Songwriting ist Frust...

Sonny

Power-User
26 Okt 2006
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Edo
Hallo liebe Gemeinde,

ich habe ein ein Anliegen,welches mich nun seit Jahren plagt.Ich spiele nun seit ungefähr 6 Jahren Gitarre (und noch länger überhaupt Instrumente),
jedoch habe ich in alle der Zeit es nicht geschafft, einen einzigen eigenen Song zu fabrizieren.

In der ein oder anderen Band war ich nun sicher,das läuft auch,aber alleine kriege ich nichts hin obwohl ich es sehr will!
Irgendwie frustriert mich der ganze Prozess, weil man selber an vieles denken muss.
Jedes Mal wenn ich irgendwo anfange,sagen meine Ohren,dass es absolut zu standard ist und doch alles so irgendwie klingt.Ich suche verzweifelt nach einem Funken an Eizigartigkeit, der aber nicht da ist.

Es geht mir nicht darum nun ultra komplex zu schreiben, sondern einfach mal was in Richtung leichter Prog Rock oder vielleicht sogar Folk zu schaffen.
Die Theorie kann ich rückwärts,morgens um 5 kurz nach dem Aufstehen, aber irgendwie gefällt es mir halt einfach nicht was ich höre.
Habe bereits tausende BĂĽcher ĂĽbers Songwriting gelesen,ohne Erfolg...

Meistens scheiter ich daran wenn ich einfach Akkorde an einander hänge oder versuche ne Melodie zu erstellen,was meine typische Vorgehensweise ist.

Woran kann das alles liegen? Was mache ich falsch?
Kann es sogar sein,dass ich dazu gar nicht gemacht bin?

GrĂĽĂźe,euer Joscha
 
Moin,

ich kann Dich voll und ganz verstehen.

M.E. macht es diesbez. Sinn 1. viel Musik zu hören (vor allem auch jenseits des Mainstream Horizonts) und 2. zu warten, dass einen die Muse küsst. D.h. plötzlich auftauchende kleine Melodieideen, Licks etc. sofort aufzugreifen und festzuhalten. Um diese Fetzen herum kann man dann manchmal nette Songs entwickeln (war auch bei "Smoke On The Water" so.)
Das Festhalten kann man heute mit jedem besseren Handy bewerkstelligen. Zur Not ruft man zuhause an und singt die Idee auf den AB.
 
Hi,

geht es Dir um Instrumentals oder um Songs mit Gesang?
Hast Du in Dir drin eine Ahnung, wie es klingen soll?
Hast Du was auszudrĂĽcken, zu sagen?
Songs kann man nicht erzwingen.
 
gitarrenruebe schrieb:
Hast Du was auszudrĂĽcken, zu sagen?
Songs kann man nicht erzwingen.
Genau das unterschreibe ich auch. Das klingt als wĂĽrdest du krampfhaft versuchen "irgendwas" zu schreiben?

Das ganze logisch und handwerklich anzugehen hat bei mir auch irgendwie noch nie funktioniert. Bei mir ist es so dass mir irgendwann und irgendwo einfach eine Melodie einfällt oder eine Thematik. Das wird dann per Smartphone sofort festgehalten, indem ich es einfach nur als Sprachaufnahme "ein-summe". Wenn ich dann Zeit hab, fange ich an die Idee auszubauen.

Für mich persönlich muss ein zündender Funke als Hook oder Riff vorhanden sein, auf dem basierend dann weitere Elemente gefunden werden. Beim aneinanderhängen von Chords kam bei mir noch nie was raus ... ^^
 
Hast Du denn eine konkrete Kompositionsaufgabe, die Du Dir stellst? Die hilft, um Dir einen Rahmen zu geben, in dem Du herumspielen kannst.

Nicht: Ich schreib 'nen Prog-Rock-Song.

Sondern stell Dir kleine Aufgaben:
1. Spiel eine einfache ostinate Bass-Begleitung von zwei Tönen. (Z.B. c und a auf der A-Saite)
2. Spiel dazu Melodie mit begrenztem Tonmaterial. (Z.B. d, f, g)
3. Variiere Tempo, Phrasierung, Rhythmus, Taktart, Spieltechnik, Ampsound usw.
4. Aufnehmen und Notizen machen.

Das ist auch ne nette Ăśbung fĂĽr den Jam, wenn man als Band zueinander finden will.

Ansonsten:
1. (Herum-)spielen, Deine bekannten Phrasen, Licks, Lieblingsakkordverbindungen usw. bewusst variieren. Was Dir zu standardmäßig klingt hinterfragen und umwerfen. Was genau klingt daran gewohnt? Und wie sehr musst Du davon abweichen (Phrasierung, Tonauswahl, Tempo und sonstige musikalische Parameter), um es Dir interessanter zu machen?

2. Mal was ganz neues probieren, auch bewuĂźt "falsch" spielen und analysieren. Kann man das "richtig" biegen?

3. Aufnehmen, Notizen machen, sammeln.

4. Das Gesammelte ordnen und hin und wieder aufgreifen. Das gehört zu einem längerfristigen Arbeiten.

5. Den eigenen Schaffensprozess (mit allem sog. Scheitern) wenigstens teilweise dokumentieren und reflektieren.

AuĂźerdem: Weg von den gewohnten Sounds und Einstellungen. Spiel mal clean und trocken ohne Reverb usw. Nur mit Fingern. Oder mit einem Effekt, den Du selten verwendest. Experimentiere mit der Spieltechnik. Kommt ja auch drauf an, wie man was spielt.

Die Analyse von Stücken kann ebenfalls helfen. Nicht nur die Klassiker, sondern Ungewohntes und Unbekanntes, z.B. Schlager, neueste Popsongs, Technotracks, ein Zufallsstück aus dem Realbook. Ebenfalls aufgabengeleitet bzw. mit bestimmten Fragen. ("Warum finde ich das Stück ätzend oder langweilig?" ist dabei eine spannende Frage.)

Wenn Du Schwierigkeiten hast, alleine zu komponieren, dann beobachte mal, ob es daran liegt, dass Du im Prozess mit anderen vielleicht anderes aktiviert bist und bei der Aufgabe gehalten wirst. Kann es sein, dass Du Dich im gemeinsamen Arbeiten besser auf einen Bereich (Dein Instrument) konzentrieren kannst und andere ihre Bereiche übernehmen? Du musst ja nicht alles können.

Lote Improvisationskonzepte aus, um von dort in die Komposition zu kommen.
Auch hier gilt: Aufgaben stellen.
"Nach GefĂĽhl herumnudeln", ist keine Aufgabe.

"Improvisation mit Arpeggien der Dreiklänge in C-Dur in Grundstellung und Umkehrungen über das gesamte Griffbrett" ist eine Aufgabenstellung. Sogar eine, die man mit "Gefühl" (gemeint ist wohl Ausdruck) spielen kann.

Lern' Deine Denk- und Arbeitsprozesse zu verstehen. Und geh neue Wege. Im Alltag, wie auch auf der Gitarre.

Genug blabla :)

Viele GrĂĽĂźe,
der StratDrache
 
Hi Joscha,

Beim Songwriting ist es nicht anders wie beim Gitarrespielen. Wer sich mit Musiktheorie bzw. Harmonielehre auskennt, hat es wesentlich einfacher.
Wenn du eine Idee (Melodie,Hookline,Akkordfolge) hast und diese entwickeln willst, bist du klar im Vorteil wenn du eine Ahnung von Kadenzen, Spannungsbögen usw. hast, und diese auch harmonisch umsetzen kannst. Erst als ich mir diese Grundlagen draufgeschafft hatte, wurde das Songwriting für mich von einer Quälerei zu einem Riesenspass, und meine Mitmusiker wundern sich nur noch über die Masse und Qualität der Songs die ich abliefere, und mittlerweile schreibe ich auch für andere Bands und Projekte.

Ausserdem: Gleich von Anfang an einzigartige Songs schreiben zu wollen, ist total illusorisch. Die Erfahrung machts!

Zieh dir doch mal diesen Workshop rein.

http://www.bonedo.de/artikel/einzelansicht/songwriting-workshop.html


Gruss,

reznor
 
gitarrenruebe schrieb:
Songs kann man nicht erzwingen.
Sehr wahr! Und die Fragen sind auch gut. ;-)
Also bei mir ist das so, dass ich einen Song musikalisch nur entwickeln kann wenn ich einen Text dabei habe. Instrumentalmusik kommt fast nicht vor.
Das heisst, ich habe zumindest ein paar Zeilen Text, dann fange ich an zu klimpern und zu singen. Dabei entwickelt sich dann das VersmaĂź, gegebenenfalls passe ich den Text an, wenn es nicht so ganz auf mein Geklimpere passt. So nach und nach kommen dann Bridges und Refrains dazu, immer im Zusammenhang mit dem Text.
Oft habe ich auch noch gar keine Musik, sondern schreibe einen Text während der CD Player im Loop mein momentanes Lieblingslied dreht. Die eigene Musik entwickele ich dann später.
Wie oft passiert das? Ganz unregelmässig. Es gibt Jahre da entstehen nur ein oder zwei neue Songs und es gibt Zeiten da schreibe ich schon mal drei an einem Tag. Es braucht halt die entsprechende Stimmung, Zeit, Themen die mich beschäftigen, einen Anlass, ein kurzes Erlebnis, eine besondere Lichtstimmung, ein besonderes Wetter, ein Foto... Irgendetwas was inspiriert.
Ich mache das jetzt seit mehr als einem Vierteljahrhundert und es sind vielleicht so um die 250 Texte/Songs entstanden von denen es etwas mehr als die Hälfte in den Proberaum geschafft haben. Vielleicht waren zehn wirklich gute dabei. Was ich damit sagen will: Achte nicht so sehr auf die Qualität der Akkordwechsel, sondern fang einfach an. Entsprechend vorgetragen können gerade die einfachsten Lieder Dein Publikum berühren. Und manchmal entwickeln sich Songs auch erst über die Zeit. Man kommt mit einem Rohgerüst, so Liedermachermäßig in den Proberaum und dort entwickelt sich das Ding zu einem echten Rocker. Das passiert mir oft.
Also, ran an die Songs, nicht zu schnell aufgeben und die Messlatte nicht zu hoch legen!

LG
Ralf
 
Hey,

mir geht es da ganz ähnlich wie dir, mit dem Unterschied, dass ich nichtmal wirklich das theoretische Wissen habe.
Ich habe damals eine effektive Lösung gefunden: Ich hab mich mit jemandem zusammengetan, der irgendwie ein Gespür dafür hat. Das sah in der Praxis dann so aus:
Da gerade im Hard&Heavy-Bereich viel Riffing-Arbeit gefragt ist, hab ich einfach unendlich viele Riffs geschrieben. Manches verworfen, manches verbessert, anderes war schon gut so, wie es war. Mit diesen Riffs bin ich zu meinem "Partner" gegangen, hab sie ihm hingeklatscht und ihm quasi gesagt: "Hier, Riffs. DU! SONG DRAUS MACHEN!"
Hat gut geklappt. :-D
Ich würde das gerne selbst können. Ich hab auch versucht, von ihm zu lernen. Seine Erklärungsversuche waren allerdings dürftig: "Ja, Julle, es muss halt irgendwie zusammenpassen..."
Vielleicht werde ich das irgendwann auch drauf haben. Bis dahin gibt es aber noch ca. 1000 Sachen, die ich ĂĽben muss, damit meine Riffs noch besser werden :-D

Cheers,
Julle
 
Hi Sonny, ich sehe es ähnlich wie Gitarrenrüben-Rolf.

Allerdings kann man natürlich versuchen mit allen Mitteln der Kompositions- und Harmonielehre Songs zu schreiben. Dabei können auch wunderbare Sachen entstehen. Die meisten großen Popkomponisten wie Carol King, Billy Joel u.a. haben ja als Auftragsschreiber angefangen. Wenn Du aber nicht das Handwerkzeug wirklich beherrscht oder/und nicht wirklich inspiriert bist, kann die Sache wirklich sehr frustrierend sein.

Oft ist es schon eine Einschränkung weil man z.B. nur die Gitarre zum Komponieren nutzt und nicht wirklich dem Inneren (Hirn & Herz) folgt, sondern immer wieder auf das Begrenzte des Instrumentes hört und darauf hereinfällt.

Bei mir ist es so, dass mir musikalische Ideen oft einfach so zufliegen und ich noch gar ich weiss, wie ich die je auf ein Instrument (bei mir auch die Gitarre) bringen soll, manche Sachen flöte oder singe ich dann erstmal nur und versuche dann die Melodie zu festigen und einfachste Harmonien zu unterlegen. Ich nehm dann diese Gesammel erstmal auf und lasse es sacken. Ich würde das auch nie als Songwriting/Komponieren beschreiben. Es ist eher so ein dauerndes Rumdilettieren, dass sehr lange dauern kann und zig Verwerfungen beinhaltet. Im Regelfall rotzt es auch die Musik nur so raus :eek:)

Ein groĂźer Hinderungsgrund kann auch das "zu sehr wollen" sein. Frischen Wind in den Kopf und das Spiel zu bringen, ist bestimmt nicht falsch. Oder die Musik einfach mal sein lassen.....Abstand gewinnen. Entspannen, aufmerksam nach innen horchen....

Mach doch mal nen Workshop bei Christina Lux, die holt sehr viel raus aus den Leuten oder weist den Weg in eine gute Richtung.
 
Moin!

Mit der "Einzigartigkeit" ist das so eine Sache. Es gibt jede Menge Hits, deren harmonisches / melodisches Gerüst alles andere als einzigartig ist. Beim Zuhörer kommt es auf den Gesamteindruck an, und der ist sehr stark von Interpretation, Sound, Groove und eventuellen Gimmicks abhängig. All das hast Du noch nicht parat, wenn Du mit Deiner akustischen auf dem Sofa sitzt. Also einfach weitermachen und gucken, was *am Ende* rauskommt. Meine Erfahrung: Zwanghaft originell sein zu wollen klingt meist dann auch zwanghaft originell.

Wichtiger als melodische, harmonische, strukturelle Einzigartigkeit finde ich Authentizität - und man sollte was zu sagen haben. Wenn dem nicht so ist, kann man sich das Songwriting eher schenken.

GruĂź Jergn
 
geht es Dir um Instrumentals oder um Songs mit Gesang?
Hast Du in Dir drin eine Ahnung, wie es klingen soll?
Hast Du was auszudrĂĽcken, zu sagen?
Songs kann man nicht erzwingen.

Hallo Rolf, Es geht halt im Grund um ne Harmoniefolge mit Melodie,wie die rĂĽbergebracht wird ist egal.
Ich habe bis jetzt immer so Vorstellungen wonach es klingen soll und was drin sein sollte.

Stratdrache hat nun ein paar echt interessante neue Ideen eingebracht,das gefällt mir alles sehr!

Reznor,du hast wohl recht aber wenns fĂĽr einen einfach nicht richtig klingt,
egal wie man alles verwendet,dann hilft einem das nicht immer weiter.Trotzdem hast du Recht!

Ein groĂźer Hinderungsgrund kann auch das "zu sehr wollen" sein. Frischen Wind in den Kopf und das Spiel zu bringen, ist bestimmt nicht falsch.
Oder die Musik einfach mal sein lassen.....Abstand gewinnen. Entspannen, aufmerksam nach innen horchen....

Das kann vielleicht genau das sein was ich brauche!Einfach mal alles in sich mental aufbauen.
 
Sonny schrieb:
Hallo liebe Gemeinde,
...


jedoch habe ich in alle der Zeit es nicht geschafft, einen einzigen eigenen Song zu fabrizieren.


...
Funken an Eizigartigkeit, der aber nicht da ist....

...
Es geht mir nicht darum nun ultra komplex zu schreiben, sondern einfach mal was in Richtung leichter Prog Rock oder vielleicht sogar Folk zu schaffen.

...

Ich will nicht schulmeisterlich wirken, da ich das Problem gut kenne. Deswegen ist das hier eigentlich kein konkreter Lösungsvorschlag , sonder der Vorschlag anders darüber zu denken, denn die Probleme liegen üblicherweise zwischen den Ohren...

Erstens: Wenn ich eh noch nicht viel geschrieben habe , ist es vielleicht sinnvoll statt Einzigartigkeit überhaupt erstmal was auf´s Blatt zubringen. Und anschließend genau damit schonmal zufrieden zu sein. Man legt sich also 16 Takte (Strophe, Refrain, Bridge, was weiß ich..) zurecht und füllt die erstmal. Das kann total Anspruchslos sein, aber es ist dann erstmal erledigt.

Zweitens: Kreativität! Riesen Problem! Andere Taktik wählen: Gar nicht versuchen, seine Kreativität an der Leidenschaft "Gitarre" auszuüben!
Ich male zum Beispiel! Technisch gesehen wahrscheinlich absolut stümperhaft. Aber da ich hier keinen Anspruch habe , freue ich mich einfach über jedes Ergebnis und schaue, wie zufrieden ich damit bin, bin aber nie gänzlich unzufrieden. Alternativ kann man vielleicht Fotografieren oder sonstwas...was einem halt einfällt.
Fällt einem nichts Kreatives ein , etwas vermeintlich Unkreatives tun! Sport machen, Kampftrinken, Frauen aufreißen...egal... Oberstes Prinzip:Es muss Spaß machen.

Ich will dir nicht erzählen, was dann das Ergebnis für die Musik ist. Ist vermutlich bei jedem anders. Manche haben ja auch nicht das o.g. Problem...
 
Jedes Mal wenn ich irgendwo anfange,sagen meine Ohren,dass es absolut zu standard ist und doch alles so irgendwie klingt.Ich suche verzweifelt nach einem Funken an Eizigartigkeit, der aber nicht da ist.

Vorsicht!
Was ist die Bemessungsgrundlage fĂĽr Einzigartigkeit?
In deinem Fall bist es du und dein Können/Hörerfahrung. Gleichzeitig bist du auch der, der dich selbst und dein Spiel am besten kennt.
Was ich sagen will, man tendiert immer dahin sein eigenes Zeugs als Standard, unkreativ, lengweilig zu definieren, da man sein eigenes Zeugs ja auch am besten kennt.

In diesem Sinne ist der Moment der Muse vielleicht gar nicht der Moment in dem man eine bessere Idee hat als sonst, sondern der Moment in dem man offener fĂĽr seine eigenen Ideen ist!

Philosophie Ende.
 
Schrummel schrieb:
In diesem Sinne ist der Moment der Muse vielleicht gar nicht der Moment in dem man eine bessere Idee hat als sonst, sondern der Moment in dem man offener fĂĽr seine eigenen Ideen ist!

Philosophie Ende.

Oh, den Satz finde ich schön!
 
Angst vor "Standard" ist nach meinem GefĂĽhl ebenso hinderlich wie die BemĂĽhung darum.

Was sollen denn Songs aussagen oder bewirken?
Ich brauche die, um einem Eindruck, den ich verarbeiten möchte/muss, eine musikalische Form zu geben. Genaugenommen läuft bei mir eigentlich ständig Musik im Kopf kein Grund, warum ich nur sehr selten Fremdprodukte höre), aus der ich auswählen kann, wenn ich Zeit und Muße dazu habe. Und da ist dann "Standard" eben genau das Produkt aus "normalen" Gefühlen.

Wenn ich nichts Aufregendes oder Bemerkenswertes fĂĽhle oder erlebe, wozu dann 1. andere damit musikalisch beschallen 2. einen Ausdruck dafĂĽr suchen??
oder ich riskiere es eben, weil es mich gerade beschäftigt und vielleicht ja andere auch, die keine Möglichkeit haben, es zum Ausdruck zu bringen.

Der Ansatz "ich will einen Song machen" scheint mir jedenfalls von der falschen Vorraussetzung auszugehen. Wenn ich nichts zu sagen habe, schweige ich. Oder ich lese oder ich höre zu.
 
StratDrache schrieb:

Da sind wirklich einige tolle Tipps bei, die ich persönlich mal anwenden werde. Vielen Dank dafür.

Ich persönlich versuche selbst seit Jahren eingene Songs auf die Beine zu stellen, allerdings bisher auch nur mit mäßigem Erfolg. Entweder mir gefällt es später nicht mehr, was dann meistens an meinen beschränkten Fähigkeiten liegt (z. B. Drums etc.) oder es kommt anschließend etwas bereits bekanntes dabei raus, was mir die ganze Zeit schon im Ohr war. Davon wieder wegzukommen finde ich extrem schwer...

Witzgerweise fällt mir das in grafischer Art und Weise nicht schwer. Ich berarbeite seit vielen Jahren Fotos und designe Grafiken etc.. Hier "fummel" ich solange an etwas herum, bis es meinen Ansprüchen entspricht. Ohne Probleme, ohne Frust. Ich bin wohl ehr der visuelle Typ :-d
 
VVolverine schrieb:
Entweder mir gefällt es später nicht mehr, was dann meistens an meinen beschränkten Fähigkeiten liegt (z. B. Drums etc.)
...mh, ich dachte, dass ist völlig normal?? mir fallen immer später bessere Sachen ein, meine Fähigkeiten und Ausdrucksmittel verändern sich, die Routine im Umgang damit ...
VVolverine schrieb:
oder es kommt anschlieĂźend etwas bereits bekanntes dabei raus, was mir die ganze Zeit schon im Ohr war. Davon wieder wegzukommen finde ich extrem schwer...
... es gibt doch nicht rein zufällig Unmengen von stilistisch ähnlichem Material zu einer ähnlichen Zeit in allen Gattungen von menschlichen Produkten. Angst davor halte für völlig unbegründet.
 
VVolverine schrieb:
Entweder mir gefällt es später nicht mehr, was dann meistens an meinen beschränkten Fähigkeiten liegt (z. B. Drums etc.)
...mh, ich dachte, dass ist völlig normal?? mir fallen immer später bessere Sachen ein, meine Fähigkeiten und Ausdrucksmittel verändern sich, die Routine im Umgang damit ...
VVolverine schrieb:
oder es kommt anschlieĂźend etwas bereits bekanntes dabei raus, was mir die ganze Zeit schon im Ohr war. Davon wieder wegzukommen finde ich extrem schwer...
... es gibt doch nicht rein zufällig Unmengen von stilistisch ähnlichem Material zu einer ähnlichen Zeit in allen Gattungen von menschlichen Produkten. Angst davor halte für völlig unbegründet.
 
frankpaush schrieb:
... es gibt doch nicht rein zufällig Unmengen von stilistisch ähnlichem Material zu einer ähnlichen Zeit in allen Gattungen von menschlichen Produkten. Angst davor halte für völlig unbegründet.

Ja, schon, aber wenn sich der Song später nahezu genauso anhört wie ein bekannter Hit, kann man ja auch nicht mehr wirklich von selbstgeschrieben reden. Wohl ehr von "umarrangiert" ;-)
 
Pfaelzer schrieb:
Es kann sehr schwer sein, auf Basis der Gitarre Songs schreiben zu wollen.
Das stimmt, oder zumindest kommen andere Dinge heraus wenn man ein anderes Instrument benutzt. Man vergleiche einmal Springsteens Born to run und Born in the USA Alben, ersteres komplett auf dem Klavier entstanden, letzteres weitgehend auf der Gitarre. Da liegen kompositorische Welten zwischen.
Ich finde den Tip mit dem Bass gut, das mache ich auch manchmal.

LG
Ralf
 
Pfaelzer schrieb:
Es kann sehr schwer sein, auf Basis der Gitarre Songs schreiben zu wollen. Man neigt dazu, eben Gitarre zu spielen und nicht zu komponieren....
Kommt eine Idee spontan (d.h. wenn man kein Instrument zur Hand, bei mir öfters beim Duschen oder anderen
körperlichen Verrichtungen) vorbei, erweist sich sowas zumeist als fruchtbarer als stundenlanges Geklimper auf der Gitarre, was mehr zum Solospielen taugt als zur Melodiefindung.

Ich fĂĽr meinen Teil benutze zum Komponieren zumeist einen Bass (obwohl ich gar nicht Bass spielen kann), weil da rhythmusbasierte Grundideen und Grooves fĂĽr mich besser
auszuarbeiten sind als auf einem Akkordinstrument. Wenn ich ein bis zwei Melodie-Ideen und einen Bassgroove habe, geht die eigtnliche Arbeit los (das mag ein Punkt sein,
wo viele scheitern: Das Umsetzen von Ideen...da hilft Harmonielehre und rythmisches Grundverständnis sehr viel....ein paar Stunden bei einem guten Schlagzeuglehrer
helfen ungemein, brauchbare Schlagzeuggrooves in einer DAW zu kreieren, die dann auch wirklich zur Melodie passen).

Viele Wege fĂĽhren nach Rom...jeder muss seinen individuellen gehen.

Sehr richtig jeder muss seinen eigenen Weg finden.

Im Gegensatz zum Pfaelzer schreibe und entwickele ich
Songs/Songideen mit der Gitarre in der Hand.
Ich bin dabei ständig auf der Suche nach für mich "neuen" Griffen
und Akkordverbindungen, und spiele dann damit herum.
Da hin zu kommen und kreativ damit umgehen zu können
hat aber auch Jahre gedauert...........

Grundsätzlich gibt es viele Dinge/Menschen die für Inspiration
sorgen können z.B. unter anderem

a) ein neues Instrument gelernt
b) neue , also andere Musik gehört
c) neue Mitmusiker (mal Songs zusammen schreiben !)
d) neue Erfahrungen gemacht (bei anderen kreativen Tätigkeiten
wie s.o. malen, oder im "normalen" Alltag/Leben ............)

Geduld ist dabei natĂĽrlich von Vorteil. Es gibt keine
AbkĂĽrzung oder einen schnellen Weg dahin.

GruĂź
 
Interessant, dass das Thema gerade zur Sprache kommt!
Ich habe nämlich gerade eine ziemlich lange Schreibblockade überwunden.
Was da genau passiert ist, wurde mir kürzlich sehr bewusst - dehalb folgt hier ein längerer Bericht meiner Erfahrungen (vielleicht hilft´s ja auch anderen):
Vor vielen Jahren schrieb ich viele Songs, sowohl die Musik als auch die Texte, manchmal auch die Texte zu schon vorhandenen Songs. Das Ganze sowohl fĂĽr meine damalige Band als auch fĂĽr mich allein auf der Gitarre.
Das Ganze hatte eine Natürlichkeit bzw. Naivivität, denn es passte zu unserem Alter, unserer Musik und unserem Anspruch.
Dann kamen andere Bands und alles wurde immer anspruchsvoller. Ideen hatte ich immer noch, aber keine brachte ich mehr zu Ende. Genau wie du dachte ich auch entweder "das ist doch nichts Besonderes" oder "das hört sich an wie xy".
Songs, die mein Kumpel geschrieben hatte, habe ich komplett arrangiert und eingespielt, aber etwas eigenes wollte partout nicht mehr kommen.
Bis kurz vor Weihnachten. Ab da ging alles wieder wie frĂĽher!

Was habe ich gemacht:
Ich mir eine alte 12string gekauft und sie
1.) so runtergestimmt bzw. mit Capo eingestellt, dass ich optimal zu dem was ich spiele, singen kann!
Für mich entstehen nämlich die Harmonien und die Melodie gleichzeitig (also nicht erst Akkorde zusammensuchen und später ne Melodie drüber-erfinden, das wird nie ein Song)!
2.) Das was da wieder so ganz natĂĽrlich-naiv herausfloss habe ich mit dem Iphone festgehalten.
Ganz wichtig! Sonst ist es wieder weg.
3.) Dann ein paar Tage die Aufnahme beim Autofahren angehört und zur Melodie in einer Fantasie-Sprache gesungen.
Da kristallisieren sich schnell feste Wendungen heraus, Eckpunkte, Hooks, usw...
4.) Mehr und mehr entsteht ein GefĂĽhl fĂĽr die Richtung, in die der Text geht, sowohl inhaltlich als auch von der Form (ironisch, distanziert, betroffen, abstrakt, usw...), bis der Song fertig ist.

Auch wichtig:
Am Song wird nicht ewig rumgedoktert! Das Bessere ist zwar der Feind des Guten, aber sonst bleibt vom Ur-Song nichts mehr ĂĽbrig!
Neue Erkenntnisse fließen in den nächsten Song.
Ein gesunder Pragmatismus hilft ungemein.
Und natĂĽrlich auch:
Ich muss damit keinen Grammy gewinnen. Es ist mein Song, wie er mir zu dieser Zeit "zugeflogen" ist. Ich muss ihn noch nicht mal jemand vorspielen (aber wenn er fertig ist, will ich es meistens doch :), weil ich mich freue und es ein schönes Gefühl ist, wieder den Fluss der Kreativität zu spüren!
 

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