Gudn Tach!
Nach meiner Erfahrung sind das Aufnehmen vom Schlagzeug und die angesprochene Trennung von Stimme und Gitarre in der Tat mit am schwierigsten.
Beim Schlagzeug sind Gates und Kompressoren natürlich eigentlich unverzichtbar. Aber man muss ja nicht wie Metallica (beim "black album" glaub ich) über 20 Spuren für die Drums verbrauchen. Nicht nur wenn Mischpultkanäle oder Spuren grundsätzlich sowieso eher knapp sind, kann weniger auch mehr sein. Super wichtig finde ich ein gutes Mikro für die bassdrum (so ab akg d 112) und anständige kondensator overheads. Die toms braucht man unter Umständen dann nicht einzeln abnehmen, da würde ich eher 2 Mics für die Snare (oben und unten) und eins für hh reservieren. Macht insgesamt mind. 6 Kanäle/Spuren.
Eins noch im Voraus. Es gibt einen schlauen Satz, der ungefähr so geht: In der gesamten "Sound-Kette" sind die allerwichtigsten Bestandteile der Anfang und das Ende. Also beim Anfang: Der Originalklang, die Mikrofonie, ihre Platzierung. Am Ende: der Studiomonitor, Kopfhörer bzw die Hifi-Anlage. Natürlich kann man es zwischendurch auch versauen, aber: Fehler z. B. bei der Mikrofonierung sind manchmal auch mit modernster Digitaltechnik nicht komplett zu korrigieren. Und: "Abhöre Mist, alles Mist." Ursprünglich stammen solche Weisheiten noch aus der Analogzeit, aber ich denke, dass die Kernaussage immer noch wahr ist, auch wenn - gerade durch moderne Hard- und Software - der mitlere Teil der Kette variabler und wichtiger geworden ist.
Aber jetzt zur eigentlichen Frage. Ich halte relativ wenig davon, mit ganz genauen Zahlen rumzuwerfen, dafür ist das aufgenommene Material meist von Fall zu Fall zu unterschiedlich. Deshalb mal ein paar grobe Tips (wenn du an genauen Zahlen für Frequenzen, Gain und Q interessiert bist, kann ich das aber mal auf dem Rechner im Proberaum nachsehen ...)
Beim EQing für die Drums finde ich wichtig der Bassdrum den Mulm zu nehmen, d. h. eventuell die ganz tiefen frequenzen (so unter 50 hz) abzusenken und dafür irgendwo zwischen 80 und 150 hz einen Peak zu setzen um den Kick zu erhöhen. Wichtig auch hier die richtige Kompessoreinstellung (Release Zeit usw): nur so bekommt man den richtig kick.
Bei den Becken und den High hat kann man den low cut eigentlich gleich beim Aufnehmen schalten, das haben ja viele Pulte eingebaut.
Toms, Becken und Highhat setzen sich normalerweise relativ leicht durch, eventuell muß man bei den Toms auch diverse "Wummer" oder "Blech"frequenzen finden und entschärfen - je besser das Schlagzeug original klingt (Stimmen!), desto weniger Arbeit hat man natürlich. Snare fand ich immer schwierig und ist viel Geschmacksache. In den 80ern hat man da ja viel ekligen Digi-Hall draufgegeben und die snare auch eqmäßig mächtig aufgeblasen, heute finden es viele etwas dezenter, trockener und natürlicher besser, andere (Metallica) bevorzugen seit neuestem ganz seltsame klänge. .-))
Auch ja, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Mixen einfacher wurde, als unserer Schlagzeuger auf kleinere Kessel umstieg ... scheint irgendwie leichter zu kontrollieren.
Bei den Gitarren finde ich es oft hilfreich, das normal durch den typischen Röhrenamp schon vorhandene Mittenloch noch zu verdeutlichen, um matsch zu vermeiden. Also: Bässe leicht rein, Mitten raus. höhen maximal bis zur Schmerzgrenze. Typisches Mittenloch ist afaik so 300-400 hz, aber ich würde mich nicht sklavisch an Zahlen halten, sondern auch hier schon schauen, wie es mit der Stimme zusammen geht.
Bei Stimme und Gitarre gilt wie eigentlich bei allem: Kompressor, Kompressor, Kompressor. Das Komprimieren erhöht die subjektive lautheit mehr alseine reine vol änderung, die komprimierten tracks setzen sich im mix viel mehr durch. Kompression gibt es natürlich auch ein wenig durch Bandsättigung oder bis zum anschlag aufreissen von guten pegelfesten analogpulten. (Habe mich früher auch gefragt, warum sowas wie Neve so teuer ist, aber wenn die dinger nicht bei hohen pegelen noch dermaßen klingen würden, wären die auch nicht so teuer ...)
Gitarren sind natürlich oft schon durch die Röhrenverzerrung komprimiert ... wichtig ist eben, die optimale Balance zwischen Dynamik und Kompression zu erreichen.
Das Problem bei Stimme und Gitarre ist, dass sie oftmals sehr ähnliche Frequenzen besetzen. Da hilft eigentlich nur ausprobieren. Ein Tip: Den EQ erst absenken z B minus 12 db. Dann (Bei Vollparametrik relativ kleiner Q-Wert) die Frequenz suchen, wo die Stimme fast verschwindet. Jetzt den Spieß umdrehen und die typische Frequenz nach Geschmack und Gehör anheben.
Noch ein Tip: Eine Einstellung, bei der nur Frequenzbänder geboostet werden (bass +10 lo mid + 4 hi- mid + 3 hi +6, ist beim aktiven EQ ziemlicher Unsinn. (Im gegensatz zum passiven (Gitarrenamp-) EQ, bei dem alle Ton regler auf 10 ja eigentlich der reine Klang ist ... )
Weniger ist also oft mehr ... cutten muss sein. je mehr nicht benötigte Frequenzen komplett aus dem Mix verschwinden, desto klarer wird die Sache - wenn man es mit lo und hi cuts aber übertreibt, kann es künstlich, quäkend und/oder steril werden.
Insgesamt ist man ohne mehrfache (3-4) Voll- oder mindestens Semiparametrik ziemlich aufgeschmissen. Deshalb finde ich es erheblich leichter, im Rechner zu mixen - Analogpulte mit diesen Möglichkeiten sind dann doch kaum bezahlbar. Digitalpulte sind natürlich auch ne Alternative, habe ich aber keine Erfahrungen mit.
Wie nehmt Ihr denn überhaupt auf (Pult, Mikrofonierung, Rechner/HD-Recorder/Bandmaschine, teils live oder alles einzeln)? Stimme männlich oder weiblich? Besetzung?
DISCLAIMER: SOUND IST AUCH GESCHMACKSFRAGE! Also haben andere Menschen mit anderem Geschmack und anderen Vorlieben auch andere EQ Einstellungen ;-)
Ich hoffe das war jetzt nicht zuviel auf einmal und ist nicht alles Kram, den Du sowieso schon weißt oder ganz anders machen würdest.