"YouTube vernichtet die Musik"

Ich mag es auch nicht, wenn jemand vor mir mit dem Handy filmt... andererseits freue ich mich auch, wenn ich Videos von "meinem" Konzert in der Tube finde. Ich selber filme nicht, weil ich das Konzert genießen will...

http://www.youtube.com/watch?v=mJNbO4W1QCs

Über das Video freue ich mich z.B. seeehr. Es gibt aber auch eine Menge scheiße von dem Konzert...


z.B. das:

http://www.youtube.com/watch?v=d6aAjolkHEg

Seit dem Konzert liebe ich das Lied und die Version vom Boss... aber DAS kann man sich einfach nciht antun.
 
Woody schrieb:
Was heisst denn hier für Dich objektiv?
In diesem Fall ganz einfach die von mir beschriebene Situation: Ein Mensch macht ein (unerwünschtes) Video und lädt es hoch.

Wenn er es bei Youtube hochlädt, ist nicht Youtube schuld, sondern der Mensch.
Wenn er es bei Vimeo hochlädt, ist nicht Vimeo schuld, sondern der Mensch.
Wenn er es bei Pornhub hochlädt, ist nicht Pornhub schuld, sondern der Mensch.
Etc.

Dass die o.g. Medien mittelbar durch die Inhalte auf ihren Plattformen Geld verdienen, ist eine komplett andere Baustelle.

Warum hat ein Zimerman nicht die Eier, klipp und klar zu sagen, dass seine Konzertbesucher auf seinen Konzerten filmen und diese Mitschnitte der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen?

Auch: Er scheint ja ein sehr selektiver Mensch zu sein, was die Qualität seiner Aufnahmen etc. angeht – wie geht das eigentlich einher mit einer Behauptung, ein Low-Quality-Medium wie Youtube mit seinen Aufnahmen und Auftritten konkurriere?

Ich stelle mal zwei Zitate gegeneinander:
wikipedia schrieb:
Äußerst selbstkritisch, zog er diverse frühe Plattenveröffentlichungen zurück, weil sie den eigenen hohen Standards nicht mehr genügten. Die Folge war, dass seine wenigen erhältlichen Einspielungen oft zu den Referenzen auf dem Markt zählen…
orf.at schrieb:
Er habe schon viele Plattenprojekte und Kontakte verloren, weil man ihm sagte: „Entschuldigung, das ist schon auf YouTube“

Läuft da was in seiner Zielgruppe falsch? Klingt für mich, als würden Vinylenthusiasten stundenlang verbal über ihre Laufwerke onanieren, um es anschließend vollkommen ok zu finden, wenn einer aus der Gruppe sagt "Ach, so nebenbei: Ich habe meine Pink-Floyd-Alben für 'nen Euro bei eBay rausgehauen, fand die überflüssig, gibt's ja auch auf Youtube".
Ich mein – selbst mir, der noch nie auf einem Klavierkonzert war (und dies angesichts eines ttt-Berichts über Chilly Gonzales wohl mal ändern muss), ist es vollkommen einleuchtend, dass selbst ein gut gedrehtes HD-Video nicht gegen ein wirkliches Konzert anstinken kann. Je mehr ich über obige Behauptung nachdenke, desto unverständlicher wird sie für mich.

Übrigens: Das mit den Google-Ads auf den Piraterieseiten – da steht noch was von Deiner Seite aus. ;-)
 
Chris_1981 schrieb:
Das ist jetzt nicht wirklich euer Ernst oder?

An alle Ü30 und "Handys sind so böse bei Konzerten" Personen hier... bitte einmal den Wohnzimmerschrank öffnen und die Fotoalben herausnehmen. Erzählt mir ja nicht, das sich da nicht Fotos von irgendwelchen Konzerten finden.

Von mir ein dickes: Lol!

Wann warst Du auf Deinem letzten klassischen Konzert? Wieviele Holzfäller hast Du da Handies filmenderweise hochhalten sehen? Also ich bin etwa alle 2 Wochen auf einem, ich sehe da nie welche. Und hier geht es um einen klassischen Pianisten. Den kannst Du doch nicht mit Lena Reiher-Mundstuhl vergleichen...
 
Chris_1981 schrieb:

Damit du nicht alleine gegen den Rest des Forums kämpfen musst: ich bin da ganz bei dir, in allen Punkten.

Ganz besonders finde ich es auch absolut daneben, wegen sowas ein Konzert abzubrechen, für das Leute bezahlen.
Vielleicht sollte der Mensch sich mal ein bisschen weniger selbst wichtig nehmen und einsehen, dass die ganzen Arschlöcher, die da Filmchen machen, unterm Strich dann doch die sind, die ihn bezahlen ;-)
 
Banger schrieb:
Läuft da was in seiner Zielgruppe falsch?
Na ja, wenn Herrn Zimermans Plattenfirma sagt, dies und das produzieren wir nicht, weil schon auf Youtube vorhanden und deshalb kauft die Zielgruppe nicht, muss diese Einschätzung seitens der Plattenfirma nicht zwangsläufig richtig sein.

Vielleicht kauft die Zielgruppe weniger, vielleicht gleich viel, vielleicht auch mehr.

Herr Zimerman verliert trotzdem ein Plattenprojekt.


Gruß,
 
Wo Sie gerade Colabecher sagen:

Ich war mal in den 90ern auf 'nem Motorhead-Konzert in Oberhausen, da hatte Lemmy so ein Ding getroffen.

Das Konzert war sofort unterbrochen und er verlangte, daß das Publikum den Schuldigen nach vorne brächte, sonst wäre der Gig beendet.

Ob diese nun folgten oder der Delinquent freiwillig an die Bühne trat, konnte ich nicht recht verfolgen. Auf jeden Fall stand er irgendwann vorne, Lemmy trat ihm kurz in die Fresse und das Konzert ging weiter.

Und was Mimöschen anbelangt: War schon mal jemand von Euch auf einem Joe Jackson-Konzert? - Da darf man bisweilen nicht tanzen oder gar mitsingen... wobei er sich da angeblich was entspannt haben soll mittlerweile... ;-)
 
Batz Benzer schrieb:
Und was Mimöschen anbelangt: War schon mal jemand von Euch auf einem Joe Jackson-Konzert? - Da darf man bisweilen nicht tanzen oder gar mitsingen... wobei er sich da angeblich was entspannt haben soll mittlerweile... ;-)

Nicht selbst dabei, aber mein Dad (als glühender Fan) hat mir davon auch erzählt. Damals dachte ich mir schon: was für ne Kacknase.
Das ist eine überhebliche, selbstverherrlichende und arrogante Art, die ich echt zum kotzen finde. Viel eher zum kotzen als jedes verpixelte, übersteuerte Handyvideo bei youtube.
 
Banger schrieb:
In diesem Fall ganz einfach die von mir beschriebene Situation: Ein Mensch macht ein (unerwünschtes) Video und lädt es hoch.

Wenn er es bei Youtube hochlädt, ist nicht Youtube schuld, sondern der Mensch.
Wenn er es bei Vimeo hochlädt, ist nicht Vimeo schuld, sondern der Mensch.
Wenn er es bei Pornhub hochlädt, ist nicht Pornhub schuld, sondern der Mensch.
Etc.

OK.
Dann ersetze youtube:={Betreiber von youtube},
wenn Du Menschen brauchst.
Wenn ich Deinen Blog mit rassistischer Hetze und links zu Kinderpornoseiten zuspamme, stehst Du als die Person, die im Impressum steht, inhaltlich dafür gerade, wenn Du es versäumst, den Kram zu löschen
"Mein Blog ist nur ein neutrales Medium, wo halt Menschen anonym Dinge äussern..." ist vor Gericht für Dich da keine gute Verteidigungsstrategie.

Die Betreiber von Youtube sind redaktionell inhaltlich verantwortlich für die Videos, die bei Ihnen auf der Seite landen.
Da hat Objektivität für mich keinen Platz.

Technologie ist Menschenwerk und folgt menschlichen Interessen.
Auch wenn die urban legend über das Internet Anderes behauptet.

Banger schrieb:
Dass die o.g. Medien mittelbar durch die Inhalte auf ihren Plattformen Geld verdienen, ist eine komplett andere Baustelle.

Nein, da sehe ich anders.
Ich unterstelle, den Betreibern von Youtube, dass sie aus Gewinnabsicht Rechte von Urhebern in großem Maßstab vorsätzlich verletzen, und angemessene Kompensation verweigern.
Und da wird es mit Objektivität auch sehr schwierig.
Guck Dir mal die Geldströme an.


Banger schrieb:
Warum hat ein Zimerman nicht die Eier, klipp und klar zu sagen, dass seine Konzertbesucher auf seinen Konzerten filmen und diese Mitschnitte der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen?

Auch: Er scheint ja ein sehr selektiver Mensch zu sein, was die Qualität seiner Aufnahmen etc. angeht –
Das ist sein gutes Recht.


Banger schrieb:
wie geht das eigentlich einher mit einer Behauptung, ein Low-Quality-Medium wie Youtube mit seinen Aufnahmen und Auftritten konkurriere?
Die normative Kraft des Faktischen.
Wenn der obige Pianist Gigs verliert, und Veranstalter führen glaubhaft Youtube als Begründung an,
dann ist es absurd und anmaßend, ihm eine Befindlichkeitsstörung zu unterstellen.
Dann gefährdet Youtube de facto seine Existenz.
Sicher hat er sich dem Wettbewerb zu stellen, niemand hat ein Recht darauf, dass sich sein Produkt verkauft, oder dass er von Musik leben kann.
Aber nach meinem Verständnis hat jeder das Recht, sein Produkt nach eigenem Gutdünken zu vermarkten.
Dazu gehört auch, dass er die eingeschnappte Diva spielen darf, wenn jemand versucht, seine Produktvermarktung zu unterlaufen.


Banger schrieb:
Ich stelle mal zwei Zitate gegeneinander:
wikipedia schrieb:
Äußerst selbstkritisch, zog er diverse frühe Plattenveröffentlichungen zurück, weil sie den eigenen hohen Standards nicht mehr genügten. Die Folge war, dass seine wenigen erhältlichen Einspielungen oft zu den Referenzen auf dem Markt zählen…
orf.at schrieb:
Er habe schon viele Plattenprojekte und Kontakte verloren, weil man ihm sagte: „Entschuldigung, das ist schon auf YouTube“

Da versucht jemand eine sehr klare künstlerische Linie zu fahren, und permanent kommt Ihm youtube in die Quere, dessen Qualität enttäuschend ist.
Das fänd ich auch frustrierend, an seiner Stelle.
:shrug:

Banger schrieb:
Läuft da was in seiner Zielgruppe falsch? Klingt für mich, als würden Vinylenthusiasten stundenlang verbal über ihre Laufwerke onanieren, um es anschließend vollkommen ok zu finden, wenn einer aus der Gruppe sagt "Ach, so nebenbei: Ich habe meine Pink-Floyd-Alben für 'nen Euro bei eBay rausgehauen, fand die überflüssig, gibt's ja auch auf Youtube".
Ich mein – selbst mir, der noch nie auf einem Klavierkonzert war (und dies angesichts eines ttt-Berichts über Chilly Gonzales wohl mal ändern muss), ist es vollkommen einleuchtend, dass selbst ein gut gedrehtes HD-Video nicht gegen ein wirkliches Konzert anstinken kann. Je mehr ich über obige Behauptung nachdenke, desto unverständlicher wird sie für mich.
Ein Nebenschauplatz, kein Argument.

Banger schrieb:
Übrigens: Das mit den Google-Ads auf den Piraterieseiten – da steht noch was von Deiner Seite aus. ;-)

Ja.
Das ist so. Ich hab da was im Hinterkopf, aber ich kann es gerade nicht finden.
Aber was ist noch gleich ein guter Grund dafür, das Google Suchergebnisse für Torrents von urheberrechtlich geschütztem Material ausspuckt?

Viele Grüße,
woody
 
Ich habe mal ein Frage:

War es nicht "früher" (also sagen wir mal bis vor ca. 10 Jahren) so, dass ein Mitschneiden eines Konzerts in jeglicher Form untersagt war?

Also ich habe meine ersten Konzerte so ab 1992 erlebt und da war ein Mitbringen eines Fotoapparates oder Diktiergerätes in den meisten Fällen strengstens untersagt.
Über die rechtlichen Gründe und deren Korrektheit möchte ich mich jetzt hier nicht äußeren, frage mich allerdings schon, warum auf einmal etwas erlaubt sein muss/soll, was bis vor ein paar Jahren (auch aus urheberechtlichen Gründen) untersagt war?

Nur weil es "ALLE" machen oder alle können (Technik sei Dank)?

Zu YT kann und will ich mich an der Stelle nicht zu viel äußern, das Thema ist komplex und ich könnte da auch keine 100%ige eindeutige Stellung beziehen...
Für mich steht aber fest , dass YT in bestimmten Fällen Musik durchaus "tötet" oder zumindest nicht unbedingt förderlich für einen guten Umgang mit künstlerischem Eigentum und Kultur ist.
Das hat schon Einiges kaputtgemacht.
Allerdings nutze ich das Ding selber, um auf mich und meine Tätigkeit und Produkte aufmerksam zu machen.

Tja... ein Dilemma.
Abschließend muss ich sagen, dass Konzerte (zumindest nach meinem Empfinden) einfach nicht mehr das sind, was sie mal waren. Früher standen die Leute freudig erregt da, um auf "ihren" Act zu warten, es lief Musik aus der Dose und wenn nicht, hat man gequatscht und neue Leute kennen gelernt. Heute sind die Alle am Simsen, Smartphonen, googlen oder youtuben. Wenn das Licht dann aus geht und der Künstler die Bühne betritt, stehen die Leute stocksteif da und halten ihre Smartphones in die Luft anstatt mal ein bisschen abzugehen.
DAS finde ich schade!
 
Boah, Woddy… :roll:

Wenn keiner bei Youtube Videos hochladen würde, gäbe es das Problem nicht, Punkt.
Da muss man ansetzen, nicht weiter hinten, Punkt.

Siehst Du? Das lässt sich ganz simpel ohne kapitalismuskritische Weltreise abfrühstücken.
Ich weiß ja nicht, wie es Dir geht, aber ich finde es unglaublich anstrengend bis nervig, wenn man argumentatorisch zu einem unüberschaubaren Rundumschlag ausholt, anstatt erst mal die Fundamente zu klären.

Und das Argument mit dem Gigzerstörer Youtube kann ich, insbesondere im Kontext klassischer Musik, nicht mit irgendetwas zusammenführen, wo hinten ein "glaubhaft" herauskommt.
Wenn dem wirklich so sein sollte, dann erkläre es mir, bitte.
 
Banger schrieb:
Boah, Woddy… :roll:

Well, wir gehen offensichtlich von anderen Prämissen aus.
Da werden wir uns wohl nicht einig drüber.

Ich glaube, dass es sehr viel einfacher ist, bei youtube zu filtern, als einen allgemeinen Gesinnugswandel der user herbeizuführen (bei dem ich weiter unterstelle, dass dieser Gesinnungswandel seitens youtube nicht gewollt ist).
Piraterie (und darum diskutieren wir ja de facto) ist natürlich auch ein Problem der Menschen, aber ohne Medien, die dafür Plattformen und Methoden bereitstellen kann es sie nicht geben.
Und es ist einfacher Technik zu beeinflussen, als Gesinnungen.
'Gelegenheit macht Diebe' ist ein uralter Spruch.

Und das Argument mit dem Gigzerstörer youtube, nun, letztendlich muss man Zimermann damit unterstellen, dass er lügt.
Ich halte es für wahrscheinlicher, dass er vielleicht übertreibt, aber keinen vollständigen Humbug von sich gibt, die Geschichte also einen wahren Kern hat.
Irgendeinen Gig wird er da verloren haben.
:shrug:


Aber wir fangen an, uns im Kreis zu drehen, ich habe mehr nicht beizutragen.
Ich finde solcherlei Debatten auch immer anstrengen, aber wichtig, auch wenn sie manchmal fruchtlos sind.
Und ich finde es immer gut, wenn das ohne verbales Schienbeintreten auskommt.
Merci,

Viele Grüße,
woody
 
Sven Regner hat sich ja schon auf anderer Ebene darüber ausgelassen: Prinzipiell und damit meine ich echt das Grundprinzip, ist das Mitschneiden von Musik ohne Zustimmung des Künstlers Diebstahl. Punkt Ende Aus.
Wenn dabei auch noch Scheiße raus kommt und so etwas wieder ohne Zustimmung des Künstlers veröffentlicht wird, geht das für mich schon in Richung Produktpiraterie. Das ist wie eine chinesische Rolex für 10 $. Schlimmer noch: Das ist Sabotage der Rolex Werke. Ich bin sicher; So etwas schadet jedem Produkt.

Dass der Künstler hier so reagiert hat, kann ich nachvollziehen. Und wenn Youtube auch nicht selber raubt, so ist es in diesem Fall das Portal für Räuber.
 
W°° schrieb:
Sven Regner hat sich ja schon auf anderer Ebene darüber ausgelassen: Prinzipiell und damit meine ich echt das Grundprinzip, ist das Mitschneiden von Musik ohne Zustimmung des Künstlers Diebstahl. Punkt Ende Aus.

:top:
 
YouTube vernichtet möglicherweise althergebrachte Strukturen der Musik-Kommerzialisierung. Die Musik wird nichts und niemand jemals vernichten können.
 
Schnabelrock schrieb:
YouTube vernichtet möglicherweise althergebrachte Strukturen der Musik-Kommerzialisierung. Die Musik wird nichts und niemand jemals vernichten können.

Welch ein romantischer Satz!
Wie sagte Rotschild? "Ihr Geld ist nicht weg - es ist nur wo anders!"
Ein Trost für den Bestohlenen.
 
W°° schrieb:
Sven Regner hat sich ja schon auf anderer Ebene darüber ausgelassen: Prinzipiell und damit meine ich echt das Grundprinzip, ist das Mitschneiden von Musik ohne Zustimmung des Künstlers Diebstahl. Punkt Ende Aus.
Wenn dabei auch noch Scheiße raus kommt und so etwas wieder ohne Zustimmung des Künstlers veröffentlicht wird, geht das für mich schon in Richung Produktpiraterie. Das ist wie eine chinesische Rolex für 10 $. Schlimmer noch: Das ist Sabotage der Rolex Werke. Ich bin sicher; So etwas schadet jedem Produkt.

Dass der Künstler hier so reagiert hat, kann ich nachvollziehen. Und wenn Youtube auch nicht selber raubt, so ist es in diesem Fall das Portal für Räuber.

Es ist auch Fakt, daß Mücken Blut trinken; leider werden wir sie davon aber nicht abhalten oder gar ausrotten können.

Ähnlich ist es mit Mitschnitten: Es gab sie schon immer, es wird sie immer geben und wir werden sie nie ganz abschaffen können.

(Mir hat ein Gitarrenschüler vor 2 Tagen innerhalb einer Minute diese GEMA-Sperre aus YT gehauen; so viel zur technischen Machbarkeit von Verboten).

Die Frage ist nun: Wie geht der Künstler damit um; kriminalisiert er seine Hörerschaft oder nicht?

Mir ist hier z.B. das Prinzip der Ärzte sehr sympahtisch: Fans können ihre Live-Mitschnitte auf einer eigenen Seite einstellen; jeder darf hier alles haben.

Und warum? - Weil sie nix zu verbergen haben und es ihnen wirtschaftlich nicht schadet. Die Alben, auch die Live-Alben, verkaufen sich ungehindert gut, weil der Fan jedes Werk in bester Qualität haben möchte.

Für kleine Bands ist die Verbreitung ihres Schaffens wichtig. Auf Plattformen eingestellt zu werden verschafft ihnen neue Käufer. Was ist daran falsch...?

Ich bin nach wie vor für eine Medien-Flatrate, die wir alle jeden Monat abdrücken (z.B. über den Provider zu bezahlen) und aus der Künstler entsprechend der Nutzung ihres Contents bezahlt werden; gezählt wird das dank GEMA ja eh schon (so gut es geht). Alle würden profitieren von einem solchen System, und die GEZ (egal wie man zu ihr steht) zeigt, daß es machbar ist.

Jede Wette, daß es sich wie mit dem Grundeinkommen verhält: Alle wissen, daß es preiswerter ist als die Sozialleistungen, die der Staat derzeit ausschüttet, es also billiger käme. Aber die Lobbies lassen es nicht zu und kriminalisieren lieber als eine gemeinverträgliche Lösung zu finden.

Das Problem ist doch, daß alle Angst vor neuen Wegen haben. Wir müssen aber neue Wege gehen, da die alten zu keiner befriedigenden Lösung finden.

So, jetzt steinigt mich meinetwegen für meine Weltfremdheit; Hier stehe ich, ich kann nicht anders. :cool:
 
Batz Benzer schrieb:
Mir ist hier z.B. das Prinzip der Ärzte sehr sympahtisch: Fans können ihre Live-Mitschnitte auf einer eigenen Seite einstellen; jeder darf hier alles haben.
Alter der Zielgruppe 11 - 25 Jahre.
Klassische Musik lebt nicht von der Aloa-Welle oder vom Stage Diving. Die Live Atmo einer Punk Band dagegen lässt sich sogar mit einem Smartphone einfangen und den Kids ist es scheißegal, ob der Kram zerrt - Hauptsache das Feel kommt rüber.

Bei Klassischer Musik zählt Ambiente, Aufnahmequalität und Dynamik. Abgesehen davon, dass Smartphones alles nicht richtig können, eignen sie sich ÜBERHAUPT nicht dazu, ernste Musik aufzuzeichnen.

Dein Argument mit den Mücken klingt rhetorisch gut, aber während sich die Mücke ernährt, sprechen wir hier von einem schlichten Eigentumsdelikt unter Menschen. Ich denke, Deine Liberalität würde schlagartig abnehmen, wenn sich jemand mit dem selben Argument an Deinem Portemonnaie bedienen würde.
 
Woody schrieb:
Ich glaube, dass es sehr viel einfacher ist, bei youtube zu filtern…

Es ist ja so: Youtube filtert. Nee halt, Moment, falsches Wort: "erkennt", nicht "filtert".
Manchmal sogar so gut, dass ich baff erstaunt bin. Hab mal einen kurzen Schnipsel aus einem Film mit einer verballhornten Tonspur hochgeladen, kurze Zeit darauf bekam ich eine Nachricht von Google, dass in meinem Video Inhalte von $rechteinhaber enthalten sind.

Kurzum: Youtube hat schon ziemlich gute Algorithmen, was das erkennen angeht.
Für deren Erfolg ist es aber notwendig, dass Youtube auch kennt, was es erkennen (und ggf., je nach Abkommen mit den Rechteinhabern/-verwertern, filtern) soll. Ein Spürhund kann auch erst loslegen, wenn er weiß, wonach er schnüffeln soll.

Und hier schiebt man sich seit einiger Zeit schon die Schuld gegenseitig in die Schuhe:
Youtube sagt: "Leute, wie sollen wir denn etwas als 'geschütztes Werk' filtern, wenn Ihr uns nicht sagt, was geschützt ist?" – nicht ganz zu Unrecht.
Und die Rechteinhaber sagen: "Prühühü, sollen wir erst noch 500 Leute einstellen, die Euch unsere Werke vorflöten?" – auch nicht ganz zu Unrecht. Aber anders wird, nein, kann es nicht funktionieren, das ist ein Faktum, welches man berücksichtigen muss, bevor man von Youtube das Filtern verlangt.

Und als würde das nicht reichen, gibt es dann noch die Youtube-User, die beim Videoupload bestätigen, dass ihr Video auf gar keinen Fall die Rechte Dritter verletzt. Als ob. Die ganz "smarten" schreiben noch ein "no copyright infringement intended" hinzu.

Man kann übrigens als urheberrechtsinteressierter Mensch bei Youtube fragliche Videos zur Überprüfung flaggen.

Batz Benzer schrieb:
(Mir hat ein Gitarrenschüler vor 2 Tagen innerhalb einer Minute diese GEMA-Sperre aus YT gehauen; so viel zur technischen Machbarkeit von Verboten).

Das ist in diesem Fall sogar ziemlich simpel: Die GEMA-Sperre gilt für Deutschland, also muss Youtube deutsche IPs filtern. Geht man über einen ausländischen Proxy (so etwas wie eine Umleitung über einen Rechner im Ausland), weiß Youtube nicht mehr, dass man eigentlich in Deutschland sitzt.
 
Hallo Walter,

W°° schrieb:
Alter der Zielgruppe 11 - 25 Jahre.

Das ist meines Wissens tatsächlich falsch; die Hörerschaft dieser Band konstituiert sich aus jungen und mindestens zum gleichen Teil aus alten Fans - und die sind mittlerweile 40-50 Jahre alt. Zumindest wird dies von Medien und Band so propagiert, und es entspricht auch meiner persönlichen Erfahrung.

Wobei sich mir nicht erschließt, wofür oder -gegen Alter ein Argument an dieser Stelle sein soll.

W°° schrieb:
Klassische Musik lebt nicht von der Aloa-Welle oder vom Stage Diving. Die Live Atmo einer Punk Band dagegen lässt sich sogar mit einem Smartphone einfangen und den Kids ist es scheißegal, ob der Kram zerrt - Hauptsache das Feel kommt rüber.

Und so wird ein Ärzte-Album dann trotz dessen Nummer 1? Das ganze Album gibt es immer noch als Video-Feed für umme auf der Seite. Das sollte sich Deiner Auffassung nach widersprechen, wenn ich Dich hoffentlich nicht falsch verstanden habe.

W°° schrieb:
Bei Klassischer Musik zählt Ambiente, Aufnahmequalität und Dynamik. Abgesehen davon, dass Smartphones alles nicht richtig können, eignen sie sich ÜBERHAUPT nicht dazu, ernste Musik aufzuzeichnen.

Eben; warum sollte dann also ein YT-Beitrag eine Konkurrenz darstellen? - Auch dies widerspricht sich menes Erachtens; entschuldige, wenn ich Dich auch hier nicht richtig verstanden haben sollte.

W°° schrieb:
Dein Argument mit den Mücken klingt rhetorisch gut, aber während sich die Mücke ernährt, sprechen wir hier von einem schlichten Eigentumsdelikt unter Menschen. Ich denke, Deine Liberalität würde schlagartig abnehmen, wenn sich jemand mit dem selben Argument an Deinem Portemonnaie bedienen würde.

Weiß Du, was ich gemacht habe, wenn mir in den 90ern jemand grinsend nach dem Gig erzählt hat, daß er sich alles von uns downgeloaded hat? - Ich habe mich gefreut, daß er zum Konzert gekommen ist. Und wenn ich besonders gut drauf war, habe ich ihm auch die rechte Wange hingehalten, ein T-Shirt geschenkt und mich über die gute Werbung gefreut.

Abgesehen davon scheint Du zu meinen, daß sich Medien-Piraten nicht von ihrem illegalen Business ernähen müssen - machen die das ehrenamtlich?

W°° schrieb:
Dein Argument mit den Mücken klingt rhetorisch gut, aber während sich die Mücke ernährt, sprechen wir hier von einem schlichten Eigentumsdelikt unter Menschen.

Zum Eigentums-Delikt machen wir es ja erst. Meine Argumentation möchte die Notwendigkeit der Kriminalisierung verhinden, siehe Flatate meines letzten Posts, im Sinne von: „Ich wünsche mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.“

Ich würde mir wünschen, daß Du Dich weniger mit meiner (zugegeben unheimlich geschickten ;-) ) Rhetorik als vielmehr mit den Inhalten beschäftigst und mich in diesem Sinne sehr freuen, von Dir zu lesen;

herzlichen Gruß von

Batz. :cool:

PS: "Zitaten zu antworten" sieht meines Erachten simmer so aggriffslustig und zerfleddernd aus; es ist keinesfalls so gemeint, vielmehr wollte ich Dir so dezidiert wie möglich antworten. ;-)
 
Ganz nebenbei: Einem Zauberkünstler würde ich viel eher die Argumentation abkaufen, Youtube-Videos würden ihm die Auftritte wegschwemmen.
 

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