Tomcat":3t3222qo schrieb:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=0Grcn2W09bA&feature=related[/youtube]
Ok, der war auch ein Profi...
Ich hab Michael Jackson immer gemocht und schau mir auch gerne dieses Video an, aber mir kommt es gerade bei diesem Lied so vor, als ob keine einzige der beteiligten Personen auch nur ein klitzekleine Idee davon hat, was das für ein Stück ist, das sie da gerade spielen, und wo das eigentlich mal hergekommen ist.
Und das ist bei TOP 40 oder Cover oder ähnlichem - meiner Meinung nach - auch immer ein gewisses Problem. Es gibt eben Stücke, die ein eigenes Leben und eine eigene Geschichte haben, was dazu führt, dass man, wenn man sich einfach mal so damit auf die Bühne stellt, um die Leute zu unterhalten, gar nichts besser macht: Nicht das Stück, und nicht sich selbst. Kann zum Geldverdienen dienen, aber das hier ist ja nicht
www.moneyworld.de.
Das heißt: Wenn man Bon Jovi oder andere Nichtigkeiten covert, die von vornherein darauf angelegt sind, ein Publikum zu unterhalten, das ebensogut auch zu einer TOP 40 Band gehen könnte, dann ist das völlig in Ordnung. Aber daneben gibt es auch Musik, die darauf angelegt ist, zumindest ein bisschen ernst genommen zu werden - und, wie man sieht, über die Jahre/Jahrzehnte hin eben auch ernst genommen wird. Vielleicht bin ich da der einzige, aber manche Lieder erfordern eine gewisse Ernsthaftigkeit/Auseinandersetzung/was-auch-immer. Das heißt nicht, das irgendeine Form von Werktreue erforderlich wäre - ein Gedanke, oder der Schatten eines Gedankens würden es auch schon tun. Wenn das nicht gegeben ist und die Stücke einfach "nur mal so zum Geldverdienen" herangezogen werden, und wenn sie dann noch so gespielt werden, dass überhaupt kein erweiterndes Element hinzukommt, dann finde ich das schon ein bisschen schwierig.
Mit dieser Meinung stehe ich gerne alleine, und um mich noch ein bisschen alleiner zu machen: Im kontinental-europäischen Urheberrecht gibt es ja dieses wundervolle Entstellungsverbot. Das hat mir immer sehr eingeleuchtet, dass man als Schöpfer verbieten kann, dass mit dem Werk irgendein Blödsinn gemacht wird. Dahinter steht eben der Gedanke, dass das Werk eine Art von Eigenleben hat, und dass der Urheber als Schöpfer dieses Eigenlebens dazu in der Lage sein muss zu verhindern, dass jeder - ob aus ökonomischen oder anderen Motiven - seine Finger drantut. (NB: Für die Amis ist ein derartiger Gedanke natürlich völlig bedeutungslos, und Michael Jackson war, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ohnehin im Besitz der gesamten US-Beatles-Rechte.)
Viele Grüße aus der Stadt des Tangos (wo wir gerade von "Stücken mit Eigenleben" sprechen),
Michael