gitarrenruebe
Power-User
- 20 Okt 2005
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- 5.591
- 1
- 51
Hallo zusammen,
eine kleiner Report über einen Aushilfsgig.
Genau so was in der Art kennen sicher einige von Euch.
Die Anfrage kam Mitte Dezember: „Hallo Rolf, wir spielen am 13.1.2011 eine Firmen-Gala, chacka wacka Programm, ca. 3 Stunden Spielzeit, keine weite Anfahrt, nette Gage – hast Du Zeit und Lust?“ Ich antworte: „An dem Tag ist noch nichts, chacka wacka hab ich ja auch lange Zeit gemacht, logo, gerne – schick mir aber bitte schnell die Setlist zu, damit ich mich vorbereiten und Leadsheets machen kann“.
Es kommt dann lustigerweise noch dazu, dass es sich um eine Band handelt, die ich mal gegründet und bei der ich 12 Jahre lang gespielt habe, und da vor ziemlich genau 10 Jahren ausgestiegen bin. Mit dem Drummer und dem Basser hatte ich damals nicht wirklich Streit, aber wir sind auch nicht im Guten auseinander gegangen (kleiner Exkurs: Zumindest war das bei den beiden vor vier Jahren, als man sich auf einer Hochzeit getroffen hat, noch sehr frostig: Da war die komplette Gründungsband als Gäste eingeladen, eine Bühne mit Backline war da, und die beiden haben es damals verweigert, für die Braut, unsere Sängerin, noch einmal für einen Song gemeinsam zu spielen. Mit der Sängerin hatte ich im Anschluss noch lange in einer anderen Band gespielt, und der Kontakt ist sehr freundschaftlich-herzlich.). Ich habe aus diesem Grund sehr lange überlegt, ob ich das machen soll, da es durchaus auch sehr frostig werden könnte. Gut, ich hab dann halt trotzdem zugesagt. Mmmm ….
Der Gig war zum Zeitpunkt der Anfrage bei mir noch nicht verbindlich gebucht, sondern man wollte, bevor man ein Angebot bei der planenden Agentur abgibt erstmal sicherstellen, eine spielbereite Besetzung am Start zu haben. Da der eigentliche Gitarrist (der ja mein Nachfolger ist) zum Zeitpunkt des Gigs urlaubt, wurde Ersatz gebraucht. Die Sängerin hat mich dann wohl als Sub ins Gespräch gebracht, diese Diskussion innerhalb der Band wäre sicher sehr interessant gewesen (zu diesem Punkt mehr später). So, Ende Dezember (!) kam dann die Zusage, dass der Gig steht und die Setlist flatterte per Mail ins Haus, und letztere war dann auch eine echte Überraschung:
Da waren insgesamt 36 Songs drauf, die ich vorher noch nie (!) gespielt hatte. Blick auf den Kalender: Gut zwei Wochen Zeit. Upps. Sportlich. Sportlich insofern auch, als dass ich ja seit dem 01.12.2011 wieder einen Fulltime-Bürojob mache, Germer-Guitars (nur, aber eben immer) noch nebenbei läuft, ich an zwei Abenden in der Woche direkt nach dem Büro bis um 20 Uhr unterrichte und mit meiner eigenen neuen Band auch einmal in der Woche probe (daher kam es leider auch bei der ein oder anderen Versandsache – Maggy, sorry noch mal – willst Du noch probieren? Liegen hier verpackt). Puh. An den Unterrichtstagen steh ich um 5 Uhr auf, fange um 6 Uhr im Buro an, und habe dann ab 16:30 Uhr den ersten Schüler, da hat man dann auch mal abends um 21 Uhr den Gedanken, tot ins Bett zu fallen. Zurück zur Setlist, nur mal, dass Ihr einen Eindruck davon habt, was da so alles kam: „Feel“, „Angels“, „Dancing Queen“, „Everyone´s a winner“, „Smooth Operator“, „I´m outta love“, „Valerie“, „Sweet about me“, „Stayin´ alive“, „Heavy Cross“ usw. Sicher alles nix, wo die Monstersoli kommen, aber man hat ja den Anspruch, das so original wie möglich zu machen.
Die Vorbereitung, insbesondere die Leadsheets, waren dann schon ein Stückchen Arbeit. Es wurde für den Dienstag vor dem Gig dann eine gemeinsame Probe vereinbart.
Das war ein Tag: Büro. Unterricht (einen Schüler gecancelt). Probe. Das Wiedersehen mit den Jungs war interessant; bei unserem letzten Treffen waren die Herren sehr reserviert, im Proberaum werde ich umarmt (*wenn man was von jemand will, kann man ganz weit über den eigenen Schatten springen). Naja, ich war freundlich und ohne irgendwelche Animositäten, aber im Hinblick auf Umarmungen doch etwas überrumpelt. Die Probe war sehr gut, bei einem Song musste ich schnell transponieren, da die Band die Tonart zu Gunsten des Sängers (Bassist) geändert hatte. Bei einem Song gab es kurzes Abstimmen wg. einem Akkord zwischen mir und dem Keyboarder (den ich sehr mag, und der ein ganz dufter Typ ist). Die Probe ist insgesamt supergut gelaufen, nachher gab es erstmal Komplimente (siehe hierzu aber auch weiter oben*).
Ich war bei der Probe aber auch zufrieden, die viele Arbeit hat sich gelohnt. ZB bei „Heavy Cross“ hat man im Proberaum bei allen nur grinsende Gesichter gesehen, im Laufe des Abends kamen dann zwischen den Zeilen (auch von Sängerin und Keyboarder, das kann ich dann sehr viel ernster nehmen) immer wieder so Sprüche wie: „Wow, das ist ja 1:1 Original“. Da ich weder weiß, wie die Band das Programm sonst spielt, noch kann ich die Qualität des eigentlichen Gitarristen beurteilen, aber: Komplimente hört man gern. Witzigerweise waren die Bemühungen, mir das alles schmackhaft zu machen, sehr ausgeprägt, ich wurde zB vom Bassist zur Probe abgeholt und chauffiert. Beim Gig ebenso. Auch nicht schlecht. Nach der Probe dann Lagebesprechung für den Gig.
Überraschung: Soundcheck 14 Uhr. Öhm. Was für ein Glück, dass ich im öffentlichen Dienst angestellt bin, da kann man Freitags früher gehn. Das Besteck für den Gig: Spider Valve II Combo mit Shortboard und Expression Pedal, kleines Rack mit Powerkonditioner, Palmer PDI03 und Line6 Relay30. Gitarren: Dirty Birdy Tele, Black Crowe Strat, Reverend Six Gun als Backup für die anderen beiden.
Dresscode, da Firmen-Gala, schick und komplett schwarz.
So, am Freitag hab ich dann noch von 6:00 – 13:00 Uhr gearbeitet, ab nach Hause, schnell in die Dusche, und dann hupt pünktlich um 13:40 Uhr der Herr Bassist. Die Laune ist gut, mit ihm haben sich während der Probe die Spannungen der Vergangenheit in der Tat aufgelöst, die Zeit ist manchmal auch dein Freund …
Angekommen dann um kurz vor 14 Uhr am Venue, wir hören von draußen, wo wir hinmüssen, denn der Drum-Check läuft schon. Kurze Rundumbegrüßung, alle anderen sind schon da. Technik ist fertig, mein Platz ist links vorne an der Bühne. Wunderbar, den für diesen Abend erforderlichen Notenständer kann ich so hinter einer Säule, die ganz links vorne an der Bühne ist, verstecken, so sieht man den von vorne nicht. Amp wird platziert, PDI03 verkabelt, ich bin um 14:10 Uhr spielbereit und komme beim SC als letztes Instrument, vor den Gesängen dran.
Alle zufrieden, der Bühnensound ist nicht laut, aber gut. Da ich an dem Abend nicht singe, brauche ich keinen eigenen Monitor. Von hinten bekomme ich den vom Keyboarder mit, und die Sängerin freut sich über einen zweiten Monitor. Von der bekomme ich auch noch genug mit, für MICH passt alles. Um 14:30 Uhr ist der SC plangemäß fertig.
Der weitere Zeitplan: 15 Uhr kommen die Gäste (Frankfurter Niederlassung eines Chemieunternehmens), Rede durch die Geschäftsführung. 16 Uhr Eröffnung Buffet, an den wir auch teilnehmen. Sieht alles besser aus, als es schmeckt, aber der kalte Tafelspitz bei den Vorspeisen, und die Ente bei den Hauptgängen sind lecker, verführen aber Gott sei Dank nicht dazu, die Plautze bis zum Anschlag zu füllen – kleine Voprspeise, kleiner Hauptgang, Hungergefühl weg. Vorneweg ein Schlückchen Prosecco, hintendrauf ein Espresso. Dazu ein Glas Riesling vom Weingut Robert Weil. Das könnte alles schlimmer sein.
Der Keyboarder macht während des Essens Diner-Musik, und der Rest wartet in einem Konferenzraum darauf, dass es um 17:30 Uhr losgehen soll. Hier lockert die Stimmung schon etwas auf, es werden alte Geschichten von früheren gemeinsamen Gigs erzählt, es wird viel gelacht.
Zurück zur Gala, tolle Eventplanung:
Die Gäste mußten vorher noch arbeiten, werden dann eine Stunde lang mit einer Rede der langweiligeren Art gequält, futtern dann ordentlich und sind dann, genau, platt. Das erste Set startet mit ein paar Danceclassics, aber kaum jemand ist zum Tanzen zu bringen. Das wird schwer. Zum Ende des Sets ist die Tanzfläche gut gefüllt. Der Sound nach vorne ist gut, aber auch nicht zu laut. Auf der Bühne ist bei mir alles prima, aber die Sänger haben Probleme mit dem Monitor, der sich ständig verändert und zwischendrin ganz nah am Feedbacken ist. Leider hat die PA-Firma (die ich von anderen Events kenne, es war immer hervorragend) uns nicht ihren besten Mann und einen Azubi (der eine Schlaftablette ist) geschickt. Man hat das Digitalpult leider nicht wirklich souverän im Griff. Ärgerlich. Und, man achtet leider nicht aufmerksam darauf, was auf der Bühne passiert, sondern man unterhält sich ausgelassen über Smartphones. Weiß ich daher, weil ich irgendwann mitten im Set mit dem Sender während des Songs zum Pult gerannt bin, und mal nachgefragt habe, ob ich den beiden nicht eine Couch samt Kafe & Kuchen organisieren soll. In der ersten Spielpause gab es dann auch von der Band eine ziemlich knackige Ansprache. Wir haben dann noch zwei weitere Sets gespielt, bis auf den Bühnengesang ging es mit dem Sound. Die Chefsekretärin hat während des Abends mit fast allen männlichen Kollegen getanzt, 80% dieser Herren wissen nun auch, ob die Arschbacken der Dame sich so knackig anfühlen, wie es die Rundungen in der knallengen Jeans optisch vermitteln. Der Bassist macht mich während des Gigs bei einigen der tanzenden Damen darauf aufmerksam, dass die Natur da großzügig war, die Sängerin kommentiert diese Kommentare mit entsetzten Blicken und derartige wichtige Infos werden vom Drummer wahrgenommen. Kurz, auf der Bühne ist alles so, wie vor 10 Jahren, als ich das letzte mal mit der Band gespielt habe. Bei einem Song strauchele ich am Anfang etwas, merkt außer mir niemand, und bei „Feel“ bin ich mir kurz unsicher, ob ich die Leads am Ende über den Gesang weiterziehen soll, was aber der Herr Bassist mit einem kurzen Nicken bestätigt.
Ansonsten – ich weiß Eigenlob stinkt – hab ich aber souverän abgeliefert, und unter dem Strich deutlich weniger Wackelmomente gehabt, als der Herr Drummer oder der Mann am Klavier.
Nach dem Gig wurde dann noch ein Glas Wein gemeinsam getrunken, der Schlagzeuger und ich hatten noch mal eine Viertelstunde, in der wir sachlich über unseren Zoff von vor 10 Jahren sprechen konnten. Interessant war dann auch, dass er wohl, als die Sängerin mich vor einigen Wochen als Sub vorgeschlagen hatte, sich dagegen vehement gewehrt hatte, er wollte wg. der alten Geschichten keinesfalls mit mir spielen: Die restliche Band inkl. Bassist hat aber dann so beschlossen und er musste mit mir spielen. Interessanterweise war ich nicht nur erste Wahl als Sub, weil man es mir halt zutraute, dass ich den Kram binnen kurzer Zeit spielen kann, weitere Pro-Argumente waren:
Ich hab mich dann am Sa noch mal via Rundmail bei der Band für den netten Gig bedankt. Es kam dann von allen Seiten auch noch mal Dank und Lob für souveränes Abliefern, und der Drummer schrieb mir, dass mit diesem Abend für ihn alle Altlasten der Vergangenheit ad acta gelegt seien, und sich freuen würde, wenn ich wieder mal aushelfen könnte. Alleine dafür war es gut, dass ich den Job angenommen hab.
Fazit:
Es war ordentlich Arbeit, das hat sich aber gelohnt.
Der reine Musikkram war halt ne Firmengala ohne größere Schwächen.
Rein persönlich war es eine sehr emotionale Sache (man sieht es auch daran, dass ich hier einen Roman drüber schreibe), ich bin froh, dass ich es gemacht hab, und dass die alten Geschichten bei dieser Gelegenheit erledigt wurden.
Eine gute Sache für alle Beteiligten !
eine kleiner Report über einen Aushilfsgig.
Genau so was in der Art kennen sicher einige von Euch.
Die Anfrage kam Mitte Dezember: „Hallo Rolf, wir spielen am 13.1.2011 eine Firmen-Gala, chacka wacka Programm, ca. 3 Stunden Spielzeit, keine weite Anfahrt, nette Gage – hast Du Zeit und Lust?“ Ich antworte: „An dem Tag ist noch nichts, chacka wacka hab ich ja auch lange Zeit gemacht, logo, gerne – schick mir aber bitte schnell die Setlist zu, damit ich mich vorbereiten und Leadsheets machen kann“.
Es kommt dann lustigerweise noch dazu, dass es sich um eine Band handelt, die ich mal gegründet und bei der ich 12 Jahre lang gespielt habe, und da vor ziemlich genau 10 Jahren ausgestiegen bin. Mit dem Drummer und dem Basser hatte ich damals nicht wirklich Streit, aber wir sind auch nicht im Guten auseinander gegangen (kleiner Exkurs: Zumindest war das bei den beiden vor vier Jahren, als man sich auf einer Hochzeit getroffen hat, noch sehr frostig: Da war die komplette Gründungsband als Gäste eingeladen, eine Bühne mit Backline war da, und die beiden haben es damals verweigert, für die Braut, unsere Sängerin, noch einmal für einen Song gemeinsam zu spielen. Mit der Sängerin hatte ich im Anschluss noch lange in einer anderen Band gespielt, und der Kontakt ist sehr freundschaftlich-herzlich.). Ich habe aus diesem Grund sehr lange überlegt, ob ich das machen soll, da es durchaus auch sehr frostig werden könnte. Gut, ich hab dann halt trotzdem zugesagt. Mmmm ….
Der Gig war zum Zeitpunkt der Anfrage bei mir noch nicht verbindlich gebucht, sondern man wollte, bevor man ein Angebot bei der planenden Agentur abgibt erstmal sicherstellen, eine spielbereite Besetzung am Start zu haben. Da der eigentliche Gitarrist (der ja mein Nachfolger ist) zum Zeitpunkt des Gigs urlaubt, wurde Ersatz gebraucht. Die Sängerin hat mich dann wohl als Sub ins Gespräch gebracht, diese Diskussion innerhalb der Band wäre sicher sehr interessant gewesen (zu diesem Punkt mehr später). So, Ende Dezember (!) kam dann die Zusage, dass der Gig steht und die Setlist flatterte per Mail ins Haus, und letztere war dann auch eine echte Überraschung:
Da waren insgesamt 36 Songs drauf, die ich vorher noch nie (!) gespielt hatte. Blick auf den Kalender: Gut zwei Wochen Zeit. Upps. Sportlich. Sportlich insofern auch, als dass ich ja seit dem 01.12.2011 wieder einen Fulltime-Bürojob mache, Germer-Guitars (nur, aber eben immer) noch nebenbei läuft, ich an zwei Abenden in der Woche direkt nach dem Büro bis um 20 Uhr unterrichte und mit meiner eigenen neuen Band auch einmal in der Woche probe (daher kam es leider auch bei der ein oder anderen Versandsache – Maggy, sorry noch mal – willst Du noch probieren? Liegen hier verpackt). Puh. An den Unterrichtstagen steh ich um 5 Uhr auf, fange um 6 Uhr im Buro an, und habe dann ab 16:30 Uhr den ersten Schüler, da hat man dann auch mal abends um 21 Uhr den Gedanken, tot ins Bett zu fallen. Zurück zur Setlist, nur mal, dass Ihr einen Eindruck davon habt, was da so alles kam: „Feel“, „Angels“, „Dancing Queen“, „Everyone´s a winner“, „Smooth Operator“, „I´m outta love“, „Valerie“, „Sweet about me“, „Stayin´ alive“, „Heavy Cross“ usw. Sicher alles nix, wo die Monstersoli kommen, aber man hat ja den Anspruch, das so original wie möglich zu machen.
Die Vorbereitung, insbesondere die Leadsheets, waren dann schon ein Stückchen Arbeit. Es wurde für den Dienstag vor dem Gig dann eine gemeinsame Probe vereinbart.
Das war ein Tag: Büro. Unterricht (einen Schüler gecancelt). Probe. Das Wiedersehen mit den Jungs war interessant; bei unserem letzten Treffen waren die Herren sehr reserviert, im Proberaum werde ich umarmt (*wenn man was von jemand will, kann man ganz weit über den eigenen Schatten springen). Naja, ich war freundlich und ohne irgendwelche Animositäten, aber im Hinblick auf Umarmungen doch etwas überrumpelt. Die Probe war sehr gut, bei einem Song musste ich schnell transponieren, da die Band die Tonart zu Gunsten des Sängers (Bassist) geändert hatte. Bei einem Song gab es kurzes Abstimmen wg. einem Akkord zwischen mir und dem Keyboarder (den ich sehr mag, und der ein ganz dufter Typ ist). Die Probe ist insgesamt supergut gelaufen, nachher gab es erstmal Komplimente (siehe hierzu aber auch weiter oben*).
Ich war bei der Probe aber auch zufrieden, die viele Arbeit hat sich gelohnt. ZB bei „Heavy Cross“ hat man im Proberaum bei allen nur grinsende Gesichter gesehen, im Laufe des Abends kamen dann zwischen den Zeilen (auch von Sängerin und Keyboarder, das kann ich dann sehr viel ernster nehmen) immer wieder so Sprüche wie: „Wow, das ist ja 1:1 Original“. Da ich weder weiß, wie die Band das Programm sonst spielt, noch kann ich die Qualität des eigentlichen Gitarristen beurteilen, aber: Komplimente hört man gern. Witzigerweise waren die Bemühungen, mir das alles schmackhaft zu machen, sehr ausgeprägt, ich wurde zB vom Bassist zur Probe abgeholt und chauffiert. Beim Gig ebenso. Auch nicht schlecht. Nach der Probe dann Lagebesprechung für den Gig.
Überraschung: Soundcheck 14 Uhr. Öhm. Was für ein Glück, dass ich im öffentlichen Dienst angestellt bin, da kann man Freitags früher gehn. Das Besteck für den Gig: Spider Valve II Combo mit Shortboard und Expression Pedal, kleines Rack mit Powerkonditioner, Palmer PDI03 und Line6 Relay30. Gitarren: Dirty Birdy Tele, Black Crowe Strat, Reverend Six Gun als Backup für die anderen beiden.
Dresscode, da Firmen-Gala, schick und komplett schwarz.
So, am Freitag hab ich dann noch von 6:00 – 13:00 Uhr gearbeitet, ab nach Hause, schnell in die Dusche, und dann hupt pünktlich um 13:40 Uhr der Herr Bassist. Die Laune ist gut, mit ihm haben sich während der Probe die Spannungen der Vergangenheit in der Tat aufgelöst, die Zeit ist manchmal auch dein Freund …
Angekommen dann um kurz vor 14 Uhr am Venue, wir hören von draußen, wo wir hinmüssen, denn der Drum-Check läuft schon. Kurze Rundumbegrüßung, alle anderen sind schon da. Technik ist fertig, mein Platz ist links vorne an der Bühne. Wunderbar, den für diesen Abend erforderlichen Notenständer kann ich so hinter einer Säule, die ganz links vorne an der Bühne ist, verstecken, so sieht man den von vorne nicht. Amp wird platziert, PDI03 verkabelt, ich bin um 14:10 Uhr spielbereit und komme beim SC als letztes Instrument, vor den Gesängen dran.
Alle zufrieden, der Bühnensound ist nicht laut, aber gut. Da ich an dem Abend nicht singe, brauche ich keinen eigenen Monitor. Von hinten bekomme ich den vom Keyboarder mit, und die Sängerin freut sich über einen zweiten Monitor. Von der bekomme ich auch noch genug mit, für MICH passt alles. Um 14:30 Uhr ist der SC plangemäß fertig.
Der weitere Zeitplan: 15 Uhr kommen die Gäste (Frankfurter Niederlassung eines Chemieunternehmens), Rede durch die Geschäftsführung. 16 Uhr Eröffnung Buffet, an den wir auch teilnehmen. Sieht alles besser aus, als es schmeckt, aber der kalte Tafelspitz bei den Vorspeisen, und die Ente bei den Hauptgängen sind lecker, verführen aber Gott sei Dank nicht dazu, die Plautze bis zum Anschlag zu füllen – kleine Voprspeise, kleiner Hauptgang, Hungergefühl weg. Vorneweg ein Schlückchen Prosecco, hintendrauf ein Espresso. Dazu ein Glas Riesling vom Weingut Robert Weil. Das könnte alles schlimmer sein.
Der Keyboarder macht während des Essens Diner-Musik, und der Rest wartet in einem Konferenzraum darauf, dass es um 17:30 Uhr losgehen soll. Hier lockert die Stimmung schon etwas auf, es werden alte Geschichten von früheren gemeinsamen Gigs erzählt, es wird viel gelacht.
Zurück zur Gala, tolle Eventplanung:
Die Gäste mußten vorher noch arbeiten, werden dann eine Stunde lang mit einer Rede der langweiligeren Art gequält, futtern dann ordentlich und sind dann, genau, platt. Das erste Set startet mit ein paar Danceclassics, aber kaum jemand ist zum Tanzen zu bringen. Das wird schwer. Zum Ende des Sets ist die Tanzfläche gut gefüllt. Der Sound nach vorne ist gut, aber auch nicht zu laut. Auf der Bühne ist bei mir alles prima, aber die Sänger haben Probleme mit dem Monitor, der sich ständig verändert und zwischendrin ganz nah am Feedbacken ist. Leider hat die PA-Firma (die ich von anderen Events kenne, es war immer hervorragend) uns nicht ihren besten Mann und einen Azubi (der eine Schlaftablette ist) geschickt. Man hat das Digitalpult leider nicht wirklich souverän im Griff. Ärgerlich. Und, man achtet leider nicht aufmerksam darauf, was auf der Bühne passiert, sondern man unterhält sich ausgelassen über Smartphones. Weiß ich daher, weil ich irgendwann mitten im Set mit dem Sender während des Songs zum Pult gerannt bin, und mal nachgefragt habe, ob ich den beiden nicht eine Couch samt Kafe & Kuchen organisieren soll. In der ersten Spielpause gab es dann auch von der Band eine ziemlich knackige Ansprache. Wir haben dann noch zwei weitere Sets gespielt, bis auf den Bühnengesang ging es mit dem Sound. Die Chefsekretärin hat während des Abends mit fast allen männlichen Kollegen getanzt, 80% dieser Herren wissen nun auch, ob die Arschbacken der Dame sich so knackig anfühlen, wie es die Rundungen in der knallengen Jeans optisch vermitteln. Der Bassist macht mich während des Gigs bei einigen der tanzenden Damen darauf aufmerksam, dass die Natur da großzügig war, die Sängerin kommentiert diese Kommentare mit entsetzten Blicken und derartige wichtige Infos werden vom Drummer wahrgenommen. Kurz, auf der Bühne ist alles so, wie vor 10 Jahren, als ich das letzte mal mit der Band gespielt habe. Bei einem Song strauchele ich am Anfang etwas, merkt außer mir niemand, und bei „Feel“ bin ich mir kurz unsicher, ob ich die Leads am Ende über den Gesang weiterziehen soll, was aber der Herr Bassist mit einem kurzen Nicken bestätigt.
Ansonsten – ich weiß Eigenlob stinkt – hab ich aber souverän abgeliefert, und unter dem Strich deutlich weniger Wackelmomente gehabt, als der Herr Drummer oder der Mann am Klavier.
Nach dem Gig wurde dann noch ein Glas Wein gemeinsam getrunken, der Schlagzeuger und ich hatten noch mal eine Viertelstunde, in der wir sachlich über unseren Zoff von vor 10 Jahren sprechen konnten. Interessant war dann auch, dass er wohl, als die Sängerin mich vor einigen Wochen als Sub vorgeschlagen hatte, sich dagegen vehement gewehrt hatte, er wollte wg. der alten Geschichten keinesfalls mit mir spielen: Die restliche Band inkl. Bassist hat aber dann so beschlossen und er musste mit mir spielen. Interessanterweise war ich nicht nur erste Wahl als Sub, weil man es mir halt zutraute, dass ich den Kram binnen kurzer Zeit spielen kann, weitere Pro-Argumente waren:
- 1: Der Mann ist zuverlässig, man kann sich blind verlassen und muss sich nicht kümmern.
2. Der Mann kommt nicht mit einem Rock-am-Ring-Rig.
3. Der Mann hat auch Entertainment-Qualitäten, sprich, der geht auch mal mit dem Sender ins Publikum, spielt bei ner Rocknummer das Solo auch mal hinter dem Rücken und steht nicht wie ne Salzsäule auf der Bühne rum.
4. Der Mann hat Bühnenroutine, und fliegt nicht gleich raus, wenn wir mal einen Refrain mehr oder ein zusätzliches Solo oder einen Publikumsteil einbauen.
Ich hab mich dann am Sa noch mal via Rundmail bei der Band für den netten Gig bedankt. Es kam dann von allen Seiten auch noch mal Dank und Lob für souveränes Abliefern, und der Drummer schrieb mir, dass mit diesem Abend für ihn alle Altlasten der Vergangenheit ad acta gelegt seien, und sich freuen würde, wenn ich wieder mal aushelfen könnte. Alleine dafür war es gut, dass ich den Job angenommen hab.
Fazit:
Es war ordentlich Arbeit, das hat sich aber gelohnt.
Der reine Musikkram war halt ne Firmengala ohne größere Schwächen.
Rein persönlich war es eine sehr emotionale Sache (man sieht es auch daran, dass ich hier einen Roman drüber schreibe), ich bin froh, dass ich es gemacht hab, und dass die alten Geschichten bei dieser Gelegenheit erledigt wurden.
Eine gute Sache für alle Beteiligten !