physioblues":unsop6sv schrieb:
W°°":unsop6sv schrieb:
... Aber die Kinder verbringen nur einen Bruchteil des Tages (bei Nachmittags - Betreuung) mit ihren Eltern. Da kann man vielleicht noch nachsehen und korrigieren. Inhalte setzen aber ausschließlich die Lehrer. .
Nein, Walter, absolut Nein !!
Es gibt eine Zeit vor der Schule. Die dauert so etwa 6 Jahre und da kann
man schon viele Weichen stellen.
Es gibt nicht nur tagesbetreute Kinder, bzw. wollen nicht alle Eltern ihre Kinder tagesbetreut. Es arbeiten auch lange nicht alle Elternteile ganztags.
Da bleibt schon noch Zeit zum Setzen der eigenen erwünschten Inhalte.
Du zeichnest da schon ein sehr düsterer Szenario.
Dieses mag in der Realität tatsächlich vorkommen, ist aber gottseidank nicht die Regel und vor allem nicht zwingend unausweichlich.
... mal einfach ein kleines Beispiel zu meiner kleinen Person:
Mit 5 kam ich in den Kindergarten - also für ein einziges Jahr.
Da konnte ich schon etwas lesen und Buchstaben krickeln
(na, immerhin). Meine Eltern haben immer malocht, ihr Leben
lang bis heute. Kohle hatten wir kaum und wir mußten immer
zusehen, daß wir einigermaßen über die Runden kamen.
Aber: mein Vater hat mein Interesse für das Lesen geweckt und ich
bekam alle Bücher, die ich lesen wollte - selbst schwere Kost
bereits im zarten Alter von 12 Jahren. Ich durfte regelmäßig die
Tagesschau mit ihm zusammen sehen (und ihm dabei nervige
Löcher in den Bauch fragen ).
Meine Mutter brachte mir bei, daß man im Leben teilt - sprich also
auch mit anderen Kindern und daß man versuchen sollte, stets
ehrlich (wehe hier lacht jetzt jemand ;-) ) im Leben zu sein..., daß man
"Reichtum" nicht nur mit "materiallen Dingen" bemessen kann.
Sie brachte mir zudem ettliche anderweitige moralische, menschliche
Grundsätze bei (die den meißten Kindern & Jugendlichen heute wohl eher ein
Fremdbegriff sind).
Meine Großmutter väterlicherseites ermöglichte mir das Malen
(sie stellte mir immer ein stilles Plätzchen, Malstifte und Papier zur Verfügung ...
stundenlang saß ich oft als Kind an einem einzigen Bild)
und später teils auch das Fotografieren (in dem sie mir mit 9 Jahren eine Telepocket-"Knipse"
schenkte und dann regelmäßig die verknipsten Filme zum Entwickeln bringen mußte). Mein Großvater
väterlicherseits brachte mir das Grundrechnen und diverse Tricks & Eselsbrücken bei sowie das Schreiben
von Gedichten
(er war blind!).
Meine Großmutter mütterlicherseits ermöglichte mir Erfahrungen im
Bereich "wie lebt man ohne Luxus" (sprich Plumpsklo, Kohleherd,
Kohleofen, ein riesen Garten - in dem fast alles selbst geernet wurde).
Sie ALLE hatten kaum Zeit - vor allem kaum Zeit für sich selbst!
Aber alle gaben etwas von ihrem Können & Wissen ab - egal auf
welcher "Stufe" sie standen. Nach meiner Schulzeit ändert sich viel in
meinem Leben (krankheitsbedingt etc.) - und ich war recht früh auf mich
selbst gestellt und es war niemand da, der mir in meiner Berufswahl oder
Weiterbildung zur Seite stand. Doch ich hatte seinerzeit genug Wissen (s.o.)
gesammelt, um mich selbst bei den Hörnern zu packen.
Leider muß ich beobachten, daß das heute nur noch selten zu
funktionieren scheint. Das ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern
beruht auf Erfahrungen in meiner nächsten Umgebung (Freundes- u.
Bekanntenkreis). Wir leben in einer höchst schnell(l)ebigen Zeit und in
einer stetig wachsenden Wegwerfgesellschaft.
"Mensch sein" wird einem nicht direkt in die Wiege gelegt - man darf dies
also nicht mit den sogenannen menschlichen Instinkten
verwechseln! "Mensch sein" ist ein Prozeß der im frühen Kindesalter
beginnt - und deshalb muß ich Physioblues hier Recht geben: es gibt
ein Kinderleben ... vor der Schulzeit. Moralische Grundsätze und
Verständnis für das "Mensch sein" - unabhängig von Stand & Herkunft ist
eine Verantwortung, die wir Erwachsenen ALLE zu tragen haben -
gemeinsam - egal, ob Eltern, Lehrer, Kinderlose ... JEDER kann auf
verschiedenste Art & Weise eine wenig dazu beitragen. Wenn ein Kind
nicht wissbegierig ist - dann haben die Erwachsenen (i.d.R.) etwas falsch
gemacht. Wissen muß geweckt werden und ist ganz sicher in der
Wertvorstellung unserer Gesellschaft verankert - doch gerade letzteres
definiert sich fast ausschl. nur noch in Konsum-/Habgier & Egoismus.
Grüzi
Alex