W°°":20zsoc6o schrieb:
GRUNDSÄTZLICH ist Epiphone der von Gibson gekaufte NAME und kein Produkt...
Diese Mitteilung mag missverständlich wirken und bedarf der Erläuterung.
Um 1910 gründete der griechische Gitarrenbauer Epaminondas Statholoulo in New York eine Firma. Weil sein Vorname mit Epi abgekürzt wurde, nannte er die Firma Epiphone und baute … Gitarren. Er war so erfolgreich, dass er im Bereich der akustischen Gitarren als der stärkste Konkurrent von Gibson galt.
Als Beispiel mag für diesen Erfolg dienen, dass jener Les Paul, der bekanntlich an der Entwicklung der Paula beteiligt war, noch unmittelbar vor ihrer Markteinführung 1952 in der Öffentlichkeit immer noch eine Epi spielte. Allerdings war seine Gitarre mit dem Gibson-Logo versehen (verfälscht); denn er stand bereits bei Gibson unter (Werbe-)Vertrag.
Erst 1957 – mithin 5 Jahre nach der Markteinführung der Les Paul – kaufte Gibson seinen Konkurrenten Epiphone auf. Nach 2-jähriger Produktionspause wurde ab 1959 die Produktion bei Epiphone fortgesetzt. Neben den ursprünglichen Eigenentwicklungen von Epi wurden neue Modelle in die Produktpalette aufgenommen, die nicht nur zufällig den aktuellen Gibson-Modellen ähnlich sahen. Als erste genaue Kopie einer Gibson erschien später die Les Paul bei Epiphone.
1970 wurde die Produktion in den USA eingestellt und nach Japan verlagert. Standorte in weiteren Ländern wurden in der Folge errichtet.
Bei Zweifeln an dieser Firmenhistorie empfehle ich z.B. das Studium des Les Paul Book von Bacon & Day.
Ohne jeden Zweifel musste Epiphone den Vorgaben des Mutterkonzernes folgen. Damit ist Epi jedoch nicht deklassiert worden. Es ist die Aufgabe von Epiphone, dem Einsteiger preiswerte Qualität zu liefern und gleichzeitig möglichst frühzeitig eine Markenbindung an Gibson zu initiieren. Das ist jedoch nur möglich, indem ein gewisser Qualitätsstandard nicht unterschritten wird. Dass Epiphone diese beiden Aufgaben erfolgreich erfüllt, dürfte unstrittig sein. Etliche Gitarristen sind aus dem Einsteiger-Stadium längst heraus und spielen auch nach Jahren noch mit Überzeugung ihre Epiphone. Und damit wird auch deutlich, dass die konkurrente Situation zwischen Gibson und Epiphone nicht vollständig aufgehoben wurde.
Also hat Gibson nicht einen bloßen Markennamen , sondern den Gesetzen der Marktwirtschaft folgend einen selbstständig produzierenden Konkurrenten gekauft und diesen im Rahmen gewisser Konzernvorgaben auch weiterhin selbstständig produzieren lassen.
Im Übrigen ist der Zustand, durch Firmenübernahme die Unabhängigkeit zu verlieren, weder Gibson noch anderen namhaften Herstellern unbekannt.
W°°":20zsoc6o schrieb:
Das Produkt ist wiederum kein Individuum, sondern...
Auch dieser Aussage vermag ich nicht zuzustimmen.
Gitarren einer laufenden Serie weisen ganz unterschiedliche Merkmale auf. Da wäre z.B. das unterschiedliche Gewicht, das aus den Eigenschaften des verwandten Holzes herrührt. Alternativ mag als anderes Beispiel die Maserung, also Holzdichte dienen, die davon abhängig ist, ob der Baum schnell oder langsam bzw. unter günstigen oder ungünstigen Umständen wuchs.
Bereits diese Eigenschaften beeinflussen die Eigenschaften eines jeden Instrumentes mehr oder weniger positiv oder negativ.
Eine in der Qualität standardisierte Gitarre wird nicht herstellbar sein, sofern der Grundstoff ein natürlich gewachsenes Material ist. Das Ursprungsmaterial, also Holz, ist bereits hinsichtlich der Qualität und Eigenschaften nicht standardisiert herstellbar. Der Baumwuchs ist nicht zu beeinflussen, die Qualität des verwandten Holzes nur in begrenztem Rahmen veränderbar. Anders verhält es sich allerdings bei Ovation; denn diese Gitarren sind bekanntlich zu großen Teilen aus Kunststoff gefertigt.
Aus diesen Gründen betrachte ich wie tripleseven (hölzerne) Gitarren als Individuen.
Noch ein Statement zu Gibson`s Qualität.
Die oft gehörte Aussage, Gibson zehre vom Ruhm längst vergessener Zeiten und der Käufer bezahle lediglich den Namen und kaufe mangelhafte Qualität zu unverschämt hohen Preisen, würde bedeuten, dass jeder zufriedene Besitzer einer Gibson der Werbestrategie von Gibson erlegen sei. Und dieser Zustand der Verblendung müsste obendrein auch noch nach jahrelangem Gebrauch der Gitarre und trotz mannigfaltiger Belehrungen anderer Gitarristen andauern. Wer mag ernsthaft behaupten, dass Gibson-Spieler allesamt derart blauäugig sind?
Gleichwohl mache ich mir hinsichtlich der Qualität von Gibson keine Illusionen. Vielmehr betrachte ich jede ihrer Gitarren hinsichtlich der Qualität kritisch. Die Unterschiede sind in der Tat augenfällig. Und weil auch dem Laien Qualitätsunterschiede auffallen können - wenn er sie denn sehen will - scheue ich mich nicht, bei entsprechenden Fragen stets darauf hinzuweisen.
Allerdings ist das für mich noch lange keine Grund Gibson rundweg abzulehnen. Ich negiere auch nicht Gitarren anderer Hersteller. Ich kaufe mir bloß keine; denn mit meinen Gibson bin ich restlos zufrieden. Und wenn mich einer fragt, ob man eine Les Paul grundsätzlich empfehlen kann, mache ich aus der Summe meiner Erfahrungen keinen Hehl.
Gruß
frank