Hallo,
zunächst einmal möchte ich die Aussage von Frank hier nochmal hochbringen:
frank schrieb:
Rechtsextremimus, Linksextremismus, meinetwegen auch religiös motivierter Extremismus, alle haben etwas gemeinsam: Den Extremismus.
Das mag man als Gesinnung bezeichnen.
Das wäre alles halb so wild, käme nicht auch der Fanatismus hinzu. Alle sind zutiefst davon überzeugt, dass sie die alleinige Wahrheit kennen. Zur Durchsetzung sind mit jeder Maßnahme einverstanden.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Ich selbst habe zwar relativ klare Vorstellungen wie ich politische Angelegenheiten sehe (und bewege mich da im fliessenden Bereich sozial-liberal-konservativ, also der vielbeschworenen Mitte, ich nenne es gesunder Menschenverstand), aber mit genau dieser Einstellung mus sich auch tolerieren dass es Mitmenschen mit anderen Gesinnungen gibt. Also mehr rechts oder links um bei den bewährten Schemata zu bleiben.
Solange sie ihre Gesinnung argumentativ belegen und sich demokratisch bewegen ist das qua Selbstverständnis unseres Landes ihr gutes Recht. Da die beiden Gegenpole (rechts/links) sich durchaus in den meisten Bereichen gegenseitig auspendeln und viele in der Gauss'chen Mittenverteilung gesinnungsmässig rumdümpeln haben wir eben genau die politische Landschaft die wir seit über 60 Jahren haben. Mal bisschen mehr hierhin oder dahin gewichtet, aber doch einigermassen stabil um die Mitte herum pendelnd.
Problematisch ist der von Frank beschriebene Effekt des Fanatismus...wir sagen of nur noch "gegen rechts" oder "gegen links", meinen aber eigentlich "gegen fanatische und gewaltbereite Anhänger mit Gesinnung am äussertsen rechten oder linken Rand".
Das ist ein Riesenunterschied.
Und ich erwarte von unserem Staat, dass er mich und meine Familie vor diesem geringen Prozentsatz der fanatischen Spinner egal welcher Ecke (auch religiöser) schützt.
Aber ich sehe es als bedenklich an wenn eine grundsätzliche politische Meinung oder Ausrichtung schon gleichgesetzt wird mit Fanatismus, Gewaltbereitschaft und Allgemeingültigkeit.
Das nur hierzu.
madler69 schrieb:
...
Ach ja, was macht ihr eigentlich so, um euch aktiv gegen Rechts zu wehren
oder zumindest Stellung zu beziehen?...
Wir (meine beste Ehefrau von Welt und meinereiner) versuchen unsere Kinder zu toleranten, offenen Menschen zu erziehen.
Wir erklären ihnen was Ausländer sind, dass die vielleicht anders aussehen aber an sonsten genauso Menschen sind, die genauso denken und fühlen wie alle anderne auch.
Wenn wir selbst im Ausland sind (was recht oft vorkommt), erklären wir ihnen, dass wir jetzt dort die Ausländer sind und es uns doch auch gefällt wenn die Leute dort nett zu uns sind.
Wir reden mit ihnen über den Mann in der Dönerbude, die Pizzeria, unseren Asia-Imbiss, unseren Lieblingsgriechen und dass das auch alles Ausländer sind oder mal waren. Und jetzt ganz normale Mitbürger wie wir auch sind.
Ich lade Arbeitskollegen nach Hause ein, die aus Kanada, China, Tschechien, Bulgarien oder sonstwo herkommen, wir schwenken zusammen, machen ein wenig Sightseeing.
Die Kinder finden es cool, mein Sohn (14) ist stolz wenn er auf englisch schon etwas Konversation hinbekommt und nebenbei erfahren die Kinder wie es in anderen Ländern zugeht und verlieren die Angst vor dem Fremden.
Genauso erzählen wir aber auch den Kindern dass jeder für sich selbst verantwortlich ist, arbeiten gehen muss, sein Geld verdienen muss, seines eigenen Glückes Schmied ist und darüber hinaus seinen Obulus an den Staat geben muss.
Damit er unser Land organisiert und uns beschützt (seit meine 8-jährige Tochter weiss, dass die Lehrerin von uns bezahlt wird damit sie ihr was beibringt strengt sie sich tatsächlich mehr an, weil sie nicht will dass wir umsonst arbeiten gehen und Geld verdienen!).
Wir erklären Ihnen dass sie es sich einfach machen können im Leben, dafür aber auch nur einfachere Bedürfnisse befriedigen können. Oder sich anstrengen können und sich dann eben auch mehr leisten können.
Ihre freie Entscheidung, unser Standardspruch ist immer egal welche Arbeit, Arbeit stinkt nicht, aber sie müssen halt überlegen wo sie hinwollen im Leben. Aber für sich und ihre Familie sollen sie selbst sorgen können.
Und, mir ganz wichtig, dass der Staat als unterstützende Institution, sozusagen nur ein Backup-Programm für Notfälle sein sollte und nicht der Standardfall. Also kein systematisches Ausruhen auf diversen sozialen Hängematten (was wir in der erweiterten Familie leider auch haben).
Ich bin stolz darauf dass sich unsere Jüngste aktiv vor ihre dunkelhäutigere Mitschülerin stellt wenn sie wegen ihres anderen Aussehens gehänselt wird. Sie lädt sie extra nachmittags zum Spielen ein weil sie sonst nicht viel Freunde hat.
Ich hoffe und bin mir relativ sicher dass unsere insgesamt 4 Kinder später einmal weder am rechten noch am linken Rand stehen werden und schon gar nicht fanatisch.
DAS ist unser Beitrag gegen rechts (und auch links) Bzw. gegen den Fanatismus an diesen Randseiten. Bei den Kinder und der Erziehung fängt es an.
Wer Extremismus und Fanatismus vorlebt, zieht die nächste Generation dieser Sorte heran.
Isoliert betrachtet finde ich euren Songtext völlig daneben; ich mutmasse zwar dass die Intension ein überzeichnendes, krasses Wachrütteln sein sollte und unterstelle keine wirkliche Tötungsaufrufe, aber das ging m.M.n. übers Ziel weit hinaus.
Erzieht eure Kinder zu einem liberalen, toleranten Weltbild, dann haben extreme Fanatiker keine Chance.
Just meine 2,47 Cent.
Sorry, viel Text...
Gruss
Michael