trekkerfahrer
Power-User
Da der Herr Landwirt bestimmt bald mal ins Fernsehen kommt, und viele der Kollegen ja noch nicht über moderne Flachbildschirme verfügen, sondern lediglich historische Schwarz-Weiß-Röhrengeräte ihr Eigen nennen, war es nur eine Frage der Zeit bis eine Les Paul Special in TV Yellow auf dem Hof Einzug hält.
Seit jeher Fan des schlichten Designs des Vorbildes, hat es sich leider nie ergeben, dass genügend überflüssiges Kapital im Geldspeicher schlummert um dem Herrn Trekkerfahrer zu erlauben, sich ein Original aus den 50ern an den nicht vorhandenen Kamin zu stellen.
Da zu allem Überfluss die vom 75er Deluxe Jochen erworbenen David Barfuss P90 aus der Les Paul Deluxe weichen mussten, da ich den Sound der Mini Humbucker in meiner Goldtop doch zu sehr vermisste, ergab sich die Situation, dass auf dem ganzen Hof keine Gitarre mit den fetten Einspulern mehr zu finden war.
Das war kein auf Dauer zu tolerierender Zustand.
Also galt es sich auf die Suche zu begeben nach einer bezahlbaren Alternative.
In die nähere Auswahl kamen, ob ihrer Konstruktion, die Firmen Bach, Vintage und auch Epiphone, da die Kollegen bei Gibson sich endlich entschieden haben das fernseh-taugliche Modell in das Programm ihres chinesischen Billig-Ablegers aufzunehmen.
Da Blindkäufe nicht des Landwirts Sache sind, und sich die Firma Bach in hiesigen Musikläden rar macht, standen nur noch die Vintage VR100LM, die Gibson LP Special Double Cut (“Roadworn“) und die Epi zur näheren Auswahl.
Ich mache es kurz, ohne mich über die rustikale Anmutung der Gibson näher auszulassen: Die Epi wusste am ehesten zu überzeugen. Und so zog sie um, vom tristen Dasein im Pappkarton, zu ihren Artgenossen im landwirtschaftlichen Ambiente.
Bevor ich zum interessanten Teil, dem Klang komme, hier mein erster Eindruck:
Die Epiphone Les Paul Special ist keine exakte Kopie des antiken Vorbilds. Sie hat kein Binding am Hals, der Hals-Korpus-Übergang ist bündig, statt eines Einteilers hat sie eine Tune-o-Matic Bridge und ein Stoptail.
Die werksseitig aufgezogenen Drähte verdienen nicht den Begriff Saiten, ich bin sicher der Umsatz von Epiphone würde sich um zwanzig Prozent steigern, wenn sie etwas auf die Gitarre spannen würden was sich besser anfühlt und klingt als das, was ich noch nichtmal als Weidezaun verwenden würde.
Die “Action“ hat Verbesserungspotential, der Hals ist sehr gerade, verträgt eine leichte Lockerung der Spannung und schon wird es netter.
Die Grover-Tuner sind prima und sehr stimmstabil, der Sattel aus Kunststoff ist gut, da knackt und hakt nichts. Die Bünde sind perfekt abgerichtet und verrundet, das Griffbrett ist der übliche chinesische Fingerschwärzer und braucht erst mal ein wenig Öl und viel polieren.
Der Hals ist ein dickes C und liegt mir sehr gut in der Hand.
Die Lackierung ist ziemlich deckend, es lässt sich nicht identifizieren aus wie vielen Teilen Hals und Korpus bestehen, auch die Holzart lässt sich nicht ohne Fräs- oder Schleifarbeiten identifizieren. Angeblich ist es Mahagoni, ich glaube es nicht, es sei denn man darf heute alles was keine Eiche ist Mahagoni nennen. Jedenfalls haben die unterbezahlten schmaläugigen Freunde das E-Fach vorsorglich mit einem braunen Lack überzogen, so dass man ohne Weiteres nichts vom Holz erkennen kann.
Die Elektrik ist okay. Grosse Potis, ein ein “echter“ Toggle, aber billige Kabel und eine ziemlich chaotische Verdrahtung, das geht besser.
Diei E-Fach Abdeckungen sind vom allerbilligsten aber das sieht man ja im Fernsehen nicht, also egal.
Die Intonation ist perfekt eingestellt, die Verabrbeitung ohne Makel, das Gewicht mit 3,4 kg moderat.
Die originalen Pickups klingen in meinen Ohren prima, Der Wechsel zu den oben genannten David Barfuss P90 macht kaum einen Unterschied.
Das hatte ich bei Epiphone bisher noch nie. Die Pickups waren immer einer der Kritikpunkte, aber mit diesen Werksdingern kann man leben.
Womit wir beim Sound wären.
Kann eine 300 Öre Klampfe mit dem 50-fach teureren Original mithalten?
Naja, ich will mal so sagen: Wenn eine Les Paul ein Achtzylinder ist, hat eine Junior den Charme eines Einzylinders und eine Special ist einem luftgekühlten Dreizylinder nicht unähnlich: viel Leistung bei einfacher Konstruktion, wenig Laufkultur aber viel Charakter.
Die Epi ist mehr ein Vierzyliner. Fast ein wenig langweilig, aber dreckiger als ein Sechszylinder. Und in vielen Belangen paxistauglicher. Eine Tune-O-Matic ist nunmal für die Intonation besser als ein Einteiler. Und stimmstabile Mechaniken sind auch etwas, wofür man sich nicht schämen muss.
Am Steg Pickup bringt sie genau den Dreck und Druck, den weder ein Humbucker, noch eine Single-Coil in der Lage sind zu liefern. Sie hat genug Kraft um sich aus dem Dreck zu ziehen, setzt sich im Bandsound durch ohne schrill zu sein. Nett.
Am Hals singt sie, dass es eine Freude ist. Dick und schmutzig wie es nur ein P90 kann.
Das kann sie, und dabei ist sie erfreulich unkompliziert.
Die Bespielbarkeit ist nach ein wenig Einstellarbeit prima. Ich würde sagen für das Geld ist es schwierig eine viel bessere P90 Gitarre zu ergattern.
Mein Fazit: Empfehlenswert, wenn man auf P90 Sound steht, keine Flöhe husten hört und ein wenig vom Einstellen einer Gitarre versteht oder jemanden zu Hand hat der sich damit auskennt.
Anspielen lohnt sich in jedem Fall, ein wenig Fantasie braucht man aber um sich vorzustellen wie die Gitarre mit ordentlichen Saiten klingen würde. Vielleicht lässt sich der örtliche Herr Musikalienhändler ja darauf ein die Gute vorab mit neuen Saiten zu bestücken.
Das Ganze gibt es auch noch in Wine-Red, aber das macht sich in Röhren-Fernsehern nicht gut, deshalb sei das hier nur am Rande erwähnt.
Ich hatte das Vergnügen drei verschiedene Exemplare anzuspielen, sie unterschieden sich nicht. Entweder hat der Musikladen eine gute Vorauswahl, was ich nicht glaube, oder die Serienstreuung hält sich in Grenzen.
Hier noch ein paar visuelle Eindrücke der Guten, Soundsamples spare ich mir, das führt doch nur zu Diskussionen über meinen spielerischen Dilettantismus ;-)
Seit jeher Fan des schlichten Designs des Vorbildes, hat es sich leider nie ergeben, dass genügend überflüssiges Kapital im Geldspeicher schlummert um dem Herrn Trekkerfahrer zu erlauben, sich ein Original aus den 50ern an den nicht vorhandenen Kamin zu stellen.
Da zu allem Überfluss die vom 75er Deluxe Jochen erworbenen David Barfuss P90 aus der Les Paul Deluxe weichen mussten, da ich den Sound der Mini Humbucker in meiner Goldtop doch zu sehr vermisste, ergab sich die Situation, dass auf dem ganzen Hof keine Gitarre mit den fetten Einspulern mehr zu finden war.
Das war kein auf Dauer zu tolerierender Zustand.
Also galt es sich auf die Suche zu begeben nach einer bezahlbaren Alternative.
In die nähere Auswahl kamen, ob ihrer Konstruktion, die Firmen Bach, Vintage und auch Epiphone, da die Kollegen bei Gibson sich endlich entschieden haben das fernseh-taugliche Modell in das Programm ihres chinesischen Billig-Ablegers aufzunehmen.
Da Blindkäufe nicht des Landwirts Sache sind, und sich die Firma Bach in hiesigen Musikläden rar macht, standen nur noch die Vintage VR100LM, die Gibson LP Special Double Cut (“Roadworn“) und die Epi zur näheren Auswahl.
Ich mache es kurz, ohne mich über die rustikale Anmutung der Gibson näher auszulassen: Die Epi wusste am ehesten zu überzeugen. Und so zog sie um, vom tristen Dasein im Pappkarton, zu ihren Artgenossen im landwirtschaftlichen Ambiente.
Bevor ich zum interessanten Teil, dem Klang komme, hier mein erster Eindruck:
Die Epiphone Les Paul Special ist keine exakte Kopie des antiken Vorbilds. Sie hat kein Binding am Hals, der Hals-Korpus-Übergang ist bündig, statt eines Einteilers hat sie eine Tune-o-Matic Bridge und ein Stoptail.
Die werksseitig aufgezogenen Drähte verdienen nicht den Begriff Saiten, ich bin sicher der Umsatz von Epiphone würde sich um zwanzig Prozent steigern, wenn sie etwas auf die Gitarre spannen würden was sich besser anfühlt und klingt als das, was ich noch nichtmal als Weidezaun verwenden würde.
Die “Action“ hat Verbesserungspotential, der Hals ist sehr gerade, verträgt eine leichte Lockerung der Spannung und schon wird es netter.
Die Grover-Tuner sind prima und sehr stimmstabil, der Sattel aus Kunststoff ist gut, da knackt und hakt nichts. Die Bünde sind perfekt abgerichtet und verrundet, das Griffbrett ist der übliche chinesische Fingerschwärzer und braucht erst mal ein wenig Öl und viel polieren.
Der Hals ist ein dickes C und liegt mir sehr gut in der Hand.
Die Lackierung ist ziemlich deckend, es lässt sich nicht identifizieren aus wie vielen Teilen Hals und Korpus bestehen, auch die Holzart lässt sich nicht ohne Fräs- oder Schleifarbeiten identifizieren. Angeblich ist es Mahagoni, ich glaube es nicht, es sei denn man darf heute alles was keine Eiche ist Mahagoni nennen. Jedenfalls haben die unterbezahlten schmaläugigen Freunde das E-Fach vorsorglich mit einem braunen Lack überzogen, so dass man ohne Weiteres nichts vom Holz erkennen kann.
Die Elektrik ist okay. Grosse Potis, ein ein “echter“ Toggle, aber billige Kabel und eine ziemlich chaotische Verdrahtung, das geht besser.
Diei E-Fach Abdeckungen sind vom allerbilligsten aber das sieht man ja im Fernsehen nicht, also egal.
Die Intonation ist perfekt eingestellt, die Verabrbeitung ohne Makel, das Gewicht mit 3,4 kg moderat.
Die originalen Pickups klingen in meinen Ohren prima, Der Wechsel zu den oben genannten David Barfuss P90 macht kaum einen Unterschied.
Das hatte ich bei Epiphone bisher noch nie. Die Pickups waren immer einer der Kritikpunkte, aber mit diesen Werksdingern kann man leben.
Womit wir beim Sound wären.
Kann eine 300 Öre Klampfe mit dem 50-fach teureren Original mithalten?
Naja, ich will mal so sagen: Wenn eine Les Paul ein Achtzylinder ist, hat eine Junior den Charme eines Einzylinders und eine Special ist einem luftgekühlten Dreizylinder nicht unähnlich: viel Leistung bei einfacher Konstruktion, wenig Laufkultur aber viel Charakter.
Die Epi ist mehr ein Vierzyliner. Fast ein wenig langweilig, aber dreckiger als ein Sechszylinder. Und in vielen Belangen paxistauglicher. Eine Tune-O-Matic ist nunmal für die Intonation besser als ein Einteiler. Und stimmstabile Mechaniken sind auch etwas, wofür man sich nicht schämen muss.
Am Steg Pickup bringt sie genau den Dreck und Druck, den weder ein Humbucker, noch eine Single-Coil in der Lage sind zu liefern. Sie hat genug Kraft um sich aus dem Dreck zu ziehen, setzt sich im Bandsound durch ohne schrill zu sein. Nett.
Am Hals singt sie, dass es eine Freude ist. Dick und schmutzig wie es nur ein P90 kann.
Das kann sie, und dabei ist sie erfreulich unkompliziert.
Die Bespielbarkeit ist nach ein wenig Einstellarbeit prima. Ich würde sagen für das Geld ist es schwierig eine viel bessere P90 Gitarre zu ergattern.
Mein Fazit: Empfehlenswert, wenn man auf P90 Sound steht, keine Flöhe husten hört und ein wenig vom Einstellen einer Gitarre versteht oder jemanden zu Hand hat der sich damit auskennt.
Anspielen lohnt sich in jedem Fall, ein wenig Fantasie braucht man aber um sich vorzustellen wie die Gitarre mit ordentlichen Saiten klingen würde. Vielleicht lässt sich der örtliche Herr Musikalienhändler ja darauf ein die Gute vorab mit neuen Saiten zu bestücken.
Das Ganze gibt es auch noch in Wine-Red, aber das macht sich in Röhren-Fernsehern nicht gut, deshalb sei das hier nur am Rande erwähnt.
Ich hatte das Vergnügen drei verschiedene Exemplare anzuspielen, sie unterschieden sich nicht. Entweder hat der Musikladen eine gute Vorauswahl, was ich nicht glaube, oder die Serienstreuung hält sich in Grenzen.
Hier noch ein paar visuelle Eindrücke der Guten, Soundsamples spare ich mir, das führt doch nur zu Diskussionen über meinen spielerischen Dilettantismus ;-)