E
erniecaster
Power-User
- 19 Dez 2008
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Hallo!
Manchmal merkt man eine Millisekunde, nachdem man etwas getan hat, dass das wirklich gar keine gute Idee war. Das ist mir bei einem Hochzeitsgig passiert. Hochzeitsgigs sind anspruchsvoller als man erst denkt. Es ist für zwei Menschen vielleicht der wichtigste Tag in ihrem Leben. Das Publikum ist leise und hört auch noch zu. Es fliegen Emotionen durch die Luft. Einspielen ist nicht, drei oder vier Songs müssen auf den Punkt geliefert werden. Und Fehler werden nicht nur gehört, das Publikum wird sich immer daran erinnern...
Normalerweise spielen wir sowas im Trio. Unsere Pianistin fiel allerdings aus und - man höre und staune - das Brautpaar wünschte sich ausdrücklich Gitarre und Gesang. Also setzten meine Sängerin und ich uns zur Probe zusammen und arrangierten. Alles lief gut, wir freuten uns auf den Gig.
In der Kirche stellte sich heraus, dass wir auf eine Empore konnten. Das liebe ich! Ich kann gemütlich sitzen, werde nicht gesehen, kann meine Aufzeichnungen um mich rum verteilen, mich zwischendurch im Schritt kratzen und meistens klingt es von oben auch noch gut. Das kleine Besteck war schnell aufgebaut, der Sound grandios. Alles prima.
Die ersten zwei Songs liefen perfekt. Schöne Dynamikvarianten, Sängerin gelöst und konzentriert, Kommunikation beim Spielen - wir sind richtig schön drin und ja, es gibt nur noch uns und die Musik. Unten wird auch geweint, das muss bei einer Hochzeit so sein. Das Leben ist schön.
Als letzter Song war Hallelujah gewünscht. Natürlich fangen wir leise an, wurden etwas lauter, ich wechsele vom Picking auf die "Aktentasche". Alles gut. Nun ist dieser Song ja nicht so ganz kurz, daher hatten wir für eine Strophe beschlossen, wieder ganz leise und emotional zu werden. Das kommt meistens ganz gut.
Also spiele ich diese Strophe wieder leise und zart. Die Stimme der Sängerin kommt laut, klar und wunderbar verständlich rüber. Und das war der Moment, in dem ich mir am liebsten die Gitarre vor die Stirn gehauen hätte. Es kam nämlich folgende Strophe:
Well, maybe there's a god above
But all i've ever learned from love
Was how to shoot somebody who outdrew you
It's not a cry that you hear at night
It's not somebody who's seen the light
It's a cold and it's a broken hallelujah
In einer Kirche. Bei einer Hochzeit. Na prima. Okay, das Brautpaar wollte den Song haben, nicht wirklich unser oder mein Fehler aber - fuck. Und die Strophe jetzt auch noch so richtig prägnant rausgespielt, dass jedes verdammte Wort extrem gut zu hören war.
Nach der zweiten Zeile war ich raus aus der Nummer. Nein, nicht verspielt. Kein falscher Ton, immer noch rhythmisch absolut exakt aber ich spielte, fühlte, lebte den Song nicht mehr sondern spielte "nur noch" Gitarre. Meine Sängerin merkte es sofort, sah mich etwas kritisch an, wir brachten das technisch sauber zu Ende. Später merkte meine (ebenfalls auf der Empore anwesende) Frau an, dass sie unser emotionales Stocken auch gemerkt hatte. Wie gesagt - nicht verspielt, nicht verschlampt, nicht versaubeutelt - nur der emotionale Faden war gerissen.
Nächstes Mal bereite ich mich besser vor...
Gruß
erniecaster
Manchmal merkt man eine Millisekunde, nachdem man etwas getan hat, dass das wirklich gar keine gute Idee war. Das ist mir bei einem Hochzeitsgig passiert. Hochzeitsgigs sind anspruchsvoller als man erst denkt. Es ist für zwei Menschen vielleicht der wichtigste Tag in ihrem Leben. Das Publikum ist leise und hört auch noch zu. Es fliegen Emotionen durch die Luft. Einspielen ist nicht, drei oder vier Songs müssen auf den Punkt geliefert werden. Und Fehler werden nicht nur gehört, das Publikum wird sich immer daran erinnern...
Normalerweise spielen wir sowas im Trio. Unsere Pianistin fiel allerdings aus und - man höre und staune - das Brautpaar wünschte sich ausdrücklich Gitarre und Gesang. Also setzten meine Sängerin und ich uns zur Probe zusammen und arrangierten. Alles lief gut, wir freuten uns auf den Gig.
In der Kirche stellte sich heraus, dass wir auf eine Empore konnten. Das liebe ich! Ich kann gemütlich sitzen, werde nicht gesehen, kann meine Aufzeichnungen um mich rum verteilen, mich zwischendurch im Schritt kratzen und meistens klingt es von oben auch noch gut. Das kleine Besteck war schnell aufgebaut, der Sound grandios. Alles prima.
Die ersten zwei Songs liefen perfekt. Schöne Dynamikvarianten, Sängerin gelöst und konzentriert, Kommunikation beim Spielen - wir sind richtig schön drin und ja, es gibt nur noch uns und die Musik. Unten wird auch geweint, das muss bei einer Hochzeit so sein. Das Leben ist schön.
Als letzter Song war Hallelujah gewünscht. Natürlich fangen wir leise an, wurden etwas lauter, ich wechsele vom Picking auf die "Aktentasche". Alles gut. Nun ist dieser Song ja nicht so ganz kurz, daher hatten wir für eine Strophe beschlossen, wieder ganz leise und emotional zu werden. Das kommt meistens ganz gut.
Also spiele ich diese Strophe wieder leise und zart. Die Stimme der Sängerin kommt laut, klar und wunderbar verständlich rüber. Und das war der Moment, in dem ich mir am liebsten die Gitarre vor die Stirn gehauen hätte. Es kam nämlich folgende Strophe:
Well, maybe there's a god above
But all i've ever learned from love
Was how to shoot somebody who outdrew you
It's not a cry that you hear at night
It's not somebody who's seen the light
It's a cold and it's a broken hallelujah
In einer Kirche. Bei einer Hochzeit. Na prima. Okay, das Brautpaar wollte den Song haben, nicht wirklich unser oder mein Fehler aber - fuck. Und die Strophe jetzt auch noch so richtig prägnant rausgespielt, dass jedes verdammte Wort extrem gut zu hören war.
Nach der zweiten Zeile war ich raus aus der Nummer. Nein, nicht verspielt. Kein falscher Ton, immer noch rhythmisch absolut exakt aber ich spielte, fühlte, lebte den Song nicht mehr sondern spielte "nur noch" Gitarre. Meine Sängerin merkte es sofort, sah mich etwas kritisch an, wir brachten das technisch sauber zu Ende. Später merkte meine (ebenfalls auf der Empore anwesende) Frau an, dass sie unser emotionales Stocken auch gemerkt hatte. Wie gesagt - nicht verspielt, nicht verschlampt, nicht versaubeutelt - nur der emotionale Faden war gerissen.
Nächstes Mal bereite ich mich besser vor...
Gruß
erniecaster