Hallo!
Es war gestern um zehn vor vier, als ich fast vom Stuhl fiel. Das weiß ich genau, denn ich saß in einer Kneipe, um das Fußballspiel Bremen gegen Hamburg zu sehen. Nebenbei las ich in der Januar-Ausgabe von Gitarre&Bass und kam nicht daran vorbei, mir sofort ein Kölsch zu bestellen – obwohl ich damit meinen Grundsatz „kein Bier vor vier“ brach.
Gitarre&Bass „testete“ eine Framus. Das ist erstmal nicht überraschend. Mitten im Test allerdings kam HP Wilfer zu Wort und kommentierte den Preis der Gitarre. Jawohl, Framus wird jetzt hochpreisig, denn Wilfer braucht das Geld, um aus Warwick/Framus einen der führenden weltweiten Hersteller zu machen. Dafür hat er jede Menge teure Maschinen gekauft und hervorragende Mitarbeiter eingestellt. Letzteres wird noch intensiviert. Auch in die Werbung würde noch mehr Geld gesteckt werden als bisher. Geld, das übrigens auch aus den Gewinnen mit der China-Handels-Ware stammt, also Digitech, Rockbag etc.
Nun finde ich persönlich, dass solche Statements nicht in einen Test gehören oder wenigstens räumlich oder farblich ein wenig getrennt werden sollten. In einer idealen Welt ist ein Tester unabhängig vom Hersteller und möglichst objektiv. Hier wird die Bewertung des Testers mit der Erläuterung des Herstellers in einen Topf geworfen.
Besonders pikant ist aber der Zeitpunkt dieser Statements. Es ist nun wirklich noch nicht lange her, dass auf Grund des „Stern“-Artikels über Arbeitsbedingungen im Hause Warwick ein Aufschrei durch die einschlägigen Foren ging. Dass ausgerechnet jetzt Wilfer über hochqualifizierte Mitarbeiter und Welt-Marktführerschaft spricht und über den „Stern“ kein Wort verliert, finde ich dreist. Dass es keinen Kommentar von Gitarre&Bass gegeben hat, erwähne ich nur noch der Vollständigkeit halber. Schließlich hat Wilfer ja klar zu verstehen gegeben, dass es in Zukunft einen wachsenden Werbe-Etat gibt.
Die Gitarre&Bass kostet am Kiosk 4,60 Euro, ist in Hochglanz und ziemlich dick und es gibt Interviews mit echten Weltstars. Ich wäre bereit, ohne Hochglanz und in dünner sogar 6,60 Euro zu zahlen – für Interviews mit B-Sternchen aus der europäischen oder sogar deutschen Gitarrenwelt und Tests, die den Namen verdienen. Dafür aber Schluß mit der Wilferschen Hofberichterstattung.
So kurz vor Weihnachten darf man sich ja mal was wünschen. Schade, dass ich nicht mehr an den Weihnachtsmann glaube und davon ausgehen muss, dass dieser Wunsch unerfüllt bleibt...
Gruß
erniecaster