Reizthema-Gitarre-Lautstärke

erniecaster schrieb:
Hallo!

DocBrown schrieb:
die Fragestellung, wie „laut“ man denn spielen sollte oder darf. Und das nimmt mittlerweile erheblich viel Probezeit in Anspruch.

Dann mal zurück zum Ausgangspost.

Hier hilft moderne Technik gepaart mit ein wenig Organisation und leider ein wenig Spießigkeit.

Macht doch mal einen richtigen Soundcheck. Richtschnur ist der unverstärkte Drummer. Wenn sich jetzt alle gut hören können, kommt die moderne Technik ins Spiel: Fotos von den Lautstärkereglern via Mobiltelefon.

Wenn dann irgendwann wer zum Lautstärkeregler greift, dann kann man ihm das Handy vor die Nase halten und gepflegt runterdrehen. Wenn ihr noch eine Vereinbarung "einmal lauter machen und erwischt werden kostet einen Kasten Bier" schließt, dürfte die Diskussion bald erledigt sein.

Wie laut es beim Gig vor Ort sein darf, könnt ihr dann ja vor Ort diskutieren.

Die Diskussionen kenne ich auch bis zur Ermüdung. Wenn man sich oder den Gesang plötzlich nicht mehr hört, das reklamiert und dann aufgefordert wird, eben selbst laut zu machen, verlässt mich die Lust.

Gruß

erniecaster

Das sind Alles Dinge, die schon längstesn passiert sind. Die Gitarren sind (das schrieb ich ja auch schon) in vielen Rhythmuspassagen LEISER als die Drums. Es ist nicht so, dass wir grundsätzlich nicht wissen, wie man "leiser" spielt und/oder spielen kann und/oder es nicht wollen. Ich glabe, dass muss hier noch mal deutlich gemacht werden.

Aber: Und DAS ist für mich das Thema, all das wird nicht reichen, zumindest nicht bei bestimmten Technikern, locations. Und Obacht: Ich rede hier nicht von Kneipen!
Bei Kneipengigs (Das ist ja auch das allseits beliebte Totschlagargument FÜR das Leisespielen) hatte ich noch NIE Probleme dieser Art!
Ich muss das hier mal betonen: Die sogenannten Kneipengigs, die immer als problematisch dargestellt werden, waren für mich immer die stressfreisten Veranstaltungen.

Viel wichtiger ist für mich allerdings die psychische Komponente und da ringe ich gerade nach Worten, um das vielleicht noch einmal besser zu formulieren. Es ist ja auch nicht nur ein Gitarristenproblem, ich denke Drummer sind da noch ganz anders von betroffen...
 
Hallo DocBrown,

okay, tu mir den Gefallen und ring mit Worten. Dann formulier nochmal, was eigentlich dein Problem ist - ich jedenfalls verstehe es nicht.

"Psychische Komponente" im Zusammenhang mit Lautstärke?

Das erinnert mich übrigens an einen Vorfall im letzten Jahr. Ich bin in meine Stammkneipe gegangen und kurze Zeit später kam das Ordnungsamt. Ein Nachbar hatte sich über die Lautstärke der Live-Musik beschwert. Es gab an dem Abend in dem Laden keine. Der Nachbar muss mich reingehen sehen haben - mit Gitarrenkoffer...

Gruß

erniecaster
 
Magman schrieb:
Tommy ich denke nicht das das Thema poliltgesteuert wird. Es gibt je nach Veranstaltungsort klare Anweisungen was Lautstärke betrifft. Bei uns hier ist das teils schon übergreifend von Kneipe über Club bis Stadtfestbühne. Bei letzterem ist es sogar schon vorgekommen dass sie einer Band den Saft abgestellt haben weil sie weit über die Grenze beschallt hatten und Anweisungen samt Warnungen nicht befolgt haben.

Aber Mag, hier besteht doch Einigkeit und der Punkt ist unstrittig. Zumindest von meiner Seite aus! Wirklichen Idioten muss man kein Forum bzw. Bühne geben.

Du bemühst gerade wieder dieses Klischee, der jungen, wilden,unbelehrbaren Proletenrocker (überspitzt ausgedrückt).
Wobei es mich persönlich schon wundert, wo ihr diese Leute immer noch seht und hört. In meiner Region gibt es das kaum noch, da traut sich keiner mehr sowas überhaupt zu versuchen.
Okay, subjektive Beobachtung.

Nochmal:
Die Bewegung, es leiser zu versuchen war und IST eine notwendige und wichtige Sache, um Musik wieder besser konsumierbar und temfähiger zu machen.
aber es ist eben einen Bewegung, bei der ich mich momentan farge, inwieweit sie sich weiter bewegt und/oder überhaupt sich weiter bewegen KANN UND dabei der Sache dienlich ist.

Oder andersrum:
Die ganzen Idioten, die zu laut spielen haben über Jahre, bei manchen Leuten zu einer Art "Beißreflex" geführt, wenn man mit entsprechendem Equipment an der location auftaucht. Dieser Beißreflex wird erstmal ausgelebt.
Das kann man vielleicht sogar nachvollziehen, die Frage für mich ist jedoch, ob es Sinn der Sache ist und dann wirklich noch das gemeinsame Miteinander fördert.
Ich habe da meine Zweifel...
 
DocBrown schrieb:
Du bemühst gerade wieder dieses Klischee, der jungen, wilden,unbelehrbaren Proletenrocker (überspitzt ausgedrückt).

:lol: ...nein nein, das waren alles alte Hasen die mein(t)en ihnen könne man nix :confetti:

Unter uns: ich organisiere ja u.a. auch Sessions. Da sind es die jungen Wilden die schön leise mitspielen ;-)
 
Hallo!

Wenn es der Beißreflex ist, der dich nervt, dann probier es mit Gelassenheit.

Ich habe mir dutzendfach anhören müssen, dass D.I. nicht klingt, dass Martins besser klingen als Yamaha, dass Vollröhre das non-plus-ultra sei, dass das SM-58 das beste Mikro der Welt ist etc.

Nach jahrelanger Benutzung von Fender-Kopien ("klingt gar nicht schlecht für eine Kopie, fast wie eine Fender") spiele ich jetzt eine Fender Telecaster. Da hörte ich neulich "Telecaster - die klingen immer zu spitz". Natürlich ohne einen einzigen Ton vorher.

Lass die Leute reden und hör einfach nicht hin.

Ich wiederhole mich bestimmt: Wenn man in der Kommunikation mit Veranstaltern und Mischern einfach immer wieder freundlich vorschlägt, doch eben mal schnell auszuprobieren und das Ergebnis überzeugend ist, dann ist das alles stressfrei.

Gruß

erniecaster
 
Magman schrieb:
Tommy ich denke nicht das das Thema poliltgesteuert wird. Es gibt je nach Veranstaltungsort klare Anweisungen was Lautstärke betrifft. Bei uns hier ist das teils schon übergreifend von Kneipe über Club bis Stadtfestbühne. Bei letzterem ist es sogar schon vorgekommen dass sie einer Band den Saft abgestellt haben weil sie weit über die Grenze beschallt hatten und Anweisungen samt Warnungen nicht befolgt haben.

Frage:

Ist es denn sinnvoll das Leute mit Gehörschutz Musik hören/erleben müssen? Die pauschale Aussage das muss so, sonst klingts nicht finde ich dumm und unwahr. Ich finde Grenzen an die man sich halten soll gut und wenn Musik weh tut ist das scheiße!

Ich bin sicherlich selbst kein Unschuldiger (ich hör mich auch gern spielen :lol: ), aber meine Frage oben ist denke ich berechtigt - poppen ohne macht ja auch viel mehr Spaß :p

Beispiel:

In einer sehr schönen Location, einem alten Bahnhof finden regelmäßig Blueskonzerte statt. Ich hab da selbst schon gespielt - nicht einfach zu beschallen, aber wenn man sich Mühe gibt klingt es sehr gut. Es spielte an einem Tag Memo Gonzalez & The Bluescasters. Ich hab bei der Beschallung geholfen. Einer der besten deutschen Bluesgitarristen Kai Strauss spielte dort damals noch mit. Er hat seinen Vibrolux sehr passabel eingestellt um von der Bühne nicht lauter zu sein als der Rest. Die Band spielte in einem sehr angenehmen Sound, es war ein toller Gig in voller Halle. Es war nicht leise, aber genau richtig und es tat nicht weh.
Eine Woche später spielte dort Henrik Freischlader mit Band. Henriks Gitarre war unerträglich laut (Realtone 2x12" Stack) und ohne Gehörschutz war es nicht auszuhalten. Ich hab zwischendurch mit Henrik gesprochen. Er meinte noch leiser klingt der Amp eben nicht - kann man nix dran machen. Okay! Nach der Pause gingen einige Leute kopfschüttelnd raus. Keine gute Werbung für Band und Veranstalter. Fand ich sehr schade, zumal ich Fan von Henrik bin. Er hat den Ruf oft alles wegzublasen was vor ihm steht.

Martin, ich gebe Dir in allen Punkten Recht. Hatte ja auch geschrieben, dass ich die meisten Beiträge richtig finde. Das Kernthema war m.E. aber, warum im zunehmenden Maße Lautstärke (und hier ist nicht Gesundheitsschädigung gemeint) im Allgemeinen und große Amps im Besonderen in Misskredit zu fallen scheinen. Völlig losgelöst von Notwendig- und Sinnhaftigkeit.
Woher kommt die (auch von mir so empfundene) gebetsmühlenartige Kampagne "groß und laut (nicht zu laut!) ist prinzipiell doof, klein und leise ist hipp"? Darauf versuchte ich zu Antworten.
 
tommy schrieb:
Das Kernthema war m.E. aber, warum im zunehmenden Maße Lautstärke (und hier ist nicht Gesundheitsschädigung gemeint) im Allgemeinen und große Amps im Besonderen in Misskredit zu fallen scheinen. Völlig losgelöst von Notwendig- und Sinnhaftigkeit.
Woher kommt die (auch von mir so empfundene) gebetsmühlenartige Kampagne "groß und laut (nicht zu laut!) ist prinzipiell doof, klein und leise ist hipp"? Darauf versuchte ich zu Antworten.

Hunsrück, Sommer-Session 2010 von GW
Im Vorfeld Diskussionen darüber, dass 2x12" und 4x12" total overdosed seien.
Den (richtig heftigen Pegel) haben damals zwei 1x12" Anlagen vorgeben, Brunetti SM16 und Egnater Tweaker15.
Die Jungs mit den großen Cabs waren brav ;-) .
 
gitarrenruebe schrieb:
... Den (richtig heftigen Pegel) haben damals zwei 1x12" Anlagen vorgeben, Brunetti SM16 und Egnater Tweaker15.
Die Jungs mit den großen Cabs waren brav ;-) ...

Ist halt wie mit den Kötern, die kleinsten Wadenbeißer giften am lautesten und gegen jeden ... :lol:
 
Magman schrieb:
Dann hast du wahrscheinlich noch nicht das Roland TD-30K ...

Man muss halt bereit sein Kompromisse einzugehen ;-)

Doch. Ein "mehr als 5000 Euro"-Monster. Ich fand es irgendwie komisch. Das liegt aber IMHO auch daran, dass man als Drummer eben gewohnt ist, seine Drums komplett natürlich zu hören. In dem Modul werden jedoch im Prinzip Studio Sounds generiert. Also so würde ich mir das komische Gefühl selbst erklären. Natürlich kann man mit den Dingern Musik machen! Obwohl in ner Blues Band... vielleicht doch alles auch Psychoakustik :roll: ;-)

Zum Thema: Hab grad in der neuen G&B gelesen, dass die Helloween-Gitarristen beide komplett ohne Amps und Boxen auftreten. Jeder hat nur ein Vox Tonelab am Start... die Metalwelt ist sicher erschüttert... :shock: :roll: :lol:
 
Ich verstehe Doc Brows Empfindungen vollkommen.
Abgesehen davon, was hier schon richtigerweise geschrieben wurde:
Kann es vielleicht sein, daß der Rock'n'Roll, dem ursprünglich ein lautes, subversives Element innewohnte und auch eine ihm eigene Lautheit, mittlerweile handzahm geworden ist, gezähmt und hoffähig gemacht vom sogenannten Establishment?
Kann es sein, daß der Rock'n'Roll, den Doc Brown hier beschwört, so gar nicht mehr existiert und wenn doch, dann ist er unbedingt zu zähmen?
Und hat sich auch die Rezeption dieser ursprünglich mal rebellischen Musik nicht verändert?
Spiegelt nicht auch dieses Forum die Sozialisation und Zähmung des Rock'n'Roll wider?
Damit meine ich den hier oft hochgehaltenen Konservativismus der jeweiligen Musikgeschmäcker?
Damit will ich niemandes Geschmack zu Nähe treten, bestimmt nicht.
Aber wann wurde hier im Forum zuletzt mal eine anarchohaft/rüpelhaft aufspielende Band wie z.B. die Pixies abgefeiert?
Kann es nicht einfach sein, daß die Zeit dieses ursprünglich rohen, vitalen, lauten Rock'n'Roll einfach vorbei ist?
 
In der Schweiz bestehen schon seit vielen Jahren dB-Begrenzungen für Konzerte. Ist das in Deutschland und Österreich auch der Fall? Ich weiss, dass wenn wir eine Veranstaltung anmelden, ich diese bei der Gemeinde melden muss, wenn diese geplant lauter als 93 dB, jedoch maximal 100 dB laut ist. Bis 93 dB gibt's keine Auflagen.

Ich gehe hauptsächlich auf Rock- und Metalkonzerte in CH...und diese Begrenzungen an dB hat mich bislang nie so richtig gestört. Soviel vom früheren 'Hörgenuss' geht dabei nicht verloren. Meine angepassten Ohrstöpsel sind zwar immer auf Mann, aber Höhe Mischpult brauch ich die selten.

Grz, Marco
 
Ich werde mal ein Beispiel geben, vielleicht macht das die Situation etwas klarer:

Ein Bekannter von mir, der in der hiesigen Szene kein Unbekannter ist, ist Sänger und Gitarrist und verfügt über reichlich Bühnenerfahrung. Er macht das mittlerweile seit über 30 Jahren und hat vom Kneipen- über Clubgigs und diversen Konzerthallen , Satdientourneen in Asien ziemlich Alles im Live-Betrieb erlebt.
Ich sollte hier noch dazu erwähnen, dass er nicht nur als Musiker, sondern auch als Tontechniker äußerst kompetent ist und einer der wenigen Mucker ist, die ich als absolut sozialverträglich und teamfähig erachte. Außerdem lebt er seit Jahren von seiner Tätigkeit als Musiker, Sänger und Songschreiber.

Sein derzeit stabilstes und lukrativstes Projekt ist eine Duo, indem er selber singt, Gitarre spielt und von einem weiteren Gitarristen, der die anspruchsvolleren Parts spielt, begleitet wird.
Die Beiden spielen Rockclassics im akkustischen Gewand und sind damit regional sehr gefragt und erfolgreich, werden aber auch über die Region hinaus gebucht.
Sie spielen nun seit mehr als 7 Jahren in diesem Projekt und kommen auf eine ganze Menge Gigs im Jahr.
Im Herbst habe ich den Kollegen das letzte Mal getroffen und wir haben ein wenig geplaudert. Er äußerte sich äußerst unzufrieden über das Verhalten mancher Veranstalter, die sie buchen und dann von Jahr zu Jahr immer weniger DB fordern. Und das bei einem Duo, welches nur mit Akk. Gitarren spielet. Das Ganze ging wohl öfters soweit, dass sie die mitgebrachte Anlage komplett herunterfahren mussten und die Signale nur noch rein akustisch, also Gitarre pur ohne PA und Gesang pur ohne Mikro und PA rüberkamen. Und jetzt der Hammer: Es war angeblich immer noch zu laut. Da hat er sich dann genötigt gefühlt mal was zu sagen und drohte seinerseits damit, den Gig zu beenden, wenn noch einmal so eine Aussage käme. Wie gesagt: Ihn bringt so schnell Nix aus der Ruhe und er ist sozial in einem höchsten Maße kompetent und verträglich. Gebucht werden die Jungs trotzdem ständig, weil sie einfach in dem was sie tun, gut sind und beim Publikum immer gut ankommen.

Seit ca. 3 Jahren spielen sie im Sommer öfters in Dänemark. Dort hat sich wohl eine Connection ergeben und die Jungs haben anfänglich dort eine handvoll Gigs gespielt und nun sind es regelrechte kleine Tourneen geworden.
Eine Aufforderung wie: Jetzt macht doch mal leiser" gibt es da nicht, im Gegenteil: Sowohl Veranstalter, als auch Techniker, als auch Publikum wollen Musik in einem angemessenen Pegel hören!
Für ihn war das die ersten paar Male wohl völlig befremdlich, aber er meinte einfach zu mir: "Da ist Musikmachen irgendwie noch ein völlig anderes Ding, als hier in Deutschland!".
Wohl gemerkt: Wir reden von einem Duo mit Gesang und Akustik-Gitarren!
Er selber kennt die ganzen harten _Jahre mit Fullstacks auch und ist auch der Meinung, dass es zuviel des Guten gewesen ist und genießt das Spielen in einem Akustik Set und die geringe Lautstärke, aber selbst er hat die -Nase so ziemlich voll von dem überzogenen Anspruchsdenken!

Wie gesagt, er ist auch im Bereich Tontechnik vom Fach und hat die Auffassung, dass die "Laut ist Out" Bewegung zwar richtig ist, aber den notwendigen Punkt nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten hat.

Das ist jetzt nur mal ein Beispiel. Ich könnte etliche weitere von dieser Qualität preisgeben.

Darum frag ich mich:
Ist das Alles noch zielführend? Trägt es zu einer Verbesserung der Situation bei? Hat da irgendjemand etwas von? Ist das sozial kompetent und im Sinne einer wirklich guten Ausgangssituation für Künstler, Veranstalter und Techniker?
 
DocBrown schrieb:
Das Ganze ging wohl öfters soweit, dass sie die mitgebrachte Anlage komplett herunterfahren mussten und die Signale nur noch rein akustisch, also Gitarre pur ohne PA und Gesang pur ohne Mikro und PA rüberkamen. Und jetzt der Hammer: Es war angeblich immer noch zu laut.

...das hört sich für mich ein bisschen...erm...unglaublich an. Vielleicht müsste ich es selbst erlebt haben, aber das, was ich lese, kann ich kaum glauben. Was waren denn das für Veranstaltungen?

...haben die an einer Beerdigung 'Junge, komm bald wieder' gespielt? Dann lag es nicht an der Lautstärke

DocBrown schrieb:
Ist das Alles noch zielführend? Trägt es zu einer Verbesserung der Situation bei? Hat da irgendjemand etwas von? Ist das sozial kompetent und im Sinne einer wirklich guten Ausgangssituation für Künstler, Veranstalter und Techniker?

Wenn das extreme Beispiel, was du anführst, sich wirklich so zugetragen hat? Nein.

Grz, Marco
 
Marco23 schrieb:
..., ich diese bei der Gemeinde melden muss, wenn diese geplant lauter als 93 dB, jedoch maximal 100 dB laut ist. Bis 93 dB gibt's keine Auflagen.
Gefällt mir.
Wie und wo wird ggf. gemessen? 5m, 10m oder 100m vor der Bühne. Mit/ohne Publikum? Fragen über Fragen ...
 
Ruderboot schrieb:
Wie und wo wird ggf. gemessen?

Hierzu gibt es eine sogenannte 'Schall- und Laserverordnung' (zum Schutz des Publikums, welche für Konzerte und Discos gilt). Natürlich bin ich als Veranstalter für die Einhaltung der Vorgaben verantwortlich, delegiere dies allerdings an die Techniker der Beschallungsfirma, die schon während eines Soundchecks in der leeren Location Messungen vornehmen. Soweit ich weiss, gibt es keine Vorgaben wie '5 m oder 10 m von der PA entfernt', sondern die Messungen finden dort statt, wo das Publikum der Lautstärke (dem Schall?) am stärksten ausgesetzt ist/wird. Wo dieser 'Ort' ist, wird der Techniker am besten wissen bzw. eventuell während des Soundchecks oder des Konzerts ermitteln. Die Messungen finden in der Regel während des ganzen Konzerts statt (also mit Publikum) und müssen, soviel ich weiss, festgehalten werden. Irgendwo habe ich auch etwas über eine 'Stundenmessung' gelesen - müsste dies allerdings genauer nachschlagen. Wie gesagt, die Fachleute kümmern sich vor und während des Konzerts darum.

Grz, Marco

Edit-Nachtrag: ich habe desöfteren jedoch gesehen, dass die dB-Messung vom Mischpult, auf Ohrenhöhe der Zuschauer, aus vorgenommen wird. Was für einen Grund es gibt, weiss ich nicht. Das müsste man auch nachlesen. Kann nur als Beobachter berichten.

Edit 2: hier, für die, die es interessiert, die entsprechende Verordnung, welche einige Fragen bezüglich Handhabung in der CH beantwortet http://www.admin.ch/ch/d/sr/8/814.49.de.pdf / so sieht ein Formular für die Anmeldung einer Veranstaltung aus: http://europa.gmgnet.li/gemeindetri...mente/Handbuch_Oeffentl_Veranstalt_201110.pdf Der Punkt mit den dB ist da auch geregelt (FL wird wie CH gehandhabt) > hier noch das spezifische Formular des Amt für Umweltschutz > http://www.llv.li/pdf-llv-aus-slv-meldungschall.pdf
 
Gleichung:

Dienstleistungsgig: Veranstalter ist der Entscheider über die Lautstärke - somit Gitarre (und auch andere Instrumente) immer zu laut....

kein Dienstleistungsgig (Clubgig/Open Air oder sonstiges): ich entscheide über meinen Sound und meine Lautstärke
 
DocBrown schrieb:
Ich werde mal ein Beispiel geben, vielleicht macht das die Situation etwas klarer:

Ich habe längere Zeit als (prof.) Backliner und Techniker (nicht bzw. nur in seltenen Ausnahmefällen für Gitarren!... nur falls sich einer wundert, warum ich da nicht den Oberplan habe! ;-) ) gearbeitet. Größtenteils für Bands aus dem Hart- und Härterwurstsektor, also LAUT. ;-) Veranstaltungsgröße von Hamburg Logo bis RaR. Ab und an mal gibt es da natürlich schon den einen oder anderen "Meckerer". Die Regel ist das nicht. Was mir (und auch Bekannten, die da auch aktuell noch aktiv sind) aufgefallen ist, es kamen in den letzten Jahren irgendwie ganz viele Veranstalter auf den Plan, die wenig bis keine Ahnung von der Durchführung solcher Gigs haben. Sowas hat wohl auch Einfluss auf die Vorstellungen. Im Amateurbereich trifft man ja regelmäßig auf Wirte, die nicht wirklich wissen, was sie tun. Das dürfte jeder kennen, der live spielt. Es kann ja auch nicht jeder Ahnung von allem haben.

Und, wurde hier auch schon öfter angeschnitten, es gibt definitiv einen Wandel beim Konsumenten. In den Neunzigern habe ich mit Rock/AOR Bands Gigs gespielt und war auch mit einigen befreundet, da kamen viele Leute, haben Eintritt gezahlt und zugeschaut/zugehört. Mit wenig quatschen und trinken. Oft waren ne PA und Monitore da, fast immer ne richtige Bühne! Allein die Locations gibt es zu 99% nicht mehr. Heute spielt man in einer freigeräumten Ecke einer Kneipe, die Veranstalter sind Wirte, die hauptsächlich Getränke verkaufen wollen und die Gäste meist Leute, die mit Freunden einen trinken und sich unterhalten wollen.
Es gibt auch Ausnahmen, aber so ist es meiner Erfahrung nach, die Regel.

Musik wird viel nebenher konusmiert, weil sie immer und überall verfügbar ist. Eine "Platte" kauft doch kaum noch einer.

Mal ganz ehrlich, die meisten normalen Hörer (also Zuhörer, keine Musikfans und Musiker) die ich kenne, speichern sich z.B. Musik von Youtube oder ähnlichen Quellen als MP3 und hören das dann. Ich würde nie auf die Idee kommen und sowas - in der Qualität - hören. Ich kenne Leute, die haben früher stolz hunderte bis tausende Platten gesammelt und richtig Musik gehört. Die haben heute ne (oft illegale MP3 Sammlung) in grauenhafter Qualität und sind die ersten die bei einem neuen Album, welches man erwähnt, fragen: "Kannste mir die mal brennen?"
Als es noch kein Internet gab, war ich regelmäßig in CD/Plattenläden unterwegs und habe in Ruhe gestöbert und gekauft. Hier in Bremen bei Hot Shot Records z.B. und dabei wurde auch mit den Mitarbeitern gefachsimpelt und ausgetauscht. Gerne habe ich auch mal 10 Alben auf einmal rausgeschleppt. Die habe ich dann rauf und runter gehört, viele kann ich jetzt noch auswendig, obwohl ich sie 10 Jahre nicht gehört habe.
Die wurden liebevoll einsortiert und gepflegt. Wehe, einer hat einen Knick in ein Cover gemacht! Dann kam das Internet und ich habe mich größtenteils da Informiert, was es neues gibt. Das wurde dann bestellt. Ich kaufe immer noch viele CDs/DVDs etc. muss aber zugeben, das die Wertschätzung oft nicht mehr die gleiche ist. Genauso geht es mir mit Instrumenten. Und so geht es vielen, die das noch so kennen. Einige meiner Bekannten sind Lehrer (wie viele Musiker ;-) ) und bestätigen mir desöfteren mal, dass ich mir das alles nicht nur einbilde.

Es gibt aber auch eine Gegenbewegung, die wieder Vinyl kauft, in kleine Kinos geht und Musik mit akustischen Instrumenten macht/hört. Hoffnung ist also vorhanden.

Lange Rede gar kein Sinn... das alles hat eben auch dazu beigetragen, dass Live dargebotenes eben nicht mehr beim Unterhalten stören darf. Passt auch zur Tatsache, das heute alles schön glatt und nett sein muss. Mahavishnu im Radio? Never! Übrigens hört man von z.B. amerikanischen Musikern schon seit langen Jahren immer wieder, dass das Publikum "drüben" Konzerte eher als Treffpunkt benutzt und fröhlich nebenher geredet, gegessen, getrunken wird... die haben dann immer das europäische Publikum gelobt, weil es zuhörte und mitmachte...! Vielleicht haben wir uns auch nur am großen Bruder orientiert.

Habe vorgestern einen Rockpalast-Mitschnitt von Gov't Mule angeschaut und mit Kopfhörer den Ton genossen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es da in Bonn 2007 permanente Quatscher gab. Man hört die ganze Zeit das nervige "Japp Japp" aus dem Publikum. :roll:


Ich laber wieder zu viel! :cool:

Ganz kurz: Scheiß Zeiten! Rock 'n' Roll ist was für alte Leute und ewig gestrige. :trollface:


Edit: Lärmpegelmessungen wurden auch schon vor 15 Jahren bei deutschen Veranstaltungen gemacht. Vom Mischerturm/Platz aus. Und ich erinnere mich, dass mal einer vom Ordnungsamt bei einem kleinen Festival auftauchte (während der Aufbauten/Soundchecks) um untere anderem auch das zu kontrollieren. Leider kenne ich keine genauen Grenzwerte. Für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen (Disco) gibts definitiv auch Grenzwerte.
 
Das war eine gute Darstellung, partscaster. Ich zB höre ungern Musik im Hintergrund, Radio vielleicht, aber ne CD rein und dann unterhalten? Oder Livemusik im Hintergrund? Näh.
 
Der Kollege Partscaster trifft den Nagel auf den Kopf, das Posting vom DocBrown war auch nicht weit daneben.

Meine Erfahrung: Mit meiner Roots Rock-Band kriege ich selten bezahlte Gigs, das Thema Lautsstärke war bislang immer ein Thema - bei jedem Gig! Ok, unser Drummer ist keiner der leisesten, aber letztlich spielen wir Gitarren da nur noch mit so gedrosselten Fusshupen, der Kollegen einen Belcat 20 und ich ne Tube 20 und den nur zu Hälfte aufgedreht, also auf ca. 10-12 Watt, kann also alles nicht so wild sein.

Und genau deswegen habe ich dann irgendwann gesagt (zu mir selbst): Wenn du viel live spielen willst und auch finanziell mal was hängen bleiben darf, dann mach mal was akustisches; sprachs und gründete ein Akustik-Trio: Akustikgitarre, Gesang, Bass und Cajon --> seit Mai 2012 ca. 40 Gigs auf Stadtfesten, Firmenfeiern, Hochzeiten & Geburtstagen. Man kann von Erfolg sprechen...

Wir nehmen die Band mit 2x12" Fullrange-Boxen -->0,8kW ab, meistens steht die Endstufe auf 12 Uhr --> und selbst da kommen welche, denen es zu laut ist --> Daher gibts am Pult (wir mischen uns selber) nun den "Placebo-Fader" - kommt einer dem es zu laut ist, ziehe ich den demonstrativ und ganz langsam runter --> Blick zum Reklamierenden "Jetzt besser?" --->Daumen hoch!
 
Den "Placebo-Fader" haben wir auch immer am Start, ist wohl gängiges Mittel bei Tontechnikern um Quälgeister los zu werden. Die Leute fühlen sich ernst genommen und ziehen zufrieden ab....
 
Geil... Gute Sache!
Auf der anderen Seite extremst bedauerlich, dass es überhaupt eines solchen Reglers bedarf.

Nochmal zum Thema "Allgemeinplätze":

Nach meiner Erfahrung gibt es nicht DIE Leute oder DIE Veranstalter oder DIE Techniker.

Es wurde hier oft aufgeführt, dass DIE Leute, also DAS Publikum Musik leise und bestenfalls nur als Untermalung haben will und lieber ihr Bier in Ruhe trinekn und quatschenwill.
Meines Erachtens verwechselt man hier aber Ursache und Wirkung.
Meine Wahrnehmung ist eher die:

Musikbegeisterte hören immer noch gerne und auch "lauter" Musik, die Leute sind nicht weniger geworden. Nur: Sie geben kein Eintrittsgeld mehr für eine location aus, in der Musik nicht mehr so dargeboten wird, wie sie es verdient hätte.
In meinem Umfeld und ich rede da von einer Gruppe von ca. 60 Leuten quer durch alle Gesellschaftschichten, gibt es viele Musikinteressierte.
Die würden für ein Konzertticket locker 50, 60 oder mehr Euro ausgeben, sehen aber beim besten Willen nicht ein, dann ein Konzert auf Zimmerlautstärke zu genießen, wie es zum Beispiel bei der Bonner Museumsmeile der Fall war. Die nehmen es dann lieber in Kauf 50 oder mehr Kilometer in eine andere Stadt zu fahren, um ihren Lieblingskünstler angemessen laut und lange zu hören.

Es ist nach meinem Dafürhalten nicht so, dass es kein Interesse mehr gibt , Musik "laut" (das steht jetzt mal bewusst in Anführungszeichen), die Leute, die so etwas bevorzugen werden nur nicht mehr entsprechend bedient und bleiben daher zu Hause, irgendwie logisch, oder?
Da wird , wie ich finde, sehr viel Augenwischerei betrieben. An der Realität schrammt das dann schon ein bisschen vorbei.
Ich ziehe mit meinem Programm immer das Publikum an, was ich bediene.

Ich habe mich letztes Jahr öfters auf diversen Bikerfesten "rumgetrieben" und was da abgeht ist schon eine andere Hausnummer.
Und da fließt durchaus Geld. Da brauchen wir über zu "laut" auch nicht diskutiern. Ja, das ist tatsächlich zu laut. Zumindest für die meisten Clubs. Auch mir.
Aber einfach zu sagen DIE Leute wollen das so und so ist nicht unbedingt ein Argument, was bei genauerem Hinsehen und Hören noch aufrecht gehalten werden kann.
Ich "höre" da durchaus auch anderes und andere Meinungen.
Das sind durchaus gesittete Leute, die zu "laut" auch verabscheuen. Allerdings bemängeln die Ähnliches wie ich.
 

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