Pfaelzer schrieb:
Das Interessante an diesem Thread ist definitv, dass er einen ziemlich tiefen Graben offenlegt, der sich zwischen Amateur und Berufsmusiker zieht...ob aus Neid des Amateurs oder aus Unkenntnis, mag dahingestellt sein. Ohne die Gema müsste der Berufsstand des Musikers zu großen Teilen mit staatlichen Subventionen (aus Steuern) finanziert werden, und da wäre dann vielleicht eine nicht so genaue Abrechnung möglich. Wie wäre das, Leute? Eine Art Musiker-Solidaritätszuschlagnimbus, sozusagen Musolini?
Erst einmal stimme ich Dir zu, ein pauschales Abgabensystem mit einer Verwertungsgesellschaft, die sowohl die Ansprüche der Urheber wirkungsvoll vertreten (nicht im Sinne von "versuch doch mich zu verklagen, Du kleiner Komponist" ) und andererseits die unkomplizierte Nutzung ermöglicht (der Wirt muss nicht für jeden Song der Coverband eine Lizenz erwerben..), ist eine praktische Sache.
Nur: Die GEMA hat eine Tarifstruktur, die z.B. höhere Verwertungssätze für E-Musik als U-Musik (sowieso bescheuerte Unterscheidung) enthält. Du schreibst in einem anderen Beitrag, die meisten klassischen Musiker würden hauptsächlich von der GEMA-Ausschüttung leben. Das ist ein Punkt, den ich nicht verstehe. Der Anteil klassischer Musiker, der komponiert, dürfte geringer sein als bei Pop/Rock/Jazzmusikern (der Anspruch halt auch höher). Reine Interpreten bekommen nichts von der GEMA, wer nur live spielt, ohne Aufnahme/Übertragung, auch nichts von der GVL.
Ausserdem: wer sich mal die E-Musik Top Ten der GEMA für 2010[1],also die meistgespielten Werke, anschaut, findet dort ausschließlich Komponisten, die schon seit Jahrzehnten tot sind - es profitieren hier also vor allem die Erben und Verlage. Musik von Bach, Mozart etc. ist dort übrigens nicht zu finden, da sie bereits gemeinfrei sind (Schöpfer seit mehr als 70 Jahren tot).
Ist es wirklich die Aufgabe einer Verwertungsgesellschaft, durch Abgaben auf Datenträger diese (kulturpolitische) Präferenz zu fördern? Welcher Anteil der Daten auf USB-Sticks sind denn klassische/"ernste" Werke, bei denen der Urheber weniger als 70 Jahre tot ist? Ich glaube, da kommen sehr viele Nullen hinter dem Komma. Könnte man das nicht wirklich besser über eine Steuer erledigen? Das ist m.E. eine gesellschaftliche Aufgabe, die mussnicht unbedingt von den Speicherkartenkäufern erledigt werden.
Pfaelzer schrieb:
Über Höhe der aktuellen Gebühr habe ich mich ausgelassen, ob die angemessen erscheint, kann jeder selbst für sich entscheiden. Über die zukünftige Gebühr werde ich mich auslassen, wenn diese offziell beschlossen ist (die Gema mag ein Verein von bürokratischen, sexuell frustrierten und damit aggressiv-verwirrten Pseudobeamten sein, aber so blöde sind die auch nicht, dass sie die Gebühren so stark erhöhen, dass Veranstaltungen keinen wirtschaftlichen Sinn machen...niemand schlachtet die Kuh, die Milch gibt).
"The road to hell is paved with good intentions" - eine prinzipiell gute Idee kann durch schlechte Ausführung halt auch in ihr Gegenteil verkehrt werden, und das System ist nicht unbedingt deshalb gerechtfertigt, weil es auch Musikern, die darauf angewiesen sind für ihren Lebensunterhalt, ein Auskommen ermöglicht - das könnte man nämlich unter Umständen auch anders hinkriegen. So wie es im Moment angelegt ist, ist nämlich der Profit sehr ungleich verteilt. Ich muss nicht Dieter Bohlen und die Erben von Benjamin Britten (bitte nicht als Gleichsetzung verstehen!) zwangsfinanzieren, damit 10% davon bei kleinen Musikern ankommen.
[1] https://www.gema.de/nl/122011/charts/e-musik.html