Medien-Terrorismus

gitarrero100":2bm3j8m7 schrieb:
So jetzt mag ich auch mal...
Vor gut 10 Jahren kostete die feine Creme 99 Pfennig, heute sind wir bei 89 Cent.

Da wundert es mich nicht, das Leute sparen. Anstatt der üblichen 2 Tafeln, nur eine zu kaufen.
Das Geld der zweiten Tafel geht doch sicherlich der Wirtschaft ab... Die können wiederum ihre Mitarbeiter nicht bezahlen...
Mfg Gitarrero100

Bei Schokolade geht es ja noch. Auf die kann man zur Not getrost verzichten.

Bei der heutigen völlig entarteten Wirstschaft geht es auch garnicht mehr nur darum, ob man seine Mitarbeiter bezahlen kann. Siehe das Beispiel Nokia Deutschland. 20% Wachstum in D waren nicht genug, weil irgendwein Arschloch in Amiland ausgerechnet hatte, daß es mit einem anderen Standort 26% sein könnten. Das Werk wurde trotz kerngesunden Zustand dicht gemacht. Da interessiert es die Herren Absahner, genannt Aktionäre/Vorstände dann nicht, daß der Staat den Müll in Form von Arbeitslosen vor die Tür gekippt bekommt. "Soll sich raushalten der Staat".....ist alles nur ein billig inszeniertes Kasperletheater und wir sind die Kinder, die mit leuchtenden Augen davor sitzen und an Gerechtigkeit glauben, wenn der gute Kasperl den Bösewicht jagt....
 
Pfaelzer":3chr7aoj schrieb:
Es mag allerdings auch daran liegen, dass meine private Meinung zu wirtschaftspolitischen Fragen weniger von Polemikern wie dem kleinen saarländischen Napoleon, sondern von volkswirtschaftlichen Fakten beeinflusst wird. Ich bin immer wieder erstaunt, was für ein Unfug von Politikern aller Coleur hinsichtlich wirtschaftpolitischen Zusammenhängen erzählt wird, angefangen vom falschen Verwenden des Begriffs Neoliberalismus (der im ursprünglichen Sinn à la Milton Friedman seit den 60igern gegessen ist) bis zur direkten Verknüpfung von Konsum, Inflation und Beschäftigung, was schon Mitte der 70iger ad absurdum geführt wurde.

Da mag ich doch einfach mal uneingeschränkt zustimmen! :-D

---

finetone":3chr7aoj schrieb:
Also mit Verlaub, wenn jemand mit einem Zeitvertrag (oder habe ich das falsch verstanden?) - also mit einer geringen Sicherheit - eine Hausfinanzierung auf die Beine stellt, dann ist er selbst schuld. Verwerflich, das Banken bei soetwas überhaupt mitspielen.
Wir leben heute bzgl. Sicherheiten nicht mehr vor 40 Jahren. Das "Wirtschaftswunder" ist längst Vergangenheit. Heute kann es jeden treffen, zu jeder Zeit. Selbst wenn er einen vernünftigen Arbeitsvertrag hat.

Das hast du nicht falsch verstanden. Allerdings zeigt dein letzter Satz (Zitat), dass es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handelt. Was macht eine Kleinstadt, wenn ihr größter Arbeitgeber mal eben 1000 Arbeitskräft freisetzt? Das wirkt sich mittelbar auf die gesamte Region aus und führt zu weiteren Problemen. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass die "Wirtschaftskrise" sehr wohl Auswirkungen auf die kleinen Arbeitnehmer hat, unabhängig ob befristeter oder fester Arbeitsvertrag.

Gruß,
Michael
 
Pfälzer, jetzt sei doch nicht gleich beleidigt, wenn Deinen Aussagen nicht
immer vorbehaltlos zugestimmt wird.
Es gibt da eben unterschiedliche Auffassungen und das ist doch gut so, sonst könnten wir ja nicht diskutieren, was ja alle gerne tun hier, sonst würde ja keiner was schreiben.
Aber manchmal habe ich schon den Eindruck, Du siehst Deine Überlegungen
als der Wahrheit Essenz an und wer nicht zustimmt hat halt keine Ahnung.

MfG mrguiliani
 
little-feat":3g0e1vww schrieb:
W°°":3g0e1vww schrieb:
Geht es DIR, der Du gerade diese Zeilen liest schlechter, als vor einem viertel Jahr?

JA!!

Ich bin in der Werbung tätig. Tageszeitungs-Anzeigenwerbung. Pauschal gesagt geht es um Personalwerbung. Print, aber auch Online.

Seit Beginn der Finanzkrise sind die Umsätze um etwa 40% eingebrochen. Von einer Woche zur nächsten. Als hätte man einen Schalter umgelegt. Das ist nicht lustig. Ich lebe von Provisionen. Man kann sich ausrechnen, was das bedeutet.

Es ist das gleiche Phänomen wie seinerzeit am 11.9.

Einstellungsstopp bei den großen Unternehmen. Aufkündigung von Zeitarbeitsverträgen. Und zwar massenhaft.

Die Bundesagentur friert derzeit die Mittel für die Weiterbildung, bzw. Qualifizierung von Arbeitslosen ein. Weil mit einem sprunghaften Ansteigen der Arbeitslosenzahlen zu Beginn 2009 gerechnet wird. Und demzufolge wieder mit höheren Ausgaben für Hartz IV.

Ich bin weiß Gott kein Pessimist. Aber was man vor Ort aus den Betrieben hört, das läßt nichts Gutes erwarten.

Aber warten wir mal die nächsten drei Monate ab. Vielleicht habe ich ja Unrecht.

Tom

dem kann ich nur beipflichten.
Bei BMW, Conti, Siemens, Infineon und in meiner Firma wird Betriebsruhe verordnet. Abgebaut werden Überzeit und Urlaub. Es darf nicht länger als 7 Stunden seit Anfang November gearbeitet werden. Arbeit bleibt liegen oder muss lohnfrei abgearbeitet werden. Bei uns werden bis Ende des Jahres 1000 Leiharbeitnehmer abgebaut - was ja nichts anderes ist als eine verschleierte Massenentlassung.
Ein Bandkollege, seines Zeichens entliehener Elektro-Ing bei Conti ist davon u.a. betroffen. Seine Verleiherfirma hat keinen Job für ihn, er hat Frau und 2 Kinder zu ernähren und ein Haus abzuzahlen....
da gibt es viele Fälle.
Ob nun explizit die Bankenkrise dafür verantwortlich ist, darf bezweifelt werden. Sie wird (wie von Großkonzernen wie Opel) wunderbar instrumentalisiert für verschärfte Maßnahmen zur Durchsetzung drastischer Personaleinsparungsmaßnahmen.....

sicher kann man sagen: nichts neues..... nein es ist der gleiche Scheiß wie schon seit langer Zeit und ist nur hin und wieder verschärft oder entschärft.....

Die Banken sind nicht die einzigen Prellböcke. Alle an dem Geldmaximierungs-Wahnsinns-Kreislauf Teilnehmenden leisten ihren Obulus. Jahrelang haben Großunternehmen wie Siemens von Banken profitiert, in dem Sie ihre Gesamtvermögen zinsertragreich mittels internationalen Transfers weltweit anlegten. Aus steuerlicher Sicht war es lange Zeit strittig ob Siemens ein Wirtschafts - oder ein Geldunternehmen ist....das spricht eigentlich Bände....
Banken haben nicht nur Mist gebaut, sie haben lange Zeit gute Arbeit geleistet und Gewinne produziert....das schlimme an der Sache ist das dem immer schneller möglichen Aufstieg ein meist noch schnellerer Abstieg folgt. Das ist der Trend der Zeit. Schnelles Geld hat an Magie eingebüßt...und das ist gut so.

Aber es ist sicher keine Zeit um nur Trübsal zu blasen. Es wird weitergehen, aber das es keinen gibt, der irgendwas von der Krise spürt ist eine euphemistische Mär.....
 
ollie":4ne888oy schrieb:
sicher kann man sagen: nichts neues..... nein es ist der gleiche Scheiß wie schon seit langer Zeit und ist nur hin und wieder verschärft oder entschärft.....

Nur wird die Periodendauer der "Auf und Abs" immer kürzer und die Amplitude immer größer, vor allem in die eine Richtung (Ab) - was nichts anderes bedeutet als dass die Schieflage des gesamten Systems von mal zu mal zu zunimmt. Irgendwann kippt es dann ganz.
 
mrguiliani":37cm5lbt schrieb:
Wenn der Staat Geld braucht gibt es 5 Möglichteiten.
1. Er leiht es sich bei den Banken, aber die haben ja momentan keines.
2. Er erhöht die Steuern.
3. Er veräußert Vermögenswerte.
4. Er druckt es.
5. Er beschlagnahmt das Eigentum der Bürger, siehe GG Artikel 14(3) und
Artikel 15.
Es stellt sich daher schon die Frage, woher der Staat im Bedarfsfall 500 Milliarden zu nehmen gedenkt, bei negativem Kontostand in dreifacher Höhe.
Man sollte uns das wissen lassen.

MfG mrguiliani

Seit wann darf der Staat nach befinden Geld drucken?
Hat sich eigentlich mal jemand Gedanken gemacht woher Geld kommt?
Warum hat ein Staat Geld? Eventuell weil der Staat Geld von einem PRIVATUNTERNEHMEN leihen muss? Und dieses Geld gibt es nur gegen Zins. Und um diese enormen Zinsen zu bezahlen, leiht er sich mehr Geld und mehr und mehr und mehr.
Jeder der sich nun fragt: warum druckt der Staat sein Geld nicht selber? Und warum hat ein Staat überhaupt Schulden.


http://video.google.de/videosearch?q=gib+mir+die+welt+plus+5+prozent&emb=0&aq=0&oq=gib+mir+die+welt#

Am Anfang etwas langweilig, am ende etwas verstörend. Aber insgesamt SEHR aufklärend. Ich behaupte 70% haben davon keine Ahnung.
Und wenn man das geschluckt hat, darf man überlegen woher dann so eine "Finanzkrise" kommt. Und welchen Sinn sie hat. WARUM sie so in den Medien gezeigt wird.

Danke
 
W°°":2ip2yh7u schrieb:
Man kann auf der Welle der Panik jedes (Lobbyisten-) Interesse als Rettungsring verkaufen. Man kann jeden Scheiß verkaufen, wenn die Leute Angst haben.

Das ist die Präambel des US-amerikanischen Regierungsprogramms der (mindestens) letzten acht Jahre gewesen.
Und unsere Politiker haben sich davon eine dicke Scheibe abgeschnitten, insbesondere wenn es um den "war on terror" geht.
Funktioniert ja auch prima, die Leute so klein zu halten und die persönlichen Rechte zu beschneiden, gerade wenn mantraartig wiederholt ausgesagt wird "Wir machen unseren Job unübertrefflich gut! Aber es gibt keinen Grund, die Ruhe zu bewahren, denn wir sitzen auf der brennenden Lunte des nächsten Terroranschlags." - so verkauft Schäuble seine Innenpolitik.

Der Umgang mit der Finanzkrise läuft von den meisten handlungswirksam Beteiligten nach demselben Schema ab.

Seb
 
Hallo W°°,

W°°":2tn940id schrieb:
Ich kriege hier langsam die Krise!

Was ist Terrorismus?
Terrorismus ist laut Definition die Verbreitung von Angst und Schrecken.

Da fehlt was, nämlich die Gewaltkomponente. Das ist aber wichtig, gerade, weil Du die Verbreitung von Informationen damit gleichsetzt. Na gut, Du wolltest mit Polemik provozieren, es ist Dir gelungen. ;-)

0, Mit dem Schlechtmachen des Boten (böse, böse Medien) kann man nicht die Wahrheit oder Unwahrheit der Nachricht bestimmen. Das ist Kindergartenrhetorik und höchstens bequem und verdummend.

Tja, haben wir denn nun eine Krise? Hier sind meine Denkansätze

1. a) Notenbanken taten: Zinssenkungen, Ausgabe von Krediten an Banken gegen die Quasi-Sicherheit wertloser Papiere, Interventionen bei den Regierungen, Steuergeld zur Verfügung zu stellen. Diese Notenbanker sind dauernd mit derart kniffligen Fragen befasst und man kann davon ausgehen, dass so einzigartige, gemeinsame Aktionen nicht unüberlegt stattfinden.

b) Bankvorstände mussten beim Staat um finanzielle Hilfe fürs Überleben zu betteln. Das ist denen gewiss nicht leichtgefallen.

c) Dafür mussten sie einige fette, eklige Kröten schlucken: Gehaltsbegrenzung für Vorstandsmitglieder, (sicher sehr unangenehm), keine Dividendenzahlungen, solange staatliche Hilfe andauert, (jedenfalls fürs Erste). Das klingt unwichtig, ist es aber nicht, da eine passable Dividende ein wichtiger Kursstabilisator ist (Stichwort: Dividendenrendite).

d) Die Banken sparen: bei Neueinstellungen, bei Verhandlungen um Gehaltserhöhungen und bei der Frage, wie Dienstreisen zu bestreiten sind. Flüge werden nicht mehr so freigiebig genehmigt wie früher und im Zug ist jetzt 2. Klasse angesagt.

e) Das alles könnte völlig bedeutungslos sein, oder eben auch nicht:. „Es ist was faul im Staate Dänemark!“?

2.„Was gehen mich die Probleme der Banken an?“

a) Zu kurzsichtig denn: ein Großteil der Betriebsvermögen (Maschinen, Vorräte, Forderungen) sind zu einem erheblichen Teil (z.B, 50 %, das ist wirklich üppig, häufig ist der Anteil viel höher) fremdfinanziert, also mit Krediten bezahlt. Sowas machen Banken. Der Umfang der heutigen Wirtschaftsleistung beruht auf dem Vermögen der Banken, die Möglichkeiten der Unternehmen durch die Vergabe von Krediten immens zu erweitern.

b) Abschreibungen und realisierte Verluste haben das Eigenkapital vieler am Weltmarkt beteiligten Banken verringert. Immer wenn Verlust gemacht wird, geht Eigenkapital verloren.

c) Die Kreditvergabe der Banken war und ist aber auf komplizierte Weise an das vorhandene Eigenkapital gebunden: weniger Eigenkapital -> weniger Kredite. Und das ist nur die objektive Variante der Auswirkung, hinzu kommt gesteigerte Verlustangst bei nicht bombensicheren Geschäften, Angst vor Fehlern und Arbeitsplatzverlust . . .

3. Das ist real. Egal ob das eine großlettrige Tageszeitung, eine anspruchsvolle Wochenzeitung, Klapsmühleninsasse oder ich das sagt.

4. Der von den Medien transportierte Teil der Geschichte bezieht sich nur auf das Verhalten der Verbraucher: Sparen sie aus Angst oder in der Hoffnung, bald alles noch billiger zu bekommen (Deflation)? Letztendlich beschleunigt es den Vorgang nur, die Probleme wären eh gekommen. Nun kommen sie eben alle gleichzeitig, siehe Pfaelzer. Warten wir mal die Berichtsaison im Frühling nächsten Jahres ab.

Ich bitte um Verzeihung für diesen Rückfall. :mirisnichgut: Dabei hatte ich meine Gedankeninkontinenz so gut unter Kontrolle.

Daniel
 
Marcel D.":2gxnjeet schrieb:
http://video.google.de/videosearch?q=gib+mir+die+welt+plus+5+prozent&emb=0&aq=0&oq=gib+mir+die+welt#

Am Anfang etwas langweilig, am ende etwas verstörend. Aber insgesamt SEHR aufklärend. Ich behaupte 70% haben davon keine Ahnung.
Und wenn man das geschluckt hat, darf man überlegen woher dann so eine "Finanzkrise" kommt. Und welchen Sinn sie hat. WARUM sie so in den Medien gezeigt wird.

Danke

Ich gebe Dir Recht, sehr verstörend! Von Anfang an sehr tendenziös, kaum auszuhalten diese Tour.

Was hast Du denn nun für eine Weisheit aus diesem Comic gezogen? Du glaubst, Du hättest jetzt das Finanzsystem verstanden? Alles beruht auf einer Verschwörung der Finanzinstitute?

Daniel
 
Medien-Trerrorismus - ja sicher. Ich bin lange genug freier Mitarbeiter eines großen Medienunternehmens, um die Journalistenweisheit zu kennen, die da lautet "Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten". Oder "Gute Nachrichten sind keine Nachrichten".

Aber das ist nichts Neues. So war es immer schon, es war nie anders. Darauf basiert unser gesamtes Nachrichtenwesen.

Und die Menschen wollen es ja auch so. Keiner will wissen, dass in Hodenheim an der Knatter trotz Schneesturm und Bltzeis kein einziger Unfall passierte, weil der Räumdienst vorbildliche Arbeit leistete.

Die Menschen wollen verbeulte PKW und umgekippte Lastzüge sehen, das ist eine Nachricht. Man stelle sich vor, Frau Daubner von der Tagessschau teilt mit, dass in Texas ein Amokläufer 20 Personen erschossen habe. Aber man schalte nun doch lieber in das Alte Land bei Hamburg, wo es die schönste Obstblüte seit Menschengedenken zu sehen gäbe.

Quentin Tarrantino hat einmal auf die Frage, warum er in seinen Filmen so viel Gewalt zeige, geantwortet:

Kein Mensch will sehen, wie ein Auto eingeparkt wird und der Fahrer steigt aus und geht einen Kaffe trinken. Die Menschen wollen sehen, dass das Auto explodiert - bevor der Fahrer ausgestiegen ist.

Antworte ich auf die Frage, wie es mir geht "Gut, Geschäfte laufen wie lange nicht mehr, ich fühle mich toppfit und bin rundum glücklich", dann ernte ich (wir sind in Deutschland) mitleidige Blicke. Spinner!! Sage ich aber, dass ich die Treppe runtergefallen bin und mir einen doppelten Bänderanriss und eine Meniskusprellung geholt habe, dann stehen gleich drei Leute um mich rum. Ja, kennen wir, hatten wir auch mal. Schmerzhaft. Langwierig. Wirst sehen, es dauert ein Jahr, bis du wieder schmerzfrei bist. War bei mir auch so.

Die Medien liefern das, was die Menschen wollen. Und die Menschen wollen Katastrophen, Krieg, Blut, Elend, schlechte Nachrichten. Besonders wir Deutschen lieben schlechte Nachrichten. Weil sie uns in unserer Überzeugung bestärken, dass es ja so kommen mußte. Man hat es ja geahnt. Und man wird sehen, das ist erst die Spitze des Eisberges. Warte mal ab, das kommt noch ganz dicke.

Und dabei kriegen sie ganz leuchtende Augen. Freude an Weltuntergangsstimmung. Grau ist meine liebste Farbe. Sorgen haben, Bedenken tragen, düstere Bilder malen, das scheint des Deutschen größte Lust zu sein.

Gute Nachrichten? Ja schön, aber man wird sehen, das bleibt nicht so.

Wir kriegen was wir haben möchten. Oder was wir verdienen. Also sollten wir uns auch nicht beschweren.

Tom
 
Pfaelzer":yb40vav9 schrieb:
Es ist eine gar schwierige und unbequeme Position, bei einer so emotional geführten und von politischen Standpunkt beeinflussten Diskussion Subjektivität auszuschließen und nur auf Fakten fussend zu argumentieren, da mir bei solcher Argumentationsweise gerne eben Neoliberalismus vorgeworfen wird bzw. einfach Klugscheisserei. Fakten sind halt scheisse gegenüber emotionalen und politisch gefärbten Argumenten.

Ich verstehe die Dichotomie Fakten vs. politischer Standpunkt nicht. Wirtschaftliche Fakten gibt es ohne politische Standpunkte nicht. Wirtschaftswissenschaft ist keine Naturwissenschaft insbesondere, da sie durch Beratungstätigkeit die Realitäten, die sie untersucht wesentlich mit erzeugt.

Wirtschaftliche Vorgänge sind meines Wissens sozial erzeugte Vorgänge. Also Vorgänge, die nur und ausschließlich im Sozialen existieren. In einer funktional differenzierten Gesellschaft ist Politik aber eines der wichtigsten Elemente der Sozialität. Politik und Wirtschaft sind in der modernen Gesellschaft vollständig interdependent, können ohne einander nicht existieren und sich nicht gegenseitig ersetzen. Gesellschaften, die ohne eine Politik in unserem Sinne auskommen (z.B. Somalia), haben auch keine Wirtschaft in unserem Sinne.
Für die Akteure mag es zweckmäßig sein anzunehmen, dass die vorgefundene Form der sozialen Organisation von Wirtschaft irgendwie natürlich oder naturgesetzlich ist. Dabei werden meist insbesondere die den eigenen Zielen dienlichen Faktoren als zwangsläufig und natürlich angesehen, die abträglichen Faktoren aber als eine unübliche Störung oder als ein unzulässiger Versuch der Einflussnahme.

nolinas":yb40vav9 schrieb:
Das ist real. Egal ob das eine großlettrige Tageszeitung, eine anspruchsvolle Wochenzeitung, Klapsmühleninsasse oder ich das sagt.

Es ist m.E. sinnvoll zwischen verschiedenen Realitäten zu unterscheiden. Selbst wenn alle Menschen sich entschlössen die Schwerkraft zu ignorieren, wäre sie immer noch da, der Mount Everest verschwindet nicht, nur weil niemand hinguckt. Wenn alle Menschen Banken, Geld oder Steuern ignorierten wären sie aber nicht mehr da (aus Rücksicht auf Auge erspare ich mir an dieser Stelle den hier üblicherweise stehenden Exkurs zur Religion in voller Breite, nur zur Kirche:).

Im Mittelalter war das kirchliche Zinsverbot eine wirtschaftliche Realität, mit der die Akteure umgehen mussten. Heute spielt es keine Rolle mehr, einfach weg.

Pfaelzer":yb40vav9 schrieb:
Wie mein VWL-Prof zu sagen pflegte: "Die Marktwirtschaft ist nicht das vorherrschende Wirtschaftssystem, weil sie besonders human, gut oder effektiv ist. Sie ist nur das einzige System, das bei der egoistischen Bestie Mensch funktioniert."

Eines meiner Lieblinge: Wenn das eigene Pferd vorne liegt, das Rennen anhalten und sagen: "Hier ist das Ende der Geschichte!"
Natürlich waren über weite Zeiträume des Mittelalters alle maßgeblichen Fachleute davon überzeugt, dass der Feudalismus die einzig funktionierende Gesellschaftsform sei, wie ja die Entwicklung des römischen Reiches und die anschließende Völkerwanderung gezeigt hätten.
Und wer weiß: vielleicht haben sie ja irgendwann auch wieder recht ...

Ich will hier gar keine Stellung beziehen, die Krise ist wie meine Nachbarn: unschön aber nicht zu ändern und mir fällt auch gerade nichts besseres als Marktwirtschaft ein, aber als Germanist und Physiker bin ich dafür auch überhaupt nicht zuständig ... wollte nur mal sagen, dass Geldmengentheorien und Plattentektonik erkenntnistheoretisch vollständig andere Baustellen sind.
 
little-feat":3ak5kr9m schrieb:
Sorgen haben, Bedenken tragen, düstere Bilder malen, das scheint des Deutschen größte Lust zu sein.
Gute Nachrichten? Ja schön, aber man wird sehen, das bleibt nicht so.

Stoppok hat das doch wundervoll in Musik gesetzt:

Ärger du kannst mich nicht anschmieren
ich weiß daß du schon hinter der nächsten ecke stehst
ärger du kannst mich nicht anschmieren
ich weiß daß du dir schon wieder übles überlegst

montag früh viertel nach sieben
das auto springt an kein grund es anzuschieben
soviel glück am montag morgen
da komm ich schon ins grübeln da mach ich mir sorgen
der verkehr lenkt mich ab ganz schön was los
komm trotzdem gut durch was mach ich bloß
soviel glück am montag morgen
da komm ich ins grübeln da mach ich mir sorgen

Ärger du kannst mich nicht anschmieren ...

ich komm ins büro ist noch alles normal
der chef ist noch nicht da ist ja geradezu ideal
soviel glück ...
naja egal wie es ist ich fang mit der arbeit an
da geht auch schon das telefon der chef ist dran
war wohl doch schon da ich bin etwas irritiert
werde von ihm ins büro zitiert (rechne jetzt natürlich mit dem schlimmsten)
der chef grinst mich an er wirkt durchaus fröhlich
stellt sich in pose und eröffnet mir selig
stoppok sie sind befördert (da fällt mir kein reim mehr drauf ein)
ich denk nur: soviel glück ...

Ärger du kannst mich nicht anschmieren ...

glatter kann ein tag wirklich nicht mehr laufen
good luck the whole day es ist zum haare raufen
bin völlig verwirrt weiß nicht was das soll
find ich das denn gut oder gar nicht so toll
da ist doch was faul da stimmt doch was nicht
und ich sorge und ich gräme und ich ängstige mich

Ärger du kannst mich nicht anschmieren ...

was soll ich euch sagen ich weiß ihr ahnt es auch
es ist bis heute nichts passiert für mich der reinste schlauch
ich bin völlig in panik und ich muß mich fragen
wie lange kann mein körper diesen stress noch ertragen
manchmal schrei ich "mensch ärger komm raus"
danach ist es dann wieder ganz still
und dann summe ich ganz leise vor mich hin

Ärger du kannst mich nicht anschmieren ...
 
nolinas":3fns8962 schrieb:
Hallo W°°,

W°°":3fns8962 schrieb:
Ich kriege hier langsam die Krise!

Was ist Terrorismus?
Terrorismus ist laut Definition die Verbreitung von Angst und Schrecken.

Da fehlt was, nämlich die Gewaltkomponente. Das ist aber wichtig, gerade, weil Du die Verbreitung von Informationen damit gleichsetzt. Na gut, Du wolltest mit Polemik provozieren, es ist Dir gelungen. ;-)



Daniel

Wie rührend! Was ist denn mit der Verbreitung von Propaganda? Was ist mit gezielter Desinformation mit dem Ziel, Massen zu lenken? Kriege zu rechtfertigen? Panik aus zu lösen?

Zitat Deutschlandradio, eben gerade: "In Krisenzeiten wie jetzt geben die Leute kein Geld aus, wozu dann die Steuer senken..."
Wie "jetzt"? Es mag sein, dass da (wenn alle fertig sind..) einiges auf uns zu kommt.
Gegenwärtig wird das Kind aber von der Politik am Schopf in den Brunnen gezerrt, damit man sich beim Retten profilieren kann.
Die Medien feiern und reiten die Panikwelle ab.
Die Wirtschaft nutzt die Chance für Entlassungen und Schrumpfungen.
Hinterbänkler profilieren sich als Sanitäter und abgebrochene Betriebswirtschaftler als Wirtschaftskenner, die uns die Welt erklären.
Dummerweise konnten sie das nicht vor einem Jahr - sonst wäre es wohl nicht dazu gekommen.
;-)

Mein Credo: Lasst Euch nicht bange machen!
Vorn ist die Zukunft!
 
W°°":1hsq9whm schrieb:
Gegenwärtig wird das Kind aber von der Politik am Schopf in den Brunnen gezerrt, damit man sich beim Retten profilieren kann.

Vor allem mit solchen Lachnummern wie 2 Jahre Steuerbefreiung für neu gekaufte Autos um die Automobilwirtschaft wieder anzukurbeln. Als Deckmantel muß natürlich der Klimaschutz herhalten.
Welche grandioser Anreiz! Das macht im Durchschnitt unterm Strich vielleicht 300 ... 400 EURO (über zwei Jahre!) bei einem Mittelklassewagen aus. Das ist ein Zehntel dessen, was an normalem Verhandlungsspielraum bei durchschnittlichem Verhandlungsgeschick bei einem Mittelklassewagen drinsitzt!
Klar sind die Zeit für ein Autokauf (so man ihn sich derzeit gerade leisten kann) jetzt günstig wie nie. Die sitzen doch alle auf ihren Blechhaufen und buhlen um diese loszuwerden. Die Möglichkeiten die Preise zu drücken oder Sonderkonditionen auszuhandeln sind derzeit günstig wie nie. Aber bitteschön doch nicht wegen des "Trinkgeldes" von der Regierung.
 
Rabe":qd84s7lw schrieb:
.....aus Rücksicht auf Auge erspare ich mir an dieser Stelle den hier üblicherweise stehenden Exkurs zur Religion in voller Breite, nur zur Kirche:).....

Das ist lieb, aber ich bin ein grosser Religionsgegner. Und ich bin auch nicht religiös. Ich bin gläubig und stehe Kirchen (Mz.!) kritisch gegenüber.
Für mich ist zwischen Religion und Glaube ein grosser Unterschied...

Sorry for OT

Lg
Auge
 
Hier liest man sich ja wieder 'nen Wolf,

aber was GW-Therapeut ;-) W°° rät, triffts auf den Punkt:

W°°":1l33v87n schrieb:
Mein Credo: Lasst Euch nicht bange machen!
Vorn ist die Zukunft!

Wir sind alle mit verantwortlich, also haben wir auch die Möglichkeit zur Veränderung.

Gruß, Uwe
 
auge":o8falzjd schrieb:
Das ist lieb, aber ich bin ein grosser Religionsgegner. Und ich bin auch nicht religiös. Ich bin gläubig und stehe Kirchen (Mz.!) kritisch gegenüber.
Für mich ist zwischen Religion und Glaube ein grosser Unterschied...

Sorry for OT

Lg
Auge

Wieso Sorry for OT??
DAS nenne ich doch mal ein ganz klares Bekenntnis!
 
W°°":1v7nyzx5 schrieb:
Mein Credo: Lasst Euch nicht bange machen!
Vorn ist die Zukunft!

Hi,

genau das sagt mein BWL-Professor auch in jeder Vorlesung, nachdem er
sich ca. eine viertel Stunde darüber ausgelassen hat, wie schlecht es uns
noch allen bald gehen wird ...
 
little-feat":udxdehd6 schrieb:
Ich bin weiß Gott kein Pessimist. Aber was man vor Ort aus den Betrieben hört, das läßt nichts Gutes erwarten.

Aber warten wir mal die nächsten drei Monate ab. Vielleicht habe ich ja Unrecht.

Tom

Schade ist , dass es Firmen gibt , die unter Deckmantel der "grossen" Krise jetzt Ihren Standort hierzulande massiv verkleinern und die Arbeit in Billiglohnländer verlagern. Dabei wurden letztes Jahr in der Industrie Supergewinne erwirtschaftet, mit denen man jetzt hätte locker über die Runden kommen können, aber die wurden ja schon in weiser Vorraussicht in die anderen Länder inverstiert.
Die Gewinnmaximierungspolitik der Firmen mit ALLEN Mitteln hat längst das soziale Bewusstsein verdrängt. Man hat das Gefühl, dass denen die Krise gerade recht kam um "Ballast" los zu werden.

Aber wie Tom schon sagt: warten wir mal die nächsten drei Monate ab.

Grüsse, Highgear
 
W°°":27otgprc schrieb:
Die Medien feiern und reiten die Panikwelle ab.

[…]

Mein Credo: Lasst Euch nicht bange machen!
Vorn ist die Zukunft!


Angst verkauft sich gut, das ist klar, aber mittelfristig haben die Medien kein Interesse daran, mit Panikmache die Krise zu vergrößern. Sie sind größtenteils abhängig von Anzeigenkunden, und das ist einer der Sektoren in denen zuerst gespart wird.
Wie langfristig ist da das Denken? Will jeder Konzern und jedes Blatt nur ein Stück vom Kuchen abhaben? Rechnet sich keine Zeitung und keine Fernsehsendung einen nennenswerten Anteil an der Verschlimmerung der Krise aus?

Als bald abschließender Geisteswissenschafts-Student mache ich mir schon meine Gedanken, wo in der Welt mich (ohne berufsqualifizierenden Abschluss und ohne nennenswerte Berufserfahrung) in einem Jahr jemand einstellen und/oder ausbilden mag. Panik habe ich nicht, aber ich könnte mir bessere Voraussetzungen für den Berufseinstieg vorstellen.

Wenn ich die Krise von 1929 als Anhaltspunkt nehme: 1931/32 war sie erst auf ihrem Höhepunkt. Angefangen hat es dieses Mal mit der Subprime-Geschichte im vergangenen Jahr. Das könnte also noch ein Weilchen anhalten. Vorauszusagen ist das aber wohl kaum.
 
little-feat":v9nc68jq schrieb:
Antworte ich auf die Frage, wie es mir geht "Gut, Geschäfte laufen wie lange nicht mehr, ich fühle mich toppfit und bin rundum glücklich", dann ernte ich (wir sind in Deutschland) mitleidige Blicke. Spinner!! Sage ich aber, dass ich die Treppe runtergefallen bin und mir einen doppelten Bänderanriss und eine Meniskusprellung geholt habe, dann stehen gleich drei Leute um mich rum. Ja, kennen wir, hatten wir auch mal. Schmerzhaft. Langwierig. Wirst sehen, es dauert ein Jahr, bis du wieder schmerzfrei bist. War bei mir auch so.


Tom

Befund o.k. ....Kausalität mangelhaft...mal abgesehen von der sicher richtigen Diagnose der Sensationsgeilheit:

der Unterschied zwischen den Amis und uns....wir haben immer ein latent schlechtes Gewissen wenn es uns gut geht. Für Jammereien gibt`s Solidarität, Glückseligkeitsbekundungen werden übergangen mit der Bemerkung: das ist mir zu oberflächlich....

mag ein kulturhistorischer Defekt der mitteleuropäischen Postmodernen sein..... :?

gerne wird auch küchenpsychologisiert: wer glücklich ist, verdrängt nur sein Unglück.... ;-)
 
highgear":335tdg0p schrieb:
Schade ist , dass es Firmen gibt , die unter Deckmantel der "grossen" Krise jetzt Ihren Standort hierzulande massiv verkleinern und die Arbeit in Billiglohnländer verlagern.
Grüsse, Highgear

natürlich ist das schade, es wird aber nach hinten losgehen. Denn innovative Entwicklungen müssen auch gekonnt umgesetzt werden. Die Erfahrung zeigt, dass Deutschland z.B. im Maschinenbau weltweit nach wie vor führend ist..... nur Kurzsichtige (diese stelle ich auf eine Stufe mit den profitgeilen Bankern, die nur auf das schnelle Geld aus sind und endlich offiziell damit gescheitert sind) wandern ins Ausland ab, mittel - und langfristig verlagern sie wieder zurück....

eine große Verschiebung wird es erst dann geben, wenn sich das technische Know-how auf allen Ebenen angleicht, dann werden wir aber auch eine definitve Lohnliberalisierung im internationalen Vergleich erleben, die uns dann wirklich ernsthaft trifft.

Bis dato ist es immer noch Jammern auf hohem Niveau. Die Deutschen leisten sich nach wie vor eine Sparquote von 10 %....
 

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