Thorgeir schrieb:
Scheiss Totschlagargumente.
Hollestelle schrieb:
Naja, das ist immer so ein Killerargument.
Ist das so?
Ist man denn glaubwürdig (vor allem sich selbst gegenüber), wenn man aus dem großen See der Ungerechtigkeit und der moralischen Verwerflichkeit nach Lust und Laune – oder weil es gerade opportun ist – ein paar Exemplare herausfischt und ruft „schaut, was ich gefunden habe“.
Um dann einzustimmen in den Protestchor der Gutmenschen und kundzutun, dass man ab jetzt seine eigenen Verhaltensweisen ändern wird (ich möchte nicht wissen, was aus diesen Vorsätzen nach einem Jahr geworden ist).
Andererseits aber zu sagen – ja, die Welt ist schlecht, es gibt so viele Baustellen, aber ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Meine moralischen Prinzipien enden dort, wo
realer Verzicht gefordert ist, oder wo es an meine Brieftasche geht. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch.
Und der möchte gerne auch weiterhin Burger essen, oder das Putenschnitzel, das Kotelett oder das leckere (?) Grillfleisch aus dem Supermarkt. Ja, die armen Tiere müssen grausam leiden, aber den Biobauern kann ich mir einfach nicht leisten – und völlig verzichten……und so weiter und so weiter und so fort.
Könnte man nicht einfach ehrlich sein? Und sagen:
Ja, ich trage mit meinem Verhalten jeden Tag ein wenig bei zu Ungerechtigkeit, Unmenschlichkeit, unwürdigen Arbeitsbedingungen, zum Niedergang meines Buchhändlers, meiner Tante Emma um die Ecke, meines Zeitungsverlages usw. usw.
Aber ich werde mein Verhalten nicht ändern, weil ich nicht sehe, dass ich dadurch Grundsätzliches verändere.
Und darum halte ich mein Maul und singe nicht mit im Chor der Selbstgerechten, der Scheinheiligen und der moralisch zeitweilig Empörten – deren Lied spätestens dann vom Winde verweht sein wird, wenn die Sänger wieder zur Tagesordnung übergehen.
Danke, es war hervorragend wie immer – ich möchte dann auch bitte gleich zahlen.
Tom