Gibson ES-335 vs. ES-345 (Gitarrenvergleich)

little-feat

Power-User
29 Mrz 2020
5.472
2
9
Hamburg
Ich will nicht langweilen mit Erklärungen, wie ein Strat-Nazi auf eine Frage zum Thema Gibson & Co. kommt.

Das einzige Modell aus der Gibson-Familie, das mich je interessiert hat, ist die ES-335 und die diversen, teilweise guten Kopien, die es gibt und vor allem die es mal gab.

Ich weiß um die Qualität der alten Aria Pro II und der Yamaha SA-Serie.

Mit geht es um folgendes:

Es geistert da eine ES-345 Kopie durchs Netz. Im Gegensatz zur ES-335 hat die 345 ja einen Ahorn-Korpus und einen Ahorn-Hals mit Rosewood-Griffbrett.

Als Stratist ist der obertonreiche, durchsetzungsfähige Sound Grundlage „meiner“ Musik. Ich erhoffe mir aufgrund der Konstruktion (Ahorn) von der 345 einen eben in diese Richtung gehenden Grundsound. Also mehr „obenrum“-Präsenz als bei der ES-335.

Liege ich da richtig? Gibt´s hier Leute, die aus eigener Erfahrung da eine kleine Hilfestellung geben können? Es geht mir nur um den ganz grundsätzlichen Unterschied zwischen beiden Modellen.

Schon mal schönen Dank vorweg.

Tom
 
iGude,

ich denke, pauschal was dazu zu sagen wird schwierig. Wenn man die normale Serienstreuung berücksichtigt, ist von "extrem viel Ring mit vielen Obertönen" bis halt hin zu "tot, das Holz ist tot, es ist bei seinen Ahnen ..." alles drin.

Die 345er, die ich bislang in der Hand hatte - es waren nicht wirklich viele - waren aber schön und vielleich einen kleinen Tick perliger, wie man das von einer 335 her kennt. Aber den 1:1 Vergleich hatte ich nie ...

Ich mail Dich aber in der Sache mal an, denn ... da gibts was, das ist ein Betatschen wert ...
 
little-feat":1y3vejc8 schrieb:
...
Im Gegensatz zur ES-335 hat die 345 ja einen Ahorn-Korpus und einen Ahorn-Hals mit Rosewood-Griffbrett.
...
Tom


Hallo Tom,

nicht zwingend... die ES-345 ist meines Wissens holzmäßig baugleich mit der 335... also Ahorn-Korpus (gesperrt) und Mahagoni-Hals mit Rosewood Griffbrett. Sie hat lediglich andere Inlays, die Varitone-Schaltung sowie Gold-Hardware... vll gab es mal in den 70gern welche mit Ahorn-Hals, da hat Gibson ja auch Les Pauls mit Ahorn-Hälsen gebaut....

GruĂź
PIT... :)
 
Zwischenfrage:

Der durchgehende Sutainblock beider Gitarren, ist der auch (immer) aus Ahorn?
 
Ich habe ja leider ĂĽberhaupt keine Ahnung vom groĂźen G.

Aber nach allem, was ich lesen konnte, ist der Korpus der ES-335 aus schlichtem, gesperrtem Holz, also auch Sperrholz genannt. Das Zeug, das man auch im Baumarkt kaufen kann ;-) Oben drauf möglicherweise ein wenig Furnier.

Eine der am schönsten klingenden Taylor-Gitarren soll aus billigem Paletten-Holz gebaut worden sein.....ein Gag des alten Herrn Taylor.

Der "Gitarrengott" EC soll begeistert gewesen sein....bis man ihm erklärte, dass das Ding nicht verkäuflich ist. Da wurde er sauer....einen Gott verscheißert man nicht.

Die Paletten-Gitarre soll heute noch im Showroom von Taylor hängen.....unverkäuflich.

Von der Strat weiĂź ich......Body aus Basswood, Erle, Kiefer oder Esche.....alles egal. Mit ein paar Handgriffen am Amp und ein wenig "Finger" reduzieren sich die Unterschiede auf Null.

Aber bei der ES????

Keine Ahnung

Tom
 
Hi Tom,

ES 335 und ES 345 sind von der Art her absolut baugleich, d.h. Korpusdecke, Boden und Zargen sind aus Sperrholz gefertigt. Manche Modelle besitzen halt ein etwas aufwendiges Furnier. Beide Modelle haben einen Sustain Block aus massivem Ahorn. Der markante Unterschied der ES 345 liegt darin, das es eine Stereo-Version mit Stop-Tailpiece und der Varitone Schaltung ist.

Ich hab beide bereits gespielt - sehr viel Unterschied hört man da eigentlich nicht. Der Unterschied liegt wie bei vielen anderen Gitarren nur darin eine gute zu erwischen, die einem selbst gefällt. Vom Charakter her klingen sie sehr holzig und warm. Was sehr viel am Sound ausmacht ist die Art der Saitenhalter. Trapez Saitenhalter , oder Stop-Tailpiece - beides klingt anders, beides klingt aber interessant.

Wenn du mir verrätst um welche Kopie es sich handelt (gerne per PN) kann ich dir vielleicht ein paar Tips dazu geben - ich habe sehr viele Bücher über diese Electric Spanish Guitars, egal ob Gibson, oder Kopien davon. Ich hatte auch sehr viele in meinen Händen, weil es über Jahre hin genau meine Baustelle war - TBone Walker lässt grüßen :lol:

Edit: Nachreichend wollte ich noch ein gutes Buch erwähnen, es ist ja auch bald Weihnachten :lol:

George Gruhn - Walter Carter: Elektrische Gitarren & Bässe – Die Geschichte von Elektro-Gitarren und Bässen :top:
 
der schlechte ruf von sperrholz kommt von den gitarren, die eigentlich aus massiven hölzern gebaut sein sollten und aus kostengründen (oder mit betrügerischer absicht ...) es eben nicht wurden - die dinger klingen dann halt nicht so doll. ganz anders die ES-335, 345 und 355 vom großen G : der gute herr McCarty hat sich was dabei gedacht, als er die modelle entwarf, auch in bezug auf die (3-fach) gesperrte dcke bzw. boden. zum einen waren es kostengründe und zum anderen habe die gitarren dadurch ein ganz bestimmtes, eigenes schwingungsverhalten, was ja bekanntlich sehr vielen kollegen ganz gut gefällt und das schon seit den späten 50er jahren.
egal, nicht alle ES modelle diesen typs klingen gleich und man kann die unterschiede mit sicherheit nicht mit ein paar drehungen am amp ausgleichen. die einzelnen aspekte hier aufzufĂĽhren wĂĽrde absolut zu weit fĂĽhren. eine geziehlte suche auf diesem forum und evtl. bei den US kollegen auf The Gear Page wird klarheit bringen.
zu der besagten ES-345 : die modelle mit ahorn hals aus den 80er jahren sollte man eher liegen lassen ; es sei denn, der preis ist wirklich sooo attraktiv, daĂź man zuschlagen muss. klanglich unterscheiden sie sich von der 335 durch den varitone-schalter, der immer im signalfluĂź ist, auch in der sgnt. bypass-stellung. dadurch ist die gitarre im direkten vergleich immer etwas leiser. ohne den Varitone bekommt man den typischen BB King sound aber schlecht hin ...
ansonsten gilt wie immer : spiele so viele modelle dieser art wie es geht und du wirst merken, was dir besser liegt. kann sein, daĂź eine japan-axt , die gerade mal ein drittel der Gibby kostet, voll ins schwarze trifft...
 
gitman":26z5xrbr schrieb:
ansonsten gilt wie immer : spiele so viele modelle dieser art wie es geht und du wirst merken, was dir besser liegt. kann sein, daĂź eine japan-axt , die gerade mal ein drittel der Gibby kostet, voll ins schwarze trifft...

Da stimme ich absolut zu - und füge noch hinzu: bloß nicht nur nach der Optik kaufen. DEN Sound einer guten ES 3.. zu finden ist um einiges schwerer wie bei einer Brettgitarre. Und ja, es muss keine G sein. Was ich da schon alles an toten Hölzern in der Hand hatte....
 
Tach auch Tom, ich habe ja beide Modelle von 1967 bzw. 68 hier und kann nicht bestätigigen, dass die ES345 perliger klingt. Baugleich sind sie auch nicht ganz - das Neckshaping ist anders. Bei der Es345 ist der Hals einen wenig schlanker als bei der ES335. Die Inlays sind bei der 345 Rauten und bei der 335 Blockinlays. Klar die Variotoneschaltung (welche die meisten 345 Spieler abklemmen lassen, bzw auf Mono umlöten lassen) und zumindest bei meiner war das ganze Geschmeide goldig auf der ES345.

Ansonsten klingt meine 345 komprimierter,mittiger und rockiger als die 335. Liegt aber vielleicht an den PUs. Die 345 hat Tom Holmes und die andere Leosounds.

Wenn DU mal um Mainz rumscharwenzeln solltest, mail durch und Du kannst die Gitarren gerne mal testen.
 
little-feat":m2kltczd schrieb:
diversen, teilweise guten Kopien, die es gibt und vor allem die es mal gab.

Stimmt ich hatte selbst im Laufe der letzten 30 Jahre 2 ES345 von G (aus den 70ern) und habe jetzt gerade gestern meine frisch ersteigerte Kopie von Ibanez aus dem Jahr 1977 bekommen: Klasse! Ich kann aus der Erinnerung heraus keinen klanglichen Unterschied zur G feststellen, sie ist super gebaut, sieht toll aus, der Hals ist ein Traum.

Fazit: für den Preis sin Hammerschnäppchen.

Gruss
Jörg
 
Moin, moin,

viel Pauschales lässt sich für mich auch nicht Beitragen.

Ich meine auch, dass 335 und 345 im Wesentlichen baugleich sind.

Ich selber spiele in der Tat aber auch eine 335 Kopie mit Ahorn Hals. Auch Gibson hat Gitarren mit Ahorn Hals verbaut, soviel ist sicher. Das ware eine Phase in den 80ern, ob da 335/345 drunter waren, davon habe ich keinen blassen Schimmer.

Aktuell hat, glaube ich, die Zakk Wylde Gitarre noch einen Ahornhals.

Meine Gitarre klingt tendeziell auch anders als jede 335 mit Mahagoni Hals, hat aber auch eine etwas längere Mensur.

Wenn man so will resoniert sie etwas tiefer hinab und man mag sie als "straffer" und "perliger" bezeichnen. Das ist es wohl, was man davon erwarten darf, so ganz allgemein.

Ob das einen klanglich jetzt mehr oder weniger anmacht, naja, dazu will ich mich nicht äußern. Das ist halt Geschmack. Ausserdem kann man auch viele unterschiedliche Charaktere gleichzeitig mögen...
 
gitarrenruebe":2ueoaamz schrieb:

537.img
 
...ich musste erst mal schauen, was meine eigentlich für einen Hals hat (hat mich nie wirklich interessiert, weil sie exakt so klingt, wie ich sie mag :lol: ), als 1979er ES-335TD hat sie wohl einen "laminated maple", oder? Sie klingt jedenfalls sehr perkussiv und erdig an der bridge, vermutlich auch durch das Trapez. Trotzdem warm und füllig am Hals. Meinem Stratohr jedenfalls äußerst zugetan. Die erste Gibson, die ich ohne eine Spur von Zweifel in mein Herz geschlossen habe.
 
Habe im Lauf der Zeit so einige Gibson ES 335 besessen, zwei sind bei mir hängen geblieben. Ein Modell von 1973 ES TD mit dünnem Hals, Trapezhalter und splittbaren Humbuckern. Sie ist funky, grisp, perkussiv, schnelle Ansprache, Johnny Guitar Watson lässt grüßen. Und eine 335 DOT aus den 80er Jahren mit kräftigem Hals. Bluesig, sustainreich, Ansprache entwickelt sich gediegen, B.B. King lässt grüßen, der Bassist hat kaum noch was zu tun.

Auch bei allen anderen Modellen die ich hatte: große Unterschiede, lassen sich nicht am Amp ausgleichen. Da hilft definitiv nur probieren und mal alles anzutesten, was sich so bietet (wenn ich es auch hasse in Musikhäusern an Klampfen ´rumzufingern). Hatte auch schon richtig "schrottige" Modelle in der Hand (z.B. eine ES 335 Pro aus den frühen 80ern mit gruseligen Dirty Fingers Pick Ups) Die schönste 335 war übrigens eine alte Hoyer, die ich Depp in meinen Sturm- und Drangjahren unbedingt verkaufen musste um mir das Original zu leisten.

Für mich haben sich zwei Merkmale herausgebildet, anhand derer ich meine, die grundsätzliche Richtung einer 335 festmachen zu können. Stoptail oder Trapezhalterung und die Dicke des Halses.

Mir kommen die Unterschiede meiner beiden 335er entgegen, da ich je nach Bedarf zwei gute Arbeitsinstrumente mit hervorragenden Sound zur VerfĂĽgung habe. Aber ehrlich gesagt, trotz PRS, Gibson und Co.: Life komm ich immer wieder zur Stratocaster zurĂĽck (die in abweichenden AusfĂĽhrungen auch zu so erstaunlich unterschiedliche Ergebnisse fĂĽhrt).

GruĂź, frhay8
 
nur mal als Klarstellung zwischendurch:

groĂźe Unterschiede, lassen sich nicht am Amp ausgleichen

das gilt natĂĽrlich auch fĂĽr alle anderen Gitarrentypen. Meine 3 Strats sind so grundverschieden, die kann ich egal durch wieviel Potischrauberei nicht gleich klingen lassen.

Und jetzt freue ich mich wieder (und weiterhin) auf die zu mir "unterwegs seiende" (hier ist der Weg mal nicht das Ziel) ES335. Und eben WEIL mir manche 335 zu fett, warm für "alles" war, habe ich den ToneVari gleich dazu bestellt - die 345 mit Varitone (und hier kommen wir zum Ursprung des Threads zurück) hat mir nämlich als erste ES so richtig rundum gefallen, in Position 1, 2 und 3.
4, 5 und 6 bräuchte ich nicht, aber wenn sie schon mal da sind...
 
ferdi":2ibj3vqv schrieb:
nur mal als Klarstellung zwischendurch:
Ja, ja, schon gut.
Um Himmels Willen keine Diskussion über den feinen Unterschied……das ist nicht mein Ding, ich bin Praktiker.

Kurz:
Bei „meinem“ Gitarrenschrauber stehen auch immer ein paar Gebrauchte herum, u. a. eine Yamaha SA-800, eine 335-Kopie..

Das ist eine schöne Gitarre, ich nehme sie immer mal wieder in die Hand, sie spielt sich großartig, vermittelt ein Gefühl von Qualität und klingt (an einem Route 66-Amp) so, dass es meinem Ohr gefällt.

Vielleicht etwas zu warm, zu mittig für meinen Geschmack, kann auch am Amp oder an den PU´s liegen, es gibt so viele Faktoren. Die Gitarre selbst halte ich grundsätzlich nicht für dominierend und für überbewertet in einer Klangkette, sie ist nur ein Baustein, aber „leider“ mit Kultfaktor.

Der Verkäufer ist ein Spinner, will 1500,00 Euro, also völlig überzogen.

Vielleicht ist die Frage, ob 335 oder 345 nicht von wirklich wichtiger Bedeutung. Vielleicht überschätze ich den Einfluss der unterschiedlichen verwendeten Hölzer auf den Klang.

Es gibt ein paar 335 Player, die ich sehr schätze, Alvin Lee (10 Years After) oder Rich Robinson von den „Black Crowes“.

Wie gesagt, bei einer Strat weiß ich, was ich tue, bei einer Semi a´la Gibson weiß ich es nicht.

Magman":2ibj3vqv schrieb:
Wenn du mir verrätst um welche Kopie es sich handelt

Ach ja……..hängen geblieben bin ich an der hier

http://cgi.ebay.de/Vintage-Rock-Jazz-EL ... 20ae2c94fe

Eine Exotin, kommt aus jener Manufaktur aus Kobe, Japan, die in Handarbeit Gitarren baute unter dem Namen „El Maya“ (nicht „Maya“), das war etwas anderes.

Ich bin von den guten japanischen Gitarren, die zwischen den 70ern und 90ern entstanden aus eigener Erfahrung sehr ĂĽberzeugt, Burny, Greco, Fernandes, Aria, Aria Pro II usw., da kann man nicht viel falsch machen, mit den Originalen aus USA schon mehr.

Ich schlaf noch mal drüber, ich habe ja Gott sei Dank keine GAS-Anfälle, sondern sehe das Ganze recht nüchtern……

Tom

@ Rolf, ich melde mich morgen....oder am Montag
 
little-feat":1gfcschi schrieb:
...
Wie gesagt, bei einer Strat weiß ich, was ich tue, bei einer Semi a´la Gibson weiß ich es nicht.
...
Tom

das kann man aber ändern... :) ...auch der längste Weg fängt mit dem ersten Schritt an... ;-)

Greets
PIT... :cool:
 
little-feat":3r90ggnp schrieb:
pit_s_xroad":3r90ggnp schrieb:
.auch der längste Weg fängt mit dem ersten Schritt an...

Lin Yu Tang....."Die Weisheit des lächelnden Lebens".........oder täusche ich mich ;-)

Tom

Nee...Mao, oder????

Vollständig wiedergegeben hat dieser scheinbar tröstliche Sinnspruch so gar nicht positives mehr: Selbst die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Genieße ihn – schon auf dem zweiten wirst du straucheln.

Daniel
 

Beliebte Themen

ZurĂĽck
Oben Unten