Hi Noise,
anlässlich Deiner Frage fällt mir gerade auf, dass ich 1973 mein erstes 5-String-Banjo gekauft habe und mittlerweile einige davon besitze.
Da sind also mittlerweile 40 Jahre drĂĽber ins Land gegangen. Und ich merke, dass ich alt geworden bin.:shock:
Dank Dir fĂĽr diesen Hinweis. :evil:
:-D :-D :-D
Na ja, wenigstens macht mir auf dem 5-String so schnell keiner was vor.:confetti:
Zum Thema:
Ist gar nicht so einfach, Deine Frage zu beantworten; denn Banjo ist nicht gleich Banjo.
Grundsätzlich gib es 4-, 5- und 6-saitige Banjos.
4-Saiter fristen fast nur im Jazz bzw. Dixie ihr Dasein.
Ăśbrigens findet in der irischen Folkszene neben dem 5-String auch das 4-String einen gelungenen Einsatz.
6-Saiter sind für Gitarristen gedacht, die mal so nebenbei und ohne umzulernen mal Banjo spielen wollen. Nebenbei bemerkt: Ich kenne kein gutes 6-Saiter. Das sind alles nur Notlösungen, die aus meiner Sicht nicht mal für "so nebenbei" taugen. Mein Fazit: Kannste vergessen.
5-Saiter dagegen sind ungeheuer geeignet fĂĽr Country / Bluegrass oder aber fĂĽr Folk.
Ein typischer Vertreter fĂĽr Bluegrass ist Earl Scruggs.
Im Folkbereich ist Pete Seeger legendär, aber auch Merle Watson, der auf dem 5-String seinen Vater Doc Watson hervorragend ergänzt hat.
Dazu ergänzend weise ich noch auf Derroll Adams hin, der mich seinen Stil auf dem 5-String gelehrt hat. Leider ist er schon verstorben.
In der Tube sind alle diese Leute vertreten. Schau mal nach ihnen und entscheide Dich für einen Stil; denn davon hängt die Wahl des passenden Banjo-Typs ab.
Es gibt grundsätzlich 2 Bautypen des 5-String, Closed Back -d.h. mit Resonator (einem hinteren Deckel) und open Back (ohne Resonator).
Die "Resonatoren" eignen sich fĂĽr Bluegrass; denn sie strahlen ihren knallharten Sound ebenso knallhart nach vorne ab.
Open Backs haben einen viel räumlicheren und wärmeren Klang. Da kommt auch kein "Resonator" ran, auch nicht, wenn ihnen der Deckel abgebaut worden ist.
Grundsätzlich sagt mir meine Erfahrung, dass man ein Open Back eher für Bluegrass verwenden kann, als ein "Resonator" für Folk.
Das wiederum hängt mit der Konstruktion des Innenlebens zusammen. Viel wichtiger als das verarbeitete Holz sind die eingesetzten Tonringe. Über sie ist das Fell gespannt. Diese Tonrings sind gelocht oder auch nicht und bestehen aus unterschiedlichen Metalllegierungen. Daraus ergeben sich hörbare Soundunterschiede. Tragende Töne sind z.B. im Bluegrass unerwünscht; denn bei den rasend schnellen Tönen ergäbe das einen richtigen Soundmatsch. Im Folkbereich ala Seeger ist er wiederum erwünscht. Die beste und auch teuerste Legierung für singende Sounds ist Glockenbronce. In Billigheimern ist dann durchaus mal nur dickeres Blech verarbeitet. Und das hört man ... kein Sound ... irgendwie leblos ... u.s.w.
Ein qualitatives Verarbeitungsmerkmal ist die Möglichkeit, die Saitenlage ganz nach Gusto einzustellen. Das ist längst nicht in allen Banjos verwirklicht, schon gar nicht bei den Billigheimern.
Vernachlässigen kann man dagegen einen Trussrod. Der Saitenzug ist nicht so hoch, dass sich die Hälse unangenehm stark beugen. Na ja, vielleicht stimmt das nicht bei den Billichteilen ...
Was Du unbedingt brauchen wirst, ist ein Capo für die 5. Saite; das ist die hohe G-Saite, die über der tiefsten Saite liegt. Diese macht den Zauber des 5-Strings aus. Da das 5-String grundsätzlich im Akkord gestimmt wird - zumeist G-Dur (G (hohes G)DGAD), musst Du ein Capo für die 4 unteren Saiten einsetzen, wenn Du z.B. vom G ins A transponieren willst. Dann muss auch das hohe G zum A werden. Gut bei A kann die hohe G noch hineinstimmen. Alles darüber endet mit Saitenriss. Darum brauchst Du ein Capo für's hohe G. Davon gibt es billige und teure Nachrüstsätze. Die einen arbeiten manchmal, die anderen immer gut. Kein Capo beschränkt die Spielerei sehr. U.a. auch dehalb, weil es grandiose Stimmvarianten gibt, die ohne Caüo nicht realisierbar sind.
Nebenbei bemerkt, es gibt säckeweise Varianten der Stimmung. Und darunter sind viele sehr schön klingende.
Bruder, möchtest Du wissen, wozu ich Dir rate?
Stilfrage:
1. Entscheide Dich zunächst für für einen Stil. Das ist ganz einfach: Wenn Du Dir eine Bluegrass-CD mehr als 3 mal hintereinander anhören kannst und dann immer noch Lust auf ein 4. mal hast, dann ... nun ja ... hast Du Dich aus meiner Sicht dummerweise ... für Bluegrass und damit für ein Resonator entschieden. Schade eigentlich.
2. Wenn Dir jedoch gefällt, wie z.B. Pete Seeger zu seinem Rhythmus sich selbst zeitgleich mit Melodie oder Solo begleitet, dann bist Du zweifelsohne ein Open Back - Typ. Der braucht keine Band, die ihm die Soundwand macht. Er macht alles ganz allein.
Gratuliere!
Auswahl des richtigen Instrumentes:
Wie ich schon schrob, ob Du Freude an Deinem Banjo hast, wird wesentlich von der Qualität das Instrumentes bestimmt. Darum kannst Du Billigheimer gleich mal vergessen. Du wirst schon Geld auf den Tisch legen müssen, wenn`s eine Freundschaft auf Dauer werden soll. Dass das so kommen kann, siehst Du an mir.
Was heißt Geld auf den Tisch legen? Nun ja, ab 800 € geht's los mit der Qualität, würde ich sagen.
Falls Du wirklich Interesse hast, schau bei Ebay mal nach
dieser Banjomanufaktur.
Henning ist ein Freund von mir. Ich weiĂź was er kann. Er baut aus Einzelteilen, die er nachbearbeitet und / oder verbessert gute bis sehr gute Banjos zusammen. Am besten ruft man ihn an und bespricht das Vorhaben. Dann kann man auch Preisobergrenzen nennen und bekommt, was fĂĽr den Preis machbar ist, aber niemals Schrott. Du kannst Dich auf mich berufen.
Und sonst? Na ja es bliebe der Gebrauchtmarkt. Mehr noch bei Gitarren gilt, kaufe nie ohne vor zu testen. FĂĽr mich wĂĽrde ebay ausfallen (Ausnahme ist Henning, der seine Banjos ja auch per Video vorstellt).
Und es gibt eine 2. Ausnahme, die da Framus heiĂźt. In den 70gern hat Framus zwei Endorser-Banjos auf den Markt gebracht:
Das eine war das Derroll-Adams-Banjo (ja, jener von dem ich oben schrob). Das gab es mit und ohne Resonator. Beide waren tolle Banjos. Woher ich das weiĂź? Ich habe eins. sie sich eignen als eine wenige Ausnahmen fĂĽr Folk und Bluegrass, egal ob mit oder ohne Resonator.
Zeitgleichgab es das Pete-Seeger-Banjo. Das hatte eine um 2 Bünde verlängerte Mensur. Seeger hatte die 5. Saite (das hohe G) im 7. statt im 5. Bund angeschlagen. Das hatte vor allem gesangstechnische Gründe.
Ab und an wird mal eins von diesen Banjos bei Ebay angeboten. Aber es wurden nicht viele gebaut. So sind auch die Angebote selten. Aber sie sind nicht unangenehm teuer.
Zum SchluĂź noch ein Literatur-Hinweis, falls Du ein Open-Backer werden solltest:
Ein wirklich gutes Lehrbuch für Frailing, Double-Thumbing & Co. hat Pete Seger in den 60igern veröffentlicht. Sein "How to Play The 5-String Banjo" wird noch heute verlegt. Es ist leicht verständlich geschrieben. Wer sich dazu noch eine Seeger-CD kauft, auf der die im Heft enthaltenen Songs darauf sind, ist auf der Gewinnerseite und kommt schnell mit dem Lernen voran.