Review: Epiphone Les Paul Special SC TV Yellow

trekkerfahrer

Power-User
20 Mai 2012
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Oberhausen
Da der Herr Landwirt bestimmt bald mal ins Fernsehen kommt, und viele der Kollegen ja noch nicht über moderne Flachbildschirme verfügen, sondern lediglich historische Schwarz-Weiß-Röhrengeräte ihr Eigen nennen, war es nur eine Frage der Zeit bis eine Les Paul Special in TV Yellow auf dem Hof Einzug hält.

Seit jeher Fan des schlichten Designs des Vorbildes, hat es sich leider nie ergeben, dass genügend überflüssiges Kapital im Geldspeicher schlummert um dem Herrn Trekkerfahrer zu erlauben, sich ein Original aus den 50ern an den nicht vorhandenen Kamin zu stellen.

Da zu allem Überfluss die vom 75er Deluxe Jochen erworbenen David Barfuss P90 aus der Les Paul Deluxe weichen mussten, da ich den Sound der Mini Humbucker in meiner Goldtop doch zu sehr vermisste, ergab sich die Situation, dass auf dem ganzen Hof keine Gitarre mit den fetten Einspulern mehr zu finden war.
Das war kein auf Dauer zu tolerierender Zustand.

Also galt es sich auf die Suche zu begeben nach einer bezahlbaren Alternative.
In die nähere Auswahl kamen, ob ihrer Konstruktion, die Firmen Bach, Vintage und auch Epiphone, da die Kollegen bei Gibson sich endlich entschieden haben das fernseh-taugliche Modell in das Programm ihres chinesischen Billig-Ablegers aufzunehmen.
Da Blindkäufe nicht des Landwirts Sache sind, und sich die Firma Bach in hiesigen Musikläden rar macht, standen nur noch die Vintage VR100LM, die Gibson LP Special Double Cut (“Roadworn“) und die Epi zur näheren Auswahl.

Ich mache es kurz, ohne mich über die rustikale Anmutung der Gibson näher auszulassen: Die Epi wusste am ehesten zu überzeugen. Und so zog sie um, vom tristen Dasein im Pappkarton, zu ihren Artgenossen im landwirtschaftlichen Ambiente.
Bevor ich zum interessanten Teil, dem Klang komme, hier mein erster Eindruck:
Die Epiphone Les Paul Special ist keine exakte Kopie des antiken Vorbilds. Sie hat kein Binding am Hals, der Hals-Korpus-Übergang ist bündig, statt eines Einteilers hat sie eine Tune-o-Matic Bridge und ein Stoptail.
Die werksseitig aufgezogenen Drähte verdienen nicht den Begriff Saiten, ich bin sicher der Umsatz von Epiphone würde sich um zwanzig Prozent steigern, wenn sie etwas auf die Gitarre spannen würden was sich besser anfühlt und klingt als das, was ich noch nichtmal als Weidezaun verwenden würde.

Die “Action“ hat Verbesserungspotential, der Hals ist sehr gerade, verträgt eine leichte Lockerung der Spannung und schon wird es netter.
Die Grover-Tuner sind prima und sehr stimmstabil, der Sattel aus Kunststoff ist gut, da knackt und hakt nichts. Die Bünde sind perfekt abgerichtet und verrundet, das Griffbrett ist der übliche chinesische Fingerschwärzer und braucht erst mal ein wenig Öl und viel polieren.
Der Hals ist ein dickes C und liegt mir sehr gut in der Hand.

Die Lackierung ist ziemlich deckend, es lässt sich nicht identifizieren aus wie vielen Teilen Hals und Korpus bestehen, auch die Holzart lässt sich nicht ohne Fräs- oder Schleifarbeiten identifizieren. Angeblich ist es Mahagoni, ich glaube es nicht, es sei denn man darf heute alles was keine Eiche ist Mahagoni nennen. Jedenfalls haben die unterbezahlten schmaläugigen Freunde das E-Fach vorsorglich mit einem braunen Lack überzogen, so dass man ohne Weiteres nichts vom Holz erkennen kann.
Die Elektrik ist okay. Grosse Potis, ein ein “echter“ Toggle, aber billige Kabel und eine ziemlich chaotische Verdrahtung, das geht besser.
Diei E-Fach Abdeckungen sind vom allerbilligsten aber das sieht man ja im Fernsehen nicht, also egal.
Die Intonation ist perfekt eingestellt, die Verabrbeitung ohne Makel, das Gewicht mit 3,4 kg moderat.

Die originalen Pickups klingen in meinen Ohren prima, Der Wechsel zu den oben genannten David Barfuss P90 macht kaum einen Unterschied.
Das hatte ich bei Epiphone bisher noch nie. Die Pickups waren immer einer der Kritikpunkte, aber mit diesen Werksdingern kann man leben.

Womit wir beim Sound wären.
Kann eine 300 Öre Klampfe mit dem 50-fach teureren Original mithalten?
Naja, ich will mal so sagen: Wenn eine Les Paul ein Achtzylinder ist, hat eine Junior den Charme eines Einzylinders und eine Special ist einem luftgekühlten Dreizylinder nicht unähnlich: viel Leistung bei einfacher Konstruktion, wenig Laufkultur aber viel Charakter.
Die Epi ist mehr ein Vierzyliner. Fast ein wenig langweilig, aber dreckiger als ein Sechszylinder. Und in vielen Belangen paxistauglicher. Eine Tune-O-Matic ist nunmal für die Intonation besser als ein Einteiler. Und stimmstabile Mechaniken sind auch etwas, wofür man sich nicht schämen muss.
Am Steg Pickup bringt sie genau den Dreck und Druck, den weder ein Humbucker, noch eine Single-Coil in der Lage sind zu liefern. Sie hat genug Kraft um sich aus dem Dreck zu ziehen, setzt sich im Bandsound durch ohne schrill zu sein. Nett.
Am Hals singt sie, dass es eine Freude ist. Dick und schmutzig wie es nur ein P90 kann.
Das kann sie, und dabei ist sie erfreulich unkompliziert.

Die Bespielbarkeit ist nach ein wenig Einstellarbeit prima. Ich würde sagen für das Geld ist es schwierig eine viel bessere P90 Gitarre zu ergattern.

Mein Fazit: Empfehlenswert, wenn man auf P90 Sound steht, keine Flöhe husten hört und ein wenig vom Einstellen einer Gitarre versteht oder jemanden zu Hand hat der sich damit auskennt.
Anspielen lohnt sich in jedem Fall, ein wenig Fantasie braucht man aber um sich vorzustellen wie die Gitarre mit ordentlichen Saiten klingen würde. Vielleicht lässt sich der örtliche Herr Musikalienhändler ja darauf ein die Gute vorab mit neuen Saiten zu bestücken.
Das Ganze gibt es auch noch in Wine-Red, aber das macht sich in Röhren-Fernsehern nicht gut, deshalb sei das hier nur am Rande erwähnt.

Ich hatte das Vergnügen drei verschiedene Exemplare anzuspielen, sie unterschieden sich nicht. Entweder hat der Musikladen eine gute Vorauswahl, was ich nicht glaube, oder die Serienstreuung hält sich in Grenzen.

Hier noch ein paar visuelle Eindrücke der Guten, Soundsamples spare ich mir, das führt doch nur zu Diskussionen über meinen spielerischen Dilettantismus ;-)

lp_special_1.jpg


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lp_special_3.jpg


lp_special_4.jpg
 
Jau, sehr chic für den Kurs! Bei mir würde die Bridge weichen müssen
und ein Humbucker käme in die Bridge-Position.
Aber sonst, sehr erstaunlich für den Preis ...
 
Sehr schön, Herr Landwirt!
Und deine Fotos sind auch wieder mal richtig lecker!
Ja, dir gehts wohl ähnlich wie mir - in die Deluxe gehören einfach MiniHumbucker und eine Gitarre mit P90 hat schon was...
Ich freue mich auch darauf, wenn meine amerikanische Schönheit hier eintrifft... :)
 
Danke für das tolle Review und die geilen Bilder dazu :dafuer:

Ja, warum soll man nicht mal das Glück haben eine richtig gute Epi zu erwischen, ich gönne es dir. Den kleinen Preis kann man wohl als günstig bezeichnen. Du schreibst von einem kräftigen Hals - das ist das, was ich bei anderen Kopien immer öfters vermisse. Die Bach's und Vintage sind auch klasse, aber die haben mittlerweile alle so flache dünne Hälse - fürchterlich für die (meine) Hand und vor allem den Ton. Ich werde die Epi wohl auch mal antesten, doch vermute ich, das sie mir etwas zu schwer sein könnte - wiegt sicherlich gut 3,5 Kilo diese Les Paul Special. Für die meisten ist das ja noch leicht, nicht aber für mich....

Auf der letzten Messe hatte ich eine Special P90 Kopie in TV yellow in Händen mit gefühlten 2,5 Kilo und fettem C-Profil Neck - die war sehr sehr geil - zu dumm das ich sie nicht gekauft habe, ja ich weiß noch nicht einmal mehr von welchem (chinesischen) Hersteller die war....
 
...ok,

nachdem ein sehr honoriges Mitglied dieses Forums seine Hosen runter gelassen hat (danke lieber Landwirt!), kann ich mich jetzt ja auch angstfrei outen.

Ja, auch ich bin ein Billigepiphone Les Paul Gutfinder! :oops:

Hab mir vor 2 Jahren eine TV Yellow Les Paul Junior 57' abgegriffen.

Bei ihr sind allerdings ein Alu Roundtail und ein David Barfuss P90 reingekommen (hätte aber nicht unbedingt gemusst, wie ich später feststellte).

Was soll ich sagen: Marshall Bluesbreaker anständig verzerrt, ordentlich Mitten und Höhen rein (3 Uhr) und losbraten.

Der Sound für mich! Ich wüsste bei dieser Art von Sound echt keine Verbesserungsmöglichkeit.

Aber: Die Geige ist für mich nur ein "One Trick Pony".

Im Nachhinein hätte ich vielleicht auch eine "Landwirtgitarre" nehmen sollen.

Verarbeitung ist super, der Lack heftig dick, sehr gute Bespielbarkeit und sie ist schwer.

...uuuund "Custom made in China" ...tadaaa (steht echt drauf!) :lol:

Danke Taschakor, für Dein informatives Review!
 
tommy":273xa8jk schrieb:
...uuuund "Custom made in China" ...tadaaa (steht echt drauf!) :lol:
Jau, steht auf meiner auch. Limited Edition, Custom Shop. Die haben echt Humor da in Asien ;-)
So 'ne Junior ist auch was Lustiges. Wenn man ein bisschen mit dem Tone-Regler und Volume spielt kann das fast ein vielseitiges Instrument sein....

@Manuel: Die Bridge ist okay. Keine Rappelfer, keine scharfen Kanten. Nix zu meckern.

Was ich vergessen habe: Abgeschirmt war natürlich nichts, das habe ich nachgeholt.
 
@ thommy
hab au so eine aber in der Violin SB Variante mit Traumhaft schöner Decke
... Der Lack is wirklich dick aber gut verarbeitet ... und der Sound ... naja der eingebaute p100 is nich so das ware ... hatte dann erstma nen Irongear Platinum 90 und bin jetzt auf Gibson P90 umgestiegen ...

In vielen Gitarrenforen liest man ja das die nur aus der Produktion genommen wurde da sie der 600€ gibson Jr zu nahe war ... zumindest in der Basis

hab jetzt ca 150€ (Kluson Mechaniken Badass Brücke Tonabnehmer) investiert und nach meinem Eindruck is sie besser als die Gibson

Die TV Yellow Edition mit den 2 p90 sieht au lecker aus ... irgendwie haben die Flattops sowas rebellisches das sprciht einfach an ^^
 
Hi...

sehr schönes Review und tolle Bilder der Gitarre... sieht sehr ordentlich aus, vor allen Dingen auch die Griffbrettkanten gefallen mir...

:dafuer:

Grüße
PIT... :cool:
 
Was für geniale Bilder! Da hat der Landwirt wohl noch Zeit für ein weiteres Hobby!? Respekt!

Groetjes, Olli
 

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