Blues in Deutschland - vermutlich fehlgebucht?

A

Anonymous

Guest
Vorgeschichte:
Das BLUES HOTEL wurde aus irgendeinem Grunde empfohlen. Möglicherweise haben wir ganz brauchbar gespielt. Daraufhin erfolgte eine Buchung zum 20-jährigen Bestehen einer Wohnungsbaugenossenschaft in einem Mannheimer Stadtteil.

Unser Sänger schrieb:
Die Dame fragte mich, ob wir auch Sachen spielen könnten, "die jeder kennt", dann müssen wir wohl vielleicht auf "Walking by myself" bzw. "Sweet Home Chiacgo" zurückgreifen. Lasst uns darüber sprechen.

mad cruiser schrieb:
Oha. Da kriege ich Ohren wie Tubaksblätter!

Unser Sänger schrieb:
...stimme Dir prinzipiell zu, aber Walking by myself haben wir letztes Mal zufällig gespielt (würde ich auch nur machen, wenn die Stimmung völlig im Keller ist) und Sweet Home Chicago kennen die Menschen wegen des Blues Brothers-Filmes zumindest besser als die restlichen unserer Songs


Mad Cuiser denkt sich:
Das setzt voraus, dass es sich um Menschen handelt, die den Blues Brothers Film kennen. Davon ist nicht immer auszugehen. Ich habe auch häufig gedacht, dass Menschen eigentlich die Songs kennen müßten, die wir spielen, aber die Mehrzahl kennt nur das, was im Radio läuft oder im Fernsehen im Mutantenstadel oder vom Hansi Hinterlader präsentiert wird. Selbst in meinem Alter (und das sind alles Menschen, die eigentlich mit Rockmusik aufgewachsen sein sollten,) ist überwiegend alles auch nur eine Handbreit außerhalb des Mainstream exotisch. Was meinst Du, warum wir immer wieder nach Country Roads gefragt werden? Wir sind eine musikalische Randgruppe. Isso. Deswegen würde ich die Formulierung wählen „...kennen vielleicht ein paar Leute mehr als die restlichen unserer Songs...“ Ob die sich gerade in unserem Publikum aufhalten, ist unsicher.

Blues ist in Deutschland nur für eine kleine überschaubare Szene interessant und – auch nur wegen einer gewissen Nähe zum Jazz – für ein Bildungsbürgertum, das damit seine kulturelle Offenheit feiert. Schau Dir doch die Nasen im xxxxx*) Club an! Die haben nicht den Blues, sondern höchstens Kopfweh! Interessant wird es erst wieder, wenn der Blues im Mainstream angekommen ist. Wie Bonamassa. OK. Nur meine Meinung.

*)Name ist der Redaktion bekannt.

Ach, ĂĽbrigens: das House of Blues in Darmstadt hat den Betrieb eingestellt. Aus wirtschaftlichen GrĂĽnden.

Tante Edit:

Immer wieder schön, wie zuverlässig die GW-Gemeinde reagiert. Wie man allerdings von der Anmerkung, dass Blues in Deutschland nur für Minderheiten interessant ist, ausgerechnet zu einem Tusch auf Koksnase Henderson kommt, ist mir ziemlich rätselhaft. :lol:

Beste GrĂĽĂźe,
mad cruiser
 
Lieber Jörg,

das ist alles so eine Sache mit dem Blues ...

Beispiel ? Meine Mama !

Die ist heute 72 Jahre alt.
Oder anders betrachtet:
Die war 1969, im Woodstock-Jahr, 31 Jahre alt.
Und 1964, als die Stones in UK den Blues in UK entdeckten, 26 Jahre alt.
Da müsste man eigentlich meinen, als junge Frau hätte sie mitbekommen müssen, was musikalisch passiert. Hat sie auch, aber anders:
Die hat damals halt Radio gehört, von Schlager bis Operette und zurück.
Sie hat in den 70ern und 80ern am örtlichen Theater ein Abo gehabt, da gabs dann ab und an Komödie, ab und an Operette und Musical.
Sie hat IMMER Musik gemocht, aber BLUES hat sie NIE mitbekommen.
Rock n Roll auch nicht, bzw. erst durch ihre Kinder.
Aber: Die Dame hat zumindest einiges probiert, war immer offen:
Wir waren in den 80ern mal gemeinsam bei Flatsch!, bei den Rodgaus und den Crackers. Sie kennt den Frankfurter Sinkkasten und die Batschkapp nun auch von innen, und hat irgendwann Konstantin Wecker für sich entdeckt. Diesen März war mein Bruder mit ihr (und nur ihr zuliebe) bei Joan Baez im Mainzer Frankfurter Hof.

Aber Blues ist an ihr vorbeigegangen. Wie auch an meinem Papa.
Die haben a) die falschen Sender gehört. Die haben b) durch die Musik ihrer Kindheit (deutsche Schlager der Nachkriegszeit) und durch ihre Erziehung keinen Zugang zu Blues gehabt. Hansi Hinterlader ist aber GsD auch an ihnen vorbeigegangen, immerhin, das ist doch was.

FĂĽr mich kann ich sagen:
Ich schau mir gerne ab und an eine interessante Bluesband an (zB Blueshotel im HoB in DA ;-) ), aber dann ist meine Bluesdosis wieder für einige Zeit gedeckt. Aber ich glaube, die Existenz der bestehenden Bluesbands steht in keinem Verhältnis dazu, wieviel Menschen wirklich regelmäßig Blues live konsumieren wollen.
Ich geh gerne live zu Bands, dann darfs aber auch gerne mal Rock, Rockabilly, Reggae, Dub, Funk usw sein, sprich: Gerne abwechslungsreich und nicht immer das gleiche.

Und (das hab ich ja ab und zu an anderer Stelle schon geäußert):
ICH kann nicht nachvollziehen, warum man heute ständig noch "Hideaway" spielen muss, warum Gitarrensounds heute so kaputt klingen müssen wie 1965, warum SRV-Songs nicht längst in Gitarrenläden verboten sind und warum der Blues zumeist nicht öfters mal aus seinem selbstgeschnürten Korsett ausbricht.

Blueshotel ist da - ganz ernst gemeint - eine herrlich erfrischende Alternative.
 
gitarrenruebe":29p1pxbg schrieb:
Beispiel ? Meine Mama !

Die ist heute 72 Jahre alt.
Oder anders betrachtet:
Die war 1969, im Woodstock-Jahr, 31 Jahre alt.
Und 1964, als die Stones in UK den Blues in UK entdeckten, 26 Jahre alt.
Da müsste man eigentlich meinen, als junge Frau hätte sie mitbekommen müssen, was musikalisch passiert. Hat sie auch, aber anders:
Die hat damals halt Radio gehört, von Schlager bis Operette und zurück.
Sie hat in den 70ern und 80ern am örtlichen Theater ein Abo gehabt, da gabs dann ab und an Komödie, ab und an Operette und Musical.
Sie hat IMMER Musik gemocht, aber BLUES hat sie NIE mitbekommen.
Rock n Roll auch nicht, bzw. erst durch ihre Kinder.
Aber: Die Dame hat zumindest einiges probiert, war immer offen:
Wir waren in den 80ern mal gemeinsam bei Flatsch!, bei den Rodgaus und den Crackers. Sie kennt den Frankfurter Sinkkasten und die Batschkapp nun auch von innen, und hat irgendwann Konstantin Wecker für sich entdeckt. Diesen März war mein Bruder mit ihr (und nur ihr zuliebe) bei Joan Baez im Mainzer Frankfurter Hof.

Aber Blues ist an ihr vorbeigegangen. Wie auch an meinem Papa.
Die haben a) die falschen Sender gehört. Die haben b) durch die Musik ihrer Kindheit (deutsche Schlager der Nachkriegszeit) und durch ihre Erziehung keinen Zugang zu Blues gehabt. Hansi Hinterlader ist aber GsD auch an ihnen vorbeigegangen, immerhin, das ist doch was.

FĂĽr mich kann ich sagen:
Ich schau mir gerne ab und an eine interessante Bluesband an (zB Blueshotel im HoB in DA ;-) ), aber dann ist meine Bluesdosis wieder für einige Zeit gedeckt. Aber ich glaube, die Existenz der bestehenden Bluesbands steht in keinem Verhältnis dazu, wieviel Menschen wirklich regelmäßig Blues live konsumieren wollen.
Ich geh gerne live zu Bands, dann darfs aber auch gerne mal Rock, Rockabilly, Reggae, Dub, Funk usw sein, sprich: Gerne abwechslungsreich und nicht immer das gleiche.

Und (das hab ich ja ab und zu an anderer Stelle schon geäußert):
ICH kann nicht nachvollziehen, warum man heute ständig noch "Hideaway" spielen muss, warum Gitarrensounds heute so kaputt klingen müssen wie 1965, warum SRV-Songs nicht längst in Gitarrenläden verboten sind und warum der Blues zumeist nicht öfters mal aus seinem selbstgeschnürten Korsett ausbricht.

Blueshotel ist da - ganz ernst gemeint - eine herrlich erfrischende Alternative.

Ich gebe Jörg da Recht, es ist eine kleine "Randgruppe" der Musikkonsumenten, die als interessiertes Blues-Publikum in Frage kommt.

Ich glaube aber auch, dass die Anzahl von wirklich bluesinteressierten Musikern in etwa im gleichen Verhältnis zur Gesamtzahl steht....

Was die Mütter angeht - meine ist 75 , geht regelmäßig in den Jazzclub Hannover und hört da Jazz- UND Bluesbands!

Und was die "kaputten" Gitarrensounds von 1965 angeht, ist halt Geschmackssache :lol: Ich gehöre jedenfalls zu denen, die das mögen und wollen, bin aber auch hier im Raum Salzgitter, Braunschweig eine Minderheit.

Meine Blues-Sozialisation begann mit einem Titel von Taj Mahal als ich 14 war (vor knapp 39 Jahren). Das Ding heiĂźt Bacon Fat und ist bis heute mein absoluter Lieblingssong. Danach kam Freddie King mit "Stumble" und "I'm Tore Down".

Heute höre ich die immer noch viel und würde ums verrecken gerne eine Band in dieser Richtung finden/gründen - unmöglich hier im ländlich schönen Niedersachsen.

GrĂĽsse
Jörg
Ist halt so, da krieg ich den Blues.....
 
mad cruiser":244rpxnm schrieb:
Mad Cuiser denkt sich:


Blues ist in Deutschland nur fĂĽr eine kleine ĂĽberschaubare Szene interessant......

Moin Jörg,

prinzipiell denkst du bei deiner Aussage richtig. Viele der Bluesbands die ich kenne spielen eigentlich keinen Blues, sondern eher Bluesrock, oder Rock mit Blueselementen, wie z.B. Songs von ZZTop. Traditionellen, oder speziellen Blues spielen nur die wenigsten. Ist auch schwer verdaulich für die meisten Leute und halt ähnlich wie Free-Tschäß.

Ich denke, es kommt ganz und gar auf die Würze an. Wir spielen ja nun neustens mit einer Sängerin. Der erste Gig Ende Juni gleich auf der Hauptbühne auf dem Stadtfest und dann noch am Samstagabend. Wenn da das Wetter stimmt stehen hunderte von Leuten auf dem großen Marktplatz - nein nicht wegen uns vor unserer Bühne, sondern eher wegen dem Fressen und Saufen. Es gibt aber auch Leute, die sich bewusst eine der vielen Bühnen aussuchen um der Musik zu lauschen und sich in Stimmung bringen möchten. Die müssen wir fangen - wohl eher nicht aber mit Stormy Monday....

Ich habe das komplette Programm umgestellt und alle schwerverträgliche Songs rausgeschmissen, Stattdessen kommen soulig-funkige Songs wie u.a. 'A Real Mother for Ya', oder 'Inner City Blues (Make Me Wanna Holler)' mit ins Programm. Marvin Gaye, oder Johnny Guitar Watson muss man nicht kennen, aber gibt es da unten ein paar Leute mit etwas Rhythmus im Blut müssen die einfach mitgehen und andere anstecken.

GegenĂĽber der Vergangenheit ist mir klar geworden, das man mit reinem Blues kaum noch jemanden begeistern kann. Ein paar eingefleischte Freaks vielleicht, aber das breite Publikum wohl eher nicht. Und in reinen Blues Clubs spielen ist wohl eher selten der Fall, zumal viele davon mittlerweile bereits geschlossen sind.

Der Blues wird allerdings auch in D nicht aussterben, gibt es noch Bands wie z.B. Memo Gonzales & the Bluescasters - das ist richtig 'fette Bluesparty', wobei man auch hervorragend tanzen kann (was dort immer vorkommt) und mit tanzbarer Mucke fängt man immer die Leute!

@Rübe: das hast du schön geschrieben - das ist eben der Blues des Lebens und deine Eltern haben ihn wohl bislang gemeistert. Blues hält jung ;-)

Aber die Stones und Blues? Uäääääääää :roll:
 
Magman":2xcrd03a schrieb:
Aber die Stones und Blues? Uäääääääää :roll:
Sicher nicht so, wie das die saarländische Bluespolente für richtig heissen würde :cool:.

Aber, die Stones haben eigentlich als Bluesband angefangen, und diesen mitgeholfen, auf der Insel bekannt zu machen. Charlie Watts hat zB vor den Stones auch bei Alexis Korner gespielt.

Der Bandname ist einem Muddy Waters Song entnommen, die ersten Jahre wurden live Songs von Johnny Lee Hooker, Rober Johnson, Howlin´Wolf, Muddy Waters etc gespielt. Jagger spielt übrigens eine rattenscharfe Bluesharp. Und "Little Red Rooster" wird seit den 60s immer wieder zum Besten gegeben, ist auch auf der Live-Platte "Flashpoint" aus den 90ern drauf.

So alles in allem muss man schon sagen, dass die Stones als Bluesband angefangen haben und diesem zu einiger Popularität verholfen haben.
 
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Was denn? Als Bluesmusikant bist du doch richtig gut dran! In Köln/Bonn kannste dich alle Tage lang auf irgendwelchen Bluessessions rumtreiben, Locations für Blues gibts zuhauf, kleine Clubs oder Hallen. Also wenn es mir drum ginge viele Gelegenheiten zu haben um zu spielen ist Blues gar nicht die schlechteste Alternative.
(Wobei ich grad nicht drüber nachdenke was jeweils mit "Blues" gemeint ist und schon überhauptnicht über die Qualität der Protagonisten).

Nun stell dir mal vor du tättest "Soca" spielen ... dann bist du ne Randgruppe!

Schöne Feiertage wünscht

R (wie Randgruppe)
 
Um mal weiter bei den Müttern (und Vätern) zu bleiben:
Meine Eltern sind 70 & 69.
Wir sind musikalisch aufgewachsen, haben viel Hausmusik etc. gemacht, aber mit Blues haben die beide so gut wie nichts zu tun.
Wir (meine BrĂĽder und ich) haben uns seinerzeit mit groĂźen Augen angeguckt als unser Vater mit den Platten von "Men at Work" heimkam, sonst ist der Plattenschrank eher klassisch orientiert plus natĂĽrlich die Ăśblichen Rot-Kreuz-Platten.

Vor ein paar Jahren hatte ich mal einen Doppelgig zum einen mit einer Rock-Coverband (quer durch von Hendrix bis Peppers) und danach mit meine alten Jungs (selbstgeschriebenes im Stil von ZZ-Top/Rodgau).
Nach den Auftritten kam meine Mutter zu mir und meinte: Die Lieder der zweiten Band (die Alten) gefiel mir besser. - D.h. die hatte nicht ein Lied der anderen erkannt, und wir spielten "Des klingt ja wie auf CD" (Zitat meiner Tochter).

Folglich bin ich bei solchen Veranstaltungen extrem vorsichtig - selbst mit Gleichaltrigen - kann es da schon mal so ausgehen: "Habt ihr auch was von Claudia Jung"?

GruĂź
Armin
 
Ich finde allgemein ist "anspruchsvollere" Musik in Deutschland schwer vermittelbar, das gilt nicht nur für Blues. In Zeiten von Popstars, DSDS und Jamba-Klingeltönen ist es leider das was die Leute hören wollen. Das gilt traurigerweise nicht nur für die Jugend, sondern auch wie ich schon häufig gemerkt habe für ältere Semester die eigentlich noch wissen sollten was gute Musik ist. Meiner Meinung liegt das an der zunehmenden "Verblödung" durchs TV bzw. daran dass sich nur noch wenige Zeit nehmen sich auch auf Musik einzulassen, sondern diese meist nur als sinnlose Konsum-Berieselung ohne jeglichen Anspruch betrachten.

Positiv sind mir allerdings gestern seit langem nochmal die deutschen Album Charts aufgefallen: Dort sind derzeit Bands zu finden wie Unheilig, AC/DC, Meat Loaf, Scorpions, Melissa Etheridge, Slash, Axel Rudi Pell, Avantasia... Die sind jetzt nicht alle zwingend "anspruchsvoll", aber ich finde die Qualität unterscheidet sich doch deutlich vom gewohnten Bild der letzten Jahre wie zB. Schnappi, Schnuffel, DJ Ötzi, Tokio Hotel und anderem hirnlosen Abfall. Da kann ich persönlich hoffen dass das nicht nur ein kurzer Trend ist, sondern dass die Leute vielleicht endlich den ganzen Mist satt sind und wieder "Musik" hören ...
 
Puuh! Da hab ich aber echt Schwein gehabt!

Mein Erzeuger hat mich von Kindesbeinen an mit Oldies, Rock'N'Roll, Blues
und New Orleans Jazz beschallt. Auch andere Gitarren-Musik zieht er sich
gerne rein: Klassisch-Spanisches, Django Reinhardt, Al Di Meola, Paco De Lucia,
John Mclaughlin (Friday Night in San Francisco, z.B.), etc ...

Ansonsten noch Clapton, Hooker und fĂĽr Bonamassa konnte ich ihn auch
begeistern. Sogar Seasick Steve fand er gut! Dire Straits habe ich auch
ĂĽber meinen Antiken kennen gelernt.

Der hätte bestimmt Spass auf einem Gig von euch!
 
Album Charts... Axel Rudi Pell
Ha!

Magman":105k5kiy schrieb:
Aber die Stones und Blues? Uäääääääää
Hör die mal die Scheibe Paint it Blue an. Könnte dir gefallen.

Ich bin recht früh zum Blues gekommen - durch King und Thorogood. Wobei ich ja nach wie vor behaupte, dass dich der Blues sucht und findet. Und nicht umgekehrt. Wenn ich mich im Bekannten- und Freundeskreis umsehe... finde ich niemanden, der Blues hört. Glaube auch, dass es Musik für eine eingeschränkte Hörerschaft ist. Einige Songs ausgenommen. Es ist eben nicht die Musik, die man mal eben beim bügeln (Wäsche) hört.

Hat der Blues in Deutschland überhaupt ausreichend Tradition um ein größeres Publikum ansprechen zu können? Wie authentisch kann "deutscher" Blues klingen?

Fragt sich
Codalski
 
Ich schreib hier mal als ein nicht wirklich intensiver Blues Hörer. ;-)

Blues wurde für mich eigentlich interessant, als ich auf meiner ersten Guitarworld Session in Kölsch-Büllesbach war. Da sah ich dann Leute wie Sven und Jörg und dachte mir "DAS ist Blues? Warum hab ich sowas all die Jahre ignoriert?" Mir kam dann von netter Seite eine üppige Sammlung an bluesigen CDs zu und ich habe mich mal etwas eingehört.
Da waren zum Teil schon tolle Nummern bei, aber der GroĂźteil war irgendwie nicht so mein Ding...
Richtig gut gefallen mir in dem Bereich eher Charly Parker und Scott Henderson.

Auf der nächsten Session war dann plötzlich wieder diese Begeisterung da! Daraufhin war ich auch bei einigen kleineren Blueskonzerten. Unter anderem bei Gregor Hilden aber nach der Hälfte des Sets sind wir bereits wieder weiter gezogen. Irgendwie vermisste ich da überall diese Lockerheit und die wirklich spontanen musikalischen Momente der gesamten Band, nicht nur des Solisten.
Immer die gleichen Songs, ähnliche Schemata, keine Stilausbrüche und Überraschungen. Für mich ist das Live auf Konzerten ein wichtiger Faktor...

Wenn ich zum Beispiel in der Stadt ein Plakat sehe, welches mir eine Veranstaltung mit der Ankündigung von "gutem alten Blues" schmackhaft machen möchte, dann ist die Wahrscheinlichkeit mein Interesse oder das von vielen meiner Freunde zu wecken eher gering. Es heißt dann oft, "Och nö, ist doch immer das selbe"...
Ist ĂĽbrigens bei Classic Rock, Punk oder klassischem Deathmetal nicht viel anders.
Klar kann man nicht alles über einen Kamm scheren aber das ist schon der Eindruck der in meinem Freundeskreis herrscht und sich leider öfters bestätigt hat.

Ein Konzert bei dem Blues mit zB härteren Elementen verbunden oder mit Kombination von elektronischen Elementen würde ich mir hingegen nicht entgehen lassen. :-D
 
Hat der Blues in Deutschland überhaupt ausreichend Tradition um ein größeres Publikum ansprechen zu können?

Ersetz mal Tradition durch "LebensgefĂĽhl".

Wir Deutschen sind nun nicht gerade das Volk, das den Groove oder gar den Rhythmus (von mir auch aus den Blues) im Blut hat - von daher klingt das meiste in der Richtung auch eher steif und leblos, für unsere Verhältnisse und Gefilden aber manchmal durchaus akzeptabel.

Blues, Jazz, Rock sind Stile die sich aus einer bestimmten Epoche und Bevölkerungsschicht heraus entwickelt haben, genauso wie Rap, House und Techno (für die Macher bzw. den Ikonen dieser Stile ging eine Lebenseinstellung mit einher).
Versucht man nun diese Stile über Jahrzehnte hinweg traditionell, ohne nennenswerte Veränderung (in Punkto Sound, Arrangement, Frische, etc.) beizubehalten, wirds irgendwann langweilig.

Die Deutschen sind ein Konsumentenvolk ohne eigene stilbestimmenden/stilprägenden Aushängeschilder.
 
"Die Deutschen" klatschen nun mal auf der 1 und der 3. - das passt beim Blues nun mal nicht- und bekommen über die Medien (Jamba u.ä. muss man inzwischen wohl auch dazuzählen) entsprechendes vorgesetzt.

Rein rhythmisch ist der gemeine Teutone mithin fĂĽr den Blues ungeeignet.

Deshalb ist das Deutsche Bluespublikum auf diejenigen beschränkt, die den Wechsel frühzeitig in ihrer Sozialisation mitbekommen haben.

Cheers
HanZZ
 
Was ist Blues ?

12taktiges Akkordschema, Lebenseinstellung, reine Neechermusik oder der einzige Grund, Holzfällerhemden zu tragen ?

Wo beginnt der Blues, und wo hört er auf ? Und wer legt das fest ?

Sind die Stones noch Blues ? Ist Jazz Blues, oder Blues Jazz ? Ist es Blues, wenn Gary Moore und Yngwie Malmsteen behaupten, es wäre welcher ? Und was ist mit John Mc Laughlin, dr behauptet, alles sei Blues, gut, manchmal etwas seltsamer Blues ?

Allein diese Fragen sind eben typisch "deutsch".
Warum macht man nicht einfach "seine Mucke" - in eine Schublade wird man unfreiwillig vom Hörer gepackt - und das kann in unseren Breitengraden nicht immer ganz einfach sein - findet man keine genaue Zuordnung, wird schnell eine Neue kreiert.
Analogien zu unserer Gesetzgebung/Verordnungen und unserem BĂĽrokratiewahn sind auch in der (Musik-) Kultur nicht von der Hand zu weisen.
 
Meine Definition von Blues:

- Backbeat - Also 1+4 betont
- 8, 12, 16 oder mehr Takte, und dann meistens Turnaround (geht aber auch ohne).

Stilistisch angefangen links aussen im Jazz (fĂĽr die Kassengestelle), ĂĽber den "richtigen" (Country-, Texas-, Chicago- usw) -Blues, santanaesker Blues (fĂĽr die hennaroten MittvierzigerInnen) ĂĽber die Bluesrock-Chubby-ZZTop-Ecke bis mitten hinein in die Rechtsaussenwelt a la Charlie-Daniels-Band oder Ted Nugent fĂĽr die im Karo-Hemd.

All das ist der Blues. Der Blues ist einfach. Everybody can sing the Blues.
The Blues is easy. You see the little baby lying in his cradle crying for milk - that baby's got the blues!
 
Codal":36pmgt3t schrieb:
Hat der Blues in Deutschland überhaupt ausreichend Tradition um ein größeres Publikum ansprechen zu können? Wie authentisch kann "deutscher" Blues klingen?

Fragt sich
Codalski

Ich befasse mich seit ca. 25 Jahren sehr intensiv mit Blues aus allen Sparten und Ländern und auch seiner Entstehung und Geschichte.

In deutschen Landen gibt es eine halbe Hand voll Bands, die authentisch klingen und auch einen bestimmten Stil weiterführen. Hör dir z.B. mal Memo Gonzales und B.B. & The Blues Shacks an - das ist traditioneller und authentischer Blues vom feinsten. Henrik Freischlader und auch Alex Olivari sind wohl die Aushängeschilder in Sachen deutschem Bluesrock. Die können auch schon mal kleinere Hallen füllen und haben auch einen festen Fanclub. Wenn die bei uns in SB auf der Veranstaltung 'Sonntags ans Schloss' spielen kommen schon ca. 400-500 Leute aus dem kleinen Saarland - ist allerdings auch kostenfrei.

Zu den Stones: Ich besitze zwecks Vollständigkeit meiner Sammlung auch alle Alben - da ist schon leicht blueslastiges Material dabei. Keith Richards hat auf jeden Fall den Blues im Gesicht :lol:
 
Jungs -

Ihr seid mir zu depressiv. Die Sonne scheint, es gibt Henrik Freischlader
und am 22. und 23.5. in Schöppingen ein Open-Air mit leckerstem
Blues fĂĽr kleines Geld.

Was wollt Ihr mehr?

Schönes Wochenende,

Robert
 
dr no":dlhh5j3i schrieb:
Jungs -

Ihr seid mir zu depressiv. Die Sonne scheint, es gibt Henrik Freischlader und am 22. und 23.5. in Schöppingen ein Open-Air mit leckerstem Blues für kleines Geld.

Was wollt Ihr mehr?

Schönes Wochenende,

Robert

Hi Robert,

wie recht du da hast!

Dir und auch allen anderen auch ein schönes bluesiges Pfingst WE :cool:
 
Raptor":2tomb2u8 schrieb:
Ich finde allgemein ist "anspruchsvollere" Musik in Deutschland schwer vermittelbar, das gilt nicht nur fĂĽr Blues.

Reden wir hier von Blues?
Anspruchsvolle Musik?
Nicht nur, dass Blues so niemals gemeint war (im Gegensatz zu bspw. Jazz), sondern leider kann ich auch bei etlichen deutschen Bluesbands so richtig gar keinen Anspruch erkennen, weder an sich als Band, noch an sich als Instrumentalist. Das gleiche olle Gegniedle, immer und immer wieder.
Naja, ist nicht nur im Blues so.
Vielleicht sollte man den Kram den Leuten überlassen, die das irgendwie auch können...

- Sascha
 
HanZZ":3sgfwxp4 schrieb:
"Die Deutschen" klatschen nun mal auf der 1 und der 3. - das passt beim Blues nun mal nicht- und bekommen über die Medien (Jamba u.ä. muss man inzwischen wohl auch dazuzählen) entsprechendes vorgesetzt.

Rein rhythmisch ist der gemeine Teutone mithin fĂĽr den Blues ungeeignet.

Amen, Amen und nochmal Amen!
Die allgemeine deutsche Musikseele ist, nicht nur beim Blues, vollkommen groove-befreit. In Amiland wird auf 2+4 geklatscht, in lateinamerikanischen (und streckenweise südeuropäischen) Ländern sind noch ganz andere Schweinereien (offbeat 16tel und sowas) an der Tagesordnung. Hier hingegen gibt es nur die gute alte Marschtradition. Umpfta, Umpfta!
Leider Gottes ist das auch bei vielen Band so. Wo der 2+4-Hammer hängt, scheinen die wenigsten zu wissen.

- Sascha
 
Sascha Franck":kq8kk555 schrieb:
Raptor":kq8kk555 schrieb:
Ich finde allgemein ist "anspruchsvollere" Musik in Deutschland schwer vermittelbar, das gilt nicht nur fĂĽr Blues.

Reden wir hier von Blues?
Anspruchsvolle Musik?
Nicht nur, dass Blues so niemals gemeint war (im Gegensatz zu bspw. Jazz), sondern leider kann ich auch bei etlichen deutschen Bluesbands so richtig gar keinen Anspruch erkennen, weder an sich als Band, noch an sich als Instrumentalist. Das gleiche olle Gegniedle, immer und immer wieder.
Naja, ist nicht nur im Blues so.
Vielleicht sollte man den Kram den Leuten überlassen, die das irgendwie auch können...

- Sascha
Anspruchsvoll war vielleicht als Wort falsch gewählt. Ich meinte halt Musik mit Seele, etwas das man wirklich lebt und wo die Musik und/oder Texte Ausdruck von Gefühlen sind oder zumindest wirklicher Spass an der Sache vermittelt wird. Eben das Gegenteil von dem was man so üblicherweise in den Charts findet, wo immer der selbe lieblos gecastete Mist aus der Dose verkauft wird, wo man sich ernsthaft fragen muss ob die Interpreten überhaupt eine Ahnung davon haben was und warum sie singen...
 

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