Mal halbwegs ernsthaft:
In den 60er und 70er Jahren waren die technischen Möglichkeiten begrenzt. Auf der Suche nach einem eigenen Sound waren Fantasie und Experimentierfreude gefragt.
Der gute alte Link Wray beendete diese Suche völlig entnervt, indem er die Membranen seiner Lautsprecher mit einem spitzen Bleistift durchbohrte. Der so entstandene „Flattersound“ ist sein Original und nicht kopierbar.
Lehrreich ist auch die Biografie von Keith Richards, eines der unterhaltsamsten originellsten Bücher der letzten Zeit (für mich). Die coolste Sau des Rock'n'Roll erzählt weniger über Sex, dafür mehr über seine unendliche Suche nach neuen Sounds.
Große Teile von „Exile on Main Street“,„“Jumping Jack Flash” oder auch „Gimme Shelter“ spielte er keineswegs auf einer elektrischen, sondern auf einer akustischen Gitarre ein. Er spielte sie direkt in einen Kassettenrekorder mit voll aufgedrehtem Pegelregler. Das Ergebnis ist ein verzerrter, kaputter Sound, den man nicht kopieren kann.
Und dann gab es da noch die Kragenstäbchen (mal googeln), die man kurz vor der Brücke zwischen die Saiten klemmte.
Der große Michael Bloomfield erzählte einmal in einem Interview, wie „sein“ Studiosound entsteht. „Ich setze mich mit der Gitarre ins Wohnzimmer, meinen Amp (einen kleinen Boogie) stelle ich in die Badewanne mit einem Mikro und der Bandmaschine davor.
Kurz: Der Sound der 60er, was auch immer das ist, hatte wenig mit bestimmten Gitarren oder Amps zu tun. Man machte aus dem Unzulänglichen, was man zur Verfügung hatte, das Beste mit Kreativität, verrückten Ideen und Einfallsreichtum.
Alles Eigenschaften, die in der heutigen Konsumwelt, voll mit bierernsten DigitaltĂĽftlern und Equipmentfreaks verkĂĽmmert sind. FĂĽrchte ich.
Tom