E
erniecaster
Power-User
- 19 Dez. 2008
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- 4.528
- 2
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Hallo!
Kleines Experiment: Fahrt mal mit einem Fahrrad um eine Kurve und zwar gerade so schnell, dass ihr nicht auf die Fresse fallt. So. Und jetzt stellt euch vor, dass ein Fußgänger entgegen kommt, dem ihr ausweichen müsst. Bremsen, lenken, Gewichtsverlagerung - in Bruchteilen von Sekunden.
Wer genau macht das? Das Kleinhirn. Das wunderbare Kleinhirn steuert eure Bewegungen.
Wer häufig die gleiche, längere Strecke Autofahren muss, kennt das vielleicht. Man kommt ins Grübeln, denkt an das eine oder andere (und zwar im Großhirn) und plötzlich ist man fast zuhause und hat überhaupt keine Erinnerung an die letzten hundert Autobahnkilometer. Das Kleinhirn ist gefahren.
So. Lasst uns dem Kleinhirn beibringen, den Ton zu formen. Das geht, indem man erstmal den Ton ganz bewusst (Großhirn) weich, warm und rund spielt. Am Hals mit angewinkeltem Plektrum die Saiten "durchdrücken". So lange probieren, bis der Ton so ist, wie er sein soll und dann damit lange spielen.
Dann ist es an der Zeit, einen funkigen Sound zu spielen - und Finger weg von Potis und Schaltern!! Eher Richtung Steg anSCHLAGEN, Plektrum vielleicht weicher halten, damit es "klatschiger" klingt.
Dann brettern. Und dann rotzen. Und dann - ach, fuck, probieren. Und dann kommt die Königsdisziplin: Bewusst zwischen den Sounds zu wechseln. Beim Üben. Und dann darf man auch gern mal ein wenig schalten.
Und dann ist es wie beim Fahrrad- oder Autofahren. Man entscheidet nur noch, um die Ecke zu fahren. Dann wird nicht mehr überlegt, wie man kuppelt, Gas gibt oder schaltet oder gar das Gleichgewicht hält. Das macht dann irgendwann das Kleinhirn.
Beim Üben höre ich immer noch hin und spiele sehr bewusst. Beim Spielen höre ich eher "den Ton im Kopf" und lasse mein Kleinhirn den Rest machen. Das kann das nämlich besser als ich.
Mein Aha-Erlebnis hatte ich bei einem Gig. Ich spielte das Intro und die erste Strophe, dann den Refrain und - fuck - dann hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie dieser wunderschöne Song jetzt weitergehen würde. Ich entspannte mich, ließ Kleinhirn und Finger machen und hörte dem Ganzen zu. Klar, Refrain danach, dann der C-Teil und so weiter und so fort. Ich wusste ungelogen bis zum letzten Ton bei jedem Teil nicht, was danach kommen würde. Kleinhirn und Finger schon.
Zweites Aha-Erlebnis: Irgendwann habe ich mal bei einer Session gespielt. Den Scheiß irgendwie laufen lassen - ihr kennt das. Dann fragte mich einer, wie das mit dem Chicken-Picking geht.
Was?
Okay, ich hatte zwar geübt, neben dem Plektrum auch mal den Mittelfinger der rechten Hand zum Zupfen mit einzusetzen. Nur - so richtig bewusst hatte ich das nicht gemacht. Ich habe mir mal später selbst auf die rechte Hand gesehen und gemerkt, dass ich das tatsächlich tue. Besser gesagt: Mein Kleinhirn hat das gemacht.
Ich habe eine ganze Auswahl an Slides und einen, einen ganz bestimmten Sound, den ich für Slides haben will. Es gibt Slides, die diesen Sound quasi eingebaut haben. Ein Slide, der ansonsten praktikabel ist, wirft diesen Sound eben gerade nicht so einfach raus. Ich muss kurz daran denken, wie ich meinen Sound haben will - und dann ist er da.
Der Trick ist: Lange bewusst üben. Großhirn. Und dann laufen lassen. Kleinhirn. Und je weniger Kleinhirn für die reine Technik gebraucht wird, desto mehr hat das Großhirn Kapazität, sich um den Ausdruck zu kümmern. Und dann viel weniger denken.
Gruß
erniecaster
Kleines Experiment: Fahrt mal mit einem Fahrrad um eine Kurve und zwar gerade so schnell, dass ihr nicht auf die Fresse fallt. So. Und jetzt stellt euch vor, dass ein Fußgänger entgegen kommt, dem ihr ausweichen müsst. Bremsen, lenken, Gewichtsverlagerung - in Bruchteilen von Sekunden.
Wer genau macht das? Das Kleinhirn. Das wunderbare Kleinhirn steuert eure Bewegungen.
Wer häufig die gleiche, längere Strecke Autofahren muss, kennt das vielleicht. Man kommt ins Grübeln, denkt an das eine oder andere (und zwar im Großhirn) und plötzlich ist man fast zuhause und hat überhaupt keine Erinnerung an die letzten hundert Autobahnkilometer. Das Kleinhirn ist gefahren.
So. Lasst uns dem Kleinhirn beibringen, den Ton zu formen. Das geht, indem man erstmal den Ton ganz bewusst (Großhirn) weich, warm und rund spielt. Am Hals mit angewinkeltem Plektrum die Saiten "durchdrücken". So lange probieren, bis der Ton so ist, wie er sein soll und dann damit lange spielen.
Dann ist es an der Zeit, einen funkigen Sound zu spielen - und Finger weg von Potis und Schaltern!! Eher Richtung Steg anSCHLAGEN, Plektrum vielleicht weicher halten, damit es "klatschiger" klingt.
Dann brettern. Und dann rotzen. Und dann - ach, fuck, probieren. Und dann kommt die Königsdisziplin: Bewusst zwischen den Sounds zu wechseln. Beim Üben. Und dann darf man auch gern mal ein wenig schalten.
Und dann ist es wie beim Fahrrad- oder Autofahren. Man entscheidet nur noch, um die Ecke zu fahren. Dann wird nicht mehr überlegt, wie man kuppelt, Gas gibt oder schaltet oder gar das Gleichgewicht hält. Das macht dann irgendwann das Kleinhirn.
Beim Üben höre ich immer noch hin und spiele sehr bewusst. Beim Spielen höre ich eher "den Ton im Kopf" und lasse mein Kleinhirn den Rest machen. Das kann das nämlich besser als ich.
Mein Aha-Erlebnis hatte ich bei einem Gig. Ich spielte das Intro und die erste Strophe, dann den Refrain und - fuck - dann hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie dieser wunderschöne Song jetzt weitergehen würde. Ich entspannte mich, ließ Kleinhirn und Finger machen und hörte dem Ganzen zu. Klar, Refrain danach, dann der C-Teil und so weiter und so fort. Ich wusste ungelogen bis zum letzten Ton bei jedem Teil nicht, was danach kommen würde. Kleinhirn und Finger schon.
Zweites Aha-Erlebnis: Irgendwann habe ich mal bei einer Session gespielt. Den Scheiß irgendwie laufen lassen - ihr kennt das. Dann fragte mich einer, wie das mit dem Chicken-Picking geht.
Was?
Okay, ich hatte zwar geübt, neben dem Plektrum auch mal den Mittelfinger der rechten Hand zum Zupfen mit einzusetzen. Nur - so richtig bewusst hatte ich das nicht gemacht. Ich habe mir mal später selbst auf die rechte Hand gesehen und gemerkt, dass ich das tatsächlich tue. Besser gesagt: Mein Kleinhirn hat das gemacht.
Ich habe eine ganze Auswahl an Slides und einen, einen ganz bestimmten Sound, den ich für Slides haben will. Es gibt Slides, die diesen Sound quasi eingebaut haben. Ein Slide, der ansonsten praktikabel ist, wirft diesen Sound eben gerade nicht so einfach raus. Ich muss kurz daran denken, wie ich meinen Sound haben will - und dann ist er da.
Der Trick ist: Lange bewusst üben. Großhirn. Und dann laufen lassen. Kleinhirn. Und je weniger Kleinhirn für die reine Technik gebraucht wird, desto mehr hat das Großhirn Kapazität, sich um den Ausdruck zu kümmern. Und dann viel weniger denken.
Gruß
erniecaster