Moin,
also - ich habe jetzt mal Blindverkosten dürfen.
Den VSA535 sprich 335er Clone und die AV3.
Die VSA535er in adrettem Sunburst und die AV3 in Natural.
Zugegen waren zudem eine Johnson 335, Gibson 335 Dot Reissue und eine alte japanische 335er von Hondo.
Günstig vs. billig, sprich Vintage VSA vs. Johnson - schon trocken kann man die Johnson nach 3 Tönen wieder wegstellen.
Die Johnson klingt im Vergleich zur Vintage wie ein saitenbespannter Pappklo-Deckel.
Es soll dem Hörensagen nach auch wirklich gute Exemplare von Johnson geben - nun - diese hier war da sicher keine von.
Die Hondo schlägt sich dagegen gut.
Ihr würde ich sogar ein "befreiteres" Aufspielen attestieren wollen, aber kein Wunder, denn die Vintage ist ein flammneues Gerät und die Hondo irgendwas mit 30+ und viel gespielt.
Das sollte man wohl auch hören.
Jetzt aber - der Chef steigt in den Ring.
Die Gibson, schön ist sie und irgendwie muss man zugeben - ja, der Headstock ist einfach wunderbar und auch wenn die Hondo auch einen Open Book mit sich rumträgt ist doch der klassische Gibson Schriftzug einfach eine Augenweide im Vergleich zum plumpen "HONDO".
Und ich gebe zu - so ganz frei von dem was da so auf dem Kopf steht konnte ich mich bisher auch noch nicht machen.
Marketingstrategen haben uns eben über Jahrzehnte "only a Gibson is goog enough" eingebläut und es zeigt schon Wirkung.
Klanglich ist die "G" genau was man erwartet. Schöner Ton, Holzanteil, schwingt toll ein und spielt sich klasse - echt gut.
Aber und hier bin ich mir sicher - Wenn der gleiche Gitarrist einem blinden Publikum 3mal den gleichen Song mit Hondo, Vintage und Gibson vorspielt bin ich mir völlig sicher das keiner der Zuhörer die Gibson raushören wird.
Man darf sich also neben allen "psychoakustischen Effekten" dann schon fragen warum so eine Vintage VSA535er in England derzeit 214€ in Rot und 230€ in Sunburst kostet und die Gibson eine Dezimalstelle mehr im Preis hat.
Vom direkten Anfassen, der Tonentfaltung im stillen Kämmerlein - ja, da ist die Gibson sicherlich feinzeichnender und wirkt auch insgesamt teurer.
Die Vintage ist im Detail vielleicht auch etwas mit mehr Höhen gesegnet, was an der Konstruktion liegen mag, oder einfach nur an "dieses Exemplar klingt halt so". Ich hatte schließlich auch schon 335 Gibsons in der Hand die heller klangen. Sollte man also nicht überbewerten.
Aber 230€ zu, ok man soll fair sein, 1900€ beim gleichen UK Händler - da stimmt in Sachen Preis Leitung irgendwas nicht so 100%ig. Soviel mehr wert ist die Gibson in Sachen Sound und Bespielbarkeit ehrlich betrachtet nicht. Live und selbst im Studio wird den Unterschied meiner Meinung nach wirklich keiner hören und wen interessiert es wie sich Gitarren unterscheiden, wenn man das Ohr auf der Zarge hat.
Die AV3 ist bisher nicht erwähnt - sie ist nicht so typisch 335.
Hat zwar auch einen schönen akustischen, holzigen Anteil, aber klingt doch anders.
Ich würde Magi zustimmen, wenn er sagt das die AV3 irgendwie besonders teuer klingt.
Ich bin ja ein Freund von Komponententausch, aber ich würde zugeben müssen dass das Ding Gig-Ready ist.
Out of the Box, Kabel rein und Abfahrt.
Ach ja - wo ich grad nochmal Tante Edith walten lasse - die AV3 ist nicht nur kleiner, sondern auch leichter und grad in Natural einfach wunderschön.
Darf ich sagen, weil meine PRS McCarty ebenfalls Natural ist - steh ich also drauf, wenn es nicht ganz so pornös daher kommt.
Für die Bühne stelle ich mir einen Wechsel PRS zu AV3 recht passend vor.
Solid Body PRS für das Brett und die AV3 für die Sachen mit wenig Gain und viel Holz im Ton.
Für mich selber muss ich mir aber noch final klar werden ob ich nun lieber klassischeren 335er Sound mag, oder doch eine AV3.
Hier schwanke ich noch, wobei die AV3 das deutlich vielseitigere Instrument ist.
Aber so oder so werde ich wohl ohne Wehmut eine Vintage kaufen und die Gibson dabei nicht vermissen. Bei Fender vs. Thorndal ist mir die Abkehr vom Markennamen ja schon gelungen - Vintage macht es einem leicht auch noch den Sprung weg von Gibson zu wagen.
Achja... man sollte erwähnen das die 335er Vintage in meinen Augen die schönere Kopfplatte von den beiden Vintage Gitarren hat. Die der AV3 ist ein wenig plumper geraten, aber auch noch ok.
Nur den Markennamen an sich empfinde ich nach wie vor als Fehlgriff.
Grüße
MIKE