Unterricht geben

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Anonymous

Guest
Hallo zusammen,

ich hab zwar gesehen, dass dieses Thema schonmal besprochen wurde, ich wills aber trotzdem nochmal anstoßen.

Folgende Geschichte.
Ein guter Freund von mir (seineszeichens Diplomgitarrist, war am MGI) ist aus persönlichen Gründen weggezogen. Da er seine Schüler hier in der Stadt nicht weiter unterrichten kann, hat er mich gefragt (oder gebeten) ich solle doch 4 Schüler übernehmen. Sind alles Anfänger (Grundakkorde, Pentatoniken usw.)
Ich spiele zwar seit vielen Jahren Gitarre, hab aber noch nie selber unterichtet. Nun hat mir dieser besagte Freund zwar zugesagt, er würde mir helfen (sein Untterrichtskonzept zu übernehmen usw) aber ich möchte natürlich schon auch einen eigenen Wind in die Sache bringen.
Deswegen meine Frage.
Gibts hier im Board Gitarrenlehrer, die ein paar Ideen austauschen wollen.
Z.B. Mit welchen Gitarrensoli kann man bei einem E-Gitarrenschüler anfangen (mein erstes Solo war "Shine on you crazy Diamond")
Welche Stücke Eignen sich zur erarbeitung einer soliden Rhytmusarbeit?
Gibts irgendwo im Internet Unterrichtsmaterial, was ihr empfehlen könnt.
Also ich würde halt einfach gern mal ein paar Sachen hören, wie andere Leute so an die Sache rangehen.

Danke,
Chris
 
Das finde ich ja mal einen sinnvollen thread.
Hoffentlich kommen da bald ein paar gute Beiträge zusammen!

Mir gehts da nicht unähnlich. Gerade was einfache Gitarrensoli angeht bin ich immer froh um Anregungen, denn die Suche nach geeigneten Songs gleicht oft der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Es gibt soooo verdammt viel Musik...


:)
 
Hi,

bezüglich Soli, Rhythmus, welche Stücke:

Ich würde das quasi in die Entscheidung der Schüler legen, wenn sie denn Wünsche haben. Allerdings ist es zweifelhaft, dass jemand Gitarre spielt, aber keine Musik hört!

Das ist allerdings auch ´ne individuelle Sache und sicher etwas für Fortgeschrittene. Für die Basics bei Anfägern, würde ich mir über sowas keine Gedanken machen. Da nimmt man besser ein generelles Konzept und zeigt ihnen einfache, grundlegende Dinge des Musik-Idioms (mit Unterscheidung, in welche Richtung es gehen soll: E-Git Pop/Rock, Jazz, Klassik, Flamenco)

Sich hier ein Konzept anhand von breits erhältlichen Werken zurecht zu schneidern, halte ich nicht für verwerflich, allerdings sollte man nicht ausschließlich nach einem Buch arbeiten wie ich finde. Es gehört schon etwas mehr Eigenarbeit dazu. Ich denke, dass will aber auch jeder vernünftige Dozent.( Es sei denn, er hält Vorlesungen an der Uni und hat einen Tageslichtprojektor :barf: )

Wenn das steht, geht´s halt wieder zum ersten Schritt. Welche Musik hört der Schüler, was will erspielen? Dann wird das analysiert und entsprechenden Schritte und Maßnahmen eingeleitet, um das Ziel zu erreichen. Hierzu ist natürlich gute Analysefähigkeit des Lehrers notwendig. Man sollte nur schauen, dass das ab ´nem Zeitpunkt nicht zu einseitig wird und den Schüler auch mal dazu bringt links und rechts zu schauen. Ein aufgeweckter Typ macht das aber schon von selbst, denke ich. Eigenständigkeit ist ebenso wichtig. Sinnvoll Hausaufgaben geben, den Schüler an seine Grenzen führen, ihn z.B. Sachen selbst raushören lassen und mal etwas notieren. Manchmal ist ein Spagat zwischen Frust und Erfolg genau richtig.

Das schöne an der Sache ist, dass man dem Schüler nichts aufdrückt (bis auf eben grundlegende Dinge. Da muss er durch!) und ihm so den Spass an der Sache nimmt und gleichzeitig Individualität fördert, was hier zu Lande in der gesamten Unterrichtsszene schwer nötig ist, wie ich finde!

Das ist zwar alles sehr allgemein , aber ich vertrete beim Lernen die These, dass nicht jeder gleich zu Unterrichten ist. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.

Auf sowas könnte man z.B. sein Rhythmus-Konzept aufbauen! Geil daran ist, dass das unabhängig vom Instrument ist! Halte ich für relativ wichtig..

http://www.ama-verlag.de/det.php?sid=65 ... kel=610102

Das schöne am Unterricht geben ist ja, dass man auch selbst Sachen wiederholt und so quasi von den Schülern lernen kann. Man sieht enfach , was die machen und kann wunderbar reflektieren. Ich denke auch drüber nach, ob ich nicht doch sollte...würde aber viel Arbeit bedeuten, da ich nicht wirklich viel unterrichtet habe.

P.S: Was ich übrigens sehr gut finde, ist das hier:

http://www.drumpool.com/

Gibt´s das eigentlich für Gitarre? Vermutlich nicht!
 
Danke Marcello,
ich hoffe tatsächlich auch, dass ich durchs selber unterrichten auch etwas lerne, bzw, sachen die ich schon kann einfach noch mehr verfestige!

zum Thema Musiktheorie:
für den "normalen" Schüler sollten solche Sachen wie Quintenzirkel, Akkordaufbau, Stufen in Dur und Moll , basale Kenntnisse übers Notenlesen vielleicht etwas Intervalle wohl ausreichen. Ich denke da muss jeder mal durch. Mehr muss nicht sein und verdirbt wohl auch den Spaß an der Sache.

Rhythmik und Soli usw:
Dass man den Schülern da die Auswahl lässt ist schon klar, soweit das geht. Aber wenn mir jemand in der dritten stunde daher kommt und sagt er will, sagen wir mal "Schrei nach liebe" von den Ärzten Spielen lernen, dann muss ich auch sagen, hör mal, dass fordert ne solide Rhythmikarbeit. zu früh!

Vielleicht machen wir mal was anderes, ich werde zuhause mal meine alten Unerrichtsmaterialien durchsuchen, und hier mal posten, mit was ich damals so angefangen hab, vielleicht möchte der eine oder andere da mit einsteigen und uns verraten, was seine "ersten" Gitarrensoli und Rhythmusnummern waren.

Und was Stilistiken angeht: Mir ist eigentlich klar, dass ich wohl im Bereich Popularmusik bleiben werde. 3 Jahre klassischer Gitarrenunterricht mit "Teuferts Gitarrenschule" (oder so) haben mir den Spaß an spanischen und griechischen Tänzen für die nächsten 400 Jahre verdorben. ;)

Bücher: Wer kann mir den vernünftige Literatur empfehlen?

mfg

Edit: Diese Drumpool-Site schaut echt gut aus! Es gibt eben nur so ein Wikibook zum Thema Gitarrespielen lernen.
 
ich schwör auf in vivo guitar.
da stehen auch einige didaktische tipps drinnen.
ansonsten gibts einen lehrbuchthread hier den kannst ja mal studieren wenn du lust hast.

als trainer in der erwachsenenbildung trau ich mir sagen, dass die meisten musik/instrumentallehrer zuviel drüber nachdenken was sie unterrichten und zuwenig wie sie unterrichten.
is aber jetzt eine unterstellung da ich dich ja nicht kenne.

grundsätzlich sehe ich aber da den meisten handlungsbedarf
 
Ich gebe auch Gitarrenunterricht.
Meine Erfahrung ist:
Bevor man in die Soliabteilung einsteigt ist ein solides, vielseitiges rhythmisches Grundfundament notwendig.

ich arbeite da sehr gerne mit folgendem Buch:
http://www.amazon.de/Lunatic-Guitar-Grooves-Mit-Profi-Playback/dp/3802402421

Das enthält wunderbare Besipiele aus Rock, Funk, Blues, Jazz, usw.
Das gute darin sind die Aufnahmen dazu, jeweils 2 mal wird der Track vorgegeben darauf folgen 2 Leerdurchgänge zum Üben und Recorden.

Der effektiveste Unterricht ist 2-3 Beispiele pro Unterrichtsstunde anchecken auf 2 Tempi üben (immer mit Metronom arbeiten) und wenn so 5-10 Beispiele in Originaltempo spielbar sind, aufnehmen und die Akzentuierungen optimieren.

Und wenn du ein Fundament von ca 25 Rhythmussamples hast, geht`s ran an die Soloimprovisation.

Für die Soloimprovisation ist es wichtig, dass der Schüler schon ein wenig an Technik beherrscht. Dafür bietet es sich an, einfache Finger- und Koordinationsübungen auf niedriger Metronomgeschwindigkeit (etwa 80). 1/8 , Triolen und 1/16 auf einer Geschwindigkeit in Abwechslung.

Dann einfache Soli nachspielen auf Pentatonikbasis. Hier würden mir einfache AC-DC Songs einfallen (touch to much, Highway to hell).
Licktrainings, Bendings, Slides, Hammer ons und den ganzen Sumpf immer in Verbindung mit konkreten Ryhthmusbeispielen. Das prägt sich viel besser ein als Trockentraining ohne Bezug....
Auch wenn es natürlich für den Lehrer deutlich mehr Arbeit ist :?

Und immer einen Zwischenstand per Aufnahme dokumentieren.
Und das allerwichtigste ist ein niedergeschriebener Übungsplan!
Schüler brauchen Vorgaben, Ziele und Tests...so sind sie es von der Schule gewohnt und das ist gut so!
 
auge":3aximkv1 schrieb:
ich schwör auf in vivo guitar.

Mag schon sein...
Am besten in dem Buch war ja schließlich immer noch das Nachwort am besten. Wenn ich mal ungefähr zitieren darf: "irgendwann ruft mich einer an und fragt mich (den Autor) wie dass den gemeint war, ich kapiers nicht"...
[wenn des ned stimmt, dann verbessere mich)
Hätte man sich theoretisch die letzten Ausgaben des Guitar besorgt, hätte man auf den letzten Seiten, dasselbe lesen können, wie im in Vivo guitar... (naja fast)

Jetzt muss ich aber mal zu dem wichtigen Thema kommen!
Wie läuft das eigentlich ab, wenn man mit einem Schüler einen Vertrag abschließt? Was muss man da eigentlich steuer/finanz/deutschland/...technisch beachten? Um nicht irgendwann ein Problem zu bekommen?
 
Hallo,
ich selber bin noch einer der Leute, die keinen Unterricht geben, sondern ihn bekommen! :-D

Trotzdem habe ich mich oftmals mit meinem Gitarrenlehrer über die Grundsätze seines Unterrichts unterhalten.
Ich finde seinen Ansatz nicht ganz uninteressant und vorallem für mich persönlich genau passend.

In meinem Fall war es natürlich von Vorteil, dass ich schon vor meiner Unterrichtszeit die Grundakkorde und ein bisschen Musiktheorie von meinem Vater beigebracht bekam.
Somit war es meinem Lehrer möglich, schon auf etwas aufzubauen. Das vereinfachte die Sache für mich wie auch für ihn.

Ich spiele im Unterricht bzw. dann immer als "Hausaufgabe" über die Woche zu 90 % populäre Songs aus Songbüchern oder der "Guitar".

Mein Gitarrenlehrer meint (und ich auch) dass der Schüler somit eine bessere Motivation für sein Spiel bekommt.
Und ich kann das nur bestätigen.
Wenn ich einen Songwunsch habe, versucht er halt darauf einzugehen.
Und was gibt es schöneres, als mit seinem Lieblingssong mitzuspielen?

Trotzdem soll das ganze jetzt nicht so wirken, als könnte ich frei über den Unterricht entscheiden.
Normalerweise ist die Songauswahl ziemlich gut überlegt getroffen.
Es wird darauf geachtet, dass die Techniken (Hammer On, Pull Of, Slide, Bending, Vibrato etc) in den ausgesuchten Liedern in gesteigerter Form vorhanden waren.
So gab mir am Anfang Green Days "When I Come Around" eine gute Palm Muting - Übung, Deep Purples "Black Night" die ersten Schritte im Melodiespiel oder Slashs Solo von "Knocking On Heavens Door" eine gute Kombination vieler auf der Gitarre benötigter, grundlegender Techniken auf meiner Gitarre.


Das bleibt hängen:
Das Gitarrenspiel und seine Facetten wird anhand von bekannter, motivationsfördener Musik erläutert anstatt stupide, langweile Tonleiterübungen zu machen.

Licks etc. hole ich mir ja im Endeffekt auch aus dem Songmaterial.
Wer auch nur ein bisschen die Musik hinterfragt (a la: Aha, so klingt also die-und-die Tonabfolge) hat somit auch mit seinen Eigenkompositionen keinen Stress.

Danke an alle, die sich wirklich meinen Kompletten Senf durchgelesen haben.
Bin natürlich auf Anregung, Kritik etc. gespannt!
 

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