McCracken schrieb:
Aber leider auch desillusionierend. Campi im Proberaum, auch bloss ein normaler Band-Tyrann (manchmal). Sehr real kommt einem das vor.
Ja, Campino kam in der Doku nicht besonders gut rüber. Aber das hat vielleicht auch die Ehrlichkeit des Filmwerks ausgemacht. Campino war eigentlich auch der Grund, warum ich mich Anfang der 90er von den Hosen immer mehr abgewendet habe. Von 1985 bis 1990 war ich ein riesengroßer Fan, meine ersten beiden Konzerte im Leben waren bei den Hosen ('88 und '90).
Aber als Campino nach dem großen Durchbruch ständig in irgendwelchen Talkshows saß und den selbstherrlichen, linken Moralapostel à la Niedecken, Kunze & Co. raushängen ließ, wurde er mir zunehmend fremd. Ich fand ihn nur noch anstrengend und verkniffen.
Auch das mit "sich verletzend gegenüber den Bandmitgliedern verhalten" kommt auch in so manchen alten Interviews schon vor. Auf dem uralt-Video "Drei Akkorde für ein Halleluja" sagt Breiti zum Interviewer: "Als ich im Fußball gemerkt habe, dass ich über die Kreisklasse nicht hinauskomme, habe ich gedacht, versuch's mal mit Gitarrespielen". Drauf Campino mit verächtlichem Gelächter: "Da bist Du auch nur in der Kreisklasse gelandet". Breiti blickt daraufhin angesäuert zu Campino rüber.
Solche kleinen oder größeren Demütigungen seitens Campino hat es wahrscheinlich noch zu Hauf gegeben. Dass die anderen Bandmitglieder es solange mit ihm ausgehalten haben, zeigt auch ihre Abhängigkeit von Campino. Andi schätzt das folgerichtig ein: "Würde ich aussteigen, gäbe es die Band weiterhin, würde Campino aussteigen, wäre das auch das Ende der Hosen".
Allerdings ist Campino auch von Kuddel abhängig, da dieser für mich der musikalische Kopf der Band ist. Wahrscheinlich weigert sich Campino auch deshalb vehement, Gitarre zu lernen, da er in diesem Falle mit Kuddel konkurrieren müsste und sich dann angreifbar machen würde, was seiner Autorität schaden könnte. Wahrscheinlich würde es Campino noch nichtmal mehr auf Breitis Niveau schaffen.