G100T 112 Combo (Acoustic Control Corporation)

Hersteller
Acoustic (Acoustic Control Corporation)
Baujahr
1984
Bin ueberrascht, das noch keiner den hier vorgestellt hat. Kleine Geschichte dazu. Als armer Schueler habe ich damals 1984 fuenf Wochen meiner Sommerferien verbracht, fuer diesen Amp zu knechten. Er war der einzige der gehobenen zweikanäler-Vollröhrenamps, der wirklich in meiner Preisklasse lag (2000 DM). Ein PCL Vintage Amp 1956 wäre vielleicht noch drin gewesen, aber im Vergleichstest im Musikladen in Berlin war\'s beim PCL einfach schwieriger, einen so richtigen creamigen Overdrive einzustellen. Heute wuerde ich mir mehr Zeit lassen. Der PCL ist nämlich so ziemlich eine 1:1 Kopie des Mesa Boogie MkII (sans EQ), und damals war ich auf Santana und DiMeola Sounds aus (und mag die immer noch - obwohl DiMeola, wie ich inzwischen gelernt habe, meisst doch Marshall benutzt - aber auf der Elegant Gypsy war Mesa Boogie als Equipment mitangegeben). Habe den Amp dann Jahrelang gespielt - aber zumindest den Abraxas Sound allerhöchstens im Ansatz (eigentlich nicht richtig) hinbekommen. 70er Jahre Santana ist da eher drin... dazu gleich mehr. 1993 musste ich Ihn dann verkaufen, als ich zum Studium ins Ausland zog. Ich hatte aber immer Kontakt zum Nachbesitzer, der ihn fuer seinen Sohn gekauft hatte. Letzterer war dann aber nach einiger Zeit nicht mehr interessiert, und als ich nach der Promotion zurueck nach Europa kam, konnte ich ihn wieder guenstig zurueckkaufen. Jetzt ist er einer meiner Schätze...
Vom Aufbau ähnelt er zumindest oberflächlich dem MB MkII oder MkIII - zwei fussschaltbare Kanäle, ein Lautstärkeregler fuer den cleanen Kanal und ein Tandem Poti fuer den Overdrive Kanal (Drive und Volume) dazu Regler fuer Bass, Mid, Treble, Presence in der Klangregelung (Bass und Treble als push-pull fuer Bass boost und bright), fussschaltbarer 5-Band EQ, fussschaltbarer Accutronics Federhall, und 60/100Watt Leistungsumschaltung. 4x6L6 in der Endstufe und 5 ECC83 in den Vorstufen und als Hall treiber (glaube ich). Der Vorgänger (Modell 164/165) war wohl auch tatsächlich stark am Boogie orientiert, aber der G100T war technisch dann doch ein bischen anders (da gibts auf dem Internet ein Interview dazu mit dem Entwickler Steve Rabe, damals bei acoustic, später Chefentwickler bei SWR und noch später Raven Amps....). Die Klangregelung (und natuerlich auch der EQ) liegt nämlich Post-gain. Damit beinflussen sie nicht die Zerre an sich. Dafuer sind sie SEHR effektive und arbeiten ziemlich unabhängig voneinander. Was bedeutet, dass der Amp mit dem Sound nicht sehr festgelegt ist und dadurch sehr variabel. Der clean Kanal ist praktisch nicht uebersteuerbar, aber wunderschön; so ein HiFi Fender Sound, ganz toll fuer Jazz und meiner Ansicht nach um KLASSEN besser als ein Roland Jazz Chorus (ist aber wohl Geschmackssache). Der verzerrte Kanal ist im Grundsound auch ein typischer \"California Hotrod\", lässt sich aber Dank der effektiven Klangregelung un EQ unglaublich verbiegen und bekommt englische Klänge sehr ueberzeugen hin. Ich hab kommentare gelesen, dass dieser Amp sehr amtlich ueber ein 4x12 Halfstack klingt (selber nie probiert); bei mir ist der EVM12L drin, ein MASSIVER Lautsprecher und dementsprechend schwer. Wenn man diesen Amp mit diesem Speaker aufdreht, da wackeln buchstäblich die Wände. Ein phantastischer Amp. Mit allen Reglern auf 12 Uhr und dem EQ flat ist da eine etwas nervige hochmitten-frequenz (drastischer bei Q-100\'s, nicht so sehr bei Super Distortion Kopien oder Ibanez Super 58), die man einfach damit wegbekommt, dass man den treble auf 9 oder 10 Uhr dreht. Durch die effektive Klangregelung kann man auch ganz schlimme Sounds hinbekommen, aber wenn man ihn nicht in Extremeinstellungen benutzt, klingt er meist sehr gut. Vielleicht sollte ich mich mal um bessere Endstufenröhren kuemmern; urspruenglich waren Sylvania\'s drin; bei einem Service später kamen dann \"Standard Brand 6L6 GB/GC\" hinein, eigentlich kein vertrauter oder vertrauenserweckender Markenname....Ein serieller Einschleifweg ist auch da, aber zumindest mit stinknormalen Pedalen wird der Level zu niedrig. Andererseits liegt der Einschleifweg VOR dem Equalizer und Master Volumen, so dass sich der Acoustic vorzueglich als Slave Amp eignet, wenn die Vorstufe (oder POD, V-amp etc) genug level entwickelt. Ausprobieren! Zur Zeit liegen die Gebrauchtpreise definitiv niedriger als z.B. diese Atomic Amps - und man hat gleichzeitig eine richtig guten Vintage Röhrenamp - die einzige Gefahr duerfte sein, dass man dann vielleicht den POD nach einiger Zeit wegwirft.
Aber andererseits - das Gewicht! Duerften so um die 35 kg sein, ein eigener Roadie wär nicht schlecht...
Aber wie gesagt, den Abraxas Sound (insbesondere auch \"Incident...\") kriegt er leider doch nicht hin. Aber ne Menge anderer guter Klänge. Und......
Als Teenager damals hatte ich gelesen \"Santana Sound = Mesa Boogie + Les Paul (oder generell Humbucker Gitarre)\" + Magic. Aber: Incident at Neshabur (das wusste ich damals nicht) wurde noch bei den Sessions zum ersten Santana Album aufgenommen - und zu der Zeit spielte Carlos Santana eine SG mit P90 (schön zu sehen auf dem Woodstock Film) und einen Gallien Krueger tranny amp!!!! (Im Hintergrund im Film, ein GMT 226A, siehe auch http://gallienkrueger.mivamerchant.net/wp-content/uploads/Bob-Gallien-Bass-Gear-Icon1.pdf). Und dann wundere ich mich dann doch nicht mehr.....

Addendum: Interessanterweise liegen EQ und Master hinter dem Einschleifweg. Das macht diesen Amp als Slave fuer Modeller interessant!

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... ich hatte mal das Topteil aus der Serie in meiner Suchphase Anfang der 80er. Einer der wenigen Verstärker, die ich neu gekauft habe (ich meine mich zu erinnern, der hat so um die 1500 DM gekoste, oder?) Meine Erwartung ging in weiche supersustainige Richtung und wurde komplett enttäuscht (warum habe ich das eigentlich nicht im Laden ausgetestet ??? keine Ahnung mehr ...)
 
Ich glaube, viele haben erwartet, dass der G100T ähnlich weich klingt wie der 165 (den uebrigens ja z.B. Klaus Heuser bei BAP lange Zeit gespielt hat). Der G100T kann (muss aber nicht) wohl sehr viel aggressiver klingen als der 165, aber ueber Sustainmangel hab ich mich eigentlich nie beklagen können. Laut Preisliste kostete der G100T 112 mit EVM damals im Laden DM 1995,-, mit Edelholzkabinett 2395,-. Kann sein dass Du diesen hier mit dem G60T 112 verwechselst, der kostete in der presiwertesten Version mit acoustic-eigenem Lautsprecher DM 1450,-.
 
...es war, soweit ich das den Bildern im Netz nach rekonstruieren kann, ein G100T _Topteil_ mit einer Roost-Box mit 2 12er Electro Voice Speakern, alles in allem eine fĂĽr meine Soundvorstellungen denkbar ungĂĽnstige Kombination, wie ich heute denke ...
 
Hallo, ich hatte mehrere Jahre genau den gleichen Amp (also mit dem EVM 12L).
Ein sehr schöner Amp, aber \"Englisch\" kann er überhaupt nicht, da würde ich dir widersprechen wollen. Der Distortion- Charakter wwar immer eher \"mellow\" in meiner Erinnerung, für englische Klänge hatte ich damals einen Marshall Guvnor 1. Serie vorgeschaltet.
 
Hallo Doc Line6forum,
bist Du Dir sicher, dass Du nicht den 165 hattest? Die sind optisch fast identisch, der 165 hatte aber wohl eine andere Schaltung und auch eine alternative FET Vorstufe fuer den clean Kanal. Mein G100T 112 kann ganz schön aggressive Klänge produzieren bei entsprechender Einstellung (fuer Heavy Metal reicht die Verzerrung aber nicht). Grade mit dem Treble Regler muss man sehr vorsichtig sein. Der Grundsound ist Westkueste USA, aber der lässt sich doch ganz schön verbiegen mit dem Tonestack + EQ.
 
Hallo Alex, ja es war definitiv nicht der 165, sondern der G100T. Wir meinen wahrscheinlich schon dasselbe, bloĂź denke ich bei \"Englisch\" vielleicht englischer als du... :)
 
Ich hatte lange Zeit den 164er, einer meiner Schüler hat sich daraufhin dieses Modell gekauft. Hatte den Vorteil echter Zweikanaligkeit, klang aber in der Zerre gaaanz anders, nicht mein Ding. Das Gewicht kriegt man halbwegs gehandelt, wenn man zwei Klapp- oder gar Marshallgriffe montiert. Da ist er alleine noch tragbar, zu zweien kein Problem (bei meinem ist der Griff beim Tragen mal rausgerissen, ging aber noch gut...). Habe ihn dann zugunsten eines 19-Zoll-Aufbaus mit 4x12ern verkauft. Heute hätte ich ihn manchmal gerne wieder zurück (den 164).
Nichtsdestotrotz ein interessantes Teil. Viel SpaĂź damit!
 
Wow, nicer amp. Hatte den auch mal fĂĽr ne kurze Zeit und mochte den massiven Cleansound wirklich sehr. Zerre war nicht so meins, deshalb hab ich ihn dann nach einiger Zeit verkauft und mir nen Boogie MK2a zugelegt (den ich mir erst sparen wollte ;D).
Aber der EV12L den hab ich behalten, der werkelt in einer offenen Birkenbox und pumpt und puncht immer noch wie sau.
 

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