Schon zu viele (gute) Bands?

A

Anonymous

Guest
Leute,

nach einer harten und teilweise auch wirklich frustrierenden Sommersaison stelle ich mir (und euch) die Frage, ob es in den letzten (20) Jahren tatsächlich schwieriger geworden ist, Livemusik zu "verkaufen"... (ihr könnt zur Kurzversion scrollen)

In diesem Sommer haben wir gute 10 Gigs an unterschiedlichen Locations mit unterschiedlichem Publikum hingelegt - davon waren (mindestens) 7 mäßig besucht (trotz guter Bühnen, guter Anlagen, angemessener PR, teilweise Festivals mit anderen Bands - kann also nicht nur unsere "Schuld" gewesen sein...).
Gemeinsam hatten alle Auftritte, dass das Publikum doch arg ĂĽber den "Beteiligungspunkt" geschubbst werden musste - dass da mal Leute SpaĂź haben wollen und einfach abtanzen ist mal gar nicht so verbreitet...

Ich mache ja nun schon 20 Jahre lang Cover-Mucke (aus dem Rockbereich) und empfinde die Forderungshaltung vom Publikum zunehmend erhöht und einseitig ("Ey, spielt mal Äßidießie (AC/DC)"). Zudem gibt es (gefühlt) immer weniger Läden, in denen man auftreten kann und (unglücklicherweise?) immer mehr Bands, die diese suchen.
Ein Blick auf die Bremer Szene ist da recht aufschlussreich: Im Meisenfrei (Bremer "Blues- und Liveclub") muss man nur mal auf das Programm klicken: da spielen pro Woche ca. 4-5 Bands, die meisten für lau. Dem Publikum (reichlich Musikerpolizei) werden die Bands praktisch hinterhergeworfen. Ist diese Inflation im Sinne von "Wettbewerb" letztlich gut für die Qualität oder stumpft man einfach (als potenzielles Publikum) nur ab?
Als "Hobbyband" habe ich in diesem Jahr durch Kosten für Websites (und die ist schlecht, ich kenne eine andere "Hobbyband", die sich eine (geile, da muss man fair sein) für 1200 hat machen lassen), T-Shirts, Plakate, Banner, Flyer, Leihwagen und (meistens) den FOH unterm Strich Verluste im Bereich einer Mexico-Strat eingefahren... Ist das eine Auswirkung des DSDS-Zeitalters? Bin ich noch "gut weggekommen?" (Ich höre von Bands, die erst einmal gemeinsam einen Kredit aufnehmen, Anlage kaufen, CD machen und es DANN nicht schaffen.) Hype kreieren und am Ende kellnern gehen? Wie geht's euch? Ich meine, wir alle wollen ja eigentlich nur Gitarre spielen...

OK, Kurzversion:

1) Findet ihr "Live" ist "schwieriger" geworden?
2) Wie findet man die Balance zwischen eigenem Anspruch und Forderungen des Publikums?
3) Spielt ihr selber in einer "erfolgreichen" Band? Wie kommt das? Wie habt ihr das gemacht?

Alle GrĂĽĂźe
o:dee
 
Hi o:dee,

ob Live schwieriger geworden ist kann ich leider nicht beurteilen.
Meine Musikerkarriere beschränkte sich bisher auf Schulbands, eine Punkrockband und zuletzt eine Bigband. Bei ersteren gab es eher wenige Auftritte, auf dem Schulfest oder in der Dorfkneipe, letztere wurde mehr für "offizielle" Anlässe gebucht - nach den Terminen zu urteilen, lief das recht gut.
Seit ziemlich genau einem Jahr spiele ich jetzt in meiner Rockabilly Band, in der Booking, Werbung und alles was dazu gehört in Eigenregie läuft.
In diesem unserem ersten Jahr hatten wir bisher knapp 20 Konzerte. Teilweise wurden wir gebucht, teilweise habe ich die Veranstalter genervt. Von Hochzeit ĂĽber Geburtstagen zu Stadtfesten bis Clubs und Kneipen war dann auch alles dabei.
Und mit dem Publikum schwankten auch die Forderungen: In den Clubs und Kneipen kamen unsere eigenen Songs gut an, wohingegen das Laufpublikum auf den Stadtfesten eher auf bekannte Coversongs anzuspringen schien - was nicht immer der dankbarste Job war.

Unseren Proberaum haben wir zunächst mit dem nötigsten gefüllt - dafür habe ich meine Semesterferien letztes Jahr in einer Chemiefabrik verbracht!
Mitlerweile haben die Konzerte aber einiges an zusätzlichem Equipment ermöglicht und finanzieren auch Werbung, Banner, Sprit, ect.

Mein Fazit nach einem Jahr:
Damit es gut läuft muss man als Hobbymusiker viel Zeit und Arbeit investieren, was in keiner Relation zur "Bezahlung" steht.
Reich werden wir damit also nicht. Aber solange wir + / - 0 rauskommen und am Ende noch die CD mit der eigenen Musik in der Hand halten und vor uns ein paar Leute applaudieren haben wir schon mehr verdiehnt, als wir uns in den ersten Wochen im Proberaum erträumt hätten.
 
Hmmm ... Ich persönlich möcht mich grad nicht beklagen, mal abgesehen vom Geld. Rund 20 Auftritte im Jahr sind mir völlig genug, ich hab ja noch anderes zu tun, grad an Wochenenden. Aber 400,- € für 8 Mann und 2 Stunden spielen, plus Auf- und Abbau, und dann nichtmal n Kasten Mineralwasser auf der Bühne - da wäre ich solange ja lieber Putzfrau bei uns in der Firma. Grundbedingung ist aber immer, dass wir nicht drauflegen, so mit Fahrtkosten etc. Also "pay to play" ist nicht.
Drum lege ich inzwischen mehr Wert drauf ne gute Party zu feiern. Und das klappt eigentlich immer, auch wenn wir in Locations toben, in denen sonst andere Richtungen gepflegt werden. Und wenn du nach nem Gig in nem Jazzclub gleich den nächten ausmachst, dann scheint es dem Wirt auch getaugt zu haben.
Also meine WĂĽnsche fĂĽr die Zukunft nicht unbedingt mehr Gigs, sondern welche mit viel Spass und gerne mit n bischen mehr Kohle als 10,-/h.

Grüüsssäää

Rid (der nie nach was von AC/DC gefragt wird)
 
Also .... reich wird man als Hobbyband mit der Musik natürlich nicht. Aber wenn man eine zur Zeit gefragte Musikrichtung spielt, meistens gut ankommt, find ich es eigentlich nicht so schwer (in Österreich) an Gigs zu kommen. Alleine in diesem Jahr hat meine Band ca. 40 gespielt. Insgesamt kann man davon alle zwei Jahre eine CD-Aufnahme und einen alten Bandbus finanzieren. Jedoch sieht niemand persönlich die Kohle, also alles, was erspielt wird, bleibt (minus Kosten wie Benzin, Saiten, ...) in der Band. Schlimm find ich es also nicht. Es sei denn, man spielt auf Zeltfesten, bei denen es (logischerweise) nicht um die Musik, sondern um riesen Besäufnis geht.
 
Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Hobby und Nebenjob. Ich meine rein finanziell.
Muss man sich ggf. Sorgen machen, dass sich irgendwann das Finanzamt meldet?
 
Weekend-Hero":7qgl15pc schrieb:
Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Hobby und Nebenjob. Ich meine rein finanziell.
Muss man sich ggf. Sorgen machen, dass sich irgendwann das Finanzamt meldet?

Moin,
so rein finanziell? Sobald du dafür bezahlt wirst. Also ab dem ersten Euro oder dem ersten Freiessen/Trinken was auch immer. Das ist zwar verrechenbar mit den Ausgaben, aber angeben mußt du es immer. Du unterschreibst bei deiner Steuererklärung, das alle Einkünfte und bezogene Ausgaben darin vermerkt sind.

So rein finanziell gesehen...

Wenn sich das Finanzamt von sich aus meldet, dann ist es schon ordentlich spät. Viele Hobbymusiker die ich kenne, geben diese Einkünfte entsprechend an, aber auch die Ausgaben. Einfach nur um auf der sicheren Seite zu sein.

Ciao
Monkey
 
Monkeyinme":23gs2kbo schrieb:
Weekend-Hero":23gs2kbo schrieb:
Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Hobby und Nebenjob. Ich meine rein finanziell.
Muss man sich ggf. Sorgen machen, dass sich irgendwann das Finanzamt meldet?

Moin,
so rein finanziell? Sobald du dafür bezahlt wirst. Also ab dem ersten Euro oder dem ersten Freiessen/Trinken was auch immer. Das ist zwar verrechenbar mit den Ausgaben, aber angeben mußt du es immer. Du unterschreibst bei deiner Steuererklärung, das alle Einkünfte und bezogene Ausgaben darin vermerkt sind.

So rein finanziell gesehen...

Wenn sich das Finanzamt von sich aus meldet, dann ist es schon ordentlich spät. Viele Hobbymusiker die ich kenne, geben diese Einkünfte entsprechend an, aber auch die Ausgaben. Einfach nur um auf der sicheren Seite zu sein.

Ciao
Monkey

So ist das.
Wenn die Einkünfte schon etwas mehr sind, dann ist es wichtig, dass man die Ausgaben auch genau aufschreibt (KM, Diäten eben alles). So gelingt es mir im Moment noch keine EK Steuer für Musik zu zahlen. Ich kenne die Freibeträge in D nicht aber als Schüler und Student sind die in Ö recht hoch. Was nix dran ändert, dass man das alles angeben muss.
Lg
Auge
 
o:dee":htx6wsa6 schrieb:
...

OK, Kurzversion:

1) Findet ihr "Live" ist "schwieriger" geworden?
2) Wie findet man die Balance zwischen eigenem Anspruch und Forderungen des Publikums?
3) Spielt ihr selber in einer "erfolgreichen" Band? Wie kommt das? Wie habt ihr das gemacht?

Alle GrĂĽĂźe
o:dee

Hi,

ja, es ist schwieriger geworden.
Musikclubs machen zu, Leute gehen weniger weg weil das Geld nicht mehr so locker sitzt.
Es gibt ,unabhängig von der Qualität, ein Überangebot an Cover/Tribute Bands die man überall für lau sehen kann
Wo frĂĽher auf Festen/Events "Dicke Backe"-Musik lief spielt heute die hunderteinundfĂĽnfzigste AC-DC Cover-Band.

Der eigene Anspruch sollte meiner Meinung nach immer an erste Stelle stehen.
Mir bringt es definitiv mehr wenn ich dem Publikum "meine" Musik schmackhaft machen kann,als zu versuchen es jedem rechtmachen zu wollen.

Blues und GruĂź
Blueswolf
 
OT ON:

Finanzamt? Alle Quittungen die mit Musik zu tun haben, Saiten, CDs, FOH-Kosten, Fahrtkosten (km Aufschreiben) und alles Einnahmen (also die für die jemand anders ne Quittung oder nen Vertrag für hat) und bei der nächsten Steuererklärung mit dazulegen. Ich persönlich schau, dass ich mit Musik ein paar Euro Gewinn mache. Aber solang es um ein paar zig oder hundert Euronen geht, ist es eh kein Drama.


OT OFF:
Grussss

Riddi


Da sass ich vor ein paar Jahren mit nem Drummer auf ner Fete rum und da meint er: Warum hast du eigentlich mit Musik angefangen? Bei mir wars wegen Geld und Frauen, und beides hat es nicht gebracht. Aber jetzt will ich auch nicht mehr aufhören!"
 
o:dee":1kgzbrqm schrieb:
OK, Kurzversion:

1) Findet ihr "Live" ist "schwieriger" geworden?
2) Wie findet man die Balance zwischen eigenem Anspruch und Forderungen des Publikums?
3) Spielt ihr selber in einer "erfolgreichen" Band? Wie kommt das? Wie habt ihr das gemacht?

Bei uns sieht das etwas anders aus. Das liegt zum einen and dem ganz
speziellen Genre, in dem wir uns bewegen und zum anderen an der langen
Zeit, die wir das jetzt schon machen.

zu 1) Nein, ĂĽberhaupt nicht! Wir bekommen immer mehr Gig-Angebote und
müssen somit auch mehr Absagen. Wir können uns sozusagen die Rosinen
rauspicken und mĂĽssen uns selbst kaum aktiv um Gigs kĂĽmmern.

zu 2) Wir machen seit (fast) 25 Jahren einfach das, wo wir Bock drauf haben.
Ob es jemand anderem als uns gefällt, hat uns noch nie interessiert.

zu 3) Ich denke, es liegt an unserer Hartnäckigkeit und Ausdauer ;-)
 
Da sind ja schon viele Berichte und Einschätzungen dabei! Vielen Dank!
Wie oft bei den Threads sind wir ja jetzt in einen anderen ĂĽbergegangen: Ab wann betreibe ich eigentlich ein Gewerbe?

Dazu empfehle ich die (bekannte) LektĂĽre: "Der Musiker im Steuerrecht".

Grundsätzlich ist zusammenzufassen, dass, wenn jemand etwas tut, um damit einen Gewinn zu erwirtschaften, ein Gewerbe vorliegt. Und hier ist Vorsicht geboten: Auch, wenn ihr das vielleicht gar nicht wisst, habt ihr bereits eine GbR gegründet, wenn ihr dem Wirt für "50,00 Kostenpauschale" eine Quittung unterschreibt. Musiker sind Musiker und keine Steuerberater - daher sehen Musiker das meist sehr locker, von wegen "sind ja nur n' paar Euro" oder "ich bin ja noch eingeschrieben" oder gar "die sollen sich mal um die Großen kümmern, bei mir ist nicht viel zu holen". Ich kann da Monkey nur beipflichten: Wenn sich das FA meldet (und die können das bis 10 Jahre nach dem Gig), dann ist mal gar nicht gut...
"Sondereinnahmen" (Hobbyband, ein paar sehr wenige(!) Quittungen im Jahr, niedriges Volumen, bspw. "50,00 vom Kirchenverein für das tolle Konzert") können auf der EStE angegeben werden und fließen mit in das Gesamteinkommen (und damit in den zu versteuernden Betrag(!) ein) - eine GbR muss separat abgerechnet und anschließend der Gewinn dem Einkommen zugerechnet werden. Das ist hier alles nur für Kleinstverdienste, ab dem Moment, wo ihr USt-pflichtig werdet, ist ja eh' ne andere Abteilung (beliebte Falle: der Wirt legt euch ne' Quittung mit ausgewiesener MWSt vor...) - aber das wissen die Pros ja...

Ich weiß von Muckern, die echt lange Zeit damit "durchgekommen" sind, praktisch alles im Schuhkarton "verschwinden" zu lassen - ich weiß aber auch von Hobbymuckern, die mal eben krasse Nachzahlungen verbrettert bekommen haben, weil sie (naiv) einfach alles wegen ein paar Euro Gage unterschrieben haben. Mit eurer Unterschrift auf einer Quittung gründet ihr in vielen Fällen ein Gewerbe, auch wenn es zunächst ganz anders aussieht...

Alle GrĂĽĂźe
o:dee
 
blueswolf":28pnsjib schrieb:
Es gibt ,unabhängig von der Qualität, ein Überangebot an Cover/Tribute Bands die man überall für lau sehen kann

Und genau das ist der springende Punkt. Was ich selbst festgestellt habe - sehr viele Bands 'verhuren' sich - sie spielen fĂĽr fast lau und stehlen somit anderen, teils wesentlich besseren Bands die Auftritte. Zumindest ist das hier in meiner Umgebung so. Finde ich absolut bescheuert von den Leuten.

Ich spiele eigentlich in erster Linie weil es mir SpaĂź macht, aber ich verkaufe mich auch nicht unter Wert! Mit 5, bzw. 6 Leuten spiele ich doch nicht unter 500 Euro - da ist ne fette PA Anlage, Lightshow, Hands und ne 2,5 Stunden Show mit drin. Ja wo simma denn hier? Sonstwo ist der Euro zur DM doch auch 1:1 umgerechnet worden. Zu DM Zeiten spielten wir nicht unter 500 Mark und das war nie ein Problem.

Im Moment bekomme ich keine Gigs, aber ich bleibe mir selbst treu und mache die 'Verhurung' nicht mit. Wir sind gut und bieten was fĂĽr Ohr und Auge (sagt man) und das hat nun mal seinen Preis.
 
Magman":2826u9qz schrieb:
blueswolf":2826u9qz schrieb:
Und genau das ist der springende Punkt. Was ich selbst festgestellt habe - sehr viele Bands 'verhuren' sich - sie spielen fĂĽr fast lau und stehlen somit anderen, teils wesentlich besseren Bands die Auftritte. Zumindest ist das hier in meiner Umgebung so. Finde ich absolut bescheuert von den Leuten.

Ich spiele eigentlich in erster Linie weil es mir SpaĂź macht, aber ich verkaufe mich auch nicht unter Wert! Mit 5, bzw. 6 Leuten spiele ich doch nicht unter 500 Euro - da ist ne fette PA Anlage, Lightshow, Hands und ne 2,5 Stunden Show mit drin. Ja wo simma denn hier? Sonstwo ist der Euro zur DM doch auch 1:1 umgerechnet worden. Zu DM Zeiten spielten wir nicht unter 500 Mark und das war nie ein Problem.

Im Moment bekomme ich keine Gigs, aber ich bleibe mir selbst treu und mache die 'Verhurung' nicht mit. Wir sind gut und bieten was fĂĽr Ohr und Auge (sagt man) und das hat nun mal seinen Preis.


Hi Martin,
ja genau so sehe ich das auch.
100% Zustimmung.
Wir Blueser sind halt doch aus einem anderen Holz geschnitzt ;-)

Blues und GruĂź
Wolfgang
 
OT:

Werden die Einnahmen der Bandkasse dann auf alle Bandmitglieder aufgeteilt, oder gibt jeder die kompletten Ein- und Ausgaben der Band an?

Wie ich jetzt herausfand gilt für drei von uns ein Freibetrag von 4800€ - das dürfen Studiker verdienen, ohne dass der BAföG-Satz gesenkt wird.
Das entsprechende Gesetz zum Kindergeld (§ 32 Abs. 4 EStG) legt die Obergrenze des Verdienstes aber bei 7680€ pro Kalenderjahr fest.
In den Kindergeld-Freibetrag werden allerdings nicht nur Einkommen, sondern auch Bezüge (BAföG) hineingerechnet.

D.h. nochmal genau nachrechnen ;-)
 
Hallo zusammen,

als leidenschaftlicher Musiker stelle ich mir schon seit langem genau diese existentielle Frage:
Wie erreiche ich "mein" Publikum?

Aktuell habe ich das Gefühl jeder Musiker und jede Band (ungeachtet ihrer musikalischen Qualität)
versucht ein Stück des Kuchens ab zubekommen, der in Form unzähliger Konzert auf uns alle niederprasselt.
Flächendeckend wird über Anzeigen, Plakate und Internet mit vermeidlichen Superlativen um sich geschoßen.
Je schriller desto besser. Ich reagiere mittlerweile meist genervt. Fatal wenn es, Angesicht der Tatsache, das
sich der Konzertbetrieb zur Haupteinahme fĂĽr Musiker entwickelt, vielen potentiellen Konzertbesuchern
so gehen wĂĽrde.

Es darf nicht sein, das alle Musiker nur dafĂĽr leben und arbeiten ĂĽber die groĂźe Festivals ein groĂźes Publikum
zu erreichen. Abgesehen davon, das die wenigsten in der ersten Reihe stehen können, leidet in erster Linie
die kleine, aber feine Kulturscene darunter. Wenn mir dann noch der Eindruck vermittelt wird, das dieser
unsägliche Einheitsbrei der "Großen" ein Garant für erlebnissreichen Kulturgenuss sind, krieg ich schon die Krise.

Trotzdem: Ich bin davon überzeugt, das es für jedes "gut Produkt" einen Publikum/Käufer gibt!

Die Frage ist also: Wie kann ich dem entnervten Zuhörer klarmachen, daß es irgentwo in diesem Überangebot
noch spannende Musik zu entdecken gibt?

Ein gutes Produkt zu haben und dieses auch noch zu vermarkten sind zwei Paar Schuhe. Hier trennt sich die
Spreu vom Weizen und das wird irgendwann jedem ambitionierten Musiker klar.

GruĂź, Uwe
 
Moin.
Mal ein Versuch aus Zuschauersicht(OK, vielleicht auch Muckerpolizeisicht): Ich bin musikalisch ziemlich satt. Wenn ich mir privat Konzerte ansehe, setzte ich musikalische Qualität voraus. Und dann hätte ich gerne noch was extra. Es muß da nicht die totale Rammsteinshow sein, aber wenn eine Band das Publikum "an" macht ist das schon die halbe Miete. Ganz verzichten kann ich auf Realschullehrerbluesbands(so in meinem Bekanntenkreis getauft), die eine lahme Bluesnummer nach der anderen runternudeln und ggf sogar noch Notenständer in Augenhöhe haben. Grauselig, aber immer noch auf den Bühnen dieser Welt unterwegs. Ich arbeite momentan wieder viel als Tontechniker und Backliner, da sehe ich sowas leider öfter. Ich brauche mir aber mittlerweile auch keine Möchtegernpunkkapelle anschauen, wo wirklich niemand bis 4 zählen kann und keiner sein Instrument beherrscht. Vielleicht werde ich auch nur alt.
Ganz allgemein geht ja der "Trend" wieder zu Live-Musik. Was ich als Musiker(und Techniker) natürlich begrüße und Gigs zu kriegen, finde ich nicht wirklich aufwendiger als früher. Das hat schon immer viel mit telefonieren und Netzwerken zu tun gehabt. Und am Ende setzt sich Qualität einfach durch. Vielleicht muß man heute eben neben der Musik wirklich was extra bieten. Eine Standard-RockCoverband brauche ich persönlich nicht, CountryRoads kann auch der DJ im Anschluß noch bringen. Dann sind die Massen auch zufrieden.
GruĂź
Ugorr
PS: Das viele Bands den eigenen Ausverkauf betrieben und fĂĽr zu wenig Kohle spielen, sehe ich allerdings auch. Es kommt da immer noch auf den Anlass(Benefiz, Folgegigs wahrscheinlich, Freundschaftsdienste mal ausgenommen) an, aber umsonst spiele ich idR nicht.
 
Mir ist aufgefallen, dass es inflationär viele Metal (Core, Death, Trash, Black und wie sie alle heißen), Emo und Punkbands gibt, von denen, wie Ugorr schon treffend erkannte, nur die wenigsten ihr Instrument annähernd beherrschen.
Gibt es eine Erklärung für diesen Trend? Wo sind die wirklich guten Rockmusiker geblieben? Die, die bei uns in den Proberäumen rungeistern, sind alle jenseits der 40. Die jüngeren? Siehe oben...
 
Sascha´s Strat":35j1q13a schrieb:
Metal (Core, Death, Trash, Black und wie sie alle heiĂźen), Emo und Punkbands

Das hört "die Jugend" halt heutzutage. Ich befürchte, dass die Generation vor uns auch sowas über uns sagte :roll:
Aber ich mach mir dakeine Sorgen weil aus dem Einheitsbrei kommen schon immer wieder ein paar gute rausgekrochen. Blos wenn die dann keine Chance bekommen :shrug:

Stay backslapped!

Rid
 
Weekend-Hero":8rukzk2f schrieb:
OT:

Werden die Einnahmen der Bandkasse dann auf alle Bandmitglieder aufgeteilt, oder gibt jeder die kompletten Ein- und Ausgaben der Band an?

Wie ich jetzt herausfand gilt für drei von uns ein Freibetrag von 4800€ - das dürfen Studiker verdienen, ohne dass der BAföG-Satz gesenkt wird.
Das entsprechende Gesetz zum Kindergeld (§ 32 Abs. 4 EStG) legt die Obergrenze des Verdienstes aber bei 7680€ pro Kalenderjahr fest.
In den Kindergeld-Freibetrag werden allerdings nicht nur Einkommen, sondern auch Bezüge (BAföG) hineingerechnet.

D.h. nochmal genau nachrechnen ;-)

Moin,

also die Einnahmen werde entsprechend eurer Einigung geteilt. Also wahrscheinlich gleichmäßig. Aber dann solltet ihr das auch alle angeben.

Du schmeißt Bafög, Kindergeld und Steuer durcheinander. Die Steuer will grundsätzlich wissen, wieviel du einnimmst. Als Student ist es sehr unauffällig, wenn Bafög und Kindergeld, da kommt keiner. Aber als Musiker gehst du einer freiberuflichen / künstlerischen Tätigkeit nach, und bist somit Einkommenssteuerpflichtig. Das Finanzamt möchte gerne selbst rausfinden, ob du noch unter dem Freibetrag liegst, was du mit deinen 4800,- tust. Und deine Ausgaben gibst du ja auch an: Proberaummiete (falls dein Vermieter das offiziell macht), Instrumente, Anfahrtskosten, Saiten, Bücher, Groupies...
Wenn das Finanzamt zu dir kommt, kann es die Steuern schätzen. Das kann mitunter teuer werden.
Ich habe allerdings von meiner Auftrittskohle nie was gesehen und angegeben, aber der Proberaum wurde besser und besser mit der Zeit. Und da die Gigs schon mehr als 10 Jahre her ist sollte das verjährt sein...

Ist alles nicht soo heiß wie es gekocht wird. Aber spätestens jetzt kannst du dich nicht mehr rausreden. Und bei den Einnahmen zahlst du ja wahrscheinlich eh keine Steuern, ausser evtl. MwSt.

Ciao
Monkey
 
Für mich als (gesangsfreier) 41-jähriger Gitarrist ist die Sachlage nüchtern betrachtet folgendermaßen:

- meine eigene Mugge interessiert (so gut wie) keinen - egal wie gut
- Cover - auch schwer, da Ăśberangebot
- Leute in meinem Alter gehen wenn dann auf Ăś30 Parties und auf keine regionalen Konzerte (dass muss schon ein Act sein)
- junge Leute wollen ihren Sound und nicht den Sound ihrer Eltern.....

Maximal auf div. Festivals gibt es Möglichkeiten. Da ist aber die Frequenz ca. 30 Bewerbungen zu 1 Auftritt...

mĂĽhsam ist das.....

mir geht es schlicht um Musik und um´`s spielen und nciht um die Frage: wie vermarkte ich mein Produkt. Das war noch nie meine Stärke. Zeit ist auch nur begrenzt vorhanden und diese möchte ich mit dem nutzen was ich kann - spielen, egal wo, was ...wie......bei mir ist es halt aktuell zu 90 % zu Hause vor dem Computer (Computer sind geduldige Zuhörer - und man kann schöne Sachen damit tun)...letztendlich macht man`s halt für sich. Zu 10 % spiel ich vor Publikum im Rahmen von Covermaterialien....hin und wieder helfe ich dann bei div. Bands aus....
 
ollie":347pdyck schrieb:
... mir geht es schlicht um Musik und um´`s spielen und nciht um die Frage: wie vermarkte ich mein Produkt. Das war noch nie meine Stärke.
... meine eigene Mugge interessiert (so gut wie) keinen - egal wie gut ...

Penetrant dranbleiben oder entspannt zurĂĽcklehnen?

Beides möglich.

Nur welche Variante macht mich letztendlich glĂĽcklicher?

:roll:

GruĂź, Uwe
 
Infolge der miserablen Auftrittsmöglichkeit habe ich nun meine Blues & Rock Band Cooltones komplett gekänzelt. Ich werde mich wieder komplett auf Swingin' Jump Blues & Shuffle konzentrieren und das Programm meiner Band Exbluesive mit neuem Konzept weiter ausbauen.

Es kann eigentlich allgemein nur besser werden - eine solche Flaute was Gigs betrifft habe ich bislang noch nicht erlebt :roll:
 
Tja Martin,
dann schaut es wohl bei Euch im Saarland auch nicht viel besser aus, als hier im Raum HB / Del. Oldenbg.
Ich wage zu behaupten, daĂź das Rauchverbot sein ĂĽbriges tut.
Bei uns schliessen deshalb die Lokations und Veranstalter scheuen massiv das Risiko eines leeren Ladens.

GruĂź

Sven
 
Schellibo":27fch9sd schrieb:
Tja Martin,
dann schaut es wohl bei Euch im Saarland auch nicht viel besser aus, als hier im Raum HB / Del. Oldenbg.
Ich wage zu behaupten, daĂź das Rauchverbot sein ĂĽbriges tut.
Bei uns schliessen deshalb die Lokations und Veranstalter scheuen massiv das Risiko eines leeren Ladens.

GruĂź

Sven

Hi Sven,

du hast hier einen Punkt beschrieben, der den Tatsachen entspricht. Hier bei uns schlieĂźen auch einige gute Kneipen die immer mal wieder Livemucke hatten. Nun kommen ja bei uns im Saarland nach den Wahlen noch die GrĂĽnen ans Werk und da wird das dann noch schwerer werden, bei dem was die alles bringen wollen.
Ich besichtige heute abend auch noch 2 Locations, da auch die Kneipe geschlossen hat wo ich regelmäßig Blues Jam Sessions organisiert habe. Lief grade so toll und wurde auch immer recht gut besucht - es ist zum :barf:

Aber aufgegeben wird nĂĽscht ;-)
 
Magman":1lyo2hfa schrieb:
blueswolf":1lyo2hfa schrieb:
Es gibt ,unabhängig von der Qualität, ein Überangebot an Cover/Tribute Bands die man überall für lau sehen kann

Und genau das ist der springende Punkt. Was ich selbst festgestellt habe - sehr viele Bands 'verhuren' sich - sie spielen fĂĽr fast lau und stehlen somit anderen, teils wesentlich besseren Bands die Auftritte. Zumindest ist das hier in meiner Umgebung so. Finde ich absolut bescheuert von den Leuten.

Ich spiele eigentlich in erster Linie weil es mir SpaĂź macht, aber ich verkaufe mich auch nicht unter Wert! Mit 5, bzw. 6 Leuten spiele ich doch nicht unter 500 Euro - da ist ne fette PA Anlage, Lightshow, Hands und ne 2,5 Stunden Show mit drin. Ja wo simma denn hier? Sonstwo ist der Euro zur DM doch auch 1:1 umgerechnet worden. Zu DM Zeiten spielten wir nicht unter 500 Mark und das war nie ein Problem.

Im Moment bekomme ich keine Gigs, aber ich bleibe mir selbst treu und mache die 'Verhurung' nicht mit. Wir sind gut und bieten was fĂĽr Ohr und Auge (sagt man) und das hat nun mal seinen Preis.


Recht haste Martin, wir sind auch 6 Musiker in der Band und ich will für jeden 200 € haben pro Auftritt und wer´s nicht zahlt, der soll sich halt
Midifiles anhören. Aber so haben wir nur noch max. 10 Gig´s im Jahr.
Den einzigen den das Freude bereitet sind unsere Musikerfrauen :lol:

VG Garry
 

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