martin
Power-User
- 9 Mrz 2016
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Hallo liebe Gemeinde,
einige von euch haben es sicherlich schon beim Gesichtsbuch gelesen dass ich letztes Wochenende Aushilfe gespielt habe bei einer SĂ€ngerin-Cover-Show.
Bei dieser Show war vieles ganz anders als es sonst bei Konzerten oder Musical-Vorstellunegn ist:
In-Ears waren Pflicht, weil du abgesehen von den ganzen Instrumenten sowohl einen Clicktrack hörst als auch einen Backingtrack (mit additional Keys, Atmossounds, Backingvocal, Percussion). Dazu kommen noch Ansagen auf dem Clicktrack, wo neue Formteile oder Breaks eingezĂ€hlt werden. Das wĂ€re ja blöd wenn diese Zusatzinfos laut ĂŒber BĂŒhnenmonitore abgespielt wĂŒrde.
Also habe ich mir auf Empfehlung des Hauptgitarristen diese In-Ears gekauft. Klang ist fĂŒr diesen Einsatzzweck klasse, als normale Kopfhörer zum Musikhören aber nicht so gut geeignet wegen etwas weniger BĂ€ssen. Das ist aber fĂŒr In-Ear-Einsatz fĂŒr Musiker so gewollt. Die tiefen Frequenzen bringen sehr viel Energie aufs Ohr, das lĂ€sst dein Gehör schnell ermĂŒden, mit weniger BĂ€ssen ist ein lĂ€ngeres konzentriertes Hören möglich. Abgesehen davon fand ich das wĂ€hrend der Show auch nicht zu Bass-arm, so einen geilen Monitorsound hatte ich noch nie in meinem Leben.
Damit so etwas stressfrei funktioniert braucht es aber einen Tontechniker, der ersten Ahnung hat und zweitens aber auch eine Menge wichtiges Digital-Equipment am Start hat (er hat mir das erklĂ€rt, aber sorry, ich kann das nicht mehr richtig widergeben, es lĂ€uft quasi auf einen digitalen Splitter hinaus, der komplett alle (!) Mic- und Line-Signale von der BĂŒhne einsammelt und dann an das Hauptmischpult fĂŒr die Beschallung weitergibt.
Die Musiker benutzen dann eine App fĂŒrs Handy oder iPad, wo dann tatsĂ€chlich alle 40 KanĂ€le verteilt auf 5 Bildschirmseiten angezeigt werden. Als ich das hörte war ich ein bisschen verĂ€ngstigt, weil mir nicht klar war wie ich in der kĂŒrze der Zeit so viele Signale in einen ausgewogenen Mix bringen kann. Spontan dachte ich mir "Warum zur Hölle werden mir da keine Subgruppen angeboten?".
Letztendlich war das aber doch ganz leicht, weil die Mixing-App die verschiedenen Mixe der einzelnen Musiker aus den Proben bzw. von den letzten Vorstellungen gespeichert hat. Der Techniker hat mir dann gezeigt wie ich zu dem letzten Mix von dem Hauptgitarristen komme. Damit kam ich dann gleich wunderbar klar und musste mir nur noch meine Gitarren (E-Git und Acoustic) anpassen.
Die Band hat einen eigenen Tontechniker, der auch das ganze Equipment besitzt und zu jedem Gig mitbringt fĂŒr das Monitoring. Externe PA-Techniker der jeweiligen Locations bekommen dann die durchgeschleiften Signale, aber die Inputs und das Monitoring liegt komplett in der Hand der Band und dem eigenen Techniker.
Eine Sache hat mich aber dann doch etwas unvorbereitet getroffen: ich stand zwischen einem Schlagzeuger und einem Percussionisten, da hat die BĂŒhne ganz schön gebebt. Deswegen konnte ich den wunderschönen Hall meines Fender Pro Reverbs nicht mehr benutzen (weil die Hallspirale sonst gescheppert hĂ€tte). Und mein Sound war natĂŒrlich Mono.
Direkt beim ersten Song im Soundcheck bin ich dann gefragt worden warum ich so einen furztrockenen Sound hÀtte. Der Hauptgitarrist spielt mit einem Modeller in Stereo und hat da gleich HallrÀume, Kompressoren, Delays usw. drauf.
In meinem Fall musste das dann der FOH-Mischer ĂŒbernehmen, aber der konnte aufgrund des Systems keine Effektreturns an das Band-eigene Monitoring senden. Also blieb es bei einer recht trockenen Gitarre auf den Ohren der Mitmusiker.
Tja, ich bin ja bekennender analoger Röhren-Fan! Aber was ich bis jetzt noch nicht erwĂ€hnt habe ist die Tatsache, dass die In-Ears wirken wie ein krasser Gehörschutz. Das ist nicht zu vergleichen mit meinem angepassten Gehörschutz, der alles nur ein wenig leiser macht. Das Teil ist wie Oropax, wenn die im Ohr sind kannst du dich mit einer anderen Person nicht mehr unterhalten, du bist wirklich komplett abgenabelt von der AuĂenwelt. Das war schon ein bisschen ein Schock.
Der Bassist hatte deswegen sogar ein eigenes Mischpult auf seinem Stressbrett und zwei Atmo-Mics dabei. Er nennt die Atmo-Mics seine "Ohren", er mischt den Original-BĂŒhnen-Umgebungssound dann selbst dazu zu seinem IN-Ear-Mix.
FĂŒr mich habe ich festgestellt, dass ich mir in so einem Setup das Leben mit einem Röhrenamp nur selbst schwer mache. Wenn ich eh nicht mehr hören kann wie geil es drauĂen klingt, dann sind mir die Möglichkeiten eines professionellen Modellers (Axe FX, Kemper, Line6 Helix) doch lieber. Im schlimmsten Fall ist mein Amp sogar zu laut und stört nur noch den Sound im Raum. Wenn ich ihn leiser mache (weil auf der BĂŒhne auĂer dem Schlagzeug eh nichts mehr laut zu hören ist), dann verliere ich aber extrem die UnterstĂŒtzung vom Amp (wenig Sustain, keine Kompression, alles klingt dann sehr spitz und die Strat macht nur "pling").
Ein weiterer Aushilfsjob steht an, ich werde da eine Entscheidung treffen mĂŒssen. Noch einmal dort aufschlagen mit meinem Fender Amp? Ich weiĂ nicht...
Viele GrĂŒĂe
Martin
einige von euch haben es sicherlich schon beim Gesichtsbuch gelesen dass ich letztes Wochenende Aushilfe gespielt habe bei einer SĂ€ngerin-Cover-Show.
Bei dieser Show war vieles ganz anders als es sonst bei Konzerten oder Musical-Vorstellunegn ist:
In-Ears waren Pflicht, weil du abgesehen von den ganzen Instrumenten sowohl einen Clicktrack hörst als auch einen Backingtrack (mit additional Keys, Atmossounds, Backingvocal, Percussion). Dazu kommen noch Ansagen auf dem Clicktrack, wo neue Formteile oder Breaks eingezĂ€hlt werden. Das wĂ€re ja blöd wenn diese Zusatzinfos laut ĂŒber BĂŒhnenmonitore abgespielt wĂŒrde.
Also habe ich mir auf Empfehlung des Hauptgitarristen diese In-Ears gekauft. Klang ist fĂŒr diesen Einsatzzweck klasse, als normale Kopfhörer zum Musikhören aber nicht so gut geeignet wegen etwas weniger BĂ€ssen. Das ist aber fĂŒr In-Ear-Einsatz fĂŒr Musiker so gewollt. Die tiefen Frequenzen bringen sehr viel Energie aufs Ohr, das lĂ€sst dein Gehör schnell ermĂŒden, mit weniger BĂ€ssen ist ein lĂ€ngeres konzentriertes Hören möglich. Abgesehen davon fand ich das wĂ€hrend der Show auch nicht zu Bass-arm, so einen geilen Monitorsound hatte ich noch nie in meinem Leben.
Damit so etwas stressfrei funktioniert braucht es aber einen Tontechniker, der ersten Ahnung hat und zweitens aber auch eine Menge wichtiges Digital-Equipment am Start hat (er hat mir das erklĂ€rt, aber sorry, ich kann das nicht mehr richtig widergeben, es lĂ€uft quasi auf einen digitalen Splitter hinaus, der komplett alle (!) Mic- und Line-Signale von der BĂŒhne einsammelt und dann an das Hauptmischpult fĂŒr die Beschallung weitergibt.
Die Musiker benutzen dann eine App fĂŒrs Handy oder iPad, wo dann tatsĂ€chlich alle 40 KanĂ€le verteilt auf 5 Bildschirmseiten angezeigt werden. Als ich das hörte war ich ein bisschen verĂ€ngstigt, weil mir nicht klar war wie ich in der kĂŒrze der Zeit so viele Signale in einen ausgewogenen Mix bringen kann. Spontan dachte ich mir "Warum zur Hölle werden mir da keine Subgruppen angeboten?".
Letztendlich war das aber doch ganz leicht, weil die Mixing-App die verschiedenen Mixe der einzelnen Musiker aus den Proben bzw. von den letzten Vorstellungen gespeichert hat. Der Techniker hat mir dann gezeigt wie ich zu dem letzten Mix von dem Hauptgitarristen komme. Damit kam ich dann gleich wunderbar klar und musste mir nur noch meine Gitarren (E-Git und Acoustic) anpassen.
Die Band hat einen eigenen Tontechniker, der auch das ganze Equipment besitzt und zu jedem Gig mitbringt fĂŒr das Monitoring. Externe PA-Techniker der jeweiligen Locations bekommen dann die durchgeschleiften Signale, aber die Inputs und das Monitoring liegt komplett in der Hand der Band und dem eigenen Techniker.
Eine Sache hat mich aber dann doch etwas unvorbereitet getroffen: ich stand zwischen einem Schlagzeuger und einem Percussionisten, da hat die BĂŒhne ganz schön gebebt. Deswegen konnte ich den wunderschönen Hall meines Fender Pro Reverbs nicht mehr benutzen (weil die Hallspirale sonst gescheppert hĂ€tte). Und mein Sound war natĂŒrlich Mono.
Direkt beim ersten Song im Soundcheck bin ich dann gefragt worden warum ich so einen furztrockenen Sound hÀtte. Der Hauptgitarrist spielt mit einem Modeller in Stereo und hat da gleich HallrÀume, Kompressoren, Delays usw. drauf.
In meinem Fall musste das dann der FOH-Mischer ĂŒbernehmen, aber der konnte aufgrund des Systems keine Effektreturns an das Band-eigene Monitoring senden. Also blieb es bei einer recht trockenen Gitarre auf den Ohren der Mitmusiker.
Tja, ich bin ja bekennender analoger Röhren-Fan! Aber was ich bis jetzt noch nicht erwĂ€hnt habe ist die Tatsache, dass die In-Ears wirken wie ein krasser Gehörschutz. Das ist nicht zu vergleichen mit meinem angepassten Gehörschutz, der alles nur ein wenig leiser macht. Das Teil ist wie Oropax, wenn die im Ohr sind kannst du dich mit einer anderen Person nicht mehr unterhalten, du bist wirklich komplett abgenabelt von der AuĂenwelt. Das war schon ein bisschen ein Schock.
Der Bassist hatte deswegen sogar ein eigenes Mischpult auf seinem Stressbrett und zwei Atmo-Mics dabei. Er nennt die Atmo-Mics seine "Ohren", er mischt den Original-BĂŒhnen-Umgebungssound dann selbst dazu zu seinem IN-Ear-Mix.
FĂŒr mich habe ich festgestellt, dass ich mir in so einem Setup das Leben mit einem Röhrenamp nur selbst schwer mache. Wenn ich eh nicht mehr hören kann wie geil es drauĂen klingt, dann sind mir die Möglichkeiten eines professionellen Modellers (Axe FX, Kemper, Line6 Helix) doch lieber. Im schlimmsten Fall ist mein Amp sogar zu laut und stört nur noch den Sound im Raum. Wenn ich ihn leiser mache (weil auf der BĂŒhne auĂer dem Schlagzeug eh nichts mehr laut zu hören ist), dann verliere ich aber extrem die UnterstĂŒtzung vom Amp (wenig Sustain, keine Kompression, alles klingt dann sehr spitz und die Strat macht nur "pling").
Ein weiterer Aushilfsjob steht an, ich werde da eine Entscheidung treffen mĂŒssen. Noch einmal dort aufschlagen mit meinem Fender Amp? Ich weiĂ nicht...
Viele GrĂŒĂe
Martin