mich wirklich berührt und wo ich nicht anfange zu analysieren. Sei es aus Musikersicht nach Songstruktur und Handwerk oder Tontechnikersicht nach Produktionsaspekten. Ich bin ja als Tonmensch nicht ausgebildet, aber durch die Arbeit in dem Bereich lernt man ja auch.
Ich glaube nur das es wichtig ist, mal über seinen Tellerrand hinauszublicken und sich bewußt zu machen mit welchem Ohr man mal hinhört. Sei es beim Songsschreiben oder bei der Soundsuche für die Band. Kenne genug Gitarristen, die auch nach jahrelanger Banderfahrung nur "ihren" Sound im Kopf haben und den nicht auf die Band anpassen. Nur ist das dem Publikum egal, die hätten gerne einen guten Bandsound. Oder beim Songschreiben: Ein einfach strukturierter Song mit guter Hook und Melodie ist vermulich schneller beim Publikum angekommen als Monumentalwerke mit 8 Parts und viel harmonischem Gefrickel. Mein größtes musikalisches Kompliment: Ein Zuhörer, der einen meiner Songs pfeift, wenn er aus dem Konzert kommt. Geil.
Gruß
Ugorr
 
Da es doch sehr allgemein ist und nix speziell mit Recording zu tun hat, habe ich das Thema ins Info-Forum verschoben...
 
trekkerfahrer schrieb:
Wenn ein Song gut ist und mich die Interpretation berührt, ist es mir egal ob er sauber gespielt ist und ob er gut gemischt ist.

Wenn ein Song unsauber gespielt wurde, ist die Chance, dass er mich berührt, ziemlich gering. So kann man das auch sehen.

Gruß Uli
 
therealmf schrieb:
... er hört "Oh, die 421 Hz bei der Snare klingen aber orange" oder so...

U made my day !

Und Ja, ich stimme dem zu: meine Partnerin hört Mucke anders. Nicht so analytisch wie ich. Und was bei mir "Gegenstand" des Analyse ist und beim Jörg, da liegen dann auch Welten dazwischen.
 
diet schrieb:
Den "Ottonormalo" Musikhörer, den Tonmann (ausgebildet) und den Musiker(ausgebildet, oder auch nicht).

Prügelt mich :trollface: :panik: :confetti: :hoernsemasoabanich:

Mhhh....ich sehe hier nichts provokantes??!
Ich glaube, aber dass es mehr Abstufungen gibt. Allein schon der Musikliebhaber, also Menschen, die keine Musiker sind, aber Geniesser, die über viel Hörerfahrung und Hingabe verfügen und sich mit mancher Musik sehr intensiv auseinandersetzten.

Und ich glaube nicht, dass Musiker unbedingt bessere (??) Hörer sind, eher das Gegenteil! Es geht doch viel um Aufmerksamkeit und um die Frage wie offen man mit Musikeindrücken umgeht! Und das sehe ich das häufig nicht!

Trekkerfahrer schrieb:
Wenn ein Song gut ist und mich die Interpretation berührt, ist es mir egal ob er sauber gespielt ist und ob er gut gemischt ist. Ein guter Song, mit Gefühl vorgetragen, ist ein guter Song! Scheiss auf die (Spiel- und Ton-) Technik.

Ja!! :-D
 
straycatstrat schrieb:
Hatte ich gerade am Sonntag: ich sitz Wohnzimmer, schau mir die Steven Wilson-Live DVD an (Musik jenseits von C-Dur und 4/4), kommt meine Freundin: "Was schaust Du denn da anstrengendes?"
Für mich ein Hochgenuss mit den starken Rhythmuswechseln von Marco Minenmann und der tierischen Dynamik, die die Band auf die Bühne bringt, für meine Freundin eben "anstrengend" zu hören.

Das nun wieder hat aber nicht unbedingt was mit Musikerhören vs Nichtmusikerhören zu tun, sondern ist Produkt unserer jahrelangen Hörgewohnheiten.

Der ausgewiesene 12-Takt-Fetischischt kann zuweilen mit Steven WIlson auch nix anfangen.
 
Ich denke, ich kann wenn es gefragt ist Tonmenschmäßig denken und hören. Tonmenschen können grausam sein weil sie Musik meist zerstückeln im Ohr und es einem ständig wissen lassen was wo nicht stimmt :lol:

Aber eigentlich bin ich viel mehr vom Groovomat' abhängig, was nicht wirklich grooved höre ich nicht gerne!
 
Neulich war Al Di Meola hier im Dorf. Ich war nicht da, aber in der Kneipe hinterher war es interessant für diesen Thread:

Versierte Normalhörerin: "Wie früher, klasse!"
Normalhörer ohne Vorkenntnis: "Toller Gitarrist!"
Normalmusiker: "Der zweite Giatarrist war super und der Sound spitze."
MuPo Alterspräsident: "Natürlich fantastisch, aber nach fünf Stücken wirst Du bekloppt."
 
Das ist wie beim Essen & Trinken:

Der eine liebt BurgerKing, der nächste Mutters Erbensuppe, und der Dritte mag nur und ausschließlich 3 *** Gourmet.
Der eine schmeckt sofort raus, was in welchem Gericht an Zutaten drin ist, dem anderen reicht es, dass es ihm schmeckt.

Und dann gibt es die, die ab und zu mal gerne einen Burger, am nächsten Tag einen guten Eintopf und aber hin und wieder auch mal haute cuisine mögen.

Ich für meinen Teil mag im Alltag gute, bodenständige Küche ohne Fertigprodukte, mit frischen Zutaten und viel Hingabe zubereitet.
Ab und an finde ich einen Burger zwischendrin klasse, und ich mag es auch, ab und an mal eine Genussexplosion eines Könners geniessen zu dürfen.

Aber wie gesagt, im Alltag bin ich bodenständig, aber achte auf gute Ingredenzien und eine bewußte Zubereitung.
Ich freue mich, wenn ich Aromen orten kann, aber ich habe nicht den Anspruch "alles erschmecken zu müssen".

Stülpt das einfach über den Kontext Musik, und es passt für mich auch.
 
therealmf schrieb:
Mir fällt zum Beispiel immer schon auf, daß ich einen Song völlig anders höre als meine Frau oder meine Kinder (scheiße, klingt so "Rock'n Roll"? Frau? Kinder??). Ich höre die Bestandteile. Sie hören das Gesamte und können die Bestandteile gar nicht richtig trennen. Nicht daß das jetzt so toll von mir wäre - im Gegenteil, mir geht ja auch was verloren.

Das unterschreibe ich 100%ig... Manchmal hasse ich es, Gitarrist zu sein. Aus dem oben genannten Grund.

Edit: Auch wenn ich weder Frau noch Kinder habe ;-)
 
gitarrenruebe schrieb:
Das ist wie beim Essen & Trinken:

Der Vergleich lag mir auch auf der Zunge. Im Grunde trifft es auf jedes Thema zu, dass mit der Beschäftigung eine andere Wahrnehmung einher geht.

Um beim Essensvergleich zu bleiben, auch hier heist es oft: Hauptsache es schmeckt mir. Und wenn jemand ne Curry-Wurst lieber mag als ein Schwertfischfilet in Salbeibutter, dann ist auch alles im Lot (btw. kann ja auch eine Curry-Wurst bei entsprechender Qualität und Zubereitung durchaus eine sehr schmackhafte Sache sein)

Ich vertrete aber die Auffassung, dass man gewisse Genüsse auch erlernen kann und muss und dafür dann auch belohnt wird. So mag beim ersten probierten Glas Wein beispielsweise noch der möglichst süße Wein den Vorzug erhalten, nach stetigem Herantasten eröffnen einem dann Geschmacklich komplexere Weine ganz andere Genusswelten.

Ich denke mit der Musik ist es ähnlich. Wer gerne die Charts rauf und runter hört der mag dabei eine gewisse Freude erfahren die dem Musikaffinen Zuhörer angesichts oftmals flach produzierter Massenware abgeht. Ich behaupte aber dass ein auf halbwegs geschulten Hören basierter Musikkonsum dafür bei entsprechendem Material einfach eine andere Qualität des Genusses bietet.

So steht ein ausgebildeter Geschmack und eine Sensibilisierung für Details vielleicht dem freudigen Konsum gewisser Produkte entgegen, ermöglicht aber auf einem anderen Level den Genuss anderer Produkte.

Auch hier natürlich mit allen Zwischenschattierungen.
 
diet schrieb:
Hi,

ich glaube, es gibt drei Hörerkategorien:

Den "Ottonormalo" Musikhörer, den Tonmann (ausgebildet) und den Musiker(ausgebildet, oder auch nicht).

Prügelt mich :trollface: :panik: :confetti: :hoernsemasoabanich:

Gruß Diet

(ich hab Angst vor dem, was kommt!)

da mag was dran sein, wenn man imho aus der Not heraus auch gerne die Rollen wechseln muss (musikrichtungsbedingt).
Im Rock, Pop, Blues und Funk bin ich der Musiker
In der Klassik und im Jazz der "Ottonormalo"
und bei meinen eigenen "Kreationen" der "Tonmann" und "Musiker" - wenn auch beides nicht ausgebildet, aber vielleicht ein wenig eingebildet.... ;-)
 
Vielleicht sollte man sich auch mal die Verhältnisse vor Augen führen.

Zu den Otto-Normalhörern gehören 99,75% der Bevölkerung. Von den restlichen 0,25 Prozentpunkten gehen 0,24 Prozentpunkte an HiFi-Freaks und erst in den verbliebenen 0,01 Prozentpunkte tummeln sich die Tonis und hörende Musiker.
 
Rome schrieb:
Vielleicht sollte man sich auch mal die Verhältnisse vor Augen führen.

Zu den Otto-Normalhörern gehören 99,75% der Bevölkerung. Von den restlichen 0,25 Prozentpunkten gehen 0,24 Prozentpunkte an HiFi-Freaks und erst in den verbliebenen 0,01 Prozentpunkte tummeln sich die Tonis und hörende Musiker.

das heißt was?
...wir müssen lernen, zwischen unseren Musikerohren und Otto-Normalohren hin- und herzuswitchen....?

Ich denke nicht, dass die Unterteilung und die Prozentangaben so stimmen. Es gibt schon eine feinere Verteilung (mit aufsteigendem Spezialistengehör...) ;-)

- der Radiokonsument, ohne spezielle Vorliebe
- der Radiokonsument, mit spezieller Vorliebe
- der Online Musikinteressierte
- der CD/MP3- Konsument mit spezieller Vorliebe
- der CD/Mp3-Konsument mit Faneigenschaft
- der Musikkonsument mit musikalischem Backround
- der Musikkonsumenten und Musiker
- der Musiker
- der Musikkrititker ;-)
- der Tontechniker/der Produzent
- der Guitarworld-Forumsteilnehmer..... :shock:
 
Wobei ich aber denke, dass die erste Gruppe immer noch alleine mindestens 99% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Klangästheten neigen meiner Erfahrung nach dazu, ihre eigene Wichtigkeit drastisch zu überschätzen.
 
Rome schrieb:
Wobei ich aber denke, dass die erste Gruppe immer noch alleine mindestens 99% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Klangästheten neigen meiner Erfahrung nach dazu, ihre eigene Wichtigkeit drastisch zu überschätzen.

Was heißt Wichtigkeit?
Wichtig ist das alles überhaupt nicht, in einem globalen Sinne.
Atmen ist wichtig, essen, trinken, schlafen...
Aber das Hören wächst mit seinen Aufgaben.
Die meisten Schüler, die bei mir anfangen, sind kaum in der Lage, klanglich Dur und moll zu unterscheiden.
Irgendwann kommen sie dahin, nicht nur Dur und moll sicher zu erkennen, sondern auch Vierklänge klar zu unterscheiden, und Standardverbindungen direkt wahrzunehmen, sprich II-V-Ier und so Kram.
Ich kenne Menschen, denen man einen beliebigen Ton zu einem beliebigen Akkord vorspielen kann, und sie können ihn direkt in seiner Funktion einordnen, z.B. "das ist eine b13 über einem Major7".
Dann gibt es Instrumente zu erkennen.
So klingt ein Fagott, so klingt eine Nyckelharpa, das ist ein Flügelhorn und keine Trompete, das ist eine Maultrommel.
Auch das ist lernbar
Und dann gibt es das "technische" Hören (in Ermanglung eines besseren Begriffes),
das anfängt mit "das klingt irgendwie komisch", sich verfeinert zu "der Bass ist undefiniert" und sich dann entwickelt zu "mal besser 3db runter bei 125Hz" oder zu "geh mal bei den Keys mit der rechten Hand aus dem tiefen Register, wenn da der Bass schon zu Gange ist!".
Das ist erstmal eine Sache der Wahrnehmung und wird dann eine Sache der Kommunikation.

Das ist ein Faktum,
keine provokante These.

Und das ist alles komplett unwichtig, in einem globalen Sinne.
Aber echt nützlich, wenn es ans Musik machen geht.
Wobei es natürlich auch wie immer ohne geht.

Meine 2ct.

Viele Grüße,
woody
 

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