Verstimmungsprobleme, ohne eine Lösung

M

Martin es355

Neues Mitglied
16 Okt 2023
4
0
Hallo, ich bin zwar neu hier, allerdings kein Gitarrenanfänger.

Und ja, es gibt natürlich einige Beiträge zur Stimmstabiliät, aber mir fällt nach rund 30 Jahren Gitarrenerfahrung nichts mehr zu meinem Thema ein, weshalb ich das
hier mal in die Runde stellen möchte.

Meine Harley Benton HB 35plus verstimmt sich extrem schnell und ist nach spätestens 3-5 min out of tune.
Habe noch eine orig. Strat und eine geliebte Eastmann T386-RD, also ich bin sehr darüber bewusst was ich für 279 Euro HB35 erwarten kann.
Grundsätzlich ist sie aber Ihr Geld absolut wert und ich war der Überzeugung dass es eine Möglichkeit geben muss diese Gitarre im tune zu halten.


Deshalb habe ich bisher folgendes gemacht.
Natürlich mehrfach neue Saiten aufgezogen und ausprobiert.
Sattel durch einen hochwertigen breiter gekerbten Nylonsattel ausgetauscht
Bridge durch ein gute Röllchenbridge ersetzt, (welche eigentlich nur beim Tremolo Sinn macht), ich wollte es aber ausprobiert haben.
Und natürlich die Mechaniken zweimal ausgetauscht durch einmal Grover 102-N Rotomatic
und dann die hochwertigen Schaller keystones.

Mir fällt mittlerweile nichts mehr dazu ein, was das Tunningproblem beheben könnte.

Deshlab meine Frage:
Hat jemand Erfahrungen oder ne Idee was ich noch ausprobieren könnte.
Oder liegt das einfach an der Gitarre, weshlab ich mich von meinen Zielgedanken verabschieden sollte.
Wobei mir das technisch nicht rein geht, warum sich meine Eastmann sehr selten verstimmt
und diese HB 35 mit guten Bauteilen permanent.

Eine Idee?
 
Wie verstimmt sich die Gitarre denn? Einzelne Saiten, alle Saiten, reproduzierbar tiefer/höher, beim Spielen oder wenn sie einfach steht?

Gibt's äußere Bedingungen, die immer ähnlich sind? Aus dem kalten Koffer ins warme Zimmer genommen?

Saiten nach dem Aufziehen gedehnt, ggf. mehrfach wiederholt?

Mal beim Gitarrenbauer gewesen?

Aber nach dem was Du schreibst, hast Du schon sehr viel versucht. Ich persönlich würde das Thema abhaken und nicht noch mehr Zeit und Geld versenken, auch wenn's unbefriedigend ist.
 
Hallo Dynakorder, ja, vielleicht sollte ich das nochmals detaillierter aufzeigen:
Gitarre steht auf Ständer bei relativ gleichen thermischen Bedingungen. Selten mit im Proberaum.
Natürlich Saiten nach aufziehen gedehnt, teilweise auch 2 Monate drauf gelassen und gespielt.
Meist handelt es sich um die d-g-h Saiten, die sich während des Spielens verstimmen.

Gitarrenbauer gibt es bei uns in Reichweite leider nicht.
 
Meiner Erfahrung nach liegt das fast immer am Sattel.
Ich hatte sogar schon einen TUSQ XL Sattel der nicht richtig funktionierte.

Mittlerweile besitze ich ein eigenes Sattel-Feilen-Set um nicht wegen jedem Stimmproblem zum Gitarrenbauer rennen zu müssen.

Beim Saitenwechseln einfach mal die Saiten per Hand hin-und-herbewegen durch ihr zugehörige Sattelkerbe. Dabei merkt man recht schnell im Vergleich untereinander welche Saiten zu schwergängig durch die Kerbe laufen.

Oft hilft es den oberen Teil der Kerbe mit der Feile für die nächst größere Saite aufzufeilen, damit zumindest der obere Teil der Saite mehr Platz zum durchlaufen hat.

Dann ist es auch noch entscheidend dass die Kerbe den richtigen Winkel hat. Wenn sie komplett parallel zur Saite läuft kann das okay sein. Fällt die Kerbe von der Saite der Kopfplatte/Mechaniken in Richtung Bundstäbchen, dann wird die Saite schnarre (ähnlich wie bei einer Sitar).

Die TUSQ XL Sättel sind haben ein genau anderes Gefälle in der Kerbe, die fallen von der Bundstäbchenseite in Richtung der Kopfplatte. Dann schnarrt nichts. Wenn du nach einer gewissen Spielzeit die Saite rausnimmst aus dem Sattel siehst du dass es nur eine recht kurze Auflagefläche der Saite innerhalb der Kerbe gibt, sie liegt also fast nur auf der Kante in Richtung Bundstäbchen auf. Wenn dann die Kerbe noch ausreichend breit ist hast du kaum Widerstand im Sattel und die Gitarre hält optimal ihre Stimmung.
 
Mittlerweile besitze ich ein eigenes Sattel-Feilen-Set um nicht wegen jedem Stimmproblem zum Gitarrenbauer rennen zu müssen.

Oft hilft es den oberen Teil der Kerbe mit der Feile für die nächst größere Saite aufzufeilen, damit zumindest der obere Teil der Saite mehr Platz zum durchlaufen hat.

Dann ist es auch noch entscheidend dass die Kerbe den richtigen Winkel hat.

Dem schließe ich mich an. Würde das Problem auch beim Sattel sehen.
 
Hallo Ihr zwei, das war auch meine erste Vermutung. Und genau den Sattel, TUSQ XL (Martin) habe ich drauf, ein Feilenset habe ich mir
vor 9 Monaten auch schon gekauft und am Sattel etwas nachgearbeitet. Das waren insofern auch meine Gedanken, leider aber hat es nichts gebracht. Vielleicht hast Du aber auch Recht, dass ich irgendwann aufgeben muß, auch wenn mir das nicht in den Kopf wil, wo das Problem herkommt. Danke aber für die Tipps....
 
Bevor ich aufgebe, würde ich aber einen oder eventuell auch mehrere Gitarrenbauer mal anrufen oder eine e-mail schreiben, zumal Du ja zum Kaufpreis noch so einiges reingesteckt hast. Mit dem Hinweis auf die Entfernung bzw. Distanz gibt es vielleicht einen telefonischen oder e-mail-Rat.
Eine weitere Alternative ist die HB 35 einem Gitarrenbauer (oder auch Thomann) zu schicken, das kostet mit Tracking und Versicherung um die 15,00 € per Strecke, oder mach mal einen Samstagsausflug, falls dann ein Gitarrenbauer Publikumsverkehr hat.
 
Hallo,

das wird jetzt vermutlich länger und ein paar Gedanken klingen nach Klugscheißer, für beides bitte ich vorab um Entschuldigung.

Werfen wir vorneweg mal einen Blick auf Keith Richards. Der Mann spielt seit Jahrzehnten Tele, ES 335 und gar eine Les Paul junior. Die 3L/3R Kopfplatten führen häufig zu Verstimmungen und Singlecoils brummen. Sein Team und er kommen damit zurecht. Das sage ich mir immer wieder, wenn ich beim leichten Brummen meiner Tele wieder zucke und über Noiseless-Pickups nachdenke. Man kann also diese Probleme entweder lösen oder mit ihnen leben.

Hier geht es um eine Harley Benton, die als Zweitgitarre gedacht ist. Wir Gitarristen sind Snobs - so richtig lange und so richtig zufrieden sind wir mit dieser Marke meist nicht, wenn wir mal ehrlich zu uns selbst sind. Bevor ich Geld in eine HB reinstecken würde, würde ich sehr intensiv überlegen, ob das wirklich sinnvoll ist. Du hast eine gute 335 - spiel die. Wenn eine Saite reißt, hast du eine Strat - dann spiel die. Ja, ich habe auch eine HB, ja, ich häufe auch immer wieder wenig sinnvoll GItarren an. Frag dich aber wenigstens, ob du abseits der Stimmprobleme schon wirklich zufrieden mit der HB bist und nicht noch über neue Elektronik, Pickups etc. nachdenkst oder den Headstock doch irgendwie nicht so hübsch findest.

Davon abgesehen, hatte ich in den vielen Jahren immer wieder Gitarren, die ich quasi nie stimmen musste und welche, die ständig verstimmt waren. Die stimmstabilen Instrumente waren immer die besseren und die sind auch länger bei mir geblieben. Jetzt aber mal zur Sache, Herr erniecaster!

Bei einer 3L/3R Kopfplatte werden die Saiten am Sattel in zwei Richtungen geknickt, einmal nach unten wegen der abgewinkelten Kopfplatte und gleichzeitig nach rechts oder links. Das verursacht Reibung.

Der erste Trick ist ein Gleitmittel. In meinen Anfängertagen hat man mir geraten, mit dem Bleistift durch die Sattelkerben zu gehen, weil das Graphit in der Mine ein Schmiermittel wäre. Später habe ich gelernt, dass kein Graphit in der Bleistiftmine ist, da die Bleistiftmine das aber nicht wusste, hat sie trotzdem geschmiert. Andere Menschen haben Vaseline benutzt und wer unbedingt Geld ausgeben wollte, hat sich die Secret Nut Sauce gekauft. Was das ist und wo es zu bekommen ist, bitte googeln, dafür bin ich gerade zu faul.

Wenigstens eine Richtung der Verstimmung lässt sich kostenfrei ändern: Üblicherweise zieht man Saiten ja so auf, dass die Wicklungen der Saite immer weiter Richtung Kopfplatte wandern. Versuch mal, bei den sich verstimmenden Saiten andersrum zu gehen, also die Wicklungen nach oben (Trick von Robert Baker aus Youtube).

Gegen das Abknicken nach rechts und links gibt es den String Butler:

Ich habe das Teil nie selbst ausprobiert, glaube Tim Pierce aber ziemlich viel.

Grüße

erniecaster
 
Nachdem wohl alle Möglichkeiten durchprobiert wurden, die Saiten sich trotzdem verstimmen, gibt es noch weitere Faktoren.
Die Wicklung der Saiten spielt eine große Rolle, auch wenn man die Saiten ausgiebig dehnt, kann die Saite bei zu hohem Wickelanteil noch nachrutschen, auch nach einiger Zeit.
Hat der Hals genug Spannung? Könnte sein, dass der Hals unmerklich nachgibt, den Trussrod mal kontrollieren, ob es seinen Dienst tut, gegebenenfalls anspannen.
 
Spannendes Thema!

Saiten richtig (also möglichst wenig Umwicklungen) aufziehen ist ein wichtiger Aspekt.

Aber wenn es konstruktive Mängel gibt hilft das alles nicht (wenn der Hals nicht stabil genug ist oder nicht fest in der Halstasche sitzt).

Ich bin ziemlich gut darin Strats mit floating Trem wirklich stimmstabil zu bekommen. Aber bei einigen Strats hat das nicht so gut funktioniert wie bei anderen - die mussten dann auch relativ schnell wieder gehen.

Was nützt einem der edelste Gourmet Sound mit glockigen Höhen und irre sensibler Dynamik wenn die Chords einfach nicht in Tune sind?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo erniecaster und bebob, danke für den input.

Ich habe tatsächlich einen kleinen Riss im eingeleimten Hals, Übergang zum Korpus im Lack entdeckt.
Das dürfte eigentlich nicht sein. Würde eventuell für einen nicht stabil bzw. sauber und gut eingeleimten Hals im Korpus sprechen.
Muß ich mal einen Gitarrenbauer fragen, auch wenn es nur ein kleiner Lackriss ist.
Allerdings, wenn der Hals insgesamt nachgeben würde, wären nicht immer die gleichen 3 Saiten d-g-h betroffen oder denke ich da falsch?

Halsstabspannung hatte ich beim genauen einstellen überprüft, vielleicht aber auch da ein wenig überzogen, was den Riss erklären könnte ?

Wicklung umdrehen ist sicherlich ein spannender Gedanke, hab ich noch nie drüber nachgedacht, probier ich mal aus. Könnte eine Erklärung für die d-g-h Saiten sein.

Grafitschmierung hab ich gemacht.

Und... erniecaster... du hast mehr als recht. Man will sich manchmal Motivation über eine neue Gitarre verschaffen, aber das Budget reicht nicht aus...bzw. wäre es eine teuer erkaufte Motivation mit einer richtig guten Gitarre. Unter 300 Euro ist sehr sehr verlockend und wenn man dann mal bei youtube tests usw anschaut oder was liest, denkt man sofort die muss es sein, das ist ein Schnäppchen laut dem was da so alles von sich gegeben wird. Vergleiche von Epihone, Larry Carlton zu HB werden scheinbar wenig objektiv bewertet und die Billigheimer stehen meist richtig gut da. Auf der anderen Seite habe ich selbst Ibanez , Epiphone, Larry Carlton und Gibson einen ganzen Tag getestet, bis ich mich dann für die Eastmann entschieden habe. Und ehrlich gesagt, waren die Ibanez und Epiphone aus meiner Sicht kein Gramm besser, und das ist noch positiv ausgedrückt, als die HB 35. Die Eastmann oder Larry Carlton dann schon.
Aber, man denkt man immer wieder, es könnte doch wirklich ein Schätzchen unter den Billigheimern sein, so wie das HB Zeug hochgejubelt wird.
Ja, ich habe gute Gitarren die definitv fast alles abdecken. Aber die Gier.....
Da ich kein Heftigrocker bin, brauch ich keine LP, aber eine gut gemachte Tele wäre noch so ein Thema, aber das gehört jetzt nicht hierher.

Ich danke euch jedenfalls für eure Beiträge und werde den Gitarrenbauer befrage wegen dem Hals.
 
Allerdings, wenn der Hals insgesamt nachgeben würde, wären nicht immer die gleichen 3 Saiten d-g-h betroffen oder denke ich da falsch?
das wäre ein starkes Indiz für den Sattel.
Ich habe tatsächlich einen kleinen Riss im eingeleimten Hals, Übergang zum Korpus im Lack entdeckt.
Halsstabspannung hatte ich beim genauen einstellen überprüft, vielleicht aber auch da ein wenig überzogen, was den Riss erklären könnte ?
HB Gitarren werden zwar effizient und mit der heutigen Technologie hergestellt, die Holzauswahl könnte aber nicht die Beste sein, will sagen, wenn man den Halsstab falsch bedient (bzw, so falsch kann man den nicht bedienen, dass da Schäden entstehen können, in diesem Fall), sollten keine Risse entstehen, weder im Lack, noch im Holz. Der RLackriss bei Dir könnte auf einen tiefer gehenden Schaden deuten.
Deshalb, Gitarrenbauer ist eine sehr gute Idee.
Wicklung umdrehen ist sicherlich ein spannender Gedanke, hab ich noch nie drüber nachgedacht, probier ich mal aus. Könnte eine Erklärung für die d-g-h Saiten sein.
Tatsächlich ist das richtige Saitenaufziehen ein Garant für Stimmstabilität. Nur so viel, für die Bassseiten reichen zwei Wicklungen (E, A, D), bei den Diskant reichen maximal 3. Das ist eine Pauschalregel. Es gibt auf YT viele Anleitungen, ich persönlich mache das, indem ich nach der ersten Wicklung, die letzten über die eingeführte Saite führe, da die Walze (Mechanik) konisch ist, wird die eingeführte Saite nach unten gedrückt und mit den letzten Wicklungen fixiert. Man muss da keine Knoten oder so machen, das sieht man auch oft, kann man, muss man nicht.
 

Ähnliche Themen


Beliebte Themen

Zurück
Oben Unten