Schlaganfall! Tipps und Erfahrungen fĂŒr Gitarristen?

thepale

thepale

Bekanntes Mitglied
9 Sep 2008
113
12
In de Palz
hallo zusammen!
ich hatte vor einem halben jahr einen ziemlich gruseligen schlaganfall, der mich links gelÀhmt hat. mittlerweile habe ich durch training vieles an beweglichkeit wieder erlangt. es ist noch ein weiter weg, aber das wird schon wieder. leider ist meine linke hand immer noch ziemlich unfÀhig. die kraft und die koordination fehlt, obwohl ich alles im kopf noch abrufen kann, was ich vorher spielen konnte.
hat jemand von euch erfahrung mit so einer situation? gibt es tipps, fĂŒrs richtige ĂŒben? ich bin fĂŒr hilfe sehr dankbar, da ich derzeit nach ein paar minuten ĂŒben aufhören muß, weil mir die finger schnell steif werden. es ist aber mein herzenswunsch, wenigstens wieder ein bißchen spielen zu können.
ein erfahrungsaustausch mit anderen schlaganfall-betroffenen oder mit leuten, die unter Àhnlichen handicaps leiden, wÀre toll!
viele grĂŒĂŸe,
matthias
 
Hallo,

es ist so schwer, als Gesunder nachzuvollziehen, was du da durchmachst. Aber ich lese einen Menschen mit großem Willen, gesundem Menschenverstand und Realismus. Bleib dran, ich drĂŒcke dir die Daumen.

Gruß

erniecaster
 
Danke besonders an Matthias und ernie. Ich habe bis zu meinem Schlaganfall hier regelmĂ€ĂŸig gelesen. Damals waren die viel schreiber banger, Auge, Gitarren RĂŒbe, Walter aus Aachen, Little featund der lustige Michi aus bonn, auch dm mad Cruiser und Auge erinnere ch mich. Strstovstius hst meinem Sohn mal eine ausgezeichnete Strat verkauft. Bisher von dem alten nur ernie gesehen. Ich fang nach Urlaub im Mai. Eine neue Ergotherapir an

Vielleicht bringt die mich ja weiter.

Gruß
Joachim
 
hallo jojostrummer!
erzĂ€hl uns, falls du magst, wie es dir ergangen ist. wies dir jetzt geht und was die neue therapie verspricht. ich will das forum hier nicht in ein krĂŒppelbingo umfunktionieren, aber unser schicksal ist - nicht nur in musikalischer hinsicht - doch beachtenswert. mir hilft es immer, wenn ich ĂŒber meine schlagfolgen reden kann, das ganze besser zu verarbeiten. außerdem hilft es vielleicht einmal jemandem, den es in zukunft erwischt - was euch allen erspart bleiben möge!
gruß,
matthias
 
Hallo Matthias,
Ich bin am 22.8. 2017 wie immer um viertel nach 6 aufgestanden, hab etwas gefrĂŒhstĂŒckt und wollte mich Fanfaren die Arbeit um BĂŒro fertigmachen. Vor der Dusche bin ich dann umgekippt, meine Kinder haben mich da gefunden. Und so gerade noch rechtzeitig den motarzt gerufen. Im kreist einehirnblutung festgestellt und operiert worden. Am nĂ€chsten Tag. Nachblutung und noch ne Operation. Aufgewacht bin ich im September dabei stand im grĂŒnen Kittel die Schwester meines Banknachbarn in der Schule, der ich einige Episoden ihres Bruders erzĂ€hlte, ich merkte, dass mein LangzeitgedĂ€chtnis noch da war. Allerdings hin links gar nichts. Ich bin bis April in der Rehaklinik geblieben, wo ich sehr gute Physiotherapie und ergotherapie hatte. Außerdem musitherapie, Ei der die Therapeutin Klavier spielte und ich auf einem Becken versuchte, den Rhythmus zu klopfen. Sie fand es schön zu sehen wie ich meinen Rhythmus wiederfand. Gesungen haben wir beide. Meine Frau und/oder meine Kinder haben mich jeden Tag besucht. Es kamen auch viele Freunde. Das hat mir seh geholfen. Im Krankenhaus Habenichts gelernt, mit vierpunktstock und beinorthese ein bisschen zu laufen. Zu Hause Habenichts dann ergo- und Physiotherapie gemacht und mit normalem
Stock und nur einer kleinen orthese, die verhindert, dass mein Fußball umknickt, laufen gelernt. Ich konnte außerdem am Tisch aufstehen. Und mit GelĂ€nder Treppen steigen. Im Dezember bin ich in Berlin 91 Stufen zur neuen Wohnung meiner Tochter hoch. Dummerweise hat mich ein Herzinfarkt im Januar ordentlich zurĂŒckgeworfen. Ich erreiche so langsam wieder den Status quo ante. Und bin gespannt, wie weit ich jetzt auf der Treppe komme. Nur an Hand und Arm tut Sich noch ĂŒberhaupt nix. Sprechen ist gut. Meinen Beruf (RAund Notar) habe ich aufgeben mĂŒssen. Das Gitarrenspiel vermisse ich sehr.
Gruß
Joachim
 
hallo joachim!
jungejunge! das ist mal ne heftige geschichte! ich verstehe die reaktionen einiger hier auf solche schilderungen: man kriegt beinahe angst! gruselig, was die gesundheit mit uns anstellt! da hats mich - achtung: behinderungsbingo! - nicht ganz so schlimm gefasst. ich kann meinen linken arm benutzen. ich kann mittlerweile sogar eine volle tĂŒte milch aus dem kĂŒhli holen. immerhin...
dass dir das gitarrespielen fehlt, verstehe ich mehr als gut. ein lebenslang ausgeĂŒbtes hobby kann man nicht einfach am eingang abgeben, weil die fĂ€higkeit weg ist. der schlag hat uns das können genommen, aber nicht das wollen. kannst du auch im kopf noch spielen und dir vorstellen, wie sich das griffbrett und die saiten anfĂŒhlen?
außerdem gehe ich mal davon aus, dass dir deine arbeit fehlt. es tut mir wirklich leid, was dich alles erwischt hat. auf der anderen seite: 91 stufen sind kein pappenstiell! und ein detail, auf das ich immer wieder aufmerksam gemacht wurde, ist, dass wir beide noch wir selbst sind und uns ausdrĂŒcken und kommunizieren können! das hĂ€tte auch anders ausgehen können - hab ich in der reha gesehen!!
ich wĂŒnsche dir alles gute, beste genesung und, wenn möglich, eine karriere als slide-spieler!
viele grĂŒĂŸe,
matthias

p.s. liebe admins: keine sorge, diese thread ist nicht als "unterhaltung ĂŒber krankheiten" gedacht. es geht schon noch ums gitarrespielen. ich war nur neugierig...
 
hallo zusammen!
ich wollte nur kurz berichten, dass die ĂŒbungen von gereon mir langsam helfen. die beweglichkeit der finger wird langsam etwas besser und die spreizungen gehen etwas weiter. ich kann das "beat it" solo noch nicht ganz wieder, rechne aber bis nĂ€xter woche damit...
ernsthaft: ich habe beinahe f-dur hingekriegt! das war vor drei wochen noch unmöglich! es geht also weiter.
gruß, matthias

p.s. bleibt oder werdet alle gesund!!
 
guten tag!
ich wollte nach einiger zeit mal einen kleinen zwischenbericht abliefern:
ich ĂŒbe weiter, aber mit erstaunlich geringem erfolg. alle sagen mir, ich bin zu ungeduldig und muß eben abwarten, bis muskulatur, spannung und die leitung zum und vom hirn wieder anlaufen. ich sehe auch geringe verbesserungen, aber insgesamt tut sich nach wie vor wenig. ich befinde mich jetzt im 12. monat. meine neurologin sagte mir, dass ich ein niveau, das man spielen nennen kann, frĂŒhestens in einem halben, eher einem ganzen jahr erreiche. könnt ihr euch vorstellen, eure eigenen songs nicht mehr spielen zu können? fĂŒr normale wechsel in langsamen songs bin ich zu langsam. und etwas wie E7 (mit dem kleinen auf dem d) kriege ich so gut wie gar nicht hin. an barre ist noch nicht zu denken. als ich vor vielen jahrzehnten angefangen habe zu spielen, ging das besser voran. jedenfalls glaube ich das...
sorry, wenn das etwas gefrustet klingt. ich möchte euch nicht runterziehen.
daher wĂŒnsche ich euch allen gute gesundheit und passt auf euch auf!
gruß,
matthias
 
1. Mich kannst Du so schnell nicht runterziehen.

2. Freut mich, dass Du Fortschritte machst. Auch geringe Verbesserungen sind dennoch Fortschritte.

3. Ja, das mit der Geduld und Ungeduld ist so eine Sache. Ich hab' den Eindruck, das wird mit zunehmendem Alter schlimmer.
Jetzt ist Dein Schlaganfall ja was anderes, wie mein Unfall mit der Hand, jedoch hatte ich zwei Jahre lang immer mal Phasen wo es gar nicht besser werden wollte, und sogar RĂŒckschritte gab es. Das kann schon deprimierend sein . . . muss es aber nicht.

4. Bleib dran! Du hast ein Ziel, und halte uns auf dem Laufenden.
 
hallo mr. 335 (immer noch die schönste gitarre, die je gebaut wurde!)!
wie lange trainiert deine schwester schon? 90 % ist ja verdammt gut - ich bin beeindruckt!
ich freue mich weiterhin ĂŒber anteilnahme, zuspruch und mutmachen. danke euch allen! bleibt alle gesund!
 
hallo horst!
nett, dass du an mich denkst!
bei mir geht es in winzigen schritten voran. ich habe zwischendrin eine pause gemacht, weil der frust mich gelÀhmt hat. manchmal ist es einfach schlecht zu ertragen, wenn man im kopf noch alles kann, die finger es aber nicht umsetzen. seit ein paar tagen habe ich aber wieder losgelegt. der schlaganfall hat mir das können genommen, aber eben nicht das wollen. ich schaffe gerade an "pigs on the wing" von pink floyd/animals. das kann ich schon beinahe spielen. die wechselgeschwindigkeit hapert noch. eine handvoll einfacher akkorde, aber immerhin...
neulich hab ich getrĂ€umt, ich stehe auf der bĂŒhne und spiele ein altes programm. da hab ich mich noch gewundert, dass das alles problemlos geht! also macht mein hirn auch mit.
geduld war noch nie meine stĂ€rke - das lerne ich jetzt seit ĂŒber einem jahr auf die harte tour! aber ich bleibe dran.
bleib gesund und spiel fĂŒr mich mit!
matthias
 
na, die freude ist eher geteilt: einerseits mache ich, wenn auch geringe, fortschritte. andererseits bin ich auf anfÀngerniveau.
ich bleibe aber dran, auch wenn ich der einzige anfÀnger mit bildschöner 335 bin...
danke fĂŒr die aufmunterung!
 
Hallo Matthias (und auch alle anderen!)
Ich bin erst jetzt auf diese website und diesen thread gestoßen und habe alles mit sehr großen Interesse gelesen. Es berĂŒhrt mich sehr, welche Erfahrungen du gemacht hast, weil sie sich stark mit meinen decken. Ich spiele Gitarre (hauptsĂ€chlich Akkorde und ein bisschen Skalen) und Bass und hatte im Januar 2022 einen Schlaganfall und konnte mit links ĂŒberhaupt nichts. Ich war dann bis April in der Reha, wo ich auch schon meine Gitarre mithatte, Ich hab zuerst einen gewaltigen Schrecken bekommen, als ich wie ein blutiger AnfĂ€nger klang. Inzwischen spiele ich wieder Bass (einfache Figuren) in einer Blues-Rock-Band, in der ich auch singe (was ich auch zuerst nicht konnte; ich dachte, ich hĂ€tte mein Gehör verloren!)
Das Gitarrespielen geht noch nicht so gut, vor allem die Griffe, bei denen der kleine Finger beteiligt ist, und BarrĂ© geht gar nicht. Die Fortschritte gehen mir eigentlich zu langsam, aber wie alle hier sagen, man muss Geduld haben. Fast jede Woche funktioniert ein anderer Griff besser, jetzt geht sogar d-moll (mit dem Zeigefinger auf der hohen E-Saite). Aber immer noch dĂ€mpfe ich Saiten ungewollt ab. FĂŒr die Fingerbeweglichkeit spiele ich Klavier, das ist eine gute Übung, aber auch hier gehen Akkorde mit links nur schlecht. Ich habe einen Song ĂŒber meine Situation geschrieben, aber ich war zu voreilig und habe Akkorde verwendet, die ich noch gar nicht kann (C-Dur!) Jetzt bin ich begierig, den Song zu singen und zu spielen.
Ich wĂŒnsche dir weiterhin gute Fortschritte, vielleicht kannst du weiter berichten, ich will es auch gerne tun.

Ulli
 
Hallo an alle hier beteiligten!
Ich habe mit grossem Interesse diesen thread gelesen und habe ihn vollstĂ€ndig gefolgt. mit ist dasselbe passiert, nur mit der rechten seite gelĂ€hmt. die griffe gehen ohne probleme nur die rechte hand kann nichts mehr. ich hatte vor dem schlaganfall eine flinke hand und sehr bewegliche finger, die sich fast alles erlauben konnten. heute bin ich fĂ€glich am ĂŒben, ĂŒben, daumen dann jeder finger bis zum kleinen finger.
ist diese thread eigentlich noch offen? seid ihr noch dran? ich lebe in der schweiz und möchte sehr gerne mehr von euch hören. liebe grĂŒsse und gute besserung Loek
 
vielen Dank Sharry!
bin sehr froh darum. hoffentlich liest matthias diesen thread auch noch! ich wĂŒnsche ihm viel kraft und gute besserung. bei mir hat viel ĂŒben geholfen und viel geduld , mut und zuversicht. es braucht endlos geduld, und winzige schritte, und eine neue lebenseinstellung. bei mit hat das so viel ausgemacht, milimeterschritte und einfach nicht die hoffnung verlieren. ich denke an alle denen sowas passiert ist, bleibt den mut behalten! ich schreibe spĂ€ter mehr
liebe grĂŒsse loek
 
Hallo zusammen und hallo Matthias,
ich bin neu im Forum und habe mich eben nach einer Netzsuche nach „Gitarre nach Schlaganfall“ registriert. Damit wisst ihr auch gleich zwei zentrale Sachen ĂŒber mich. Ich bin Gitarrist, verdiene nicht mein Geld damit, habe studiert auf dem AIM in Wien und bin seit ich denken kann in Bands unterwegs. Ich spiele auch Bass, Klavier und Schlagzeug, alles fĂŒr den Hausgebrauch.
Anfang Juli hat mich ein dicker Propf im Kopf unsanft auf die KĂŒchenfliesen geschickt. Der Arm war gelĂ€hmt und kam relativ fix ansatzweise wieder; das linke Bein, Sprechen, Gesicht und alles andere zum GlĂŒck noch schneller. Funktion im Arm ist derzeit bei vielleicht 65 Prozent, Kraft in der Hand bei Max 40 Prozent und GefĂŒhl in der Haut auf der linken Seite bei null. Heißt: wenn ich es nicht sehen kann, kann ich es nicht anfassen.
Rhythmus ist weg, mit metronom spielen geht nur mit grĂ¶ĂŸter konzentration, Akkorde gehen nicht, da fehlt die Kraft und das GefĂŒhl in der Hand, sliden geht nicht, weil ich nicht spĂŒren kann wie doll ich drĂŒcke Usw. Aber im Kopf ist das Wissen noch da.
Was Matthias vor einem Jahr beschrieben hat, den Traum mit der Band auf der BĂŒhne, hatte ich auch.
Ich fand es sehr hilfreich, oben schon nachlesen zu können und freue mich nach wie vor ĂŒber Tipps und Ideen, und vor allem: Matthias, Larry,wie geht es euch inzwischen? Habut ihr Lust auf einen Austausch? Oder andere Betroffene? Per Dm oder öffentlich, weil das vielleicht auch anderen helfen kann.
viele GrĂŒĂŸe,Jörg
 
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