A
Anonymous
Guest
Moin,
Also, ich bin sehr verwundert, etwas verzweifelt und etwas ratlos.
Muss ein bischen ausholen, sorry.
Meine eigentliche Haupt-Live-Gitarre (also mithin für mich das wichtigste Teil in meinem gesamten Fuhrpark) ist seit etlichen Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, eine G&L Legacy.
Da habe ich schon recht schnell nach Erwerb andere PUs reingebaut, weil die damals von G&L verwendeten Doppelklingenteile einfach scheiße klangen (charakterloser Mist sozusagen). Mittlerweile waren etliche PU-Kombinationen da drin, fast immer noiseless Varianten diverser Hersteller. Auch PUs, die ich schon in anderen Gitarren (eigenen und nicht-eigenen) testen konnte.
Was ich über die Jahre immer festgestellt habe ist, dass jegliche PUs in der G&L anders klangen. Streckenweise nur ein bischen, mitunter aber auch sehr deutlich. Die G&L kommt ganz augenscheinlich (Messungen des trockenen Gitarrensignals per Analyzer und Konsorten bestätigen das) hochmittiger daher als die meisten anderen Gitarren.
So, ist ja nun nix weltbewegend Neues, dass unterschiedliche Gitarren unterschiedliche Klangcharakteristika aufweisen - und dass sich das, selbst bei Brettgitarren, auch auf den verstärkten Klang auswirkt.
Außerdem kam (und kommt) diese Charakteristik der G&L "eigentlich" (dazu gleich mehr) meinem üblichen Spielstil relativ entgegen (es zerrt am Amp fast immer, der Rest geschieht per Volumen-Poti, geht auch ganz wunderbar).
Ok, was zum Teufel hat das alles mit Hälsen zu tun?
Nun, ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich mich, obwohl ich schon so etliche Gitarren selber zusammen- (und ver-) bastelt habe, obwohl ich schon wirklich zig Klampfen mein eigen nannte, obwohl ich seit fast 20 Jahren meine Kohle mehr oder minder ausschließlich über's Spielen verdiene, ich mich noch nie so richtig genau damit auseinandergesetzt habe, aus welchen Bestandteilen sich der Klang einer E-Gitarre eigentlich zusammensetzt. War 'n bischen eher so wie "cool, hat gutes Sustain, auch auf den hohen Saiten und in den höheren Lagen, den Rest werden schon die PUs richten". Ähem - ich sagte es ja schon, zu meiner Schande!
Jetzt hatte ich in den letzten Wochen aber ein paar mehr oder minder sehr krass Augen (bzw. Ohren) öffnende Erlebnisse.
Fing irgendwie damit an, dass ich mit dem Gitarrenbauer meines Vetrauens (Thomas Stratmann in Hannover, sehr sehr guter Gitarrenbauer) in's Gespräch über Materialien kam. Und im Laufe dieses Gesprächs meinte er dann irgendwann, dass der Hals eigentlich *das* zentrale Ding wäre, was den Sound einer E-Gitarre ausmache. Die Eigenresonanz des Halses ist dann da nochmal der Schlüsselfaktor, mehr noch als Griffbrett- und/oder Bundmaterial.
Der Herr Stratmann bevorzugt im Übrigen meistens leichte Materialien, also Swamp Ash und Konsorten für den Korpus, irgendwelches nicht ganz so dichtes Ahorn für Hälse.
Ich hatte dann auch ein paar seiner Gitarren in der Hand, und was ganz eindrucksvoll festzustellen war: Die Hälse haben immer schön und "satt" vibriert.
Ich also nach hause, alle meine Gitarren der Reihe nach auf genau dieses Verhalten überprüft (Barré-Akkord anschlagen, dann mit der rechten Hand hinten am Hals rumfühlen, wo was wie vibriert).
Da waren dann schon deutliche Unterschiede festzustellen. Und die G&L schlug sich nicht gerade wacker. Bzw. stimmt das nicht ganz, die resoniert schon gut und lange, aber eben ganz augenscheinlich in einem relativ deutlich höheren Frequenzbereich.
So, zeitgleich hatte ich mir bereits einen Satz Kinman Woodstock Plus PUs für die G&L bestellt, als Ersatz für die bislang verwendeten Fender Noiseless (ältere Serie, da dann die mit dem etwas höheren Output).
Bevor ich die PUs ausgetauschte, habe ich ein paar Aufnahmen jeder PU-Stellung gemacht. Als die Kinmans drin waren, habe ich diese Aufnahmen mehr oder minder 1:1 reproduziert. Die Unterschiede sind ziemlich groß, streckenweise riesig, und samt und sämtlich als positiv einzuschätzen.
Aber es klingt nicht ganz so wirklich nach Strat.
Jetzt bin ich noch im Besitz einer Framus Diablo (eines der ersten Modelle), die lag schon länger brach. Da habe ich dann einfach mal vorne und mittig zwei der Fender Noiseless reingebastelt.
Und da ich ja noch die vorher/nachher Aufnahmen der G&L hatte, habe ich, nachdem beim ersten Antesten der Framus schon bemerkenswerte Dinge geschahen, die vergleichbaren PU-Stellungen nochmal aufgenommen.
Langer Rede kurzer Sinn: Die Framus klingt (ganz besonders per Hals-PU) mit den Fender Noiseless stratiger als es die G&L jemals tat, trotz Kinmans und allem.
Ich sollte vielleicht anmerken, dass es sich bei beiden Gitarren um ziemlich schwere Vertreter handelt, das Korpusholz scheint sehr ähnlich zu sein (ich weiß bei beiden nicht, was genau es ist).
Mein "Hals-Tast-Test" ergab dann (mittlerweile nicht mehr ganz so überraschend), dass auch die Framus in relativ deutlich tieferen Bereichen resoniert.
Ach ja, beide Gitarren verfügen über ein 2-bolziges Messerklingenprinzip-Vibrato, in der G&L ist's das firmeneigene, in der Framus ein relativ frühes Wilkinson (übrigens unglücklicherweise ein Saitenkiller par excellence).
Soooooo, und nun, nach all diesen vielen Worten, der eigentliche Grund dieses Postings:
Ich hatte sowieso schon (also durchaus vor meinen neuesten Erkenntnissen) in Betracht gezogen, der G&L irgendwann einen neuen Hals zu spendieren, der Grund war da größtenteils, dass ich a) schon immer eine 4L/2R Kopfplatte wollte und b) auf einer billigen Pacifica Tele quasi *das* superoptimale Hals- wie Griffbrettprofil gefunden habe, welches ich mir dann clonen lassen möchte.
Stratmann würde für einen neuen Hals um die 700 verlangen. Das ist vermutlich, angesichts der gebotenen Holz- und Handwerksqualität, vollkommen in Ordnung, aber leider gerade im Moment (ich werde bald Vadder...) doch 'n ganzer Haufen Kohle.
Jetzt gibt's ja aber auch noch eine Menge anderer Gitarrenbauer. Und es gibt die Teile-Zulieferer, wie Göldo, Rockinger, Warmoth und dgl.
Fragen:
- Hat einer von euch schon mal diese klanglichen Halsunterschiede ebenso deutlich erfahren oder bilde ich mir was ein?
- Wenn ich bei einem Teilezulieferer einen (meistens doch deutlich günstigeren) Hals bestelle, wie groß ist meine Einflussnahme auf's Holz, dessen Resonanz, Kopfplattenform, vor allem aber auf's Profil? Und welches wäre da die erste Adresse?
- Was nehmen andere Gitarrenbauer für einen Hals nach Maß?
Ich sollte noch erwähnen, dass die G&L über so eine blöde 3-Punkt Halsbefestigung verfügt, da kann ich also nicht mal schnell irgendwas zum Test einbauen (ich würde daraus auf jeden Fall eine 4-Punkt Befestigung machen, vermutlich inkl. Abflachung/schrägung am Korpusübergang), was die Sache deutlich erschwert (die Halstasche scheint ansonsten standard Stratabmessungen zu haben).
Ihr könnt mich jetzt für vollkommen dämlich erklären, weil ich mir über Jahre dieser doch nicht unwichtigen Zusammenhänge nicht bewusst war, oder aber weil ich so viel Kohle in die blöde G&L stecke anstatt mir einfach eine passend vorkonfigurierte Hals/Korpus-Konfiguration zu kaufen, aber so isses nunmal.
Danke für's Lesen und auch vorab für hoffentlich informative Beiträge.
- Sascha
Also, ich bin sehr verwundert, etwas verzweifelt und etwas ratlos.
Muss ein bischen ausholen, sorry.
Meine eigentliche Haupt-Live-Gitarre (also mithin für mich das wichtigste Teil in meinem gesamten Fuhrpark) ist seit etlichen Jahren, mit kurzen Unterbrechungen, eine G&L Legacy.
Da habe ich schon recht schnell nach Erwerb andere PUs reingebaut, weil die damals von G&L verwendeten Doppelklingenteile einfach scheiße klangen (charakterloser Mist sozusagen). Mittlerweile waren etliche PU-Kombinationen da drin, fast immer noiseless Varianten diverser Hersteller. Auch PUs, die ich schon in anderen Gitarren (eigenen und nicht-eigenen) testen konnte.
Was ich über die Jahre immer festgestellt habe ist, dass jegliche PUs in der G&L anders klangen. Streckenweise nur ein bischen, mitunter aber auch sehr deutlich. Die G&L kommt ganz augenscheinlich (Messungen des trockenen Gitarrensignals per Analyzer und Konsorten bestätigen das) hochmittiger daher als die meisten anderen Gitarren.
So, ist ja nun nix weltbewegend Neues, dass unterschiedliche Gitarren unterschiedliche Klangcharakteristika aufweisen - und dass sich das, selbst bei Brettgitarren, auch auf den verstärkten Klang auswirkt.
Außerdem kam (und kommt) diese Charakteristik der G&L "eigentlich" (dazu gleich mehr) meinem üblichen Spielstil relativ entgegen (es zerrt am Amp fast immer, der Rest geschieht per Volumen-Poti, geht auch ganz wunderbar).
Ok, was zum Teufel hat das alles mit Hälsen zu tun?
Nun, ich muss zu meiner Schande zugeben, dass ich mich, obwohl ich schon so etliche Gitarren selber zusammen- (und ver-) bastelt habe, obwohl ich schon wirklich zig Klampfen mein eigen nannte, obwohl ich seit fast 20 Jahren meine Kohle mehr oder minder ausschließlich über's Spielen verdiene, ich mich noch nie so richtig genau damit auseinandergesetzt habe, aus welchen Bestandteilen sich der Klang einer E-Gitarre eigentlich zusammensetzt. War 'n bischen eher so wie "cool, hat gutes Sustain, auch auf den hohen Saiten und in den höheren Lagen, den Rest werden schon die PUs richten". Ähem - ich sagte es ja schon, zu meiner Schande!
Jetzt hatte ich in den letzten Wochen aber ein paar mehr oder minder sehr krass Augen (bzw. Ohren) öffnende Erlebnisse.
Fing irgendwie damit an, dass ich mit dem Gitarrenbauer meines Vetrauens (Thomas Stratmann in Hannover, sehr sehr guter Gitarrenbauer) in's Gespräch über Materialien kam. Und im Laufe dieses Gesprächs meinte er dann irgendwann, dass der Hals eigentlich *das* zentrale Ding wäre, was den Sound einer E-Gitarre ausmache. Die Eigenresonanz des Halses ist dann da nochmal der Schlüsselfaktor, mehr noch als Griffbrett- und/oder Bundmaterial.
Der Herr Stratmann bevorzugt im Übrigen meistens leichte Materialien, also Swamp Ash und Konsorten für den Korpus, irgendwelches nicht ganz so dichtes Ahorn für Hälse.
Ich hatte dann auch ein paar seiner Gitarren in der Hand, und was ganz eindrucksvoll festzustellen war: Die Hälse haben immer schön und "satt" vibriert.
Ich also nach hause, alle meine Gitarren der Reihe nach auf genau dieses Verhalten überprüft (Barré-Akkord anschlagen, dann mit der rechten Hand hinten am Hals rumfühlen, wo was wie vibriert).
Da waren dann schon deutliche Unterschiede festzustellen. Und die G&L schlug sich nicht gerade wacker. Bzw. stimmt das nicht ganz, die resoniert schon gut und lange, aber eben ganz augenscheinlich in einem relativ deutlich höheren Frequenzbereich.
So, zeitgleich hatte ich mir bereits einen Satz Kinman Woodstock Plus PUs für die G&L bestellt, als Ersatz für die bislang verwendeten Fender Noiseless (ältere Serie, da dann die mit dem etwas höheren Output).
Bevor ich die PUs ausgetauschte, habe ich ein paar Aufnahmen jeder PU-Stellung gemacht. Als die Kinmans drin waren, habe ich diese Aufnahmen mehr oder minder 1:1 reproduziert. Die Unterschiede sind ziemlich groß, streckenweise riesig, und samt und sämtlich als positiv einzuschätzen.
Aber es klingt nicht ganz so wirklich nach Strat.
Jetzt bin ich noch im Besitz einer Framus Diablo (eines der ersten Modelle), die lag schon länger brach. Da habe ich dann einfach mal vorne und mittig zwei der Fender Noiseless reingebastelt.
Und da ich ja noch die vorher/nachher Aufnahmen der G&L hatte, habe ich, nachdem beim ersten Antesten der Framus schon bemerkenswerte Dinge geschahen, die vergleichbaren PU-Stellungen nochmal aufgenommen.
Langer Rede kurzer Sinn: Die Framus klingt (ganz besonders per Hals-PU) mit den Fender Noiseless stratiger als es die G&L jemals tat, trotz Kinmans und allem.
Ich sollte vielleicht anmerken, dass es sich bei beiden Gitarren um ziemlich schwere Vertreter handelt, das Korpusholz scheint sehr ähnlich zu sein (ich weiß bei beiden nicht, was genau es ist).
Mein "Hals-Tast-Test" ergab dann (mittlerweile nicht mehr ganz so überraschend), dass auch die Framus in relativ deutlich tieferen Bereichen resoniert.
Ach ja, beide Gitarren verfügen über ein 2-bolziges Messerklingenprinzip-Vibrato, in der G&L ist's das firmeneigene, in der Framus ein relativ frühes Wilkinson (übrigens unglücklicherweise ein Saitenkiller par excellence).
Soooooo, und nun, nach all diesen vielen Worten, der eigentliche Grund dieses Postings:
Ich hatte sowieso schon (also durchaus vor meinen neuesten Erkenntnissen) in Betracht gezogen, der G&L irgendwann einen neuen Hals zu spendieren, der Grund war da größtenteils, dass ich a) schon immer eine 4L/2R Kopfplatte wollte und b) auf einer billigen Pacifica Tele quasi *das* superoptimale Hals- wie Griffbrettprofil gefunden habe, welches ich mir dann clonen lassen möchte.
Stratmann würde für einen neuen Hals um die 700 verlangen. Das ist vermutlich, angesichts der gebotenen Holz- und Handwerksqualität, vollkommen in Ordnung, aber leider gerade im Moment (ich werde bald Vadder...) doch 'n ganzer Haufen Kohle.
Jetzt gibt's ja aber auch noch eine Menge anderer Gitarrenbauer. Und es gibt die Teile-Zulieferer, wie Göldo, Rockinger, Warmoth und dgl.
Fragen:
- Hat einer von euch schon mal diese klanglichen Halsunterschiede ebenso deutlich erfahren oder bilde ich mir was ein?
- Wenn ich bei einem Teilezulieferer einen (meistens doch deutlich günstigeren) Hals bestelle, wie groß ist meine Einflussnahme auf's Holz, dessen Resonanz, Kopfplattenform, vor allem aber auf's Profil? Und welches wäre da die erste Adresse?
- Was nehmen andere Gitarrenbauer für einen Hals nach Maß?
Ich sollte noch erwähnen, dass die G&L über so eine blöde 3-Punkt Halsbefestigung verfügt, da kann ich also nicht mal schnell irgendwas zum Test einbauen (ich würde daraus auf jeden Fall eine 4-Punkt Befestigung machen, vermutlich inkl. Abflachung/schrägung am Korpusübergang), was die Sache deutlich erschwert (die Halstasche scheint ansonsten standard Stratabmessungen zu haben).
Ihr könnt mich jetzt für vollkommen dämlich erklären, weil ich mir über Jahre dieser doch nicht unwichtigen Zusammenhänge nicht bewusst war, oder aber weil ich so viel Kohle in die blöde G&L stecke anstatt mir einfach eine passend vorkonfigurierte Hals/Korpus-Konfiguration zu kaufen, aber so isses nunmal.
Danke für's Lesen und auch vorab für hoffentlich informative Beiträge.
- Sascha