Verarbeitung "alter" Gitarren

Ha.Em

Power-User
5 Jan 2009
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Hallo zuammen,

derzeit beschäftigt mich die Frage, wie die Lackierqualität alter Gitarren, so 50er bis 70er Jahre, war.

Wenn ich mir z. B. aktuelle Strat-Korpusse anschaue, dann sind die perfekt lackiert und spiegelglatt, wohl aufgrund moderner Fertigungstechnik und Farben und sowie einem hohen Grad maschineller Fertigung.

Nehme ich jetzt einen Korpus mit ausgeprägter Maserung, z. B. Esche, dann ist das ja gar nicht so einfach, diesen "glatt" zu machen. In einschlägigen Foren werden verschiedene Verfahren beschrieben, den Korpus vor dem Lackieren "glatt" zu bekommen : Mehrmals mit Tite-Bond/Bimsmehl-Gemisch behandeln, Aqua Coat oder diverse Kunstharz-Techniken auftragen und dann schleifen, schleifen, schleifen.

Hat man das früher in der Serienfertigung, als der Grad der maschinellen Bearbeitung noch gering war, auch gemacht, oder waren die Korpusse früher eben nicht spiegelglatt, sprich die Maserung war trotz Lackierung fühl- und sichtbar?

Gruß

Horst
 
Hallo,

viele alte Gitarren, die ich kennengelernt habe, waren unfassbar schlecht verarbeitet. Ich kann die Begeisterung für diese Vintage-Hobel deshalb auch nicht immer nachvollziehen.

Gruß

e.
 
Ich finde ja dass der Lack gar nicht interessiert, sondern nur der Klang und die Bespielbarkeit.

Für mich müssen genau diese beiden Aspekte sehr gut sein, und deswegen besitze ich auch kein real Vintage Instrument.

Neulich hatte ich mal so eine Ausnahmeerscheinung unter meinen Händen, aber diese Strat war leider unverkäuflich :-(
 
Es ist schwierig, die Frage nach der Lackqualität zu beantworten, da bei Vintage-Gitarren zumeist Nitrolacke verwendet wurden, die über die Zeit rissig und brüchig werden und den Farbton nicht halten...was objektiv gesehen eher nachteilig ist, subjektiv aber dem geneigten Vintage-Aficionado einen geistigen Pflaumensturz beschert....Deshalb kann man meines Erachtens nicht mehr sagen, wie den die Lackierungsqualität im Auslieferungszustand war.
Es mag btw. auch schon hundertfach sowohl theoretisch-physikalisch als auch durch Blindtests bewiesen sein, dass es bei Brettgitarren überhaupt keinen soundlichen Unterschied macht, ob das nun Nitro- oder DD-Lack ist, der Vintageliebhaber wird da vehemment widersprechen (und dann hunderte Gründe finden, warum er bei Blindtest versagt).

Zu der Thematik nur eine Geschchte:
Es gab Ende der 90iger einen (zumindest in tontechnischen Kreisen) bekannten Doppelblindtest, bei der moderne Meistergeigen sowohl italienischer als auch fernöstlicher Herkunft mit einer Stradivari verglichen wurde. Beim Doppelblindtest (d.h. sowohl Zuhörer als auch Geiger wissen nicht, welche Geige gespielt wurde) gewannn eine moderne Geige aus Japan. Beim einfachen Blindtest (d.h. der Geiger wusste, welches Instrument er spielt) gewann die Stradivari mit weitem Abstand...
In der tontechnischen Analyse zeigte sich, dass sich am Frequenzverhalten der Instrumente zwischen den beiden Tests nichts verändert hatte...aber im Bewusstsein, eine Stradivari in der Hand zu haben, spielte der Geiger damit einfach besser.

"People listen with their eyes", Zitat von Lester Polfus.
"Und Gitarrristen mit dem Geltungsbedürfnis", Ergänzung vom Evil Palatinate;)
 
Das (Alterungs-) Verhalten von Nitrolack kenne ich. Auch glaube ich nicht an den Voodoo des großen Einflusses vom Lack auf den Klang.

Ich baue mir gerade eine SSS-Strat zusammen. Die Teile hab' ich schon länger, und da ich jetzt 8 bis 10 Tage weniger zu tun habe, ist endlich auch mal Zeit zum Zusammbau. Ich hoffe, dass ich fertig werde:

US Roasted Swamp Ash-Body
US Quartersawn Hals mit Rosewood und Tusq, 9,5 x 14" Compound Radius

Leosounds Vintage Player Stevies '59er PUs, schwarze Kappen und Knöpfe
Gotoh 510T-FE1 Tremolo
Fender Vintage Tuner
. . .

Vintage Olympic White - Nitro, aber nicht wegen dem Voodoo - hat andere Gründe.
Mint Green Pickguard
. . . und natürlich KEIN Fender Logo, sondern ein Eigenentwurf.

Alles recht hochwertig, mit Zoll, Steuern usw. in Summe etwa der Preis einer AM Pro II, aber das ist natürlich keine Garantie, dass das fertige Teil dann auch so klingt, wie ich es mir wünsche.

Der Korpus wurde "lackierfertig" geliefert. Jetzt habe ich schon an mehreren Stellen gelesen, dass (Sumpf-) Esche, auch wenn lackierfertig angepriesen wird, doch recht aufwändig vorbehandelt werden muss, damit die Oberfläche richtig glatt wird.

Ich habe jetzt drei mal mit Clou Schnellschleifgrund gestrichen/gefüllert und geschliffen, die Maserung ist immer noch leicht fühlbar. Jetzt sind die ersten drei dünnen Schichten Lack drauf, mir gefällt's.

Bei dieser Aktion habe ich mich dann gefragt, wie man das wohl früher gemacht hat. Stundenlang von Hand geschliffen? Zugekleistert mit Kunstharz? Dick Lack drauf? Oder war früher die Oberfläche gar nicht spiegelglatt wie heutzutage, sondern eher die Maserung wahrnehmbar?


Gruß

Horst
 
Mit Lackieren kenne ich mich überhaupt nicht aus.
Könnte man nicht einen Lack seiner Wahl nehmen, es wiederholt auftragen und an/abschleifen, bis die Unebenheiten gefüllt sind? Also ohne zusätzliche Grundierung und ähnliches.
Dann wäre der vewendete Lack gewissermaßen sehr homogen, da es eben nur aus einer Zutat bestehen würde. Nur so ein Gedankengang.
 

Grundierung/Schnellschleifgrund sind billiger und besser schleifbar.
Bei Nitrolackschichten sind die einzelnen Schichten sehr dünn.
Es müssen also wohl immer mehre Schichten nacheinander
aufgetragen werden, die dann auch länger brauchen um auszuhärten.

Nitrolack ist also anfälliger und aufwendiger zu lackieren. Kann aber
sehr sehr dünn aufgetragen werden. Als dann auf PU Lacke umgestellt
wurde, war ein Vorteil das man ihn dicker (= weniger Arbeitsgänge)
auftragen konnte.
Das spart Zeit und Geld und gibt u.U. den berüchtigten "Lackpanzer"
(siehe z.B. Hertiecaster).

Ich besitze eine 1982er Tokai Strat, die zwar PU Lack hat, aber echt
dünn lackiert wurde. Das gefällt mir z.B. richtig gut.
 
Hallo bebob,

nein, das geht nicht. Nitro-Lack muss -mehrmals- dünn aufgetragen, sonst bekommst Du Lacknasen oder Verläufe. Heutzutage (PU-Lack, Füller usw.) ist das kein Problem mehr z. B. einen Korpus spiegelglatt zu bekommen; auch für einen Gelegenheitslackierer, wie mich.

In einschlägigen Foren gibt's haufenweise Anleitungen und Tipps, Materialien und Maschinen (Ich hab' ohnehin ein ordentliches Werkzeugarsenal) kosten nicht die Welt. Der Korpus wird schon exakt so, wie ich mir das vorstelle.

Meine Frage war einfach nur, wie haben die das früher mit den einfachen Mitteln und Materialien gemacht? Wurde da in der Serienproduktion tatsächlich so viel Handarbeit reingesteckt, damit so ein Korpus aussah, wie sie heute angeboten werden, oder war das alles etwas rustikaler?

Gruß
Horst
 
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Nein, noch lange nicht fertig. Die Muster hatte ich mal auf einem Stück Eschebohle gemacht, bevor ich mit dem Lackieren des Korpus angefangen habe. Einmal um den Clou Schnellschleifgrund und AquaCoat zu testen/vergleichen, und dann um die Farbe zu bestimmen: Aged Olympic White von Tonematters und Vintage Olympic White vom Gitarrenbastler.

Bis jetzt sind vier sehr dünne Schichten Vintage Olympic White und die erste Schicht Aged Olympic White drauf. Lasse das jetzt mal bis morgen im Keller trocknen, und werde mir das dann mal bei Tageslich anschauen.

Morgen kann ich ein Foto machen, mehr nicht, da wir zum SJock-Festival nach Lille fahren. Eigentlich nur für Social Distortion.

Nachtrag:

Auslöser war, dass ich mich etwas intensiver mit SRV beschäftigt habe und über diesen Thread gestolpert bin: https://www.musiker-board.de/threads/lackierung-und-aging-strat-body.646230/ ("Lackierung und Aging Strat Body").
Infos hole ich mir aus dem GitarreBassBau.de-Forum und natürlich Youtube, da bin ich auch auf die PUs gestoßen .

Wenn ich mal richtig Zeit habe, dann mache ich alles komplett selber, also Korpus, Hals und Pickguard. Vielleicht in 2 Jahren als Rentner.
 
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4 x Vintage Olympic White
1 x Aged Olympic White

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Jetzt folgt ein Zwischenschliff mit 1000er Nass, dann noch ein mal Vintage Olympic White und ein mal Aged Olympic White. Zum Schluss dann Klarlack, Nassschleifen mit 1000er, 2000er und 4000er, abschließend polieren. So der Plan.

Schlagbrett in Mint-Grün, mit Leosounds Vintage Player Stevies '59er. Bei der Schaltung werde ich ausprobieren, was mit besser gefälllt, klassisch 5-Weg, 2 x Ton, 1x Volume oder den Brücken-PU mit dem 2. Tonpoti ein- und ausblenden.

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Vintage-Tuner und Gotoh 510T FE1 (recht schwerer Stahlblock):

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Die "Bastelabteilung":

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Parallelprojekt für die Fender Player:

SD Hot Rails, SD Vintage Rails und eine Sonderanfertigung mit u. a. Keramikmagnet von Michael Pantleon (Um nah an den Birch-Pu-Sound von Tony Iommi zu kommen). Hier muss ich auch etwas experimentieren. Der Humbucker natürlich 500 k-Poti, bei den Rails werde ich mit 250er und 500er testen. (SDs mit 250er und Hum mit 500er ist etwas aufwändig, geht nur mir Megaswitch)


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Pickguardwechsel demnächst mit Stecker für Masse und Klinkenbuchse:

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Die Lötstellen auf den Potis muss ich nochmal mit der großen Lötstation nachgehen. Da wird zuviel Wärme auf der großen Fläche für die "kleine" 60 W abgeführt.
 
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