Sehr provokante These in Sachen Hören!

Ich unterscheide bei mir persönlich zwischen Musikhören als Haupttätigkeit (mit geschlossenen Augen einfach mitfühlen und jeden Ton einzeln spüren) und der Nebentätigkeit. Ein Lehrer von mir hat sich mal sehr negativ darüber ausgelassen, dass viele Menschen immer nur nebenbei Musik hören. Man verlernt dabei sozusagen das richtige "Zuhören". Früher hab ich darüber eher gelacht, finde das mittlerweile aber sehr, sehr richtig.

Ich glaube tatsächlich, dass der breiten Masse die Musik oft gar nicht so wichtig ist bzw. dass sie einfach als Nebensache wahrgenommen wird. Wir Musiker sehen das natürlich anders...

Der Vergleich mit dem Essen passt wunderbar. Ich bin der Typ dem's einfach schmecken muss, egal was drinnen ist. Wenn meine Liebste aber mal kocht und mich fragt: "Schmeckst du Gewürz XY?" Dann fällts mir auch auf...

So gesehen würde es der breiten Masse mal wieder gut tun, wenn sie jemand drauf hinweist, mal genauer hinzuhören!


:lol:
 
Für mich gilt meistens der Satz:

"Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile"

So sollte Musik auch sein. Die harmonischen und klanglichen Beeinflussungen der einzelnen Musikanteile machen oft das Wesen eines Liedes aus. Deshalb sehe ich beim Recording die Einzeltakes auch kritisch.

Und für die persönliche Wichtigkeit von Musik habe ich hier eine Einteilung gefunden, die man übertragen kann:

http://www.wiwi-treff.de/home/index.php?mainkatid=5&ukatid=5&sid=512&artikelid=1700&pagenr=0
 
Hallo!

Wie und was andere Leute hören, weiß ich nicht.

Ich habe früher immer sehr analytisch gehört, welches Instrument was spielt und wie klingt und mir damit den Musikgenuss verdorben. Daher habe ich mir das mühsam abgewöhnt.

Das analytische Hören setze ich nur noch sehr bewusst ein, wenn ich wirklich ein Musikstück handwerklich auseinander nehme.

Um beim Essen zu bleiben: Ich möchte, dass es mir schmeckt und analysiere nur, wenn ich das mal nachkochen möchte.

Gruß

erniecaster
 
erniecaster schrieb:
Hallo!

Wie und was andere Leute hören, weiß ich nicht.

Ich habe früher immer sehr analytisch gehört, welches Instrument was spielt und wie klingt und mir damit den Musikgenuss verdorben. Daher habe ich mir das mühsam abgewöhnt.

Das analytische Hören setze ich nur noch sehr bewusst ein, wenn ich wirklich ein Musikstück handwerklich auseinander nehme.

Um beim Essen zu bleiben: Ich möchte, dass es mir schmeckt und analysiere nur, wenn ich das mal nachkochen möchte.

Gruß

erniecaster


:top:

Ganz meine Erfahrung (ich war mal ein "HiFi - Spinner")!
 
ollie schrieb:
Rome schrieb:
Vielleicht sollte man sich auch mal die Verhältnisse vor Augen führen.

Zu den Otto-Normalhörern gehören 99,75% der Bevölkerung. Von den restlichen 0,25 Prozentpunkten gehen 0,24 Prozentpunkte an HiFi-Freaks und erst in den verbliebenen 0,01 Prozentpunkte tummeln sich die Tonis und hörende Musiker.

das heißt was?
...wir müssen lernen, zwischen unseren Musikerohren und Otto-Normalohren hin- und herzuswitchen....?

Ich denke nicht, dass die Unterteilung und die Prozentangaben so stimmen. Es gibt schon eine feinere Verteilung (mit aufsteigendem Spezialistengehör...) ;-)

- der Radiokonsument, ohne spezielle Vorliebe
- der Radiokonsument, mit spezieller Vorliebe
- der Online Musikinteressierte
- der CD/MP3- Konsument mit spezieller Vorliebe
- der CD/Mp3-Konsument mit Faneigenschaft
- der Musikkonsument mit musikalischem Backround
- der Musikkonsumenten und Musiker
- der Musiker
- der Musikkrititker ;-)
- der Tontechniker/der Produzent
- der Guitarworld-Forumsteilnehmer..... :shock:

Sehr interessanter Ansatz. Hilft vor allem bei Klärung der Farge, warum lieben nicht alle meine CD.
Klar, diese Normalohörer können meine Genialität einfach nicht hören!!!

Letztendlich hilft aber nur Dieter Nuhrs Ansatz. Männer können mehr hören als Frauen. Männer können nämlich WEGhören.

W.
 
tommy schrieb:
erniecaster schrieb:
Hallo!

Wie und was andere Leute hören, weiß ich nicht.

Ich habe früher immer sehr analytisch gehört, welches Instrument was spielt und wie klingt und mir damit den Musikgenuss verdorben. Daher habe ich mir das mühsam abgewöhnt.

Das analytische Hören setze ich nur noch sehr bewusst ein, wenn ich wirklich ein Musikstück handwerklich auseinander nehme.

Um beim Essen zu bleiben: Ich möchte, dass es mir schmeckt und analysiere nur, wenn ich das mal nachkochen möchte.

Gruß

erniecaster


:top:

Ganz meine Erfahrung (ich war mal ein "HiFi - Spinner")!

Komischerweise funktioniert das bei mir nicht nur gleichzeitig mit dem Genießen und Analysieren, es bedingt sich sogar gegenseitig; ich liebe es, wenn sich die beiden Gehirnhälften gegenseitig befeuern und zu (vermeintlichen) Höchstleistungen hochschaukeln.

Wenn z.B. in Prokofjews Symphonie Classique das Thema im 4. Satz von einem Instrument zum anderen tanzt, springt, dann kann ich das intellektuell wie emotional gleichzeitig aufnehmen, also feststellen und mich gleichzeitig darüber freuen und mindestens schmunzeln.

Wenn bei Cashs "Rusty Cage" der Beat wechselt und aus der Flucht ein Marsch wird, aus dem Gejagten der Jäger, dann kann ich das intellektuell wie emotional gleichzeitig wahrnehmen, ohne daß mir eine der beiden Freuden getrübt wird.

Zappa kann ich mir. z.B. gar nicht auf nur einer Ebene vorstellen; er funktioniert m.E. nur, wenn man beides "eingeschaltet" hat, Hirn und Eier (bestes Beispiel: Welcome to the United States, Yellow Shark). :lol:

Oder anders gesagt: Ich hab nix dagegen, mir selbst zu erklären, was mir da denn gerade so gut gefällt.

Das ist nicht auf Musik beschränkt: Ich liebe wirklich gut photografierte Filme, ganz abseits des Inhalts (und brauche kaum CGI); beides sind Werte an sich, und wenn diese zusammenfallen, passiert für mich Magie. Für den kleinen Batz war das damals z.B. Highlander.

uwich schrieb:
"Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile"

Davon bin ich überzeugt. Und ein dreidimensionales Bild des Ganzen kann ich nur gewinnen, wenn ich mindestens zwei Blickpunkte (hier: Gehirnhälften, emotionales und intellektuelles Rezipieren) habe.

Als Musiker habe ich den Anspruch, so viel wie möglich im Spannungsfeld zwischen Inhalt und Form zu platzieren, um anderen ähnlich viel Spaß zu hinterlassen wie sie, bzw. andere einst mir. Und wenn jemand nur an einer Facette des Ganzen interessiert ist, freut mich auch das, wenngleich ich meine eigene Begeisterung dann nicht mit ihm teilen, sondern ihm höchstens mitteilen kann. :cool:

Künstler, die Form wie Inhalt gleichermaßen beherrschten, z.B. Bach, Goethe oder Helge Schneider (den ich für den besten deutschen Musiker der Gegenwart halte), nennen wir dann genial.

Am Ende zählt doch eh nur: Habt Spaß an der Sache; egal, welche Facette es ist, die Euch reizt. ;-)
 
diet schrieb:
Ach komm, weg mit dieser ewigen vorbeugenden Demutshaltung
diet schrieb:
ich hab Angst vor dem, was kommt!
Auch weg damit, so´n Blödsinn
diet schrieb:
Ein Mensch, dessen Beruf es ist, für den guten Ton zu sorgen, sollte Musik analytisch hören können, nicht nur, aber er sollte.

Wenn dann aber Feierabend ist, sollte er in der Lage sein, seinen Kopf auszuschalten und Musik nur noch als das wahrzunehmen, wozu sie eigentlich da ist:

Als reinen sinnlichen Genuss.

Ich meine, wo käme der Gynäkologe hin, würde er seine berufsbedingt eingeschränkte Sichtweise auf die Frau nach Feierabend in seine Ehe/Beziehung tragen...... :shock:

Tom
 

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